Wie kann Glaube trösten?

Symbolbild: Bibel

Wenn man Schlimmes erlebt hat, dauert es, bis man wieder auf die Füße kommt. Was man da nicht braucht, sind fromme Sprüche und falsche Versprechen. Not lehrt nicht automatisch beten, sondern oft fluchen oder verstummen. Wenn es schier unerträglich geworden ist, wird nicht selten nach einem Tröster gerufen, der mit einem mächtigen Wort die Angst vertreibt und Hoffnung schenkt. Doch aus guten Gründen hat sich die christliche Seelsorge vor Jahrzehnten von solch einem autoritären Verständnis verabschiedet.

Den Theologen ist klar geworden: Trösten ist weniger eine Sache des Zusprechens als des Zuhörens, des Dabeiseins und Dabeibleibens. Trost zu finden kann bedeuten, dass man das Unvermeidliche annimmt. In der Not geraten viele Menschen ins Straucheln und verlieren ihre Kraft und Initiative. Trösten kann man jemanden in solch einer Lage nur, wenn man sich ihm ohne Vorbehalte zuwendet, seine Not wahrnimmt, sie ernst nimmt, sie auch klar und realistisch anschaut. Trost zu finden muss nicht heißen, sofort wieder festen Halt zu spüren. Es kann auch bedeuten, dass man das Unvermeidliche annimmt und sich ihm ergibt.

„Ergebung“ ist ein wichtiges Wort in der christlichen Tradition. Wenn ich mich „ergebe“, bin ich in meiner Not angekommen, erkenne ich meine Lage, halte ich mich nicht für stärker, als ich bin, werde ich bereit, nach einem neuen Weg zu suchen. Doch diesen zu finden, dauert seine Zeit. Deshalb gehört neben der Ergebung auch die Geduld zu einem echten Trost. Man muss warten und ausharren, manchmal sehr lange. Das macht das Trösten in einer Zeit, die auf Schnelligkeit und Effizienz ausgerichtet ist, so schwer. Wer getröstet ist, hat sich selbst wiedergefunden. Dafür muss man nicht gläubig sein. Aber die Sprache der Bibel und die christliche Bilderwelt stellen Worte bereit, die die eigene Angst und die eigenen Schmerzen fassbar machen, sie mitteilbar machen.

Und wer Worte für die eigene Not hat, kann sie mit anderen teilen. Biblische Metaphern sind poetisch und damit offen. Es sind kollektive Bilder, ein geteilter Schatz an Erfahrungen und Erzählungen. Ihre Kraft entfalten sie am ehesten, wenn man sie miteinander teilt, im Gespräch mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer, im Gottesdienst, manchmal auch im privaten Gespräch. Und es kann sich etwas entwickeln, an dessen Ende keiner recht zu sagen weiß, wer hier wem geholfen hat. Das nennt man dann Seelsorge.

Johann Hinrich Claussen
Aus: „chrismon“, das Monatsmagazin der evangelischen Kirche. www.chrismon.de

Von guten Mächten

500 Jahre Gesangbuch – Dietrich Bonhoeffer dichtete das Lieblings-Kirchenlied im EG

Lied 65 im EG: Von guten Mächten

Vor 500 Jahren erschienen in Deutschland die ersten Gesangbücher.
Dies Jubiläum wird 2024 von der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) gefeiert. Gleichzeitig ist bis 2030 ein neues evangelisches
Gesangbuch in Planung. Deshalb hat die EKD nach den fünf Liedern
gefragt, die auf jeden Fall im neuen Gesangbuch dabei sein sollen
.

Knapp 10.000 Teilnehmer haben dabei mitgemacht. Hiermit stellen wir
Ihnen die Top 1 unter den Lieblingsliedern vor: „Von guten Mächten“.

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

EG 65,1

Dietrich Bonhoeffer (4.2.1906 – 9.4.1945) hat diesen Text in der
Adventszeit 1944 geschrieben – im Kellergefängnis der Gestapo-Zentrale
in Berlin. Der inhaftierte junge Pastor, der sich am Widerstand gegen
Adolf Hitler beteiligt hatte, musste in der damaligen Prinz-Albrecht-Straße
täglich mit seiner Hinrichtung rechnen.

Vor diesem Hintergrund gelesen, spricht das siebenstrophige Gedicht
eindrücklich von unserm Glauben, von unsrer Liebe und Hoffnung.
Bonhoeffer hat es am 19.12.1944 seinem Brief an seine Verlobte Maria
von Wedemeyer (1924 – 1977) beigelegt, als einen vielleicht letzten Gruß
an sie und seine Eltern zu Weihnachten und zum neuen Jahr.

In weiten Teilen ist es ein Gebet, in dem der Inhaftierte seine schlimme Situation vor
Gott bedenkt: „Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen …“
Das Gedicht ist öfters vertont worden. Besonders mit der Melodie von
Siegfried Fietz (*1946), der die letzte Gedichtstrophe zum Refrain
gemacht hat, ist das Lied äußerst beliebt geworden: zum Jahreswechsel,
bei Beerdigungen und überhaupt immer, wenn man an der Schwelle zu
Neuem steht.

Da ist es gut zu wissen, dass man von „guten Mächten“ begleitet wird. Seiner Verlobten hat Bonhoeffer erklärt, was er mit „guten Mächten“ meint: „Du, die Eltern, ihr alle, die Freunde und meine Studenten an der Front.“ Und weiter: „Deine Gebete, gute Gedanken, Worte aus der Bibel, längst vergangene Gespräche, Musikstücke und
Bücher“. Und natürlich auch Gottes Engel.

Die letzte Strophe ist zu dem geistlichen Vers geworden, der die Menschen
bis heute am Stärksten anspricht, Christen und Nichtchristen:

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

EG 65,7 / Refrain in EG-Anhängen

Reinhard Ellsel

Das Licht kommt in die Welt

Wie aus den Heiligen Drei Königen die Sternsinger wurden

Gemalter Weihnachtsstern

In den Tagen um Epiphanias ziehen die „Sternsinger“ von Haus zu Haus, durch stille Dörfer und über belebte Großstadtstraßen. Doch der romantische Brauch täuscht. Denn an Epiphanias, „Erscheinung des Herrn“, wie das Fest im kirchlichen Kalender heißt, geht es gar nicht so sehr um den Auftritt der Könige (oder Weisen oder Sterndeuter) aus dem Morgenland. Sie geben in den biblischen Erzählungen lediglich liebenswerte Randfiguren ab.

Es geht um den Mensch gewordenen Gott. Die Christen feiern an diesem Tag den Aufgang des Lichtes, das keinen Untergang kennt, den Einzug des Gottkönigs in die Welt, das Offenbarwerden seiner Herrlichkeit.

Gemalte Sternsinger und der Weihnachtsstern

Von den weisen Männern, die dem Jesuskind im Stall von Bethlehem ihre Verehrung erwiesen haben, weiß nur der Evangelist Matthäus – ohne Angaben über ihre Zahl oder ihre Herkunftsländer zu machen. Die spätere Tradition hat die Geschichte fantasievoll ausgeschmückt und die Weisen zu morgenländischen Königen befördert.

Grafik: Pfeffer

Wie ein Abbild des pilgernden Gottesvolkes stapfen sie durch das Land, die Sternsinger, in weiße Betttücher oder farbenprächtige Gewänder gekleidet, Kronen aus Goldpapier auf dem Kopf, voran der lange Stab mit dem goldenen Stern. Die Gruppe hat eine uralte Tradition. Sie erinnert an die mittelalterlichen Dreikönigsspiele: dramatische Darstellungen des weihnachtlichen Geschehens, die in Kirchen und Klöstern aufgeführt wurden, als es noch kaum Bücher und wenige des Lesens kundige Leute gab.

Heute hat der alte Brauch einen guten neuen Sinn erhalten. Es sind nicht nur die katholischen Ministranten, sondern oft genug auch Jugendliche aus den evangelischen Nachbargemeinden, die in der malerischen Tracht der Könige aus dem Orient von Haus zu Haus ziehen, Lieder singen, ein Segensgebet sprechen und dafür Geld bekommen, das in der Regel für Missions- und Entwicklungsprojekte in der Dritten Welt verwendet wird. Mit den in Deutschland jedes Jahr gesammelten Millionenbeträgen werden unter anderem Ernährungsprogramme, ärztliche Versorgung, Hilfsprojekte für Straßen- und Flüchtlingskinder, Fördereinrichtungen für behinderte Kinder und Jugendliche und natürlich seelsorgliche Aufgaben finanziert. Es ist die weltweit größte Hilfsaktion von Kindern für Kinder.

Christian Feldmann

Im Kraftfeld der Liebe Jesus

Jahreslosung 2024: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. 1. Korinther 16,14

Was für ein guter Vorsatz für das neue Jahr 2024! Bei allem, was ich tue, will ich mich von der Liebe leiten lassen.

Der Apostel Paulus empfiehlt dieses Verhalten zum Abschluss des 1. Korintherbriefs. Dabei mögen die Korinther noch die Worte im Ohr haben, die er ihnen wenig zuvor schrieb: „Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie sucht nicht ihren Vorteil. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand“ (aus: 1. Korinther 13,4–7).

Allerdings: Wir wollen uns bei unseren Neujahrsvorsätzen nichts vormachen: Diese Liebe, von der Paulus hier spricht, ist zunächst nicht unsere Liebe. Das können wir leider nicht: alles ertragen, immer geduldig sein. Ich setze hier für „die Liebe“ mal probehalber meinen Vornamen ein. Also: „Reinhard ist langmütig … Reinhard hält allem stand.“ Sie können das jetzt gerne auch mal mit ihrem Vornamen versuchen.

Trotzdem haben die Worte des Paulus einen guten Grund. Setzen wir für „die Liebe“ einmal „Jesus Christus“ ein: „Jesus Christus ist langmütig, Jesus ist gütig. Jesus sucht nicht seinen Vorteil. Jesus Christus erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.“

So wird ein Schuh draus! So kann ich im neuen Jahr unterwegs sein. Im Kraftfeld der Liebe Jesus Christi zu uns. Jesus gibt uns die Kraft, es immer wieder mit der Liebe zu versuchen. Um uns dabei zu helfen, ist Jesus Christus gestorben und wieder auferstanden.

Reinhard Ellsel

Wozu sind Predigten da?

Symbolbild: Bibel

Es ginge ja auch ohne – So selbstverständlich ist es gar nicht, dass in der Mitte eines Gottesdienstes eine Person in einem Talar auf eine Kanzel steigt und vor der Gemeinde eine Rede hält. Andere Religionen wie Hinduismus und Buddhismus kommen ohne so etwas aus und stellen Ritus und Meditation in den Mittelpunkt. Auch bei den orthodoxen Kirchen des Ostens und Südostens geht es im Gottesdienst vor allem um die Liturgie. Es ist eine Eigentümlichkeit vor allem der Kirchen, die aus den Reformationen des 16. Jahrhunderts hervorgegangen sind, dass sie die Predigt ins Zentrum rücken. Martin Luther hatte erklärt, dass der Glaube aus dem Hören komme.

Damit ein Mensch zum christlichen Glauben findet, muss er die Botschaft der Bibel kennenlernen. Da sich ihr Sinn nicht automatisch erschließt, muss sie ausgelegt werden. Dabei geht es um mehr als bloße Bibelkunde. Die Botschaft eines biblischen Textes soll die Hörenden hier und jetzt erreichen, ein Licht auf ihr persönliches Leben werfen. Das kann kein Unterricht, kein Buch leisten.

Dafür muss man einem anderen Menschen zuhören, der den Sinn eines biblischen Textes mit Blick auf das, was Menschen heute umtreibt, verständlich macht – und dies in einer ansprechenden Sprache, als Teil eines gottesdienstlichen Ganzen mit Musik, Gebet und Stille. Das ist die Aufgabe und die Chance einer Predigt, dass sie einem den Glauben so nahebringt, dass man ihn sich aneignen kann. Doch ist es gar nicht einfach zu sagen, was eine gute Predigt ausmacht. Leichter ist es aufzuzählen, wie man es nicht machen sollte. Indem man zum Beispiel abstrakte theologische Lehren verbreitet oder moralisierende Leitartikel über die Weltpolitik vorliest.

Viel hängt dabei von dem Charakter und der Lebensgeschichte derer ab, die auf der Kanzel stehen. Das führt zu den zwei Hauptanliegen der auf­geklärten Predigt: Lebensweisheit und Empfindsamkeit. Was eine gute Predigt ist, hängt also wesentlich davon ab, was die Predigenden für das Dringlichste halten und was die Predigt­hörenden zu einer bestimmten Zeit vor allem brauchen: Trost oder Zuspruch, Ermutigung oder Empörung oder heilsames Erschrecken.

Angesichts der unüberschaubaren Vielfalt religiösen Redens ist es besonders sinnvoll, sich an die Urszene des christlichen Predigens und Predigthörens zu erinnern. Als nämlich die Hirten die Botschaft der Engel gehört und das neugeborene Kind in der Krippe gesehen hatten, „breiteten sie das Wort aus“. Und alle, die ihre ­Predigten hörten, wunderten sich.

Johann Hinrich Claussen
Aus: „chrismon“, das Monatsmagazin der evangelischen Kirche. www.chrismon.de

Die Top 5 für das neue Gesangbuch

Gesangbuch in der Stephanuskirche

Vor 500 Jahren erschienen die ersten Gesangbücher. Dieses stolze Jubiläum
wird im Jahr 2024 von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gefeiert.
Gleichzeitig ist bis 2030 ein neues Evangelisches Gesangbuch in Planung. Es soll zunächst digital erscheinen, später auch in gedruckter Form. Im Rahmen dieser
Planungen hat die EKD nach den fünf Lieblingsliedern gefragt, die auf jeden
Fall im neuen Gesangbuch dabei sein sollen.

10 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben beim Gesangbuchwettbewerb #schickunsdeinlied mitgemacht und ihre persönliche Top 5 für das neue Evangelische Gesangbuch gewählt.

Die Gewinner:

  • Top 1: Von guten Mächten wunderbar geborgen. Text: Dietrich Bonhoeffer (1944), Melodie: Otto Abel (EG 65) und Siegfried Fietz (zahlreiche regionale Begleit- und Zusatzhefte).
  • Top 2: Geh aus, mein Herz, und suche Freud. Text: Paul Gerhardt (1653), Melodie: August Harder (vor 1813).
  • Top 3: Großer Gott, wir loben dich. Text: Ignaz Franz (1768) nach dem „Te Deum laudamus“ 4. Jahrhundert, Melodie: Lüneburg (1668), Wien (um 1776), Leipzig (1819).
  • Top 4: Möge die Straße uns zusammenführen (Irische Segenswünsche). Text (nach irischen Vorlagen) und Melodie: Markus Pytlik (1988).
  • Top 5: Wer nur den lieben Gott lässt walten. Text und Melodie: Georg Neumark (1641).

500 Jahre Gesangbuch

Vom Flugblatt zur gebundenen Ausgabe

Gesangbuecher in einer Kirche
Foto: epd bild


Das Jahr 1524 ist das Geburtsjahr des Gesangbuchs. Das neu entdeckte Evangelium, dass Gott alle Menschen ohne ihren Verdienst allein aus Gnade liebt und annimmt, will nicht nur gepredigt werden, sondern auch gesungen – sowohl in deutschsprachigen Gottesdiensten als auch in privater Andacht.

Rückblickend schreibt Martin Luther in seiner letzten Vorrede zu einem Gesangbuch (1545): „Gott hat unser Herz und Mut fröhlich gemacht durch seinen lieben Sohn, welchen er für uns gegeben hat zur Erlösung von Sünde, Tod und Teufel. Wer solches mit Ernst glaubet, der kann`s nicht lassen, er muss fröhlich und mit Lust davon singen und sagen, dass es andere auch hören und herkommen.“

Die Reformation war also auch eine Singe-Bewegung. Im Sommer 1523 hatte Luther begonnen, deutschsprachige Lieder zu schreiben. Damit hatte er ein neues Transportmittel gefunden, auf dem seine reformatorische Erkenntnis weitergetragen werden konnte.

1524 ging es dann Schlag auf Schlag: Luther hatte noch andere reformatorische Liederdichter gewonnen, zum Beispiel Paul Speratus (1484 –1551). Mit ihm stellte er eine erste Sammlung von reformatorischen Kirchenliedern zusammen. Sie erschien im Frühjahr 1524 in Nürnberg als „Achtliederbuch“ mit dem Titel „Etliche christliche Lieder, Lobgesang und Psalmen, dem reinen Wort Gottes gemäß“. Damit begann die Reihe evangelischer Gesangbücher, von denen allein im 16. Jahrhundert fast 500 verschiedene Ausgaben herausgegeben wurden.

Schon im Spätsommer 1524 erschienen in Erfurt zwei umfangreichere „Handbüchlein“ mit reformatorischen Liedern. Und im Spätherbst gab Martin Luther ein „Geistliches Gesangbüchlein“ heraus. Für dieses hatte der Torgauer Kantor Johann Walter (1496 –1570) zu 43 Liedern vierstimmige Chorsätze komponiert. Luther, der dazu 24 Lieder beitragen konnte, schrieb in seiner ersten Gesangbuchvorrede:

„Ich wollte alle Künste, besonders die Musik, gerne sehen im Dienst dessen, der sie gegeben und geschaffen hat.“ Und das gerade auch mit Blick auf die „arme Jugend“, um sie „zu erziehen und zu lehren“.

Martin Luther

Die technische Voraussetzung für die Verbreitung der Lieder hatte Johannes Gutenberg um 1450 geliefert durch seine Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern und der Druckerpresse. Um 1520 war der Notendruck mit beweglichen Typen erfunden worden.

Die ersten „Martinischen Lieder“ wurden als Einblattdrucke auf Flugblättern verbreitet. Zum Beispiel in Magdeburg. Ein Bericht aus dem Frühjahr 1524: „Zwischen Pfingsten und Ostern ist ein alter armer Mann, ein Tuchmacher bei (dem Denkmal des) Kaiser(s) Otto gestanden und hat allhier die ersten geistlichen Lieder feilgehabt, als ,Aus tiefer Not schrei ich zu dir‘ und ‚Es wolle Gott uns gnädig sein‘ und hat solche den Leuten vorgesungen.“

Reinhard Ellsel

Advents- und Türkränze


Auch in diesem Jahr bieten wir vom Bastelkreis wieder selbst gebundene Advents- und Türkränze zu marktüblichen Preisen an. Der Erlös wird für einen guten Zweck gespendet.

Wir bitten um Vorbestellung bis spätestens Montag, 27. November im Pfarramt
der Stephanuskirche oder bei Erika Zahn. Wer seinen eigenen Rohling gebunden haben möchte, bitte mit Namen versehen im Pfarramt abgeben.

Wir bitten die Gartenbesitzer, den Herbstschnitt erst im November vorzunehmen
und das Schnittgut am Freitag, den 24. oder Montag, den 27. November im Pfarramt
abzugeben. Wir können alles Immergrüne, wie z. B. Kiefer, Tanne, Eibe, Thuja, Buchs
usw. verwenden.

Haben Sie Lust, beim Binden der Kränze mitzumachen?
Weitere Infos: Erika Zahn, ✆ 25 58 567
Pfarramt Stephanuskirche, ✆ 67 36 70

Walk on, Johnny Cash!

Konzertlesung am Sonntag, den 5. November, um 17 Uhr zum 20. Todesjahr Johnny Cashs

Johnny Cash (1932 ‒ 2003) ist eine der populärsten und prägendsten Gestalten der Country-Music. Zeitlebens hatte er Superstar-Status. Seine Hits sind bis heute Gassenhauer: „I Walk The Line“, „Ring of Fire“, „Folsom Prison Blues“. Viele Tourneen führten ihn auch nach Deutschland und Europa. Kehrseite seiner Karriere war eine Jahrzehnte währende Sucht (Alkohol, Drogen, Schmerzmittel).

Johnny Cash bekannte sich als Christ, er gehörte einer baptistischen Kirche an. In seinen Lebenskrisen half ihm der Glaube an Jesus. Cash nahm mehrere Gospel-CDs auf, der Glaube spielt in vielen seiner Lieder eine Rolle. Zeitlebens setzte er sich für die an den Rand Gedrängten ein ‒ auch für Häftlinge. Mehrfach spielte er in großen Gefängnissen der USA. Er war eng mit dem populären US-Evangelisten Billy Graham befreundet und trat mit ihm auf. In seinem neuen Buch zeichnet SPIEGEL-Bestseller-Autor Uwe Birnstein das dramatische Leben und den Glauben Johnny Cashs nach. Zu seiner Buchpräsentation singt das Duo „Stine & Stone“ viele Songs und Gospels von Cash live.

Veranstaltungsort: Gethsemanekirche, Steinmetzstraße 2b, Nürnberg

Gott wendet sich allen zu

Symbolbild: Bibel

Für viele Menschen ist eine traditionelle kirchliche Bestattung der würdevollste Rahmen für den Abschied von einem geliebten Menschen. Doch weil die Zahl der Kirchenaustritte seit Jahren auf hohem Niveau liegt, steigt auch die Zahl derer, die zwar kirchlich geprägt, aber eben konfessionslos sind – und deren Angehörige gleichwohl religiösen Trost erhoffen.

Eine kirchliche Bestattung ist aber nicht einfach eine Wahlleistung, die Angehörige beim Bestatter nach Gutdünken „zubuchen“ können. Es geht bei einer Bestattung vor allem um den Trost für die Angehörigen. Deshalb ist es letztlich in die Verantwortung der Pfarrerin, des Pfarrers gestellt, ihrer Bitte um eine kirchliche Bestattung zu folgen.

Den Ausschlag dafür könnte geben, dass der aus der Kirche Ausgetretene doch noch eine religiöse Bindung hatte. Ein anderer Grund könnten besonders dramatische Todes­umstände sein, die die Angehörigen tief in Trauer stürzen – etwa eine Gewalttat, ein böser Unfall, ein quälendes Sterben.

Wenn sich Angehörige Trost im christlichen Glauben erhoffen, dann muss eine Pfarrerin, ein Pfarrer schon massive Gründe haben, sich dieser Bitte zu verweigern. Es gehört zu ihrer wichtigsten Aufgabe, an das biblische Versprechen zu erinnern, dass sich Gott den Menschen ohne Ansehen ihrer Person und ihrer religiösen Verdienste zuwendet. Seelsorge an Trauernden und ein würdevoller Abschied vom Toten sind kein strenges Exklusivrecht für Kirchenmitglieder, sondern sollen auch anderen Trauernden offenstehen.

So heißt es zum Beispiel in den „Grund­linien kirchlichen Handelns“ der evangelischen Nordkirche von 2020: „Ein Gottesdienst anlässlich einer Bestattung kann auf Wunsch trauernder Gemeindeglieder als Ausdruck der Seelsorge und Anteilnahme stattfinden – auch dann, wenn die verstorbene Person selbst nicht Mitglied einer Kirche war.“ Aber auch in einem solchen Fall wird die Rede sein von der christlichen Auferstehungshoffnung.

Und was kostet eine Trauerfeier? Auch wenn Pfarrer oder Kirchengemeinde es weder einfordern noch erwarten: Für die kirchliche Bestattung eines Ausgetretenen, der sich Jahre, wenn nicht Jahrzehnte die Kirchensteuer sparte, ist eine finanzielle Anerkennung nicht falsch. Solidarität und Gemeinschaft sind keine Einbahnstraße.
Denn hinter jedem Pfarrer, jeder Pfarrerin stehen eine Gemeinde und zahlreiche Sozialeinrichtungen, eine umfassende Infrastruktur, die Gemeinschaft der Kirchensteuerzahler. Sie alle verdienen Respekt und Anerkennung.


Eduard Kopp
Aus: „chrismon“, das Monatsmagazin der evangelischen Kirche. www.chrismon.de