Gott hält immer an mir fest

Monatsspruch März 2023: Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?  Römer 8,35

Es gibt viele Gründe, warum Menschen die Verbindung zu Gott kappen. Ich habe das Bild eines dicken Taus vor Augen, viele einzelne Stränge aus noch dünneren Stricken bestehend, die zu einem starken Seil verbunden sind, und einzelne Fäden dröseln sich auf. Da sind die Fäden, die nie etwas von Gott gehört haben, die von Christen enttäuscht sind, deren Vertrauen aufgebraucht ist, die andere Religionen und Glaubens- und Lebensformen interessanter finden.

Das Tau, aus dem einzelne Fäden sogar mutwillig zertrennt werden, spannt sich von Menschen zu Gott. Das einst starke Tau löst sich auf in den jeweiligen Alltagssorgen, Interessen, Lebenssituationen. Ein unscheinbar erscheinendes Rettungsseil ist in greifbarer Nähe. Dieses Halteseil führt von Gott zum Menschen. Das wiederum kann von Menschen nicht zerstört, aufgedröselt, losgelassen werden. Sichtbar wird es in Christus, der personifizierten Liebe Gottes.

Und so kann ich angesichts dieser stabilen Verbindung sagen: Nichts kann mich von der Liebe Christi scheiden. Selbst wenn ich meinerseits die Verbindung kappe, Gott hält immer daran fest. Und so kann das Sicherungsseil der Liebe Gottes zur Lebensrettung für mich werden.

Am dankbarsten bin ich dafür, dass Gott mich das Sicherungsseil seiner Liebe hat finden lassen. Ich möchte es nicht mehr aus den Augen verlieren.

Carmen Jäger

Lass dich nicht vom Bösen überwinden

Der Videogruß von Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Der Wochenspruch aus Römer 12 bringt etwas zum Ausdruck, was ebenso schwer wie notwendig ist. Es ist schwer, weil wir natürlich dazu neigen, das Böse mit Bösem zu beantworten. Wenn mich jemand angreift oder verletzt, dann tut das zunächst einfach weh. Und ich habe natürlich den spontanen Impuls, mich zu verteidigen oder lasse mich vielleicht sogar emotional dazu hinreißen, mit gleicher Münze zurückzuschlagen. Aber ich vermute, wir haben alle die Erfahrung gemacht, dass diese Reaktion die Spirale der Verletzung nur noch anheizt. Es wird immer schlimmer und am Ende sind alle Verlierer.

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“, sagt Paulus. Und man merkt, wie sehr er dabei von Jesus selbst inspiriert ist, der ja in so eindrücklichen Worten von der Feindesliebe gesprochen hat. Deswegen: Wenn mir jemand Unrecht zufügt, wenn jemand mich verletzt, dann hilft es, einen Moment innezuhalten. Es hilft, an Jesus zu denken. Es hilft, seine Liebe in mir wirken zu lassen. Vielleicht überwinde ich dann meinen spontanen Wunsch, verbal zurückzuschlagen. Vielleicht kann ich in meinem Gegenüber nicht mehr nur den Gegner, sondern vor allem den Menschen sehen. Vielleicht bekomme ich dadurch die Kraft zu einer entwaffnenden Freundlichkeit.

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Ich glaube, das ist keine weltfremde Träumerei. Ich glaube, es funktioniert. Lasst es uns so oft wir können einfach ausprobieren.

Geht gesegnet und behütet in diesen Tag.

Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm,
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland

Einer komme dem anderen mit Ehrerbietung zuvor

Der Videogruß von Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender

„Einer komme dem anderen mit Ehrerbietung zuvor.“ Der heutige Lehrtext der Herrnhuter Losung aus dem zwölften Kapitel des Römerbriefs des Paulus hat eine hohe Alltagstauglichkeit. Denn wie wir miteinander umgehen, hat eine ganz entscheidende Bedeutung für das Lebensgefühl, mit dem wir leben. Ist es eine Kultur der Abwertung? Oder ist es eine Kultur der Achtung und des Respekts?

Achtung und Respekt sind vielleicht die modernen Worte für das, was mit Ehrerbietung gemeint ist. Eine Kultur der Abwertung entsteht, wenn man über andere Menschen immer nur das sagt, was sie falsch machen. Wenn man vielleicht sogar über sie herzieht. Eine Kultur der Achtung und des Respekts entsteht, wenn wir andere Menschen ganz unabhängig von ihren Leistungen erst einmal einfach als Menschen und deswegen mit Freundlichkeit begegnen. Es geht nicht um Höflichkeitsfloskeln, es geht um eine Haltung, um eine innere Haltung, eine Haltung, die man erstmal gewinnen muss.

Wie gewinnt man sie? Paulus hat da gleich im nächsten Vers eine klare Antwort: „Seid brennend im Geist, dient dem Herrn!“ Eine innere Haltung kann auch nur von innen kommen. Sie muss sozusagen aus der Seele kommen. Deswegen sagt Paulus: Lasst euch berühren vom Geist, von der Liebe Gottes. Wenn ihr in euch spürt, wie ihr bitter frustriert oder gar verächtlich gegenüber anderen Menschen werdet: Haltet inne, redet mit Christus im Gebet. Vielleicht spürt ihr dann, wie die Achtung und der Respekt zurückkommt und ihr zu einer lebendigen Antwort werdet auf diesen Satz: „Einer komme dem anderen mit Ehrerbietung zuvor.“

Geht gesegnet und behütet in diesen Tag.

Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm,
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)