Alles erlaubt, das hört sich gut an. Es öffnet die Grenzen ins Land der Freiheit. Und das fühlt sich auch gut an. Was für ein Geschenk es ist, in einem freien Land zu leben, kann ich ermessen, wenn ich sehe, wie anders es anderswo ist. Frauen dürfen sich in der Öffentlichkeit nur verschleiert zeigen, Mädchen nicht in die Schule gehen, Menschen werden durch Kameras überwacht und für das kleinste Fehlverhalten bestraft.
Ich selber könnte, wenn ich wollte, im Bikini durch die Innenstadt gehen oder mit 200 Sachen über die Autobahn rasen. Viel wichtiger aber ist mir, dass ich meine Meinung sagen darf, ohne Angst zu haben, und Christin sein darf, ohne mich verstecken zu müssen.
Alles erlaubt, sagt auch Paulus und öffnet die Grenzen ins Land der Freiheit. Und dann folgt doch ein „Aber“. Ja, ich darf mir alle Freiheiten nehmen. Aber vorher mahnt Paulus an, mich zu fragen: Dient es zum Guten? Denn wenn ich Unheil bewirke, wenn ich die Würde anderer verletze oder auf Kosten der Zukunft lebe, dann braucht meine Freiheit ein „Aber“, eine selbst gewählte Grenze. Und auch dort, wo ich mir selber schade, sollte ich mir Einhalt gebieten.
Denn auch das ist mir erlaubt: mein Freiheitsrecht hintenanzustellen um anderer oder meiner selbst willen: Ich kann überprüfen, ob meine Einkäufe fair gehandelt sind. Ich muss nicht lästern über das, was meinem Gegenüber heilig ist. Ich kann auf die Flugreise verzichten, um das Klima zu schonen. Und darf auch dem, was mir selber schadet, eine Absage erteilen.
Tina Willms