Predigt zur Christmette

Von Pfarrerin Gabriele Edelmann-Richter am 24.12.2021 in der Stephanuskirche in Gebersdorf

Krippe in der Stephanuskirche mit Maria, Josef, Jesuskind und den Hirten

Liebe Gemeinde,

Der Prophet Micha ist zunächst eher unbedeutend gewesen. Meist stand er im Schatten des großen Propheten Jesaja.
Aber einige Jahrhunderte nach seinem Tod gewinnt er plötzlich an Bedeutung, denn da entdeckten drei Sternendeuter am orientalischen Nachthimmel einen außergewöhnlichen Stern.
Für die Drei war schnell klar, dass diese Himmels-Erscheinung der Hinweis auf die Geburt eines großen Königs sein musste.
So machten sich die Astronomen auf einen langen Weg und fragten unter anderem beim König Herodes nach, ob er in seinem Regierungsgebiet von einer besonderen Geburt gehört hätte.
Herodes hatte keine Ahnung und wenn er eine gehabt hätte, wäre er den drei Weisen zuvorgekommen und hätte den Nebenbuhler schleunigst ausgeschaltet, was er nach einigen Wochen dann auch versuchte.
Doch die Gelehrten forschten weiter nach und fanden in den damals bekannten Heiligen Schriften die Stelle im Prophetenbuch des Micha, die uns heute als Predigttext vorliegt:

Du Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir kommen der, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“

Micha 5,1

In dem kleinen Dorf Bethlehem also – 20 Kilometer südwestlich von Jerusalem entfernt – Hier ist es geschehen. Die Geburt des Friedenskönigs!
Hier wurde Gott Mensch! Was für eine Botschaft!

 Die Gelehrten staunten damals nicht schlecht.
Auch sie hatten große Ehrfurcht, großen Respekt vor der Nähe Gottes.
Die Bibel schreibt, dass es stets Engel waren, die den Menschen die Furcht vor der Größe und Erhabenheit Gottes genommen haben.
So sprach der Engel Gabriel zu Maria:

Fürchte dich nicht, Gott hat Großes mit dir vor!

 Auch sprach der Engel Gabriel zu den Hirten auf dem Feld: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkündige euch große Freude! Euch ist heute der Heiland geboren!“

„Fürchtet euch nicht!“

So werden auch wir heute angesprochen von dem Geschehen in Bethlehem.
Wir können darüber nur staunen, dass sich aus einem eher unbedeutenden Geschehen in einem Stall, in einem kleinen Dorf, so Großes entwickelt hat.
Genau deshalb ist die Weihnachtsgeschichte wie Balsam für die Schwachen, die Unbedeutenden, die Enttäuschten, für die, die keine Hoffnung mehr haben.
Wer sich auf diese Weihnachts-Geschichte einlässt, darf staunen wie ein Kind, von dem wird nichts gefordert.

Die Starken, die Emsigen unter uns werden sich aber fragen: Na, wird das gut gehen? Werden wir da nicht von der Welt belächelt, wenn wir uns gemeinsam mit den einfachen Hirten vor der Krippe niederknien, ganz in Gedanken versunken, die ganze Bedrohlichkeit der Welt hinter uns lassend?
Und vielleicht noch singend:
Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu du mein Leben!

Liebe weihnachtliche Gemeinde,

ich bin der Überzeugung: an Weihnachten dürfen, ja sollen wir an der Krippe innehalten und über die Menschwerdung Gottes staunen.

 Martin Luther sagte:

„Willst du gewiss sein und Gott in seinem Wesen recht kennenlernen, so musst du unten anfangen, wie der Prophet es tut, dass du zuerst nach Bethlehem kommst!“

Für den Propheten Micha, der 800 Jahre vor Jesu Geburt gelebt hat, wäre so ein stiller Ort vor den Toren Jerusalems ein Traum gewesen – tobte doch damals im Land ein heftiger Krieg.

Und wie ist das mit dem Frieden bei uns?

Äußerlich gesehen, können wir in Deutschland – Gott sei Dank – von einer Friedenszeit reden, wenngleich die Spannungen in unserer Gesellschaft zurzeit an Fahrt aufnehmen.
Mag es daran liegen, dass uns innerer Halt und Zuversicht abhandengekommen sind?
Viele von uns werden im Arbeitsalltag oft bis an die Grenzen herausgefordert.
Dazu kommt noch die Pandemie mit täglich neuen Verhaltensregeln – das alles bringt Unruhe in unser Leben.
Am liebsten würden wir das alles endlich hinter uns lassen!
Weil wir momentan am eigenen Leib spüren, dass uns die äußere Sicherheit abhandenkommt, haben wir Sehnsucht nach innerem Halt, nach festen Werten, nach Geborgenheit.

Der Prophet Micha verheißt seinen Lesern ein sicheres Wohnen, ein Dach über dem Kopf, wenn er die Geburt dessen ankündigt, der ein Herrscher der besonderen Art sein wird:

„Der Verheißene aber wird auftreten und wird sie weiden in der Kraft des Herrn, seines Gottes. Und sie werden sicher wohnen; denn er wird zur selben Zeit herrlich und groß werden bis an die Enden der Erde. Und er wird der Friede sein!“

Micha 5,3 – 4a

Mit dem Friedenslicht aus Bethlehem halten Sie diese Weihnachtsbotschaft symbolisch auch in ihren Händen.
Auf der einen Seite im Lichtschein die Heilige Familie – eingebettet in ein tiefes beruhigendes Blau.

Auf der anderen Seite in hellem Weiß nur ein Wort: „Friedenslicht“. Nicht mehr, nicht weniger!
Das genügt erst einmal, um unsere Sehnsucht zu stillen.

Wer die Geburtskirche in Bethlehem besuchen möchte, der muss sich tief hinunterbeugen, um die Stelle zu sehen, an der die ersten Christen den Standort der Krippe vermuteten.
Vor einigen Jahrhunderten schon hat man aus Angst vor Plünderungen das Portal der Geburtskirche zugemauert und nur einen schmalen Gang gelassen.
Wer also heute zur Krippe kommen möchte, muss sich klein machen, muss im übertragenen Sinn Demut zeigen vor dem, der den inneren Frieden bringen wird.
Stolzes Gehabe hat an der Krippe nichts zu suchen.
Ja, wer sich in diesen Tagen auf den Weg zur Krippe macht, dem wird klar, dass sich Gott durch seine Menschwerdung in die tiefsten Abgründe unserer menschlichen Existenz begibt.

Dazu kommt noch, dass Jesus in Bethlehem Efrata geboren wird. Das heißt übersetzt. „Haus des Brotes“.

Wieder ein schönes Bild auch für uns.
Jesus gibt uns die Speise, die wir brauchen. Unseren Hunger nach Frieden, Liebe und Geborgenheit kann er stillen, wenn wir uns auf ihn einlassen.

Das kleine Bethlehem wird Großes hervorbringen!

Die drei Weisen haben den Prophezeiungen aus dem Micha Buch vertraut.
Zielstrebig sind Sie damals nach Bethlehem gezogen.

Ich wünsche uns allen, dass das Geschehen im kleinen Bethlehem auch für uns das bedeutendste Erlebnis in den kommenden Tagen, ja vielleicht sogar in unserem Leben wird.

Der Friede des Herrn, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus .

Amen.

Gabriele Edelmann-Richter, Pfarrerin

Gottesdienste an Weihnachten

Weihnachtlich beleuchtete Stephanuskirche Nürnberg Gebersdorf an der Christmette

Die Weihnachtsgeschichte mit Maria und Josef und dem Kind in der Krippe – jedes Jahr berührt sie uns aufs Neue. Auch wenn wir dieses Jahr noch mit Einschränkungen leben, bieten wir wieder ein vielfältiges Weihnachtsangebot in unserer Kirche an.

Mit den Hirten unterwegs zur Krippe

Familiengottesdienste für Groß und Klein
Beginn jeweils um 14:30 Uhr und 16:00 Uhr
Treffpunkt vor der Stephanuskirche

Zusammen mit dem Rabenchor und dem Familiengottesdienstteam begleiten wir die Hirten auf ihrem Weg zur Krippe. Jeder, der dahin kommen will, muss sich auf den Weg machen. Was bewegt uns heute und was hat die Hirten und alle anderen damals zur Krippe bewegt?
Der Gottesdienst wird vollständig im Freien vor der Kirche stattfinden. Jede und jeder ist herzlich eingeladen zu kommen! Bitte ziehen Sie sich dem Wetter entsprechend an. Mit dem tragen einer FFP2-Maske schützen Sie sich und alle anderen. Wir freuen uns über Ihren Besuch!

Christmette

Besinnliche Andacht in der weihnachtlich beleuchteten Kirche
Beginn dieses Jahr schon um 21:30 Uhr in der Stephanuskirche

Zutritt nur mit 3G-Nachweis und FFP2-Maske. Bitte planen Sie aufgrund der Einlasskontrollen mehr Zeit ein.

Krippenfiguren der Stephanuskirche mit Maria und Josef, Jesuskind, Sterndeutern und Schafen.

1. Weihnachtsfeiertag

Gemeinsamer Gottesdienst in der Thomaskirche Großreuth um 10:15 Uhr
Bitte tragen Sie eine FFP2-Maske auch während des Gottesdienstes.

2. Weihnachtsfeiertag

Gemeinsamer Gottesdienst in unserer Stephanuskirche um 10:15 Uhr
Bitte tragen Sie eine FFP2-Maske auch während des Gottesdienstes.

Weihnachten ist Party für Jesus!

Symbolbild: Maria und Josef als Holzfiguren vor einer Krippe

Mit diesem Zitat von D. Kallauch lädt die Thomaskirche alle Kinder und Eltern ein und auch wir möchten gerne dieses Angebot weitersagen:

An Weihnachten freuen wir uns darauf, dass Jesus geboren wird. Natürlich wollen wir gerne Geburtstag mit ihm feiern und uns gemeinsam mit anderen freuen, dass Gott ganz nah zu uns kommt.

Uns ist es sehr wichtig, dass ihr gesund bleibt und trotzdem Weihnachten feiern könnt. Darum haben wir uns überlegt, dass wir euch dieses Jahr mal ganz anders zum Krippenspiel in unsere Thomaskirche einladen. Das Krippenspiel-Team und das Musik-Team bereiten den Gottesdienst so vor, dass ihr ihn am Heiligen Abend ab 15 Uhr von eurem warmen Zuhause aus mit eurer Familie anschauen könnt.

Wenn ihr den Krippenspielgottesdienst anschaut, könnt ihr sehen, wie viele andere Familien dies auch tun. Das wichtigste ist, dass wir wissen, dass Jesus an diesem Abend zu uns nach Hause kommt.

Wir freuen uns auf euch und wünschen euch ein friedliches, fröhliches und gesegnetes Weihnachtsfest!

Eurer Krippenspiel-Team, Musik-Team und eure Pfarrerin Juliane Jung

Weihnachtsvorbereitungen

Die Reise unseres Christbaumes beginnt. Hier wird er gefällt und transportfähig gemacht.

Nur noch wenige Tage bis Heiligabend

Haben Sie es sich zu Hause schon richtig weihnachtlich gemütlich gemacht? Lichterketten im Garten, Weihnachtsdekoration in der ganzen Wohnung und vielleicht schon Plätzchen nachgebacken, weil die ersten schon alle verputzt worden sind. Spätestens mit dem anzünden der vierten Kerze auf dem Adventskranz steigt die Vorfreude auf Heiligabend und auch die Vorbereitung unserer Gottesdienste in der Weihnachtszeit läuft auf Hochtouren.

Am Samstag haben wir unseren Christbaum für die Kirche gefällt – ein echter Gebersdorfer, genau genommen sogar zwei! Neben dem Baum für die Kirche haben wir auch wieder einen Baum VOR der Kirche. Diesen brauchen wir auch für unsere Familiengottesdienste an Heiligabend, die ja dieses Jahr im Freien stattfinden werden. Zum zweiten mal schon wurde uns dieser wieder von der Familie Siebenkäs gespendet. Ein herzliches Vergelt’s Gott dafür von uns!

Ein unerwarteter Kraftakt

Wie jedes Jahr haben wir uns den Baum vorher angeschaut. Uns ist immer wichtig einen Baum auszuwählen, der sowieso gefällt werden würde. Seine Größe hat auch gut gepasst, wir haben nur die Dicke des Stamms und damit das Gewicht des Baumes deutlich unterschätzt. Die folgenden Bilder geben einen Einblick in den Transport und das anschließende Schmücken des Baumes:

Zur Stärkung gab es eine kleine Vesper von der Gemeinde, der Baum wurde noch befestigt, fertig geschmückt, beleuchtet und die Kirche besenrein hinterlassen.

Auch im Außenbereich haben wir dieses Jahr wieder mehrere Lichterketten anbringen können. Weihnachten kann kommen!

Danke an alle Beteiligten!

Einblick Adventsfenster

Auch dieses Jahr finden unsere Adventsfenster statt. Familien und Gruppen haben einen kurzen Impuls für Sie vorbereitet und zum Teil auch besinnliche oder weihnachtliche „Fenster“ gestaltet. Wir zeigen Ihnen hier einen kleinen Ausschnitt davon und würden uns freuen, wenn auch Sie in Ihrer Nachbarschaft ein Adventsfenster besuchen kommen! Veranstaltungsorte und alles weitere finden Sie auf dieser Seite.

Komm und sieh

Ein weihnachtliches Bodenbild in der Thomaskirche

Die Adventszeit ist die Zeit des Wartens auf das Kommen unseres Heilands. Es ist einerseits eine dunkle Zeit, außen und auch immer wieder in uns.

Andererseits leuchten die Lichter nie heller in der Dunkelheit als in der Adventszeit. Überall sehen wir Lichterketten und Weihnachtsbäume – die Sehnsucht der Menschen nach dem Licht ist selten so sichtbar. Es ist eine Zeit des Wartens, dass wir dieses Licht erleben dürfen, spüren dürfen.

Mit dieser Sehnsucht nach Licht sind Sie eingeladen, in die offene Kirche zu kommen und das Advents- und Weihnachtsbild zu betrachten und zu bedenken. Kommen Sie, einfach so, mitten aus dem Alltag, nehmen Sie wahr, was in Ihrem Leben gerade ist und begegnen Sie Jesus, der als Kind in der Krippe zu finden ist. Und nehmen Sie etwas von der Begegnung mit nach Hause.

Ein Begleitblatt leitet Sie an, Sie können auch einen Text und ein Video zum Bodenbild anhören/ansehen (bringen Sie Ihr Smartphone mit), gleich vor Ort oder auch daheim.

Ab dem 15.12.2021 ist das Bild in der Thomaskirche vor den Stufen zum Altar aufgebaut und für Sie bereit.

MAK – Weihnachtskalender

Unsere Jugend der Thomas- und Stephanusgemeinde hat etwas tolles vorbereitet, was wir Ihnen nicht vorenthalten wollen!

Jeden Tag gibt es etwas zu Lesen / Hören / Sehen / Basteln für dich.

So wird jeder Tag im Advent einmalig!!

Und weil wir der MAK Thomas/Stephanus sind, geht unser Kalender auch etwas länger als die Standard Adventskalender.

Viel Spaß und Freude mit diesem Kalender!

Angedacht im Advent

An den vier Adventssonntagen sind Altar und Kanzel violett geschmückt. Denn Violett – so lernen es bereits unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden – ist die Farbe der Vorbereitung und der Besinnung, der Buße und der Umkehr.

Keine Frage: Im Horizont der Ewigkeit, wenn man sein Leben vor dem heiligen Gott bedenkt, dann kann man nicht bleiben, wie man ist! Dann muss man umkehren von verkehrten Wegen. Dann muss man zurückkehren von Irrwegen, in die man sich verrannt hat. Dann muss man rechtzeitig kehrt machen, bevor die Straße in die Sackgasse führt.

Noch ist Zeit dazu – besonders im Advent, in der Zeit vor dem großen Fest. Deshalb ruft der Umkehrprediger Johannes der Täufer: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ (Matthäus 3,2) – Zeit umzukehren in dem, was wir tun und lassen, in dem, wie wir reden und schweigen, und nicht zuletzt in dem, wie wir denken und urteilen.

Als Jesus, der Mann aus Nazareth, zum ersten Mal an die Öffentlichkeit tritt, nimmt er diesen Ruf des Täufers auf: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ (Matthäus 4,17). Dieselben Worte, jedoch noch einmal in einer ganz neuen Füllung und Bedeutung: Bei ihm ist es zuerst der Himmel selbst, der „umkehrt“. Nicht wir müssen „in den Himmel kommen“, sondern der Himmel kommt zu uns! Gott selbst macht sich auf den Weg zu uns. Er kommt uns nahe – so nah, dass es nicht mehr näher geht.

Und das ist dabei die große Überraschung: Der Himmel ist nicht nur die bedrohliche Heiligkeit Gottes, sondern auch seine menschenfreundliche, sich verschenkende Liebe. Ganz harmlos und fast zu übersehen kommt der Himmel daher, vor allem so verletzlich und angreifbar: In Person eines Kindes! Und nachher in der Gestalt eines einfachen Wanderpredigers, der hilft und heilt, sich aber selbst nicht helfen kann, als man ihm den Prozess macht. „Kehrt um!“ lautet seine Botschaft an uns, nach wie vor. Ändert euer Denken und eure Gesinnung! Stellt euch darauf ein, dass der Himmel zu euch kommt. Nicht ihr müsst die Welt heller machen, um einen Platz zu bekommen in der herrlichen neuen Welt Gottes, sondern das Licht kommt zu euch. „Kehrt um!“ Das heißt: Lasst euch beschenken! Stellt euch darauf ein! Gebt dem Licht Raum! Und Zeit, dass es unter euch leuchten kann!

Eine gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer der Thomaskirche, Matthias Jung

Auf der Suche nach dem X-Mas-Faktor

Der Evangelische Adventskalender 2021 nimmt Weihnachtsfilme unter die Lupe

Themenmotiv von "The X-Mas Files" - Eine Aktion von evangelisch.de.
Spielzeugfiguren bilden eine Krippenszene

Alle Jahre wieder zu Beginn der Winterzeit ist es so weit: Fernsehsender und Streamingdienste überbieten sich gegenseitig mit filmischen Süßigkeiten: Romantik- und Schnulzenklassiker, Animations- und Märchenstreifen, Tannenbaum- und Strickpulligeschichten auf allen Kanälen − kurz: Die Saison für Weihnachtsfilme hat begonnen.

Aber wie viel Weihnachten steckt eigentlich in all den heiß geliebten Filmhighlights zum Jahresende − von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und „Schöne Bescherung“ über „Tatsächlich … Liebe“ und „Der kleine Lord“ bis hin zu „Stirb langsam“ und „Weihnachten bei Hoppenstedts“?

Das Portal evangelisch.de möchte das herausfinden und hat sich dafür Hilfe von einem echten Experten geholt: „Inspektor Gabriel“, seines Zeichens investigativer Playmobilengel, wird jeden Tag im Advent die Kurzzusammenfassung eines Weihnachtsfilmklassikers präsentieren: die „X-Mas Files“. Dabei handelt es sich um kurze, liebe- und humorvolle Verplaymobilisierungen der Filme, die mithilfe des erfolgreichen Youtube-Ensembles von SOMMERS WELTLITERATUR TO GO erstellt werden. Der Youtuber Michael Sommer hatte zuletzt in einem außergewöhnlichen Projekt sämtliche Bücher der Bibel mithilfe von Playmobil für evangelisch.de zusammengefasst.

Obwohl Inspektor Gabriel die Fakten präsentieren und, nach eigener Aussage, „mit der Erfahrung von über 2.000 Weihnachten die Weihnachtsessenz aus den Filmklassikern herauspressen wird“, so bleibt es doch den Menschen überlassen, die beim Evangelischen Adventskalender 2021 mitmachen, das Ganze zu bewerten. Sie nämlich sind eingeladen, jeden Tag mittels X-Mas-O-Meter abzustimmen, welchen X-Mas-Faktor der jeweilige Weihnachtsfilm wirklich hat, und so am Ende für ein Ranking der weihnachtlichsten Weihnachtsfilme zu sorgen. Denn wer könnte das schließlich besser beurteilen als diejenigen, die diese Filme immer wieder schauen und lieben?

Der Evangelische Adventskalender 2021 ist ab 1.12. unter adventskalender.evangelisch.de zu finden. Unter der gleichen Adresse kann das Angebot auch im Vorfeld bereits kostenlos abonniert werden, so dass es täglich in den E-Mail-Posteingang kommt.

evangelisch.de gehört zum Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) gGmbH mit Sitz in Frankfurt am Main. Das GEP ist das zentrale Medienunternehmen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ihrer Gliedkirchen, Werke und Einrichtungen. Neben den Digitalangeboten trägt es die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) sowie die Redaktion des evangelischen Magazins chrismon und organisiert die Rundfunkarbeit der EKD.

Predigt zum 1. Sonntag n. d. Christfest

Von Pfarrer Dr. Matthias Dreher am 27.12.2020 in der Stephanuskirche in Gebersdorf


Und als die Tage ihrer [Marias] Reinigung nach dem Gesetz des Mose um waren, brachten sie ihn hinauf nach Jerusalem, um ihn [Jesus] dem Herrn darzustellen.

Und siehe, ein Mensch war in Jerusalem mit Namen Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war auf ihm. Und ihm war vom Heiligen Geist geweissagt worden, er sollte den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen. Und er kam vom Geist geführt in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach:

Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.

Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde. Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass viele in Israel fallen und viele aufstehen, und ist bestimmt zu einem Zeichen, dem widersprochen wird – und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden.

Lukas 2, 22.25-35


Liebe Mitchristen hier in Gebersdorf, aus Großreuth und von weiter weg,

Weihnachten ist zum Sterben schön! Das meint jedenfalls der alte Simeon, der heute sicherlich in einer geriatrischen Demenz-Abteilung entmündigt eingesperrt wäre. Vom Heiligen Geist (Vogel zeigen) ist ihm versprochen, er werde erst sterben, wenn er den Trost Israels, den Gesalbten Gottes gesehen hat. – Oje, sagt da der gesunde Menschenverstand, jetzt hat’s auch den erwischt.

Dadurch, dass wir die gesamten Senioren ab 75 mit einem generellen Demenz-Verdacht überziehen, sind wir – scheint mir – kaum noch offen für die hellsichtigen Einsichten unserer Groß- und Urgroßeltern. Nicht dass es nicht auch gewisse Verschrobenheiten und gedankliche Fixierungen gäbe bei bestimmten Senioren, ich sag’s mal vorsichtig, aber solche Simeons, die auch uns heute die Wirklichkeit aufschließen und weiter sehen als die MittVierziger oder –Fünfziger, solche Simeons gibt es auch heute. Und ich persönlich bin froh, dass ich in meinen jüngst vergangenen dunkelsten Wochen solche weisen Senioren an meiner Seite hatte. Viele waren es nicht. Aber diese wenigen sind unverzichtbar.

Zur Ehre des Alters möchte ich Ihnen von einem 76-jährigen Mann erzählen, der im Sommer 1989 folgende Sätze aufschreibt: „Warum?, mit welchem Recht? und aufgrund welcher Erfahrung ausschließen, daß eines Tages [in der jetzigen DDR] … nicht Hunderte, sondern Hunderttausende auf den Beinen sind und ihre staatsbürgerlichen Rechte einfordern? (…) Und Berlin? Und die Mauer? Die Stadt wird leben!, und die Mauer wird fallen.“

Der Mann hieß Willy Brandt. Am 1. September 1989 – die Mauer steht noch immer – sagt er im Bundestag, es gehe jetzt um mehr, als „durch vielerlei kleine Schritte den Zusammenhalt der getrennten Familien und damit der Nation wahren zu helfen“. Für Brandt steht nun die „Selbstbestimmung und Einheit“ der Deutschen auf der Tagesordnung. Dann fällt die Mauer am 9. November. Tags darauf fliegt Brandt nach Berlin und formt sein geflügeltes Wort: Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört. Am 3. Oktober 1990 geht mit der Einheit Deutschlands der gemeinsame Traum der Bundeskanzler Kohl und Brandt in Erfüllung. Mit Tränen in den Augen verfolgt Brandt die Zeremonie auf der Ehrentribüne vor dem Reichstag – dem Tempel der deutschen Demokratie sozusagen. 1992 stirbt er.

Warum erzähle ich das? Die deutsche Einheit war kein Heilsereignis. Aber die Einstellung des alten Willy Brandt kann uns zeigen, dass wir nicht zu trennen brauchen: Hier sind diese seltsam irreal frommen Menschen in der Bibel – und dort sind die echten Menschen unseres Lebens und unserer Welt. Simeon und Brandt haben ja viel gemeinsam: Sie erwarten das Große, das Entscheidende von der Zukunft. Aber nicht am St.-Nimmerleins-Tag, sondern noch vor ihrem Tod. Sie sind keine Nostalgiker, sie leben voll auf die Zukunft zu, obwohl sie wissen, dass sie an dieser besseren Zukunft kaum noch teilhaben werden. Beide wissen: Es geht nicht nur um eine bessere Zukunft für mich und meine Familie. Es wird für alle besser werden. Simeon besingt mit dem Jesuskind auf dem Arm, wie das Kind Juden und Heiden, also alle Nicht-Juden zusammenführt. Und er schließt: Nun kann ich in Frieden abtreten.

Und weniger umfassend, aber doch auf dieser Spur lautet das geflügelte Wort Willy Brandts wörtlich: „Jetzt sind wir in einer Situation, in der wieder zusammenwächst, was zusammengehört. Das gilt für Europa im Ganzen.“ Dieser Nach-Satz wird meist weggelassen. – Also ich will Brandt nicht zum kleinen Mit-Messias machen, ich möchte nur zeigen, dass dieser alte, fromme Simeon durchaus ganz bei Trost war bei seinem auf den ersten Blick verwunderlichen Ausbruch angesichts eines „normalen“ Babys im Tempel.

Gehen wir seinem kurzen Lobgesang nochmal genauer nach: Er kann in Frieden sterben, weil Gott erfüllt hat, was er versprochen hat. Darum hören wir ja an Weihnachten auch die Prophezeiungen aus dem Alten Testament. Denn auch wenn Gott im Neuen Testament mit Jesus Christus einen neuen Bund setzt, so ist Gott doch derselbe und zumindest im Rückblick lässt sich ein Plan erkennen. Gott hatte schon länger einen irgendwie gearteten Heilsbringer „in petto“ – und Simeon darf ihn jetzt sehen. „Requiescat in pace“ – jetzt kann er in Frieden ruhen.

Luthers Worte „Heil“ und „Heiland“ klingen für uns ja so bibeldeutsch, religiös-pathetisch und irgendwie lebensfern. Da müssen wir uns einfach immer klar machen, dass dahinter der Begriff Rettung, Retter steht. Bei Heiland denke ich an die berühmte, millionenfach kopierte Statue Jesu von Berthel Thorvaldsen in Kopenhagen: Der sanftautoritäre, segnende, rein-weiße Gottesmann. Bei „Rettung“ denke ich an die Blaulicht-Retter auf unseren Straßen. Eine ganz andere Welt. Dieses Herausziehen aus prekärer Not, das dachten aber die griechischen Schreiber des Neuen Testaments immer mit. Wenn Simeon vom Heil spricht, ist die Rede davon, dass die Welt im Argen liegt – und dass nicht irgendwann, sondern so schnell wie möglich Abhilfe kommt. Und Simeon weiß, dass der Mensch mit dieser Abhilfe überfordert wäre: Gott selbst muss sie uns bringen, er hat es versprochen und sein Wort nicht gebrochen. Das heißt aber auch, dass diese Rettung nicht mit politischen Mitteln zu erreichen ist; das wäre ja wieder Menschenwerk. Es geht nicht um menschliche Weltverbesserei. Es geht nicht um die Rettung der Welt, sondern um unsere Rettung aus der Welt.

Das weiß das ganze Neue Testament, dass diese Welt eben tickt, wie sie tickt und dass sich das kaum verändern lässt. Das Heil, das uns der Glaube verspricht, ist darum immer eine Ent-weltlichung – auch lange vor dem Tod. Paulus sagt es so:

„Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist“

Röm 12, 2

Die Kraft zu dieser Änderung kommt aus dem Bruch, den Jesus in die Welt brachte: Gottes Sohn ein Kind im Stall, ein Verdammter am Kreuz. Die Welt will andere Helden. Aber Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig. Und sein Sohn verteilt selbst diese Kraft – in bloßen Worten, in einer schwächlichen Hostie und einem
Schluck Wein. Wie klein, ja kümmerlich empfängt er uns an der Krippe im Stall? Und doch – wieviel Kraft und inneres Licht haben Sie, liebe Mitchristen, nicht allein daraus schon empfangen? – Aber was heißt Rettung aus der Welt konkret? Was heißt es jetzt in Corona-Zeiten? Es gibt Christen, die glauben: Der Glaube – oder letztlich Gott – feit uns vor dem Virus. Wer richtig fest glaubt, bleibt ungefährdet. Die psychologische Variante dazu lautet: Die Angst steckt sich an. Wer keine Angst hat, kriegt es auch nicht. – Diese Ignoranz gegenüber medizinischen Einsichten hat mit der Entweltlichung des Glaubens nichts zu tun. Sondern diese meint die innere Beheimatung bei Gott. Und die bewirkt zwei Dinge: Einmal die Hoffnung für diese Welt, – dass wir Menschen getröstet und aufgerichtet werden durch die Kraft Gottes im Angesicht selbst unserer Feinde, zu denen auch das Virus gehört. – Und das zweite, was diese Gottes-Heimat bewirkt, ist die Gelassenheit dem hiesigen Leben gegenüber. – Beide Wirkungen dieser inneren Heimat sehen wir an Simeon: All sein Hoffen und Sehnen ist auf den Trost der Völker dieser Welt gerichtet. Aber er muss sich nicht darein verbeißen, diesen Frieden zu erreichen. Er lässt Gott wirken und tritt selbst ganz gelassen ab.

Beispielhaft auf Corona übertragen würde das heißen:
Hoffen, dass die Welt diese Geißel namens Corona bald los wird – und auch alles Menschen mögliche dafür tun – jeder an seinem Platz – so wie wir es gerade eben hier auch tun. Aber zweitens heißt es: Nicht die Welt retten wollen durch Corona-Maßnahmen. Nicht überspannt in Corona den Hebel sehen, um die Welt zu verbessern oder die Menschen zu erziehen. Sondern entspannt das Mögliche tun und warten, dass mit Gottes Kraft bald das Not-Wendende kommt. Dieses entspannte Warten in Gottvertrauen werden wir sicher noch einige Wochen brauchen.

Für uns nicht entscheidend, aber interessant ist, wie Simeon das Verhältnis zwischen Israel und den übrigen Völkern, also auch uns, bestimmt. Die Rettung ist bereitet vor allen Völkern: Sie ist Licht, das die Nicht-Juden aus der Finsternis führt und Licht-Glanz, Glorie, für Gottes Volk Israel. Die Besonderheit Israels besteht also nicht etwa darin – wie heute oft sogar in Kirche und Theologie gelehrt wird -, dass Israel über den alten Bund zum Heil kommt und Christus gar nicht braucht. Die Sonderstellung Israels wird gerade darin gewahrt, dass der Retter für alle, für Juden wie Nicht-Juden, ein jüdisches Kind ist, beschnitten und im Tempel Gott geweiht. An Simeon sehen wir, dass der Heilige Geist von einem so frommen, wahrhaftig-jüdischen Glauben aus eine Brücke bauen kann, im Jesuskind den Heiland, den Retter, den Messias des Alten Testaments zu erkennen. Und das tun wir ehemalige Heiden zusammen mit dem Juden Simeon.

Nachdem Simeon seinen berühmten Lobpreis gesprochen und die Familie Jesu gesegnet hat, hat er noch Worte extra an die Mutter Maria, die weit weniger bekannt sind:

„Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass viele in Israel fallen und viele aufstehen, und ist bestimmt zu einem Zeichen, dem widersprochen wird – und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden.“

Lukas 2, 34-35

Hier ist es spätestens Schluss mit der Weihnachtsidylle. Der holde Knabe im lockigen Haar wird also nicht nur Frieden, Liebe und Glück bringen, sondern er wird bewirken, dass das innerste der Menschen offenbar wird. Das kleine, „nackerte“ Christkind macht uns alle nackt – sogar unser Herz.

Dreimal kommen „die vielen“ vor: „Viele in Israel fallen und viele stehen auf; aus vielen Herzen wird offenbar, was da drin [Brust klopfen] eigentlich gedacht wird.“ Stünden diese Sätze im Johannesevangelium, wäre die Vorstellung die, dass der kindliche Offenbarer die Menschen rigoros teilt in Gläubige und Ungläubige. Die einen fallen, die anderen stehen auf zum ewigen Leben. – Hier aber, in dieser Rede des alttestamentlich-frommen Juden Simeon, dürfte es jüdischer gemeint sein. Dann nämlich sind „viele“ und „alle“ kaum zu unterscheiden. Er meint also: „Israel als ganzes wird fallen – und wieder aufstehen. Israel als ganzes wird deinem Kind, Maria, widersprechen – von Ausnahmen abgesehen – , sodass der Ungehorsam Israels offenbar wird. Dies wirst du miterleben und es wird dir wie ein Schwert durch die Seele fahren.“ Wie in einer Zeitraffer-Diashow laufen hier die Bilder so mancher Jesus- und Passions-Filme vor meinem inneren Auge ab. Jesu hartes Ringen mit den Schriftgelehrten und Pharisäern – und die Konsequenz am Kreuz.

Auch hier spricht Simeon Jesus nochmals speziell als Offenbarer und Heilsbringer der Juden an. Das heißt nicht, dass uns diese Worte nichts angehen. Auch uns gilt die Botschaft, zumal wir ja nun auch ‘ das schon 2000-jährige Gottesvolk des Neuen Bundes sind: Wenn uns Gott selbst besucht, um hier in dieser Welt zu unserem Heil einzugreifen; – wenn der einzige, wahre Gott sich auf ein Menschenleben auf Erden einlässt, dann bringt uns das kein Heil zum Billig-Tarif, dann bringt er nicht Wohlgefühl mit der Gießkanne. Gerade wenn er sich herabbeugt in ein kleines Windelkind und den höchsten Preis zu zahlen bereit ist, den man in dieser Welt zahlen kann – sein Leben. Gerade dann bleibt Gott auch der Gerechte, der seinem Willen treu bleibt, – und der also auch richtet. Wer Gott begegnet, kann fallen, – und es sind viele, die fallen. Das auf die Juden abzuschieben, war immer schon schäbig. So wie Simeon sein Volk anspricht, so müssen wir es auf uns beziehen. Gott besucht uns aus Gnade. Aber wer verkennt, dass nur ein Richter Gnade walten lassen kann, der macht aus Gnade – Kitsch. Das Paket „Gnade“ bringt immer das Gericht mit – deshalb fallen viele. Die Gnade verhindert auch nicht das Urteil, sondern „nur“ die letzte Konsequenz des ewigen Todes.

Deshalb stehen die Vielen dann auch wieder auf und können versöhnt von und mit und bei Gott weiterleben – in Ewigkeit. So sieht es auch Paulus für das Volk Israel und ist sich mit dem Simeon des Lukas einig: Dies alles wird geschehen im Glauben an Christus (Röm 11). Und genauso gilt es uns. – In diesem ganzen Prozess – das ist hier das richtige Wort – wird deutlich, wo jemand steht, wie jemand denkt, wie wir unsere Prioritäten setzen, wie wir letztlich das Verhältnis bestimmen zwischen unserem Ego – und Gott.

Das mitanzusehen wird die Mutter hart ankommen. Aber all dies ist notwendig, damit Heil, Rettung und Trost sein können, ohne dass etwas unter einen billigen Teppich gekehrt wird. Um Rettung und Trost geht es. Das ist das, was Simeon in Frieden scheiden lässt. Dafür, dazu hat Gott das Kindlein in die Welt geschickt.
[Tonwechsel: leicht] Zja – und schon Willy Brandt hat erzählt, dass der Stellvertreter Christi seinem Chef da in nichts nachsteht: „Auf dem SPD-Parteitag wird angekündigt, dass der Papst seine nächste Reise zur SPD mache. – Warum? – Weil er immer dorthin fährt, wo das Elend am größten ist.“

Und so können auch wir gelassen und heiter einstimmen: Herr, nun lässt du uns, deine Diener in dieser verlorenen Welt, früher oder später in Frieden scheiden. „Welt ging verloren; Christ ist geboren. Freue, freue dich, du Christenheit!“.

Amen.

Dr. Matthias Dreher, Pfarrer