„Und wenn alle anderen in den Graben springen, dann springst du hinterher?“ Mit dieser rhetorischen Frage nahm mir mein Vater den Wind aus den Segeln, wenn ich unbedingt etwas haben wollte, was „alle anderen“ doch auch hatten. Echt nervig, mein Vater! Später erfuhr ich von ihm, dass er selbst viele Jahre zuvor gegen seinen Willen in „den Graben springen“ musste und Soldat im Zweiten Weltkrieg wurde. Und mir wurde immer mehr klar, dass mir mein Vater mit diesem nervigen Graben-Spring-Spruch den Eigensinn stärkte. Dafür bin ich ihm dankbar!
Denn es ist ja viel bequemer, jede „Mode“ mitzumachen, als mir selbst überlegen zu müssen, was jetzt für mich dran ist. Da kann man schon mal zum Einzelgänger werden und muss dann auch ein gewisses Maß an Einsamkeit in Kauf nehmen. Aber es lohnt sich eben auf die Länge des Lebens gesehen doch, wenn man sich nicht „verbiegen“ lässt.
Somit verstehe ich den Monatsspruch für Juli als eine Rückenstärkung. Dieses Gebot ist aber auch eine ernste Mahnung, dass ich nicht mit den „Wölfen heule“. Wer oder was allerdings die „Wölfe“ sind, die „Unrecht“ ausüben, ist nicht immer leicht zu entscheiden. „Das Recht der Mehrheit“ ist jedenfalls kein zuverlässiges Kriterium. Im Unrechtsstaat der Nationalsozialisten sagte die Widerstandsaktivistin Sophie Scholl (1921 – 1943) bei ihrer Vernehmung die hellsichtigen Worte: „Das Gesetz ändert sich, das Gewissen nicht.“
Reinhard Ellsel