Versöhnung ist immer möglich

Monatsspruch Februar 2022 Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen (Epheser 4,26)


In der christlichen Erziehung spielen Sanftmut, Vergebung und Friedfertigkeit eine große Rolle. Wie oft bin ich zur Sanftmut ermahnt worden. Ich wollte aber auch mal wütend sein.

Welch ein Glück, ich hatte eine durchaus weltoffene Mutter und einen Vater, der sehr wohl zornig sein konnte, aber ein durch und durch liebendes Herz hatte. „Lass die Sonne nicht über deinem Zorn untergehen“ wurde bei uns praktiziert. Unversöhnt oder weinend wurde ich nie in die Nacht verabschiedet. Im Abendgebet wurden auch die Probleme des Tages ausgesprochen und die Bitte um Versöhnung formuliert.

Zornig sein, damit kann man umgehen, da gibt es eine Lösung, eine Versöhnung, einen weiterführenden Weg. Zorn unterscheidet sich grundlegend vom Hass. Hasserfüllt geschriene Worte haben keine Argumente, sie schreien nur. Da geht die Sonne oft unter, bevor zugehört wird.

Wir haben die Bilder vor Augen, in denen blindwütiger Hass sich entlädt gegen Schwarze, gegen Frauen, gegen Andersdenkende, gegen Personen, die politische Verantwortung übernommen haben. Da zeigt sich die Fratze des Hasses, und Hass tötet.

Wir suchen nach einer neuen Streitkultur. Hoffentlich finden wir dabei den Unterschied zwischen zornig vorgetragenen Argumenten und hasserfüllten Parolen. Über dem Hass geht nicht nur die Sonne unter, sondern auch die Menschlichkeit, die Gottesnähe.

Carmen Jäger