Predigten Landesbischof Bedford-Strohm

Drei Kreuze an denen drei Statuen symbolisch gekreuzigt wurden. Der Blick des Betrachters geht in Richtung Himmel, die Kreuze sind von der Rückseite aus zu sehen.
Kreuzigungsgruppe auf dem Kreuzberg in der Rhön (Bayern) – Foto: epd bild/Neetz

Der bayerische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm predigt im Gottesdienst an Karfreitag, 2. April, um 10 Uhr in der Kirche St. Matthäus, München. Liturg ist Pfarrer Gottfried von Segnitz. Es wirken mit Solisten des Residenzorchesters München und ein Ensemble des Münchner Motettenchores.

Hier findet sich der Livestream auf Facebook.

Der Landesbischof hält auch die Predigt im Fernsehgottesdienst zur Osternacht in der Landshuter Christuskirche am Karsamstag, 3. April, um 22 Uhr. Liturgin ist Dekanin Nina Lubomierski. Es singt das Ensemble Singerpur, die musikalische Leitung hat Kirchenmusikdirektor Volker Gloßner. Das Bayerische Fernsehen überträgt live ab 22 Uhr. Die ARD überträgt den Gottesdienst zeitversetzt ab 23.55 Uhr.

Kindergottesdienste Online zu Ostern

Kindergottesdienste an

  • Palmsonntag, 10.00 Uhr
  • Gründonnerstag 18.00 Uhr
  • Karfreitag 10.00 Uhr und 15.00 Uhr
  • Ostersonntag und Ostermontag 10.00 Uhr

sowie jeden Sonntag um 10.00 Uhr auf dem Youtube-Kanal der EKD-Kindergottesdienstverbände https://www.kirchemitkindern-digital.de

Die Kindergottesdienste sind jeweils zur angegebenen Zeit oder jederzeit später abrufbar.

Andachten und Gottesdienste in Rundfunk, Fernsehen und im Internet

Liebe Gemeindemitglieder, falls Sie in der Karwoche oder an den Osterfeiertagen, nach Gottesdienstübertragungen oder Sendebeiträgen in Rundfunk, Fernsehen oder im Internet suchen, möchten wir Ihnen gerne eine Übersicht zur Verfügung stellen.

Angebote im Hörfunk und Fernsehen

Symbolfoto zu Online Gottesdienste an Ostern
Foto: epd bild/Jens Schulze

Andachten und Gottesdienste im öffentlich-rechtlichen Hörfunk und Fernsehen in Bayern unter Evangelisch-im-BR oder in der Mediathek des BR.

Neben den Gottesdiensten in der ARD und den Gottesdiensten im ZDF gibt es auch Angebote im Deutschlandfunk.

Die EKD hat eine Sammlung digitaler Gottesdienstangebote zusammengestellt, welche Bundesweit verfügbar sind.

Playlist aller bayerischen Gottesdienste im Livestream und als Video auf YouTube

Ostern feiern – zuhause

Eine Zusammenstellung der Fernseh-, Hörfunk- und Streamgottesdienste an Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag, Ostersonntag und Ostermontag.

Themenbereich Ostern von Bayern-Evangelisch

Kreative Angebote und Gottesdienste aus verschiedenen Kirchenräumen

bietet die Website Evangelisch-Digital

Linktipps und Empfehlungen zu Ostern

Dossier „Ostern“ – mit über 100 Artikeln, Hintergrundinformationen, kreativen Ideen und historischen Erläuterungen

Stand: 26. März 2021

Ökumenischer Kreuzweg

Ökumenischer Kreuzweg von Heilig Kreuz nach Stephanus am Freitag, 26. März 2021 um 18.00 Uhr

Symbolfoto Kreuz

Miteinander in der Ökumene unterwegs sein, sich gemeinsam auf die Wurzeln unseres christlichen Glaubens besinnen, die Leidensgeschichte Jesu neu hören und bedenken, beten und singen.

Am Freitag, 26. März 2021 gehen wir mit der Gemeinde Heilig Kreuz den diesjährigen Kreuzweg. Wir beginnen um 18.00 Uhr in der Kirche Heilig Kreuz und werden gegen 18.45 Uhr zur Schlussandacht in der Stephanuskirche eintreffen.

Gottesdienst.zu.Fuß für Familien

Von Freitag bis nächste Woche Sonntag (21.03.) können Große und Kleine rund um die Stephanuskirche einen wunderbaren Gottesdienst erleben:
Unseren Gottesdienst.zu.Fuß

Diesmal darf man einen Schatz suchen, etwas buntes in der Kirche hinterlassen, gemeinsam singen und beten.

Wir freuen uns auf viele Besucher*innen – Kleine und Große

Um das Liedblatt auszudrucken, einfach hier klicken:

Weltuntergang? – Die Neuzeit bricht an!

Herzliche Einladung zum Literaturgottesdienst am 07. März 2021 in der Thomaskirche Großreuth um 10:15 Uhr

Symbolfoto Literaturgottesdienst

Detlev Hapke: So viel Spaß die Literaturgottesdienste mir machen, dieser wird wohl der letzte sein.

Gemeindeglied: Wie, du willst eine bewährte Tradition mir nichts, dir nichts aufgeben?

Detlev Hapke: Ich bin dankbar, dass es den Gottesdienst gibt. Dies ist der siebente. Gerade unter Corona-Bedingungen merke ich aber, dass ich älter werde, alt bin…

Gemeindeglied: …na, übertreib mal nicht!…

Detlev Hapke: …mit Krankheit ist zu rechnen. Als ich in diesem Sommer plötzlich zwei Wochen in der Klinik behandelt werden musste, waren mehrere Termine abzusa-gen. Das verursacht Probleme und verlangt den Betroffenen riesige Flexibilität ab.

Gemeindeglied: Aber zum Glück gibt es ja am 07. März noch einen Literaturgottesdienst. Welches Buch ist denn dran?

Detlev Hapke: Ich hab‘ mir gedacht, zum Abschluss möchte ich eine Geschichte zum Wohlfühlen präsentieren. Meine Wahl fiel auf Geschenkt von DANIEL GLATTAUER, er ist ein österreichischer Autor.

Gemeindeglied: Kannst du andeuten, worum es sich handelt?

Detlev Hapke: Ein herunter gekommener Journalist, zuständig für Soziales und Kurznotizen vom Tage des Gratis-Blattes eines Handelskonzerns, macht auf eine Obdachlosen-Schlafstätte aufmerksam, der die Subventionen gekürzt wurden. Die ehrenamtlichen Betreiber werden viele ihrer Klienten abweisen müssen. In der Einrichtung geht eine Spende von 10.000,- € ein. Seine Notiz ist beigefügt.

Gemeindeglied: Klingt nach einer Art Märchen.

Detlev Hapke: Stimmt. Nicht nur gehen im Verlauf des Romans weitere Spenden nach Hinweisen aus seiner Feder ein; sein Leben selbst nimmt die eine und andere `märchenhafte‘ Wendung, mit der er, ‘fauler Hund‘, dem nichts wirklich wichtig ist, und ‘Bier-weit-über-den-Durst-Trinker‘, nicht mehr rechnete.

Gemeindeglied: Es gibt ein Happy End?

Detlev Hapke: Genau. Eigentlich sogar mehrere.

Anmerkung: Das Gespräch fand so nie statt. Das hat es mit Literatur gemein. Trotzdem ist es ‚wahr‘, sofern es eine realistische Möglichkeit plausibel thematisiert.

Detlev Hapke, Pfarrer

Predigt zum Sonntag Reminiszere

Von Pfarrer Dr. Matthias Dreher am 28.02.2021 in der Stephanuskirche in Gebersdorf

Symbolfoto: Weinberg

Das Lied vom unfruchtbaren Weinberg

„Wohlan, ich will meinem lieben Freunde singen, ein Lied von meinem Freund und seinem Weinberg. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe. Und er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute auch einen Turm darin und grub eine Kelter und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte; aber er brachte schlechte. Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg! Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte? Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, dass er verwüstet werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er zertreten werde. Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen. Des Herrn Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing.
Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war blutiger Rechtsbruch; und auf Gerechtigkeit, siehe, da war schreiende Schlechtigkeit.“

Jesaja 5,1-7

Liebe Mitchristen hier in Gebersdorf,

Dieses Lied ist in seiner Härte und in seiner berechnenden Konsequenz ein gefährliches Wort der Heiligen Schrift. Denn in ihm klingen vertraute und belastende Erfahrungen von uns allen an, – ja vielleicht sind es sogar Grunderfahrungen nicht nur eines reifen sondern auch eines jungen Lebens. Es spiegeln sich in ihm Verhaltensweisen und Erfahrungen, die wir selber als Kinder
schon erlebt und gefürchtet haben, und die wir, so vermute ich, unseren eigenen Kindern, unseren Freunden, Arbeitskollegen, ja auch gerade den Menschen, die wir lieben, nicht ersparen, nämlich die Strafe durch Liebesentzug: Liebesentzug und Schweigen, Abbruch der Beziehung, die unser Das ein Tag für Tag trägt. Davon singt Jesaja hier. Kalte Abwendung, Preisgabe an das zerstörerische Chaos, das kennen wir eigentlich alle, selbst wenn wir es nicht so konsequent machen wie manche Familien
noch heute, die ihre Kinder, Jungen und Mädchen, gnadenlos fallen lassen, wenn sie den Wünschen der Eltern nicht entsprechen, oder wie manche ehemals Liebende, die einander erbarmungslos bekriegen, nachdem ihre Liebe wodurch auch immer abgestorben ist. Selbst wenn wir nur kurzfristig unsere Liebe entziehen, oder Liebe entzogen bekamen, – das Modell dieser Art von Erziehung ist uns allen sicher vertraut, seine Logik sitzt tief in unserer Seele. Sie treibt in Anpassung, in Unfreiheit und in Angst! Gefährlich.

Aber auch die anderen Erfahrungen, die dem Liebesentzug vorausgehen, kennen wir alle, nämlich die Erfahrungen von Vergeblichkeit und vom Umsonst unserer Mühe, von Anstrengungen ohne Erfolg. Im Beruf, in den Beziehungen der Liebe, in der Erziehung unserer Kinder, in der Arbeit in und an der Kirche, in Gesellschaft und Politik – alles umsonst, alles vergeblich. Lebensträume scheitern und lassen uns dann verbittert zurück. Ein Sohn, eine Tochter bricht ihre Ausbildung ab, Kinder finden sich im Leben nicht zurecht, obwohl wir alles für sie getan haben, – oder schon in der Jugend: der Freude der gerade erwachten Liebe folgt ihr schneller Tod. – Trotz allem, was man investiert hat, implodieren Freundschaften, und der Vorrat an Vertrauen reicht nicht. Alles, was wir an Liebeskraft, an Zeit, auch an Geld und Energie investiert haben – es war umsonst.

Gefährlich ist dieses sogenannte „Weinberglied“, weil es diesen Schmerz, diese Kränkung, diesen Frust, und v.a. die Strafe auch bei Gott sieht. Nicht nur wir kennen das Umsonst, nicht nur wir strafen mit dem Entzug unserer Liebe, nicht nur wir geben den Menschen preis, der unsere Zuwendung ausschlug, nicht nur wir pochen darauf, dass Leistung sich lohnen muss, sondern Gott selber tut es. Hat Gott diese Form des strafenden Rückzuges, diese Logik selber seiner Schöpfung eingegeben, so dass es nicht nur ein menschliches Verhalten ist, sondern sogar ein schöpfungsgemäßes Grundgesetz des Lebens? Dann wäre all dies Verhalten von Gott sogar so gewollt, sozusagen sanktioniert. Dann könnte ich mich, wenn ich mich so verhalte, immer auf Gott selbst berufen. Und umso leichter kann ich es gegen mich wenden und verstehen, dass ich schutzlos mir selbst überlassen bleiben muss, wenn ich mich Gott widersetze und seine Reaktion auf mein Tun provoziere. Gefährlich in nochmal anderem Sinn ist dieses Lied, wenn wir es deuten auf die Schwierigkeiten unserer Kirche: den immensen Traditionsabbruch, – oder unser dramatisches Kleinerwerden. Steckt hier in Jesajas Lied vom enttäuschten Weingärtner der Schlüssel zur Antwort auf unsere Fragen zur Misere und Zukunft der Kirche:

  • Warum muss gerade unsere Generation so stark abbauen, einschränken, zurücknehmen, auflösen, umstrukturieren? Ich sage nur PUK.
  • Was haben wir falsch gemacht?
  • Sind wir vielleicht nicht glaubwürdig genug, als Pfarrer, als Kirchenvorstand, als Gemeinde, als Kirchenleitung?
  • Trifft uns daher Gottes Zorn?
  • Hat Gott uns preisgegeben und pflegt er seine Kirche nicht mehr?

Der verstorbene hessische Kirchenpräsident Peter Steinacker, bei dem ich noch studiert habe, hat zu diesen Fragen angesichts unseres Weinberg-Lieds ein beeindruckendes Zeugnis gegeben. Er schreibt:

„Ich gestehe, dass ich mich von diesem Text, den ich kenne und liebe, seit ich ihn im Theologiestudium in der Jesaja-Vorlesung gehört habe, oft verführen ließ. Ich habe in Situationen meines Lebens, in denen mich die Reue über Schuld, Fehlverhalten und Angst vor Folgen und Liebesentzug sowieso schon niederdrückte, diesen Eiseshauch als verdiente Reaktion Gottes geglaubt. Nicht nur meine Schuld, auch der Rückzug meines Gottes, dessen liebevolles, mich stets tragendes Erbarmen mir dann auch noch entschwand, das drohte mir dann den Boden unter den Füßen völlig wegzuziehen. Ich nahm meine Verzweiflung über mich und mein Fehlverhalten, über meine Kirche, mein Umsonst-aller-Mühe als logische Folge der strafenden Abwendung Gottes, der meinen Hochmut dämpft und meine Sorglosigkeit einfach nicht hinnimmt.“

So würde dieses Weinberglied eine destruktive, zynische Wirkung entfalten. Darin liegt seine Gefahr. Die Botschaft wäre dann das, was man heute schwarze Pädagogik nennt. Steinacker wollte das Lied dann so nicht mehr verstehen und auch wir haben alles Recht, es schöner zu verstehen, weil es sonst auch nicht in die Gesamtbotschaft Jesajas passen würde – und der Bibel schon gar nicht. –

Gut, immerhin, es bleibt dabei: Dieses Lied zeigt uns Gott nicht als lieben Gott. Hier redet kein gefühlloser, unberührbarer Gott, keiner, der unser Harmoniebedürfnis kosmisch befriedigt. Der Gott des Weinbergliedes kennt Angst, Sorge, Verletzung, Wut und Enttäuschung, denn er ist einer, der Antwort haben will, der unser Schweigen, unseren Lebens-Unsinn nicht erträgt. Ein Gott, dessen Liebe enttäuscht wird und der darauf reagiert – auch mit Strafe. Immer wieder höre ich den Satz: Wir haben keinen strafenden Gott mehr. Also wer das Alte Testament stehen lässt, hat den strafenden Gott noch. Und vorhin hörten wir aus dem Johannesevangelium (Joh 3,14-21), dass auch Jesus das Gericht verkündet. Aber gerade dort wurde deutlich, dass das Gericht eine Folge von Gottes Liebe ist. Gott will nicht richten, sondern retten. Gott ist aber ebensowenig ein Rettungs-Automat wie er kein Straf-Automat ist. Wer sich seiner Barmherzigkeit entzieht, landet im existentiellen Chaos. Ja, aber es gibt immer die Tür zurück, den Weg in die rettende Liebe. Auch als Richter kennt Gott nicht den Triumph des: „Da hast Du’s! Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Schau, wie du da wieder rauskommst.“

Und auch im Weinberglied geht es eigentlich nur um die Liebe. Auch die zornige Reaktion Gottes ist eingerahmt in die Liebe. Man sieht es an der Wendung: „die Männer Judas sind seine Pflanzung, an der sein Herz hing“. Jesaja singt ein Liebeslied. Er singt vom Schmerz der Liebe Gottes.

Ein Liebeslied?

Es ist sogar ein Liebeslied mit eindeutig erotischem Unterton. Der Weinberg, das ist ein allen Zuhörern vertrautes Bild für die Braut. An vielen Stellen der Bibel, besonders im Hohen Lied, ist der Vergleich des Weinbergs mit der erotisch Geliebten gewählt. Als Kostprobe lese ich Hoheslied 7: Er fängt an:

„Wie schön und wie lieblich bist du, du Liebe voller Wonne! Dein Wuchs ist hoch wie ein Palmbaum, deine Brüste gleichen den Weintrauben. Ich sprach: Ich will auf den Palmbaum steigen und seine Zweige ergreifen. Lass deine Brüste sein wie Trauben am Weinstock und den Duft deines Atems wie Äpfel“. – Und sie antwortet: „Meinem Freund gehöre ich, und nach mir steht sein Verlangen. Komm, mein Freund, lass uns aufs Feld hinausgehen und unter Zyperblumen die Nacht verbringen, dass wir früh aufbrechen zu den Weinbergen und sehen, ob der Weinstock sproßt und seine Blüten aufgehen, ob die Granatbäume blühen. Da will ich dir meine Liebe schenken.“

Hld 7,7-9.11-13

Das ist der Ton, in dem Jesajas Hörer normalerweise vom Weinberg hören. Gott scheut sich also nicht, sein Verhältnis zu uns sogar in erotischen Bildern zu beschreiben. So wie einem enttäuschten Bräutigam mit seiner treulosen und seiner Liebe nicht würdigen Braut geht es Gott mit uns. Dennoch: Es geht bei allem Vergleich mit unserer Liebe um die Liebe Gottes. Und von Gott verkündet uns ein anderer Prophet den entscheidenden Unterschied zwischen der erotischen Liebe unter uns und der Liebe Gottes: „Ich bin Gott und kein Mann!“, heißt es beim Propheten Hosea (Hos 11, 9). Das heißt, auch wenn seine Liebe nicht erwidert wird, pocht Gott nicht auf sein Recht und holt – etwa bei Hosea – sein Volk nach Hause. Gott ist eben „kein Vertilger“. Seine Enttäuschung führt nicht automatisch zu Vergeltung und ewigem Hass. Anders herum ist es: Gott lässt sich so auf uns ein, dass er in all seiner Allmacht eingestehen muss: „Auch ich kann hier nichts mehr tun. Sie haben meine Liebe enttäuscht. Aber wenn ich sie jetzt zwingen würde, würde ich die Liebe auch noch von meiner Seite aus zerstören. Das will ich nicht.“

Und wie es Gott jetzt geht, auch das kennen wir von uns: Es gibt Phasen auch in unserem Leben, in denen wir vom Leben und von anderen so enttäuscht sind, dass wir nur noch uns selber haben. Dann warten wir vergeblich darauf, angesprochen zu werden, angesehen und herausgeholt zu werden aus unserer Menschen- und Gottverschlossenheit. Wüste, Dornen und Disteln, auch das gehört zu unserem Leben, auch zu unseren Glaubenserfahrungen als Gotteserfahrungen. Zur Liebe und zum Glauben, das lehrt uns das Weinberglied, gehört auch die Passion: das Leiden aus Leidenschaft.

Und hier möchte ich den eigentlichen Schlüssel zum Lied von Gott, dem enttäuschten Liebhaber seiner Braut finden. Gott selber ist in das Gelingen seiner Liebe unwiderruflich verliebt. Darum geht er trotz Rechtsanspruchs und Enttäuschung in seine große Passion – uns zum Heil.

So dienen sein Zorn, seine eiskalte Abwendung, seine Emotionen letztlich auch wieder nur dazu, den Bann der bitteren Erfolglosigkeit zu brechen. Gott, der uns von Jesus als die unsterbliche Liebe ins Herz gesenkt wurde, Gott geht selber den Passionsweg der Liebe, deren „Umsonst“ nicht endgültig ist, weil es für Gottes Gnade kein Aus und Vorbei gibt. Das zeigt der Kreuzweg. Jesus zeigt uns, dass Gottes Liebe ins Gelingen verliebt ist, dass er selber sich ins Leid der Welt begibt, damit der Schatten des Umsonst und des vernichtenden Zorns, die Dornen und die Wüste unseres kleinen Lebens und des ungeheuren Leides der Welt nicht das letzte Wort haben.

Niemand hat das welt- und lebenserfahrener beschreiben können als Martin Luther. Seine Worte weisen den Weg aus dem Umsonst und der Angst – zur dankbaren Freude an unserem hilfreichen Hirten. Damit schließe ich:

„Wenn du diesen Hirten kennst, so kannst du wider Teufel und Tod dich schützen und sagen: Ich habe ja leider Gottes Gebote nicht gehalten; aber ich krieche dieser lieben Henne, meinem lieben Herrn Christo, unter ihre Flügel und glaube, dass er ist mein lieber Hirte, Bischof und Mittler vor Gott, der mich deckt und schützt mit seiner Unschuld und schenkt mir seine Gerechtigkeit; denn was ich nicht gehalten habe, das hat er gehalten, ja, was ich gesündigt habe, das hat er mit seinem Blute bezahlt. Sintemal er ist nicht für sich, sondern für mich gestorben und auferstanden, wie er denn … spricht: Er lasse sein Leben nicht für sich, sondern für die Schafe. Also bist du denn sicher, und muss dich der Teufel mit seiner Hölle zufrieden lassen; denn er wird freilich Christo nichts anhaben können, der ihn schon überwunden [hat] und dich, so du an ihn glaubst, schützt und erhält.“

Amen.

Wesentliche Anregungen zu dieser Predigt stammen von Prof. Dr. Peter Steinacker (†)

Dr. Matthias Dreher, Pfarrer

Liebe und Schmerz – Gottesdienste am Valentinstag


Der Valentinstag ist keine Erfindung der Blumenläden: Ursprünglich geht der Tag auf den Bischof und Märtyrer Valentin im italienischen Terni zurück, der als Patron der Bienenzüchter, der Verliebten und der Brautleute galt. Als Fest der Jugend und der Liebenden wurde der 14. Februar schon seit dem späten 14. Jahrhundert in Frankreich und England gefeiert. Danach breitete sich der Brauch in ganz Europa aus und kam durch Auswanderer auch nach Amerika. In Deutschland wurde der Valentinstag in den vergangenen Jahren auch von immer mehr evangelischen Kirchengemeinden entdeckt.
Viele Kirchengemeinden laden zu Segnungsgottesdiensten ein – sie lassen sich finden über die Webseite: www.valentinstag-evangelisch.de.
Für Gläubige, die keinen Segnungsgottesdienst vor Ort besuchen können, stehen mehrere Gottesdienstübertragungen zur Verfügung.

Ökumenischer Online-Gottesdienst zum Valentinstag mit Chat 

Zu einem ökumenischen Online-Segnungsgottesdienst mit Live-Chat aus der Münchner St. Markuskirche laden Gemeindereferent Michael Kafka (kath.) und das evangelische Pfarrersehepaar Irene Geiger-Schaller und Karsten Schaller am Sonntag um 18 Uhr ein.
Die musikalische Gestaltung übernehmen die Musikerinnen Elisabeth Niggl an der Panflöte und Ina Rößler am Piano. 

Veranstaltet wird dieser Gottesdienst gemeinsam von der Fachstelle für Ehe- und Familienpastoral der Erzdiözese München und Freising und der evangelischen Segen. Servicestelle für Taufe, Trauung, Bestattung & mehr. Alle Infos zum Mitfeiern an diesem Gottesdienst finden sich unter segen.bayern-evangelisch.de.

Fernsehgottesdienst im Bayerischen Fernsehen zum Thema „Schmerz“ 

Für viele Menschen ist der Valentinstag die Gelegenheit, ihre große Liebe zu feiern, so Pfarrerin Melitta Müller-Hansen, der Predigerin im Fernsehgottesdienst des Bayerischen Fernsehens am 14. Februar um 10.15 Uhr aus der Münchner St. Johanneskirche. Doch für andere Menschen ist der Valentinstag ein Tag des Schmerzes, weil die Liebe zerbrochen ist, der Partner verstorben ist. Das Thema des Schmerzes steht im Zentrum des Fernsehgottesdienstes. Der Sonntag vor der Passionszeit „bietet die Gelegenheit, den Schmerz miteinander zu teilen, der uns alle miteinander begleitet seit einem Jahr“, so Müller-Hansen. Denn der Schmerz ist ein lebenslanger Begleiter. In Zeiten der Pandemie vervielfacht er sich. Zum körperlichen Schmerz kommt der seelische hinzu. Die Psalmen der Bibel haben diesem Schmerz eine universale Sprache gegeben, für Körper und Seele. Und im Bild von Jesus als Arzt, wie die Evangelien und das frühe Christentum es kennen, bekommt der Schmerz des Menschen eine Adresse. 

Pressemitteilung der ELKB

Pfarrerin Gabriele Edelmann-Richter