Der Videogruß von Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Der Wochenspruch aus Römer 12 bringt etwas zum Ausdruck, was ebenso schwer wie notwendig ist. Es ist schwer, weil wir natürlich dazu neigen, das Böse mit Bösem zu beantworten. Wenn mich jemand angreift oder verletzt, dann tut das zunächst einfach weh. Und ich habe natürlich den spontanen Impuls, mich zu verteidigen oder lasse mich vielleicht sogar emotional dazu hinreißen, mit gleicher Münze zurückzuschlagen. Aber ich vermute, wir haben alle die Erfahrung gemacht, dass diese Reaktion die Spirale der Verletzung nur noch anheizt. Es wird immer schlimmer und am Ende sind alle Verlierer.
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“, sagt Paulus. Und man merkt, wie sehr er dabei von Jesus selbst inspiriert ist, der ja in so eindrücklichen Worten von der Feindesliebe gesprochen hat. Deswegen: Wenn mir jemand Unrecht zufügt, wenn jemand mich verletzt, dann hilft es, einen Moment innezuhalten. Es hilft, an Jesus zu denken. Es hilft, seine Liebe in mir wirken zu lassen. Vielleicht überwinde ich dann meinen spontanen Wunsch, verbal zurückzuschlagen. Vielleicht kann ich in meinem Gegenüber nicht mehr nur den Gegner, sondern vor allem den Menschen sehen. Vielleicht bekomme ich dadurch die Kraft zu einer entwaffnenden Freundlichkeit.
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Ich glaube, das ist keine weltfremde Träumerei. Ich glaube, es funktioniert. Lasst es uns so oft wir können einfach ausprobieren.
Geht gesegnet und behütet in diesen Tag.
Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm,
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland