Der leise Revolutionär

Zum 550. Geburtstag von Nikolaus Kopernikus

Berühmt wurde er durch seine Entdeckung, dass sich die Erde um die Sonne dreht – und er hat das von allen für wahr gehaltene geozentrische Weltbild zum Einsturz gebracht. Vor 550 Jahren wurde Nikolaus Kopernikus geboren, am 19. Februar 1473 in Thorn.

Erst kurz vor seinem Tod im Alter von 70 Jahren hält er den ersten gedruckten Teil seines bahnbrechenden Werkes in Händen: „De revolutionibus orbium coelestium“ – zu Deutsch: „Über die Umdrehungen der Himmelskörper.“ Kopernikus hat mit mathematischer Schärfe bewiesen, dass die Erde mit allen Planeten um die Sonne wandert.

Dabei dreht sich die Erde in 24 Stunden einmal um ihre eigene Achse. Zwar konnte sich auch Kopernikus nicht erklären, wie man auf einem sich rasch bewegenden Planeten leben könne, ohne von der Bewegung etwas zu bemerken oder gar herunterzufallen. Er stützte sich allein auf seine Beobachtungen am Sternenhimmel. Erst durch die Entdeckung der Gravitation durch Isaac Newton (1643 – 1727) wurden seine Ergebnisse auf eine feste Grundlage gestellt.

Nikolaus Kopernikus hatte eine umfangreiche Ausbildung genossen. Er studierte an mehreren Orten kirchliches Recht und weltliches Recht, später auch Medizin und Astronomie. Mit 30 Jahren wurde er Sekretär und Leibarzt seines Onkels, des Bischofs von Ermland. Nach dessen Tod wurde er Domherr im ostpreußischen Frauenburg. Kopernikus sympathisierte mit der Reformation und stand wohlwollend zu Luther.

Neben seiner Verwaltungsarbeit für das Bistum widmete er sich vor allem seinen astronomischen Studien. Diese führten ihn schließlich zu seinen bahnbrechenden Entdeckungen. Obwohl er diese längst in sechs Büchern niedergeschrieben hatte, zögerte der leise Revolutionär die Veröffentlichung seines Werkes bis kurz vor seinem Tod hinaus. Kopernikus verstand sich sein Leben lang als frommer katholischer Christ. Dies beschwor auch in ihm einen Zwiespalt herauf: Seine naturwissenschaftlichen Ergebnisse standen im Gegensatz zur damaligen Lehre seiner Kirche. Und tatsächlich: Obwohl er sein Werk dem damaligen Papst Paul III. widmete, kam es trotzdem etwa vierzig Jahre später auf den Index der vom Vatikan verbotenen Bücher.

Die Entdeckung des Kopernikus erregte damals die Gemüter. Und es dauerte über hundert Jahre, bis sie sich allgemein durchgesetzt hatte. Denn an seine Entdeckung schließt sich die kränkende Erkenntnis an, dass nicht der Mensch der Mittelpunkt des Weltgeschehens ist. Das ist auch noch heute für manchen eine unbequeme Wahrheit: Nicht um mich allein dreht sich alles, sondern ich bin nur einer unter vielen. Ich stehe in Beziehung zu anderen Menschen und auch ich muss mich nach einem Größeren ausrichten: nach Gott – so wie die Erde nach der Sonne. Für Nikolaus Kopernikus war beides eine Selbstverständlichkeit.

Reinhard Ellsel