Predigt zum Sonntag Exaudi

Exaudi 2020   Jeremia 31,31-34: Der neue Bund mit Gott

Der Gott des Friedens und der Gnade segne unser Reden und Hören durch Jesus Christus!

Jer.31,31-34:
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit. Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen:“ Erkenne den Herrn“, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

Liebe Gemeinde

„Aufgemerkt! Pass auf! Horch amol!“
So klingt auf fränkisch unser heutiges Predigtmotto zum Sonntag Exaudi.
„Um wos geht’s ?“ fragt dann der Franke weiter.
Antwort: „Um den neuen Bund Gottes mit den Menschen.“
„Und wos is dann mit dem alt’n Bund gemeint?“
Antwort: „Na, da werfen wir mal einen Blick auf die Geschichte des Gottesvolkes Israel!“

Es war vor vielen tausend Jahren, als sich die großen Überschwemmungen der Sintflut zurückgezogen hatten.
Noah hatte sich mit seiner Familie und vielen Tierpärchen auf einer Arche retten können.
Dafür wollte er Gott danken und baute ihm einen Altar.
Gott sprach daraufhin zu ihm: „Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit euren Nachkommen und mit allem lebendigen Getier bei euch, dass hinfort keine Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe.“

Liebe Gemeinde,
das ist laut Bibel der erste Bund, den Gott mit den Menschen schließt. Als sichtbares Zeichen dafür setzt er noch einen schönen, bunten Regenbogen an den Himmel, der den Bund bestätigen soll und den Himmel mit der Erde verbindet.

Etliche Jahrhunderte später kommt es wieder zu einem Ereignis, welches den Bund Gottes mit seinem Volk bestätigt:
Es ist die Zeit des Exodus, die Zeit, in der das Volk Israel von Mose und seinem Bruder Aaron aus Ägypten herausgeführt wird.
Auf ihrem langen Weg durch die Wüste steigt Mose eines Tages auf den Berg Sinai und erhält auf zwei Steintafeln die 10 Gebote. Die ersten drei Gebote beschreiben das Verhältnis der Menschen zu Gott, so wie es sein soll … und die Gebote 4-10 weisen die Menschen an, wie sie sich ihren Mitmenschen gegenüber verhalten sollen.
Gott macht mit seinem Volk einen Vertrag, er schließt mit seinem Volk einen Bund mit folgender Abmachung: Wenn sein Volk sich an seine Gebote hält, verspricht er ewige Treue und Schutz!

Wie Sie vielleicht wissen, hielt sich das Volk Gottes nicht immer an die Vereinbarungen.
Die Verlockungen und Verführungen des Alltags waren oftmals zu groß. Das war früher so und das ist auch heute noch so.
Und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass es im Jahr 586 vor Christus zu einem einschneidenden Ereignis in Jerusalem kommt:  Der Prophet Jeremia hat das Szenario aufgrund der vielen Verfehlungen und Gotteslästerungen vorhergesagt. Doch keiner hört auf ihn.  Denn wer lässt sich schon gern auf sein Versagen und seine Gottlosigkeit ansprechen. Gottes Geduld mit seinem Volk kommt an die Grenze und…die Strafe Gottes folgt!
Der babylonische König Nebukadnezar zieht mit seinem Heer Richtung Westen nach Jerusalem, zerstört den Tempel und die Stadt und verschleppt die Oberschicht, also die Gebildeten und Geistlichen nach Babylon ins Exil.

Jeremia aber hatte bereits vorher in seinen Prophezeiungen dem Volk Gottes noch einen Hoffnungsschimmer mitgegeben, er lautet:
„So spricht der Herr: Siehe, es kommt die Zeit, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen.“

Liebe Gemeinde,
jetzt machen wir einen gewaltigen Zeitsprung in das Jahr 2020. Seit Mitte März, nun seit 10 Wochen, leben wir mit Kontaktbeschränkungen. Unser gewohntes Leben ist auf den Kopf gestellt.
Viele von uns stellen sich – genau wie damals das Volk Gottes – die Fragen:
Wie soll es weitergehen? Ab wann können wir wieder hingehen, wohin wir möchten?

Auf unserem Liedblatt finden Sie passend dazu Gedanken der Trägerin des Literaturnobelpreises Selma Lagerlöf. Die schwedische Schriftstellerin machte vor allem Kindern Mut, wie z.B. mit „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“, stets nach vorne zu schauen. Für uns Erwachsene schrieb sie den Satz zum Nachdenken:
„Man soll nicht ängstlich fragen: Was wird und kann noch kommen? Sondern sagen: Ich bin gespannt, was Gott jetzt noch mit mir vorhat!“
Nach der Krise geht es weiter!

Genau das ist gemeint mit dem Bund zwischen Gott und Mensch: Tief verbunden in gegenseitiger Verpflichtung, kann sich der eine auf den andern verlassen! Widrige Umstände schmälern den Zusammenhalt nicht! Die Zusagen sind gesetzt und zwar unumstößlich!

Liebe Gemeinde,
die Bündnisse zwischen Menschen halten leider nicht immer ewig, denken wir an das Ehebündnis oder an staatliche Bündnisse oder gar militärische Bündnisse. Immer wieder kommt es vor, dass ein Vertragspartner den Bund aufkündigt. Das erleben wir täglich oder lesen und hören davon gerade wieder in den vergangenen Tagen in den Medien.

Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Aber wo und wie können wir uns des Bundes mit Gott vergewissern?
Schauen wir dazu noch einmal in die Bibel!
Vor etwa 2000 Jahren sprach Jesus zu seinen Jüngern beim letzten Abendmahl folgende Worte: „Nehmt hin und esst, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. – Nehmt hin und trinkt, das ist mein Blut des Neuen Testamentes, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut!“
Während Jesus diese Worte spricht, wird den Jüngern klar, wo Jesus ist, da ist der Neue Bund, den der Prophet angekündigt hat.
Wir erinnern uns auch an Jesu Worte: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter euch!“

Darauf dürfen wir uns verlassen. Das macht uns ruhig in ungewissen Zeiten.
Der Bund Gottes, den er mit uns Menschen geschlossen hat, ruft uns jeden Tag in die Verantwortung. Auf seine Zusage der Begleitung antworten wir im Umgang mit unseren Mitmenschen:
– Erfahrene Vergebung geben wir weiter.
– Gegebene Versprechen halten wir.
– In Not sind wir für andere da.
– Schöne und schwere Wege gehen wir gemeinsam.

Liebe Gemeinde,
wir können den Bund mit Gott auch von unserer Seite aus immer wieder erneuern:
Jedes Mal, wenn wir Abendmahl feiern.
Das Abendmahl ist die Feier des Neuen Bundes. Da sitzt Jesus mit uns am Tisch, da trinken wir aus einem Kelch, da verbinden sich Himmel und Erde miteinander.
Zur Zeit ist das leider nicht praktizierbar, aber das Wissen um Gottes Zusage, um seinen ewigen Bund mit uns Menschen lässt uns ausharren und geduldig sein und Ausschau halten nach dem Regenbogen.

Lasst uns gespannt sein, was Gott noch mit uns vorhat!

Der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

AMEN

Pfarrerin Gabriele Edelmann-Richter