Schmerzliche Erfahrung aus der Corona-Zeit: kein Besuch im Krankenhaus und Pflegeheim. Es bleibt das Telefongespräch, wenn möglich, und das Gespräch mit Gott, wenn erlernt. Not lehrt beten, sagt der Volksmund. Was aber, wenn ich nie erfahren habe, dass ein Gespräch mit Gott möglich ist?
Es werden hin und wieder Witze darüber gemacht, dass jemand betet und nicht gleich Wünsche in Erfüllung gehen. Das Gebet ist aber keine Zauberformel, mit der ich Glück und schönes Wetter heraufbeschwören kann.
„Gib mir nicht, was ich mir wünsche, sondern was ich brauche“, heißt es in einem Gebet von Antoine de Saint-Exupéry. Das setzt allerdings Vertrauen in Gott voraus. Meine Glaubenserfahrung geht in diese Richtung. Wie oft sind meine Gebete so nicht erhört worden, wie ich mir das erträumt habe. Meine Geduld ist oft auf eine ziemliche Probe gestellt worden, weil ich Gottes Nähe vermisst habe.
Der Text aus dem Epheserbrief ist eine mehr als eindringliche Bitte, das Gebet nicht zu vergessen, immer und immer wieder zu üben. Wenn die Praxis verschüttet ist, kann von neuem geübt, gelernt werden.
Es gibt aber auch die Fürbitte. Darin treffe ich dann auch auf die Menschen, die nichts vom Gebet und Gott halten. Vielleicht hilft es ja doch, wenn Menschen aneinander denken und füreinander beten.
Auch wenn ich keine Heilige bin, so hoffe ich doch, dass der eine oder andere Christenmensch auch für mich betet.
Carmen Jäger