Tiere sind keine Dinge

Symbolbild: Bibel

Riesige Monokulturen, Massentierhaltung, industrielle Großschlachtung zählen heute zu den besonders abstoßenden Seiten des Umgangs mit der Tier- und Pflanzenwelt. Alles unausweichlich? Der Mensch müsse sich ernähren, heißt es entschuldigend. Die Bibel habe dem Menschen sogar den Auftrag erteilt, sich die Welt mitsamt ihren Tieren untertan und nutzbar zu machen.

Was in der Bibel steht, lässt sich allerdings auch anders lesen. Tier und Mensch sind nicht nur aus Sicht der Evolutionslehre verwandt. Sie gehen auch nach biblischer Vorstellung auf denselben göttlichen Schöpfungsplan zurück. Und sie würden eines Tages wieder Teil desselben messianischen Reiches sein: eines Reiches im friedlichen Miteinander. Die ursprüngliche Harmonie der Tiere untereinander und jene zwischen Tier und Mensch werde im messianischen Reich wiederhergestellt.

Ja, die Bibel sagt, der Mensch solle sich die Tiere untertan machen. Aber dabei soll er sich ihnen gegenüber verhalten wie ein Hirt gegenüber seiner Herde: fürsorglich, bewahrend. Gott schuf die Tiere, damit der Mensch nicht allein sei, erzählt das 1. Buch Mose 2,18. Das Ruhegebot am Sabbat gilt für den ganzen Hausstand mitsamt den Tieren (2. Buch Mose 20,10). Demnach sind Tiere keine gewöhnlichen Sachwerte – auch wenn das deutsche Strafrecht (anders als das Bürgerliche Gesetzbuch) sie bei Diebstahl oder Beschädigung noch als Sache behandelt.

Konsequenter Tierschutz ist kein Nischenthema für Träumer. Es ist ein Gradmesser dafür, wie Menschen mit sich selbst und untereinander umgehen. Gott hat die Tiere nicht der Willkür der Menschen übergeben, sondern in ihre Obhut. Was die Bibel als anfängliche Harmonie der Schöpfung ausmalt, soll am Ende der Zeiten wiederkehren. Das ist nicht nur als schöner Traum gemeint. Sondern auch als religiöses Leitbild für das, worauf Menschen hoffen und hinarbeiten sollen.

Eduard Kopp
Aus: „chrismon“, das Monatsmagazin der Evangelischen Kirche. www.chrism
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