Priester am Buch der Natur

Zum 450. Geburtstag von Johannes Kepler

Ein Weltraumteleskop ist nach ihm benannt, ein Krater auf dem Mond und ein Krater auf dem Mars. Johannes Kepler entdeckte als erster Astronom die Gesetzmäßigkeiten, die die Umlaufbahnen der Planeten um die Sonne beschreiben: die drei Keplerschen Gesetze. Damit entwickelte er das heliozentrische Weltbild von Nikolaus Kopernikus (1473–1543) weiter und wurde zum Mitbegründer der neuzeitlichen Naturwissenschaft. Zugleich war Kepler ein zutiefst religiöser Mensch und sagte von sich: „Ich wollte Theologe werden, lange war ich in Unruhe. Nun aber seht, wie Gott durch mein Bemühen auch in der Astronomie gefeiert wird; sind wir Astronomen doch Priester des höchsten Gottes am Buch der Natur.“

Johannes Kepler, geboren am 27.12.1571 (Weil der Stadt/Württemberg), gestorben am 15.11.1630 in Regensburg.
Johannes Kepler, geboren am 27.12.1571 (Weil der Stadt/Württemberg), gestorben am 15.11.1630 in Regensburg.

Am 27. Dezember 1571 wird Johannes Kepler in Weil der Stadt geboren. Als kleiner Junge überlebt er eine Pockenerkrankung, bleibt aber zeitlebens in seinem Sehvermögen eingeschränkt.

Seine Mutter Katharina zeigt ihm Himmelsphänomene wie die Mondfinsternis und weckt in dem mathematisch hochbegabten Jungen das Interesse für Astronomie. Kepler richtet seine Aufmerksamkeit auf die Gestirne und ist begeistert: „Ich habe als völlig gewiss erkannt, dass die Himmelsbewegungen von einer großen Harmonie erfüllt sind.“ 1596 veröffentlicht er in Graz seine erste bedeutende Schrift „Mysterium cosmographicum“, zu Deutsch „Das Weltgeheimnis“. Diese bringt ihn in Kontakt zu anderen Gelehrten wie Galileo Galilei (1564–1641) und sorgt für seinen Ruf nach Prag, wo er zunächst Assistent des Sternenforschers Tycho Brahe ist.

Nach dem Tod seines Mentors übernimmt er 1601 dessen Position des kaiserlichen Mathematikers. Kepler ist nun auch zuständig für die kaiserlichen Horoskope. Obwohl er aufgrund seiner astrologischen Berechnungen einige tatsächlich eintretende Voraussagen trifft, betrachtet er die Astrologie eher distanziert und grenzt sich entschieden gegen alle Scharlatanerie ab.

1604 weist er die Erscheinung des „Sterns von Bethlehem“ nach, der die Sterndeuter aus dem Orient zur Geburtsstätte von Jesus Christus geführt hat (vgl. Matthäus 2,1–12). Es handelt sich dabei um die Jupiter-Saturn-Konjunktion, die nur alle 258 Jahre eintritt. Zur Zeit der Sterndeuter sah dies für das menschliche Auge aus wie ein einziger großer Stern: der „Königsstern“. Kepler berechnet, dass Jesus mindestens vier Jahre vor dem Jahre „Null“ geboren sein muss, was inzwischen auch andere Quellen wahrscheinlich machen.

Bis 1621 hat Kepler seine Erkenntnisse in dem Lehrbuch „Abriss der kopernikanischen Astronomie“ zusammengefasst. In seinen letzten Lebensjahren steht er in Diensten des Fürsten und Heerführers Albrecht von Wallenstein (1583-1634). Auf einer Reise zum Reichstag in Regensburg verstirbt er am 15. November 1630.

Reinhard Ellsel