Siegel – diese Aufdrucke sind uralt. Schon in Zeiten des Alten Testaments verwendeten Menschen sie als Stempel, um mit ihnen Briefe, Prophezeiungen oder Verträge als gültig zu erklären. Zudem dienten Siegel dazu, Eigentumsverhältnisse festzuhalten. Töpfe oder Krüge wurden mit ihnen gekennzeichnet. War etwa der Inhalt eines Kruges für den König oder den Tempel bestimmt, fand sich ein entsprechendes Siegel im jeweiligen Henkel.
Siegel waren wertvoll und galten als ein Zeichen von Macht. Wer eines besaß, trug es zur sicheren Aufbewahrung am Körper – etwa an einer Schnur um den Hals oder als Siegelring. Der Siegelring eines Königs etwa wies seinen Besitzer als dessen Stellvertreter aus. „Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod“, so ist es im Hohelied Salomos zu lesen. Es ist die stärkste mögliche Verbindung, die das Hohelied hier beschreibt: Das Siegel kennzeichnet die Zugehörigkeit des Menschen zu Gott. Wem Gott sein Siegel auflegt, der steht unter seinem besonderen Schutz. Das Siegel drückt aus, dass der Mensch Gott lieb und teuer ist, dass er sich Gottes Zuneigung und Liebe gewiss sein kann.
Und dies gilt für immer, bis in alle Ewigkeit und über den Tod hinaus. Im Hohelied heißt es dazu weiter: „Viele Wasser können die Liebe nicht auslöschen noch die Ströme sie ertränken. Wenn einer alles Gut in seinem Haus um die Liebe geben wollte, würde man ihn verspotten“ (Hohelied 8,7).
Detlef Schneider