So richtig Durst haben? Dieses Gefühl kennt vielleicht, wer einmal seine Wasserflasche einmal vergessen hat – beim Sport an einem heißen Sommertag etwa. Aber eigentlich ist für uns „Durst“ selten geworden. Denn die Wasserflasche ist in den allermeisten Fällen schnell gezückt, immer in Griffnähe. Sie ist allgegenwärtig – immer verfügbar, genau wie das Wasser selbst. Zumindest in den westlichen Teilen der Welt.
Früher war das anders. Wasser war selten und kostbar. Die Menschen im alten Israel kannten den Durst. Die Wüste lag bei ihnen vor der Haustür. Wer auf Reisen ging, der musste sich seinen Wasservorrat gut einteilen. Bloß nichts verschwenden, jeder einzelne Tropfen war wertvoll! Wem in der Wüste das Wasser ausging, für den konnte das den sicheren Tod bedeuten.
„Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“ Diese Worte benutzt der Beter im 42. Psalm. Es ist ein eindrucksvoller Vergleich. Denn so wie der Körper dürstet, um lebendig zu bleiben, so dürstet auch die Seele. Für den Beter steht fest: Was seine Seele zum Leben braucht wie der Körper das Wasser, ist Gott. Er selbst ist die Quelle des Lebens und der, der das Leben erhält, der lebendig macht.
Und: Gott selbst ist lebendig. Wer sich an Gott wendet kann spüren, wie Gott den Durst der Seele löscht, wie er neue Kraft verleiht und immer wieder neu lebendig macht. So wie Wasser an einem heißen Sommertag.
Detlef Schneider