Eine Orgel gehört wie Kanzel und Altar zum festen Bestandteil der Innenarchitektur eines Kirchenraumes. Man muss stilistische Elemente des Kirchenraumes und seiner Ausstattung in die Gestaltung des Orgelprospektes einfließen lassen.
Die Stephanuskirche in Gebersdorf hat einen ihrer Entstehungszeit entsprechend schlichten, sachlichen Kirchenraum. Die einzigen Elemente, die zur Gestaltung des Orgelgehäuses herangezogen werden konnten, sind die halbrunden Fensterbögen und das segmentartige Tonnengewölbe.
Der Prospektaufbau folgt klassischen Vorbildern des elsässischen Orgelbaues: eine siebenachsige Gliederung mit Rundtürmen, von denen die zwei größten am höchsten aufragen, ist prägendes Gestaltungsmerkmal. Die beiden äußeren Flachfelder sind spiegelbildlich, das mittlere Flachfeld symmetrisch angeordnet. Die Gesimse sind in ihrer Ausführung schlicht gehalten. Um genügend Raum für die technische Anlage zu erhalten, wurde der Unterbau in gleicher Breite wie das Obergehäuse angelegt.
Die neue Orgel besitzt drei Teilwerke (Hauptwerk, Hinterwerk und Pedal), die alle auf einer Ebene angeordnet sind. Das Hauptwerk befindet sich in einem eigenen Gehäuseteil. Hinterwerk und Pedal stehen in einem weiteren Gehäuse hinter dem Hauptwerk. Sie sind durch den Stimmgang vom Hauptwerk getrennt.
Die offene Spielanlage folgt ebenfalls klassischen Vorbildern. Die Tasten der beiden Manuale sind mit Ebenholz und Bein belegt, die Pedalklaviatur, in ihrer Form den alten Schnabeltasten nachempfunden, ist aus Eichenholz gefertigt. Zu beiden Seiten der Manuale sind die Züge für Register und Koppeln angeordnet. Die Spielanlage ist als „hängende Traktur“ ausgeführt. Im Unterbau des Orgelgehäuses befindet sich konsequenterweise eine Keilbalganlage mit freiem „atmenden“ Wind.
Das Schleierwerk wurde von Bildhauer Michael Steigerwald-Gesell entworfen und ausgearbeitet. Die Ornamente zeigen Dornen und Blätterzweige aus Dornenkronen und Lebensbaum: Zeichen von Leid und Freude, von Tod und Leben, von Sterben und Auferstehen, von Resignation und Hoffnung, von Karfreitag und Ostern.
Eingeweiht wurde die Orgel im Gottesdienst am 1. Advent, dem 27.11.1994.