An den vier Adventssonntagen sind Altar und Kanzel violett geschmückt. Denn Violett – so lernen es bereits unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden – ist die Farbe der Vorbereitung und der Besinnung, der Buße und der Umkehr.
Keine Frage: Im Horizont der Ewigkeit, wenn man sein Leben vor dem heiligen Gott bedenkt, dann kann man nicht bleiben, wie man ist! Dann muss man umkehren von verkehrten Wegen. Dann muss man zurückkehren von Irrwegen, in die man sich verrannt hat. Dann muss man rechtzeitig kehrt machen, bevor die Straße in die Sackgasse führt.
Noch ist Zeit dazu – besonders im Advent, in der Zeit vor dem großen Fest. Deshalb ruft der Umkehrprediger Johannes der Täufer: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ (Matthäus 3,2) – Zeit umzukehren in dem, was wir tun und lassen, in dem, wie wir reden und schweigen, und nicht zuletzt in dem, wie wir denken und urteilen.
Als Jesus, der Mann aus Nazareth, zum ersten Mal an die Öffentlichkeit tritt, nimmt er diesen Ruf des Täufers auf: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ (Matthäus 4,17). Dieselben Worte, jedoch noch einmal in einer ganz neuen Füllung und Bedeutung: Bei ihm ist es zuerst der Himmel selbst, der „umkehrt“. Nicht wir müssen „in den Himmel kommen“, sondern der Himmel kommt zu uns! Gott selbst macht sich auf den Weg zu uns. Er kommt uns nahe – so nah, dass es nicht mehr näher geht.
Und das ist dabei die große Überraschung: Der Himmel ist nicht nur die bedrohliche Heiligkeit Gottes, sondern auch seine menschenfreundliche, sich verschenkende Liebe. Ganz harmlos und fast zu übersehen kommt der Himmel daher, vor allem so verletzlich und angreifbar: In Person eines Kindes! Und nachher in der Gestalt eines einfachen Wanderpredigers, der hilft und heilt, sich aber selbst nicht helfen kann, als man ihm den Prozess macht. „Kehrt um!“ lautet seine Botschaft an uns, nach wie vor. Ändert euer Denken und eure Gesinnung! Stellt euch darauf ein, dass der Himmel zu euch kommt. Nicht ihr müsst die Welt heller machen, um einen Platz zu bekommen in der herrlichen neuen Welt Gottes, sondern das Licht kommt zu euch. „Kehrt um!“ Das heißt: Lasst euch beschenken! Stellt euch darauf ein! Gebt dem Licht Raum! Und Zeit, dass es unter euch leuchten kann!
Eine gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer der Thomaskirche, Matthias Jung