Eine neue Welt wird entstehen

Monatsspruch Dezember 2021: Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will  bei dir wohnen, spricht der HERR. (Sacharja 2,14)


Freude – sie ist eines der schönsten Gefühle, das Menschen kennen. Bereits die Bibel berichtet vielfach über sie: Anlässe zur Freude sind das Wiedersehen nach einer Trennung, Hochzeiten und andere Feste, Beziehungen zu anderen Menschen sowie die Ernte. Auch Gott selbst, seine Gnade und seine Gerechtigkeit sind Quellen der Freude. „Ich freue mich und bin fröhlich in dir und lobe deinen Namen, du Allerhöchster“, mit diesen Worten beschreibt es der Beter im neunten Psalm.

„Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion!“ – so ist es auch beim Propheten Sacharja zu lesen. Es ist ein Trostwort, das der Prophet hier an die Einwohner Jerusalems richtet. Denn die Stadt und Gottes Tempel waren zerstört worden – ihre Einwohner standen vor den Trümmern ihrer Häuser. Ein Anlass zur Freude bestand wahrlich nicht – und dennoch verkündet Sacharja sie. „Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR.“ Damit drückt er Gottes Zusage auf Vollendung aus. Im Kommen Gottes und dem Anbruch seiner Königsherrschaft wird eine neue Welt entstehen. In ihr ist das Böse besiegt, Krieg, Leid und Ungerechtigkeit werden nicht mehr sein.

Das kommende Reich Gottes ist gekennzeichnet von einer immerwährenden Freude. Beim Propheten Jesaja heißt es dazu: „Die ­Erlösten des HERRN werden wiederkommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen“ (Jesaja 35,10).

Detlef Schneider

Predigt zum 2. Advent

Von Pfarrerin Dr. Judith Lena Böttcher am 05.12.2021 in der Stephanuskirche in Gebersdorf

Adventskranz in der Stephanuskirche Nürnberg Gebersdorf mit zwei brennenden Kerzen zum Gottesdienst am 2. Advent

Liebe Gemeinde,

wieder ist es ein Advent, in dem viele Erwartungen enttäuscht werden. Wieder ist es ein Advent, in dem Veranstaltungen abgesagt werden. In dem wir nicht auf dem Weihnachtsmarkt unbeschwert Glühwein trinken können. Wieder keine betrieblichen Weihnachtsfeiern. Keine dichtgedrängten Kaufhäuser mit süßlicher Weihnachtsmusik, die irgendwie doch an Kindheit erinnert.

Stattdessen werden wir wieder einmal enttäuscht. Und wir leben in Sorge: Wohin soll es gehen? Wie kommen wir raus aus der schier Endlosschleife Pandemie? Wie lange müssen wir das uns, unseren Kindern, unseren Eltern noch zumuten? Wie lange noch währt die Dunkelheit?

„Er kommt, aber anders“ – so las ich auf der Titelseite der Nürnberger Nachrichten Mitte November. Neugierig ging ich näher an den Zeitungsstand. Ich entdeckte, dass es um das Thema Christkindlesmarkt ging. „Er kommt, aber anders“ – diese Zeile ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Wie passend für diesen Advent und wie passend eigentlich für jeden Advent!

Er kommt, aber anders

Ist es nicht eigentlich so, dass Enttäuschung in jedem Advent mitschwingt? Weil es doch nicht so besinnlich und feierlich zugeht, wie wir uns das eigentlich wünschen würden. Weil sich doch wieder Hektik und Stress breitmacht. Enttäuschte Erwartungen gehören wohl eigentlich zu jedem Advent dazu, vielleicht, weil vorher die Hoffnung so groß war, es möge diesmal anders sein.

„Er kommt, aber anders“ – so singt es auch Maria in ihrem berühmten Lied, nachdem ihr von dem Engel verkündet worden war, dass sie schwanger ist und ein Kind gebären wird, das die Welt entscheidend verändern wird. Es wird alles anders werden – das wird ihr blitzartig klar. Gott hat sich offenbart als der, der Veränderung will. Der die Ordnung dieser Welt auf den Kopf stellt und die Spielregeln des Lebens noch einmal ganz neu auslegt. „Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.“ Ein solcher Gott kommt in die Welt. Er verzichtet selbst auf alle Macht, Herrlichkeit und Herrschaftsinsignien. Er wird als Baby geboren und lässt sich umsorgen und nähren von einer jungen Mutter.

„Er kommt, aber anders“ – das soll uns auch in diesem Jahr Hoffnung schenken. In unserem Predigttext aus dem Alten Testament wird diese Hoffnung nach Nahbarkeit und Menschlichkeit als Klagelied ausgedrückt.

Predigttext

So schau nun vom Himmel und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist nun dein Eifer und deine Macht? Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich. Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht.
Du, Herr, bist unser Vater; »Unser Erlöser«, das ist von alters her dein Name. Warum lässt du uns, Herr, abirren von deinen Wegen und unser Herz verstocken, dass wir dich nicht fürchten? Kehr zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbe sind! Kurze Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben, unsre Widersacher haben dein Heiligtum zertreten. Wir sind geworden wie solche, über die du niemals herrschtest, wie Leute, über die dein Name nie genannt wurde.
Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen, wie Feuer Reisig entzündet und wie Feuer Wasser sieden macht, dass dein Name kundwürde unter deinen Feinden und die Völker vor dir zittern müssten, wenn du Furchtbares tust, das wir nicht erwarten, und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen! Von alters her hat man es nicht vernommen, kein Ohr hat gehört, kein Auge hat gesehen einen Gott außer dir, der so wohltut denen, die auf ihn harren.

Jesaja 63,15- 64,3

Hier spricht die Sehnsucht, dass Gott machtvoll in unser Leben eingreift. Dahinter steht das Bild eines strengen Vaters, der über allem steht und mit Donnerwort für Recht und Ordnung sorgen kann: „Schau doch vom Himmel herab, wo du in Heiligkeit und Pracht wohnst! Wo sind deine brennende Liebe und deine Macht?“ Und: „Reiß doch den Himmel auf und komm herab, so dass die Berge vor dir beben!“ Zu wenig spürten die Menschen damals von Gott und seinen Taten. Sie wollten sichtbare, machtvolle Zeichen, dass Gott mit ihnen ist und ihnen zur Seite steht.

Was war damals los, im 6. Jahrhundert vor Christus?

Nach vielen Jahren hatte die Besatzungsmacht Israel verlassen. Familien kehrten aus babylonischer Gefangenschaft heim. Doch was fanden sie vor? Viele Häuser waren zerstört. Felder, Jahrzehnte lang nicht gepflegt, brachten nur geringe Erträge. Gerade so viel wurde geerntet, dass man nicht hungern musste. Was besonders schmerzte: Ihren Tempel in Jerusalem hatten die gegnerischen Soldaten entweiht. Ihr Heiligtum war geschändet. Wo sie sich Gott so nahe fühlten, was ihnen über alles heilig war, – ihre Gegner zogen es in den Schmutz und verhöhnen es. So unter die Räder geraten, so durch und durch geschüttelt, täglich um das Allernotwendigste kämpfen müssen – wenn zudem noch verspottet wird, woran das Herz hängt, dann stellen sich bohrende Fragen. Was habe ich selber falsch gemacht? Haben etwa andere daran Schuld? Hat es gar mit Gott selbst zu tun? Wie kann Gott das ganze Elend zulassen? Geht ihm das nicht nahe? Müsste er nicht eingreifen?

Ich finde  diese Erwartung verständlich. Wie sehr sehne ich mich, und ich denke wir alle, immer wieder nach einem machtvollen Zeichen, dass Gott im Regiment sitzt und alles herrlich regiert. Dass endlich einer für Recht und Gerechtigkeit sorgt. Besingen wir nicht auch an Weihnachten den Gott-Held, den Wunder-Rat, den Friede-Fürst? Und steckt nicht dahinter genau diese Sehnsucht: Dass endlich einer kraftvoll Ordnung schafft?

Bei Jesaja wird diese Erwartung in ein Wort gebündelt: „‘Unser Befreier‘ – das ist von jeher dein Name.“ Beim Wort Befreier wird die Geschichte mit Gott lebendig. Als Israel in Ägypten versklavt war, war es in höchster Bedrängnis. Doch Gott hat es befreit. Daran erinnert Jesaja. Was damals geschehen ist, kann doch wieder geschehen. Gott gibt die Seinen nicht auf.

„Er kommt, aber anders“: Die Geschichte von Maria, Jesu Mutter, lehrt uns, dass wir unsere eigenen Erwartungen immer wieder in Frage stellen sollten.  Er kommt, aber bis es geschah, vergingen noch fünf Jahrhunderte. Als er dann kommt, verzichtet er auf seine unwiderstehliche Macht. Die Berge wanken nicht, und die Völker zittern nicht. Unauffällig kommt er. Er kommt im zarten Gewand eines Kindes, der erst einmal selbst völlig auf Fürsorge und liebevolle Pflege angewiesen ist. Mit dem Kind Jesus beginnt die Befreiung, die Erlösung. In ihm nimmt Gott Wohnung. Er ist nun das neue Heiligtum. Ein kostbarer Tempel, nicht aus toten Steinen erbaut.  Er kommt, und mischt sich unter die Ausgegrenzten und Erniedrigten, die Kranken und Verachteten. „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?“, fragen seine Jünger einmal. Und Jesus antwortete: „Geht hin und sagt (…), was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt; und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.“ (Matthäus 11,3-5)

Auch in dieser Adventszeit 2021 müssen liebgewonnene Rituale und vertraute Traditionen wegen der Pandemie zumindest zum Teil wieder ausfallen. Vielleicht sollten wir uns nicht ärgern, sondern die Zeit nutzen, Neues zu erwarten. „Er kommt, aber anders“. Ein Literat und Blogger schreibt:

„Jedes Jahr befällt mich in der Adventszeit aufs Neue ein unbestimmtes Gefühl der Erwartung“. Diese Erwartung „blüht (…) jedes Jahr so zuverlässig in mir auf wie im März die Krokusse. (…) Es ist nicht unbedingt ein Gefühl, als würde nun alles besser werden und als würden sich meine Probleme auf wundersame Weise in Luft auflösen – aber doch die stille Hoffnung, zumindest alles in einem anderen Licht [zu] sehen.“

https://rotherbaron.files.wordpress.com/2015/11/text-advent.pdf

Was erwarten Sie von Weihnachten?

Erwartung – das ist laut Duden eine vorausschauende Vermutung, eine Annahme oder Hoffnung. Advent ist das Ineinander von Erwartungen, die zuverlässig aufblühen wie Krokusse im März: die Erwartung, dass ich selbst berührt, verändert werde. Und die Erwartung, dass die Welt eine andere wird. Alle Jahre kehrt die Erwartung wieder – und einmal wird sie für immer erfüllt sein. Denn in der Erwartung liegt bereits die Aussicht auf Vollendung. Darum sagt den verzagten Herzen – und hört es selbst: Fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott!

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

Dr. Judith Lena Böttcher, Pfarrerin

Angedacht im Advent

An den vier Adventssonntagen sind Altar und Kanzel violett geschmückt. Denn Violett – so lernen es bereits unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden – ist die Farbe der Vorbereitung und der Besinnung, der Buße und der Umkehr.

Keine Frage: Im Horizont der Ewigkeit, wenn man sein Leben vor dem heiligen Gott bedenkt, dann kann man nicht bleiben, wie man ist! Dann muss man umkehren von verkehrten Wegen. Dann muss man zurückkehren von Irrwegen, in die man sich verrannt hat. Dann muss man rechtzeitig kehrt machen, bevor die Straße in die Sackgasse führt.

Noch ist Zeit dazu – besonders im Advent, in der Zeit vor dem großen Fest. Deshalb ruft der Umkehrprediger Johannes der Täufer: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ (Matthäus 3,2) – Zeit umzukehren in dem, was wir tun und lassen, in dem, wie wir reden und schweigen, und nicht zuletzt in dem, wie wir denken und urteilen.

Als Jesus, der Mann aus Nazareth, zum ersten Mal an die Öffentlichkeit tritt, nimmt er diesen Ruf des Täufers auf: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ (Matthäus 4,17). Dieselben Worte, jedoch noch einmal in einer ganz neuen Füllung und Bedeutung: Bei ihm ist es zuerst der Himmel selbst, der „umkehrt“. Nicht wir müssen „in den Himmel kommen“, sondern der Himmel kommt zu uns! Gott selbst macht sich auf den Weg zu uns. Er kommt uns nahe – so nah, dass es nicht mehr näher geht.

Und das ist dabei die große Überraschung: Der Himmel ist nicht nur die bedrohliche Heiligkeit Gottes, sondern auch seine menschenfreundliche, sich verschenkende Liebe. Ganz harmlos und fast zu übersehen kommt der Himmel daher, vor allem so verletzlich und angreifbar: In Person eines Kindes! Und nachher in der Gestalt eines einfachen Wanderpredigers, der hilft und heilt, sich aber selbst nicht helfen kann, als man ihm den Prozess macht. „Kehrt um!“ lautet seine Botschaft an uns, nach wie vor. Ändert euer Denken und eure Gesinnung! Stellt euch darauf ein, dass der Himmel zu euch kommt. Nicht ihr müsst die Welt heller machen, um einen Platz zu bekommen in der herrlichen neuen Welt Gottes, sondern das Licht kommt zu euch. „Kehrt um!“ Das heißt: Lasst euch beschenken! Stellt euch darauf ein! Gebt dem Licht Raum! Und Zeit, dass es unter euch leuchten kann!

Eine gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer der Thomaskirche, Matthias Jung

Auf der Suche nach dem X-Mas-Faktor

Der Evangelische Adventskalender 2021 nimmt Weihnachtsfilme unter die Lupe

Themenmotiv von "The X-Mas Files" - Eine Aktion von evangelisch.de.
Spielzeugfiguren bilden eine Krippenszene

Alle Jahre wieder zu Beginn der Winterzeit ist es so weit: Fernsehsender und Streamingdienste überbieten sich gegenseitig mit filmischen Süßigkeiten: Romantik- und Schnulzenklassiker, Animations- und Märchenstreifen, Tannenbaum- und Strickpulligeschichten auf allen Kanälen − kurz: Die Saison für Weihnachtsfilme hat begonnen.

Aber wie viel Weihnachten steckt eigentlich in all den heiß geliebten Filmhighlights zum Jahresende − von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und „Schöne Bescherung“ über „Tatsächlich … Liebe“ und „Der kleine Lord“ bis hin zu „Stirb langsam“ und „Weihnachten bei Hoppenstedts“?

Das Portal evangelisch.de möchte das herausfinden und hat sich dafür Hilfe von einem echten Experten geholt: „Inspektor Gabriel“, seines Zeichens investigativer Playmobilengel, wird jeden Tag im Advent die Kurzzusammenfassung eines Weihnachtsfilmklassikers präsentieren: die „X-Mas Files“. Dabei handelt es sich um kurze, liebe- und humorvolle Verplaymobilisierungen der Filme, die mithilfe des erfolgreichen Youtube-Ensembles von SOMMERS WELTLITERATUR TO GO erstellt werden. Der Youtuber Michael Sommer hatte zuletzt in einem außergewöhnlichen Projekt sämtliche Bücher der Bibel mithilfe von Playmobil für evangelisch.de zusammengefasst.

Obwohl Inspektor Gabriel die Fakten präsentieren und, nach eigener Aussage, „mit der Erfahrung von über 2.000 Weihnachten die Weihnachtsessenz aus den Filmklassikern herauspressen wird“, so bleibt es doch den Menschen überlassen, die beim Evangelischen Adventskalender 2021 mitmachen, das Ganze zu bewerten. Sie nämlich sind eingeladen, jeden Tag mittels X-Mas-O-Meter abzustimmen, welchen X-Mas-Faktor der jeweilige Weihnachtsfilm wirklich hat, und so am Ende für ein Ranking der weihnachtlichsten Weihnachtsfilme zu sorgen. Denn wer könnte das schließlich besser beurteilen als diejenigen, die diese Filme immer wieder schauen und lieben?

Der Evangelische Adventskalender 2021 ist ab 1.12. unter adventskalender.evangelisch.de zu finden. Unter der gleichen Adresse kann das Angebot auch im Vorfeld bereits kostenlos abonniert werden, so dass es täglich in den E-Mail-Posteingang kommt.

evangelisch.de gehört zum Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) gGmbH mit Sitz in Frankfurt am Main. Das GEP ist das zentrale Medienunternehmen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ihrer Gliedkirchen, Werke und Einrichtungen. Neben den Digitalangeboten trägt es die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) sowie die Redaktion des evangelischen Magazins chrismon und organisiert die Rundfunkarbeit der EKD.

Der Weihnachtsstern

Bild einer roten Weihnachtssternpflanze


Er leuchtet bereits Wochen vor dem Fest. Meist auffallend blutrot, auch rosa, weiß oder cremefarben bis blassgrün. Mitten in der Winterzeit erhellt er die Wohnzimmer. Adventliche Wärme, Liebe und Hoffnung strahlt er aus. Der sogenannte Weihnachtsstern ist ein besonderer Festtagsschmuck – ein exotischer obendrein, denn „aufgegangen“ ist er ursprünglich in Mittelamerika. Neben Tannenzweig und Weihnachtsbaum hat er einen festen Platz erobert: als Topfpflanze auf der Fensterbank, oder als kleiner Hochstamm im Wintergarten.

Euphorbia pulcherrima, so der lateinische Name des Weihnachtssterns, gehört zur großen Familie der Wolfsmilchgewächse. Ein Teil der Gattung Euphorbia sieht den Kakteen zum Verwechseln ähnlich. Der Weihnachtsstern hingegen hat keine dornigen Attribute: Er besitzt langgestielte, sieben bis 15 Zentimeter große Blätter, die am Sprossende gefärbt sind. Die leuchtenden Hochblätter werden oft fälschlich als Blüten bezeichnet. Doch die stehen unscheinbar über den Hochblättern in kleinen Ständen.

Seine Verbindung zum Christfest hat der Strauch den jahreszeitlichen Gegebenheiten und damit den kürzeren Tagen nach dem Ende der Sommerzeit zu verdanken. Der Weihnachtsstern gehört nämlich zu den Kurztagspflanzen, die zur ­Blütenbildung täglich höchstens zehn bis zwölf Stunden Licht benötigen. Den Rest muss die Pflanze völlig unbeleuchtet sein. Hält dieses Gleichgewicht von Hell und Dunkel über einige Monate an, kann Euphorbia pulcherrima seine leuchtende Pracht entfalten. Für Hobbygärtner, die sich eine ganze Saison lang an ihrer Pflanze erfreuen und den Stern nicht für immer verblassen lassen wollen, bedeutet dies: ab Oktober einen Karton oder Eimer über den grünen Weihnachtsstern stülpen, um die lichtlose Stundenzahl zu erreichen (Achtung, auch Straßenbeleuchtung kann die Dunkelperiode unterbrechen!).

Wer diesen Aufwand scheut, greift natürlich lieber ins Verkaufsregal und holt den Weihnachtsboten im Festgewand ins Haus. Noch bis in den März hinein zeigt er Farbe. Nach dem Abblühen sollte er gestutzt werden und eine neue Chance bekommen. Denn wer den Weihnachtsstern pflegt, wird mit einem Leuchten am Jahresende belohnt.

Stefan Lotz

Wofür sind die Paten gut?

Symbolbild: Bibel


Pate ist man nach evangelischem Verständnis von der Taufe bis zur Konfirmation. Die katholische Kirche kennt zusätzlich zu den Tauf- auch die Firmpaten. Nicht selten sehen sich evangelische Paten auch über die Konfirmation hinaus in dieser Rolle.

Ein Pate, eine Patin ist, wenn es gut läuft, Ansprechpartner, Ideengeberin, Seelentröster, Unterschlupf in Pubertätskrisen, Geschenkgeber, Mentorin. Sie können Vorbilder sein − durch ihren Fleiß, ihre soziale Kompetenz, ihren beruflichen Erfolg, ihre Beliebtheit. Sie können auch Geheimnisse mit ihren Patenkindern besprechen, wenn deren Eltern einmal „nur peinlich“, also keine geeigneten Dialogpartner sind.

Kirchliche Paten sind aber idealerweise noch mehr als das: Sie sollen die jungen Menschen nicht nur beim Erwachsenwerden an die Hand nehmen können, sondern Gesprächspartner bei Glaubensfragen sein und Anregungen für die ethische Bewusstseinsbildung geben: Wie findet man zu einer eigenen Meinung jenseits von politischem Opportunismus? Wie steht man Menschen bei, die ausgegrenzt werden? Ganz persönlich: Kann ich ein Leben auf Kosten anderer und der Umwelt vermeiden − und wenn ja, wie geht das? Wie wichtig ist mir der versöhnliche Umgang mit anderen Menschen, der behutsame Umgang mit eigener und fremder Schuld? Wo ist − evangelisch gesprochen − mein Gespür dafür, dass ich mich nicht selbst immer neu erfinden, beweisen, rechtfertigen muss, sondern „von guten Mächten wunderbar geborgen“ bin − so eine Liedzeile des Theologen Dietrich Bonhoeffer?

Viele Patenschaften brennen auch auf „kleiner Flamme“ und funktionieren dennoch sehr gut. Wenn Paten Kontakt zu ihrem Patenkind halten, ihm Sympathie zeigen und bei Bedarf Hilfe anbieten, überhaupt präsent sind bei besonderen Anlässen und Anteil am Leben des Kindes und Jugendlichen nehmen, dann ist das schon viel.

Eduard Kopp
Aus: „chrismon“, das Monatsmagazin der Evangelischen Kirche. www.chrismon.de

Zu schön, um wahr zu sein? Ewiges Leben

Abstraktes Gemälde von einem Mann, der in die Ferne blickt.

„Der Tod – der Anfang von etwas!“ sinnierte Edith Piaf. Und als der berühmte Naturwissenschaftler Louis Gay-Lussac 1850 starb, murmelte er: „Es fängt an, interessant zu werden.“ Die hartnäckige Hoffnung, nicht für immer verloren zu gehen und im Nichts zu verschwinden, gehört zum Menschenleben. Religiöse Menschen kleiden diese zaghafte Gewissheit seit jeher in bezaubernde Bilder:


„Doch du holtest mich lebendig aus dem Grab herauf, Herr, mein Gott“

Jona 2,7

„Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Ich sah die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen. Er wird in ihrer Mitte wohnen. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen“

Offenbarung 21


Die Radikalität des Todes wird damit nicht geleugnet: Wer stirbt, geht für immer aus unserer Mitte fort, der Körper verwest und zerfällt. Aber die Wärme und das Licht, die ein Mensch ausgestrahlt hat, leben weiter. Ideen, Visionen, Energien überdauern den Tod, die liebevolle Verbundenheit untereinander bleibt. So ähnlich begründet christlich-jüdische Weltsicht das Vertrauen auf ein Weiterleben: Wenn der lebendige Gott sich freundschaftlich und treu an Menschen bindet und jedem Menschen Würde verleiht, wird er dann diesen Menschen je ins Nichts versinken lassen?

Mein Leben:
ein Raum,
gewebt in sein Wort.

Um mich
ein Haus aus Liebe,
die bleibt.

Tina Willms

Der Glaube an das ewige Leben gehört in die Liebesgeschichte zwischen Mensch und Gott hinein. Liebe lässt sich nicht beweisen, sondern nur erfahren, riskieren. Ewiges Leben meint nicht einfach eine Weiterexistenz in endloser Dauer, sondern eine neue Lebensqualität: selige Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott.

Tausend Jahre seien vor Gott wie ein Tag, sagt man und stellt sich die Ewigkeit als endlose Verlängerung unserer irdischen Zeit vor – keine angenehme Aussicht. Doch die theologische Rede vom ewigen Leben meint eine ganz andere Dimension von Zeit.

Christian Feldmann