Rückenstärkung

Monatsspruch Juli 2024: Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist. 2. Mose 23,2

„Und wenn alle anderen in den Graben springen, dann springst du hinterher?“ Mit dieser rhetorischen Frage nahm mir mein Vater den Wind aus den Segeln, wenn ich unbedingt etwas haben wollte, was „alle anderen“ doch auch hatten. Echt nervig, mein Vater! Später erfuhr ich von ihm, dass er selbst viele Jahre zuvor gegen seinen Willen in „den Graben springen“ musste und Soldat im Zweiten Weltkrieg wurde. Und mir wurde immer mehr klar, dass mir mein Vater mit diesem nervigen Graben-Spring-Spruch den Eigensinn stärkte. Dafür bin ich ihm dankbar!

Denn es ist ja viel bequemer, jede „Mode“ mitzumachen, als mir selbst überlegen zu müssen, was jetzt für mich dran ist. Da kann man schon mal zum Einzelgänger werden und muss dann auch ein gewisses Maß an Einsamkeit in Kauf nehmen. Aber es lohnt sich eben auf die Länge des Lebens gesehen doch, wenn man sich nicht „verbiegen“ lässt.

Somit verstehe ich den Monatsspruch für Juli als eine Rückenstärkung. Dieses Gebot ist aber auch eine ernste Mahnung, dass ich nicht mit den „Wölfen heule“. Wer oder was allerdings die „Wölfe“ sind, die „Unrecht“ ausüben, ist nicht immer leicht zu entscheiden. „Das Recht der Mehrheit“ ist jedenfalls kein zuverlässiges Kriterium. Im Unrechtsstaat der Nationalsozialisten sagte die Widerstandsak­tivistin Sophie Scholl (1921 – 1943) bei ihrer Vernehmung die hellsichtigen Worte: „Das Gesetz ändert sich, das Gewissen nicht.“

Reinhard Ellsel

Weg in die Freiheit

Monatsspruch Juni 2024: Mose sagte: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der HERR euch heute rettet! 2. Mose 14,13

Es gibt Situationen, da weiß und kann man nicht weiter! Diese ausweglose Lage kann einen entmutigen und kopflos machen. Besonders, wenn sie sich lange hinzieht. Da leidet die Studentin Lina an bedrückender Einsamkeit, weil in der Corona-Pandemie direkte Kontakte zu Mitstudierenden zu gefährlich sind. Doch endlich verbessert sich nach Monaten die Infektionslage wieder und die meisten Corona-Schutzmaßnahmen entfallen. Ihren persönlichen „Freedom-Day“ im Frühjahr 2022 notiert sich Lina rot in ihrem Kalendarium. Diesen „Freiheits-Tag“ will sie sich merken.

Um das Jahr 1.200 vor Christus befreite Gott das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten. Endlich! Doch da tat sich vor den Israeliten auf ihrem Weg in das verheißene Land der Freiheit ein schier unüberwindbares Hindernis auf: das Schilfmeer. Zudem jagten ihnen ägyptische Soldaten mit Streitwagen hinterher, um sie grausam zu bestrafen und erneut zu versklaven. Kein Wunder, dass die Israeliten in Panik gerieten. Und Gott hörte ihr Schreien am Schilfmeer, wie er ihr Stöhnen und Schreien unter der Sklaverei gehört hatte. Durch Mose machte Gott seinem Volk erneut den Weg frei, durch das Meer hindurch.

Die wunderbare Befreiung aus der Sklaverei mit der Rettung am Schilfmeer ist zu einem Urdatum für das Volk Israel geworden. Jahr für Jahr denken sie dankbar daran. Es bestimmt ihre DNA und gibt ihnen Kraft für die konkret zu bewältigenden Aufgaben.

Reinhard Ellsel