Darf man mit Spenden prahlen?

Symbolbild: Bibel

Die allermeisten, die ihr Portemonnaie für einen guten Zweck weit öffnen, bleiben lieber unerkannt. Sie geben stillschweigend das Gute zurück, das sie selbst erfahren haben. Oder schweigen über eigenen Großmut, weil Jesus gebot: „Wenn du Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut“ (Matthäus 6,3).

Doch nicht immer ist die anonyme Spende die bessere. Ab 10.000 Euro müssen politische Parteien ihre Herkunft aufdecken. „Sie sollten es schon ab 2.000 Euro tun“, fordern kritische Stimmen. Großspender können auch Probleme bereiten. Die größte Einzelspenderin für die Weltgesundheitsorganisation WHO, die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, erwirtschaftet ihr Vermögen unter anderem, indem sie sich an Konzernen wie Coca-Cola beteiligt. Engagiert sich die WHO gegen übermäßigen Zuckerkonsum, untergräbt sie das Geschäftsmodell ihrer größten Geldgeberin.

Wer sein Geld einer Umwelt- oder Hilfsorganisation anvertraut, will daher sicher sein, dass sie frei von fremden politischen oder wirtschaftlichen Interessen arbeitet. Greenpeace nimmt aus dem Grund keine staatliche Zuwendung an, prüft Eingänge über 1.000 Euro und lehnt jegliche Unternehmensspende ab. Brot für die Welt und Ärzte ohne Grenzen kooperieren nicht mit Unternehmen, die Waffen produzieren, fossile Energie fördern, an Tabak, Alkohol, Sex und Glückspiel verdienen.
Der Theologe und Fundraisingexperte Thomas Kreuzer erklärt sich den Ausspruch Jesu („Lass die linke Hand nicht wissen, was die rechte tut“) so, „dass es darum geht, nicht eitel vor Gott dazustehen. Die Spende soll nicht kalkuliert und rational kommen, sondern von Herzen.“ Jesus selbst hat auch eine Spenderin öffentlich gelobt: die arme Witwe mit ihrem einen Heller. Das bisschen Geld war alles, was sie hatte (Markus 12,41–44). Und als der reumütige Judas den Hohepriestern am Jerusalemer Tempel die Silberlinge für den Verrat an seinem Meister zurückbrachte, nahmen sie das Geld nicht für den Tempelschatz an: „Denn es ist Blutgeld“ (Matthäus 27,6).

Verwerflich ist nicht die öffentliche Spende, sondern die Gabe mit Kalkül und aus
unlauteren Motiven: eigenes Fehlverhalten reinwaschen, statt es abzustellen; Einfluss auf mögliche Kritiker nehmen, sie finanziell abhängig machen; die Spende mit einem Deal verbinden – Geld gegen Einfluss. Es ist nobel, über die eigene Spende zu schweigen. Es gibt auch Gründe, offen über sie zu reden. Das muss nicht gleich Prahlerei sein. Und oft ist es gut zu wissen, von wem das Geld kommt.

Burkhard Weitz
Aus: „chrismon“, das Monatsmagazin der evangelischen Kirche. www.chrismon.de