Nur ein Jünger antwortet: Du bist Christus, der Beauftragte Gottes und des lebendigen Gottes Sohn! Das ist das Bekenntnis des Petrus, der wohl schon ahnte, dass Jesus mehr war als nur Freund und Lehrmeister.
Und was sagst du, wer ist Jesus für dich? Je nachdem, ob ich den historischen Jesus meine oder den auferstandenen Christus, fällt die Antwort unterschiedlich aus. Dabei hätten wir es doch leichter als die Jünger. Wir kennen die ganze Geschichte Jesu von Geburt bis Auferstehung und Himmelfahrt. Wir könnten einfach das Glaubensbekenntnis aufsagen.
Doch welche Rolle spielt Jesus in meiner Glaubenserfahrung? Weil Jesus Mensch ist, kann ich seine Taten nachvollziehen. Es geht darum, so zu handeln, wie es Gottes Wille ist: den Nächsten und sich selbst lieben, die Schöpfung bewahren und Frieden und Gerechtigkeit verbreiten. Da ist Jesus für mich auch Freund und Lehrmeister. Als Sohn Gottes, als Erlöser kommt noch eine andere Dimension dazu: die Verkündigung des Evangeliums, das Vergebung ermöglicht.
Ich habe auch christliche Verkündigung als Drohung erlebt: Du Mensch bist sündig, was dir Strafe einbringt. Wenn du dieser Strafe entgehen willst, musst du dich zu Christus, dem Erlöser bekennen, sonst …
Meine Gottes- und Glaubenserfahrung sagt allerdings: Nicht damit mir vergeben wird, handele ich nach Gottes Willen, sondern weil mir vergeben wurde, kann ich handeln, wie es Jesus mir vorgelebt hat.
Carmen Jäger