„Petrus staunt, die Menge raunt“

Predigt zur Gebersdorfer Kärwa von Pfarrerin Gabriele Edelmann-Richter

Liebe Kärwagemeinde,

jetzt wird’s aber Zeit, ihr lieben Leut,
dass wir, wenn schon sonst nicht viel geht,
zumindest an‘ Gottesdienst feiern heut.
Na ja, zuviel Kärwagäst‘ dürfen ja net rein in uns’re Kirch‘
und deshalb, hab ich mir gedacht,
des wär doch wirklich gelacht,
wenn wir kan g’scheiten Gottesdienst zambringa
mit Lach’n, Bet’n und schee Singa.

Kurz und gut, die Gobels wurden angefragt
und haben ganz schnell zugesagt.
So stehn wir heuer hier,
leider ohne die Maß Bier,
aber unterm freien Himmel,
in frischer Luft mit Blick nach oben
und woll’n so den Herrgott loben
für all das Schöne, das er uns gab:
Freundschaften, Liebe, himmlische Speisen,
momentan leider grad keine weiten Reisen,
aber auch das wird wieder besser
und lässt uns hoffen,
der Blick zum Himmel,
der steht uns nämlich immer offen.

So erfreu’n wir uns an der Bandmusik,
wir lassen uns verzaubern von den Klängen
auch auf den hinteren Rängen.

Natürlich gibt’s auch was aus der Bibel,
was Lukas der Evangelist hat g’schrieb’n.
Darum liebe Gemeinde spitz das Ohr,
sowas Gereimtes kommt nicht oft vor.

Ich werde jetzt mal den Text befragen,
den wir vorhin gehöret haben.
Was will uns sagen, das Evangelium,
die frohe Botschaft heut und hier?
Und was hat sie zu tun mit mir und dir?
Denn erst wenn ich dies begriffen hab,
färbt das auf mein Leben ab.
Was damals am See Genezareth geschah ist allen bekannt,
Jesus da vor vielen Leuten stand.
Seinen Worten zuzuhören, war für viele Leut damals ein Muss,
denn was er sagte, hatte Hand und Fuß!
Doch weil sich alles drängen tat,
ging er zum Ufer und er bat
die dort versammelten Fischer, nochmal hinauszufahr’n,
damit er vom Boot aus lehren kann.

Als er geendet, sprach Jesus zu Simon,
der wirklich frustrieret war:
„Fahr nochmal auf den See hinaus
und wirf dein Fischernetz dort aus.“
Doch ehrlich g’sagt, Simon wusste nicht so recht:
Ist das ein Scherz? Meint Jesus das echt?

Wer glaubt, der gewinnt!
Das könnten wir dazu ganz locker sagen,
Petrus aber ist vom Fang so überwältigt,
dass er nur staunt,
das Volk um ihn herum verwirrt nur raunt.

Jesus beruhigt Petrus schnell,
er bräuchte nicht zu bangen,
denn von nun an soll er Menschen fangen.
„Hab keine Angst und folge mir.
Eine gute Botschaft geb ich dir
mit auf deinen neuen Weg:
Jeder soll erfahren, dass Gott die Menschen wirklich liebt
uns Zukunft schenkt
und auch die Schuld vergibt.“

Und so ziehen noch 11 weitere mit Jesus übers Land,
Apostel werden sie genannt.
In Jesu Nähe spüren sie,
ganz deutlich Gottes Energie!

Was sagt uns das, was hier gescheh’n?
Bei Gott kann wirklich alles geh’n!
Nichts gibt es, was unmöglich ist,
wenn du vertraust und offen bist.
Begleiten will dich Gott durch alle Zeit,
drum Mensch gib acht und sei bereit,
wenn er dich in den Dienst beruft.

Denn nichts auf der Welt vermehrt sich schneller,
als seine Lieb, die wird noch heller,
wärmer, größer, wenn wir sie weitergeben
an den, der’s braucht in seinem Leben.

So hab ich doch die letzten Wochen
mit vielen ält’ren Gebersdorfern gsprochen,
die dankbar sind für all die Leut,
die sich gekümmert ham mit Freud,
da wurde Essen gebracht, auch Literatur,
damit keinem langweilig wurd‘ toujour.

Auch bei den Familien sind oft schon die Nerven blank gelegen,
als standen sie im Regen,
vor allem bei denen, die Kinder ham‘,
die den ganzen Tag zuhause war’n.

Endlich kann ich heut verkünden:
Unser Kindergarten macht für alle Kinder wieder auf,
des gibt uns Hoffnung, des gibt Applaus!

„Geduld musst‘ haben“, so sagt der Franke
und „Werd scho‘ wer’n“ – des hör’n wir gern.

Und deshalb sag ich noch einmal,
lasst euch nicht unterkrieg’n und schmiedet Pläne
für des, was kommt nach der ganzen Quarantäne.
Das Leben geht weiter,
des is g’wiess, auch wenn wir denken,
2020 is a B’schieß.
Nix läuft so wie all die Jahr,
selbst unser‘ Kärwa – glaubst des gar –
die is verschwund’n aus’m Kalendar.
Doch lasst euch nochmal sag’n, was war
vor ungefähr 2000 Jahr:

Da wollten die Fischer auch ganz g’frustet geh‘,
obgleich es doch war am See Genezareth ganz schee.
Doch was nützt’s, wenn’s schee is und du hast nix zum Essen,
da is die Freud‘ ganz schnell vergessen.

Des hat der Jesus g’spürt und hat ruck zuck drauf reagiert:
„Verlasst euch ganz auf mich!“ hat er den Fischern damals g’sacht.
Manch einer hat noch drüber g’lacht.
Aber dann, als die Fisch‘ ins Netz sind ganga,
da war klar, das kann nur aner.
Der hat‘ s drauf, dem folg’n mer nach!

Wie des Ganze nausganga is, des wissen wir heut.
Schaut euch nur um ihr Christen Leut.
Vor über 80 Jahr a Haus hab’n die Gebersdorfer baut
für ihre kleine Welt
Genau deshalb feiern wir heut,
ausnahmsweis‘ unter’m Himmelszelt.

Menschenfischer soll’n wir alle werden.
Vom Unglaublichen berichten und erzählen,
dann können die Zuhörer wählen,
ob sie ihren Blick in die Zukunft richten
oder weiter bleiben im Unbelichten.

Dass uns des g’lingt, das wünsch ich uns heut,
allen miteinander ihr Kärwa Leut!

Drum lass‘ uns singa und fein bet’n zu unserm Gott,
der uns ist treu in aller Not!

Des war’s jetzt mit der Kärwapredich.
Ich wünsch an g’segnet’n Sonntag
und euer Glaube bleibe ewig!

Amen!