Anders gesagt: Ewigkeit

Blick in den Nachthimmel

Wenn ich am Abend in den Sternenhimmel schaue, fühle ich mich so winzig und zugleich geborgen. Die Erde, sie ist umgeben von einem unendlichen All. Und doch geht mein Blick nicht in leeres Schwarz. Lichtpunkte sind da, Sterne, die sich zu Bildern zusammensetzen. Sie wecken meine Fantasie und lassen mich träumen.
Macht dieses unendliche All die Existenz eines Gottes wahrscheinlicher? Oder eher unwahrscheinlicher? Ich weiß es nicht. Es gibt Fragen, die offen bleiben, ohne Beweis.

Mich macht ein Blick in den Himmel demütig. Klein bin ich und doch geborgen. Ich richte so wenig aus und doch bin ich manchen Menschen wichtig.
Ich kann mich bergen in die Unendlichkeit des Alls. Doch habe ich sie nicht in meinen Händen. Vielleicht ist es ähnlich mit ihm, den ich Gott nenne. Und der Sternenhimmel mit seinen Lichtpunkten in unermesslichen Weiten ist ein Kunstwerk, das über sich hinausweist in seine Ewigkeit.

Tina Willms

Er teilte seinen Mantel mit einem Bettler

Zum 1625. Todestag von Martin von Tours

Der Heilige Martin von Tours auf dem Thron, Bicci di Lorenzo (1373 – 1452).
„Der Heilige Martin von Tours auf dem Thron“, Bicci di Lorenzo (1373 – 1452).
Foto: epd bild/akg-images/Rabatti-Domingie

In einem ungewöhnlich kalten Winter fleht ein notdürftig bekleideter Bettler am Stadttor von Amiens die Vorübergehenden um Erbarmen an. Da Martin nichts als seinen Soldatenmantel besitzt, zieht er sein Schwert, teilt den Mantel und schenkt eine Hälfte dem Bettler. Fast jedes Kind kennt diese Begebenheit aus dem Leben des Heiligen Martin von Tours. Sein Biograf Sulpicius Severus hat sie überliefert. Und: In der folgenden Nacht erscheint Martin Jesus Christus im Traum, der jenes Mantelstück trägt, das er dem Armen gegeben hat. Damit erweist sich Martin als ein Nachfolger von Jesus, der gesagt hat: „Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan (Matthäus 25,31 – 40).“

Martin wurde um 316 in der römischen Provinz Pannonien geboren. Wie sein Vater wurde er zum Militärdienst verpflichtet und trat mit 15 Jahren in die Leibwache des Kaisers ein. Ab 334 war er als Soldat in Amiens stationiert, wo sich auch die Episode der Mantelteilung ereignet hat. Mit etwa 35 Jahren ließ er sich von Bischof Hilarius von Poitiers taufen und nach dem Ende seines 25-jährigen Militärdienstes weiter im christlichen Glauben unterrichten. Um seinem Lehrer und Vorbild Hilarius nahe zu sein, gründete er 361 in Ligugé das erste Kloster der westlichen Christenheit. 371 war er nach dem Willen der Stadtbevölkerung zum Bischof von Tours geweiht worden. Martin verzichtete auf einen prunkvollen Bischofsstuhl und setzte sich lieber auf einen einfachen Bauernschemel. Er lebte lieber in den Holzhütten vor der Stadtmauer als in einem prächtigen Gebäude in Tours. Am 8. November 397 starb er im Alter von 81 Jahren und wurde am 11. November in Tours beigesetzt.

Ungewöhnlich ist, dass sein Beerdigungstag zu seinem Gedenktag erhoben worden ist und nicht sein Sterbetag. Der Grund: Im Mittelalter endete das bäuerliche Arbeits- und Wirtschaftsjahr am 11. November, dem dann eine 40-tägige Fastenzeit vor Weihnachten folgte. Dem entspringt auch der Brauch, an diesem Festtag eine Martins-Gans zu braten. 1483 wurde an eben diesem Tag ein Junge, der tags zuvor geboren war, in Eisleben auf den Namen des Heiligen getauft: Martin Luther.

Reinhard Ellsel

Einweihung des interreligiösen Kubus

Einladungsplakat zur Einweihung des neu gestalteten interreligiösen Kubus am neuen Standort

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich darf Sie im Namen des Vorstandes des Rates der Religionen Nürnberg herzlich zur Einweihung des neugestalteten interreligiösen Kubus am neuen Standort einladen.

Am Sonntag, 13. November 2022 werden wir um 17 Uhr an der Frauentormauer, Kartäusertor (neben dem NSU-Mahnmahl), den Kubus als interreligiösen Andachtsort neu widmen. Mit dem Standortwechsel wurde auch seine Widmung als Corona-Gedenkort umgewandelt in einen interreligiösen Ort für den Einsatz der Religionen für Frieden und Miteinander in Nürnberg. Jede Religion hat aus ihrer Tradition dazu einen Spruch beigetragen.

Neben einer Widmung des Kubus wird der Künstler Suleyman Bahn eine Einführung in die Neugestaltung geben. Nach Grußworten ziehen wir gemeinsam zur Kirche St. Martha, Königstraße 79. Dort wird ein multireligiöses Gebet mit Impulsen gefeiert.
Eine Anmeldung ist nicht nötig. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jürgen Körnlein
Rat der Religionen Vorstandsvorsitz

Darf man mit Spenden prahlen?

Symbolbild: Bibel

Die allermeisten, die ihr Portemonnaie für einen guten Zweck weit öffnen, bleiben lieber unerkannt. Sie geben stillschweigend das Gute zurück, das sie selbst erfahren haben. Oder schweigen über eigenen Großmut, weil Jesus gebot: „Wenn du Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut“ (Matthäus 6,3).

Doch nicht immer ist die anonyme Spende die bessere. Ab 10.000 Euro müssen politische Parteien ihre Herkunft aufdecken. „Sie sollten es schon ab 2.000 Euro tun“, fordern kritische Stimmen. Großspender können auch Probleme bereiten. Die größte Einzelspenderin für die Weltgesundheitsorganisation WHO, die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, erwirtschaftet ihr Vermögen unter anderem, indem sie sich an Konzernen wie Coca-Cola beteiligt. Engagiert sich die WHO gegen übermäßigen Zuckerkonsum, untergräbt sie das Geschäftsmodell ihrer größten Geldgeberin.

Wer sein Geld einer Umwelt- oder Hilfsorganisation anvertraut, will daher sicher sein, dass sie frei von fremden politischen oder wirtschaftlichen Interessen arbeitet. Greenpeace nimmt aus dem Grund keine staatliche Zuwendung an, prüft Eingänge über 1.000 Euro und lehnt jegliche Unternehmensspende ab. Brot für die Welt und Ärzte ohne Grenzen kooperieren nicht mit Unternehmen, die Waffen produzieren, fossile Energie fördern, an Tabak, Alkohol, Sex und Glückspiel verdienen.
Der Theologe und Fundraisingexperte Thomas Kreuzer erklärt sich den Ausspruch Jesu („Lass die linke Hand nicht wissen, was die rechte tut“) so, „dass es darum geht, nicht eitel vor Gott dazustehen. Die Spende soll nicht kalkuliert und rational kommen, sondern von Herzen.“ Jesus selbst hat auch eine Spenderin öffentlich gelobt: die arme Witwe mit ihrem einen Heller. Das bisschen Geld war alles, was sie hatte (Markus 12,41–44). Und als der reumütige Judas den Hohepriestern am Jerusalemer Tempel die Silberlinge für den Verrat an seinem Meister zurückbrachte, nahmen sie das Geld nicht für den Tempelschatz an: „Denn es ist Blutgeld“ (Matthäus 27,6).

Verwerflich ist nicht die öffentliche Spende, sondern die Gabe mit Kalkül und aus
unlauteren Motiven: eigenes Fehlverhalten reinwaschen, statt es abzustellen; Einfluss auf mögliche Kritiker nehmen, sie finanziell abhängig machen; die Spende mit einem Deal verbinden – Geld gegen Einfluss. Es ist nobel, über die eigene Spende zu schweigen. Es gibt auch Gründe, offen über sie zu reden. Das muss nicht gleich Prahlerei sein. Und oft ist es gut zu wissen, von wem das Geld kommt.

Burkhard Weitz
Aus: „chrismon“, das Monatsmagazin der evangelischen Kirche. www.chrismon.de

Kehrd wärd im Herbst

Besen der Herbstlaub zusammenkehrt.

Auch dieses Jahr gibt es wieder ein Kehrd wärd rund um die Kirche und um das Gemeindehaus. Treffpunkt ist am 29. Oktober ab 9.00 Uhr für zwei Stunden – oder länger – danach gibt´s a gscheide Brotzeit.

Wir bedanken uns schon jetzt für Ihre Mithilfe! Sie erleichtern uns die Planung, wenn Sie Ihre Teilnahme vorher formlos im Pfarramt bekanntgeben.

Er malte die Reformation

Zum 550. Geburtstag von Lucas Cranach d. Ä.

Lucas Cranach der Ältere (um 1472 – 1553), Kupferstich, gezeichnet von Joachim von Sandrart.
Lucas Cranach der Ältere (um 1472 – 1553), Kupferstich, gezeichnet von Joachim von Sandrart.
Foto: epd bild/akg-images

Er malte Martin Luther als entschlossenen Mönch und als Junker Jörg, als frisch verheirateten Ehemann und als gestandenen Reformator: Die neue Zeit verlangte nach neuen Bildern und Lucas Cranach lieferte – und zwar exklusiv. Der Maler mit unverwechselbarem eigenen Stil war am 4. Oktober 1472 im oberfränkischen Kronach geboren und aufgewachsen. 1505 berief ihn der kursächsische Fürst Friedrich der Weise als Hofmaler nach Wittenberg. Zunächst leitete Cranach die Malerwerkstatt im Wittenberger Schloss und fertigte unter anderem Bilder von seinem Brotherrn und dessen Familie an. 1508 verlieh ihm der Kurfürst ein eigenes Wappen. Es zeigt eine geflügelte Schlange mit einer Krone auf dem Kopf und einem Ring im Maul. Die fliegende Schlange wurde zum Markenzeichen und Gütesiegel der Cranach-Werkstatt, die er bald darauf nach Wittenberg in sein eigenes Haus verlegte.
Um 1512 heiratete Cranach Barbara Brengbier, eine Tochter des Bürgermeisters von Gotha, und hatte mit ihr zwei Söhne und drei Töchter. Zusammen mit seiner Ehefrau war er 1525 Trauzeuge bei Luthers Eheschließung mit Katharina von Bora (1499 – 1552). Die aus einem Kloster geflohene Nonne war in seinem Haus untergekommen. Bei Cranachs hatte Luther seine „Käthe“ näher kennengelernt.
Der ehrgeizige Maler beschäftigte Gesellen und ehemalige Schüler, um seine vielfältigen Aufgaben bewältigen zu können. Ab 1530 traten auch seine Söhne Hans (1513 – 1537) und Lucas (1515 – 1586) als Maler in den Werkstattbetrieb ein. Cranach lieferte schnell und mit gleichbleibender Qualität. Der Wittenberger Malerfürst war äußerst umtriebig und ein gewiefter Geschäftsmann. In seinen Häusern betrieb er einen Weinausschank, eine Apotheke und eine Druckerstube. Nach und nach vergrößerte er seinen Immobilienbesitz und wurde zum reichsten Bürger Wittenbergs.
Lucas Cranach starb im Alter von 81 Jahren am 16. Oktober 1553. Auf seinem Grabstein wird er als „der schnellste Maler“ bezeichnet.

Reinhard Ellsel

Der reiche Kornbauer

Bild mit einer Schale Äpfel. Auf einem Schild steht: Gewaschene Bioäpfel zum Mitnehmen
Heute in Gebersdorf entdeckt

„Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen. Und er dachte bei sich selbst und sprach: ,Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle.‘ Und sprach: ‚Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!‘ Aber Gott sprach zu ihm: ‚Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?‘ So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.“

Jesus in einem Gleichnis an seine Jünger, Lukas 12,16–21

Schöpfung bewahren

Symbolbild: Bibel


Nicht die Schöpfung ausbeuten, sondern sie gestalten und bewahren – das solle der Mensch tun, bekräftigte 1983 der Ökumenische Rat der Kirchen, eine Art Weltkirchenversammlung. Nicht erst seither streiten Christinnen und Christen in aller Welt für „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“. Die Schöpfung zu bewahren, das bedeutet für die Kirchen nicht nur Arten- und Klimaschutz. Es geht umfassender darum, Lebensgrundlagen und -verhältnisse aller Menschen zu schützen: ob sie vom Regenwald am Amazonas leben oder als Banker in Singapur; ob sie sich Inuit nennen oder in der Lausitz mit dem Kohlebergbau leben.

„Schöpfung bewahren!“, das schreiben sich Schülerinnen von Fridays for Future auf ihre Transparente, ebenso Menschen, die für eine Verkehrswende streiten. Dabei lässt gerade so ein Slogan viele Fragen offen. In welchem Zustand soll die Schöpfung bewahrt werden? Wie sie vor der Industrialisierung war oder in der Antike? Aus den biblischen Schöpfungserzählungen lässt sich jedenfalls kein von Gott gewollter „Urzustand“ der Welt rekonstruieren.

In der Bibel geht es nicht um das, was einmal war. Ihre Schöpfungserzählungen sind nach vorne gerichtete Lehrtexte, die eine positive Lebenseinstellung vermitteln sollen: dass die Schöpfung in den Augen Gottes gut ist. Zugleich vermitteln sie auch ethische Grundwerte. Das Geschöpf Mensch sei Gott zu Dankbarkeit verpflichtet, so Martin Luthers Zusammenfassung im „Kleinen Katechismus“. „Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat mit allen Geschöpfen, mit Leib und Seele, Augen, Ohren und allen Gliedern, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält . . . Für all das habe ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und gehorsam zu sein.“
Die biblischen Schöpfungserzählungen sind Glaubensdokumente, zweieinhalb Jahrtausende alt. Sie beschreiben, dass Menschen die Schöpfung Gott verdanken und deshalb für sie Verantwortung übernehmen sollen. Die biblischen Autoren kannten diese Schöpfung anders als wir. Hätten sie geahnt, was in den Jahrhunderten nach ihnen daraus werden würde, es hätte sie zu Tode erschreckt.

Für sie dürften Massentierhaltung und Qualzucht weit entfernt von allem sein, was sie noch für verantwortbares Handeln hielten. Im Vergleich zu diesen Entgleisungen menschlichen Handelns ist die Versuchung, biblische Aussagen politisch zu instrumentalisieren, verzeihlich. Dass so alte Erzählungen überhaupt ihre Kraft behalten haben, spricht für sie.

Eduard Kopp
Aus: „chrismon“, das Monatsmagazin der evangelischen Kirche. www.chrismon.de