Was ist religiös am Fasten?

Symbolbild: Bibel

Vierzig Tage vor Ostern fasten Christen, nicht immer aus religiösen Gründen. Viele hungern nur den Winterspeck ab. Vorsicht! Um dauerhaft abzunehmen, muss man nach dem Fasten gesünder essen als vorher. Sonst ist der Speck im Nu wieder da.
Andere wollen nach einem Winter mit reichhaltigen Speisen den Körper im Frühjahr entgiften und verzichten deshalb auf Fettes und Süßes. Wer noch konsequenter denkt, setzt vielleicht auf die seelische Entschlackungskur. Ein paar Tage kann man auf feste Nahrung verzichten und lebenswichtige Vitamine und Flüssigkeit über Säfte und Suppen aufnehmen: Wer weniger Energie für die Verdauung braucht, hat mehr Energie für den Geist. Das funktioniert auch ohne Religion.

Dennoch war Fasten in allen Religionen stets wichtig. Schamanen und Propheten bereiteten sich auf Offenbarungen vor, indem sie fasteten. Antike Menschen fasteten aus Buße oder Trauer. Für die Muslime beginnt in diesem Jahr vor dem christlichen Osterfest der Fastenmonat Ramadan. Dann sind alle Gläubigen aufgerufen, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang Hunger und Durst zu zügeln – und auch die Zunge vor übler Nachrede in Zaum zu halten, den Augen Unanständiges zu verbergen und die Ohren vor bösen Worten zu verschließen.

Religionen deuten das Fasten als Akt der Buße, der Bewährung oder der Reinigung. Und sie geben vor, wie Menschen gemeinsam verzichten können. Tun es alle gleichzeitig, fällt die Entbehrung nicht so schwer. Christen fasten nur an Wochen-, nicht aber an Sonntagen. Da jeder Sonntag an Jesu Auferstehung „am ersten Tag der Woche“ (Johannes 20,1) erinnert, feiern Christen auch die vorösterlichen Sonntage als kleine Oster- und Freudenfeste. Die 40 Tage der Fastenzeit verteilen sich auf 36 Wochentage nach den sechs vorösterlichen Sonntagen und auf die vier Wochentage davor. So beginnt die sogenannte Passionszeit stets an einem Mittwoch, dem Aschermittwoch.

Im Mittelalter erwies sich das Fasten vor Ostern als sinnvoll, Wintervorräte wurden knapp. Auch die 40 Tage vor Weihnachten waren als Fastenzeit angedacht. Nach der Zeit des Schlachtens, Räucherns und Einmachens im November konnte sich das adventliche Fasten nicht durchsetzen.

Das Fasten kann man unterschiedlich deuten. Aber der Verzicht soll Menschen nicht schwächen. Die Fastenzeit soll ihre Widerstandskraft gegen Versuchungen stärken, denen nachzugeben sie sonst bereuen. Sie soll Klarheit verschaffen und Menschen flexibler machen in ihren Entscheidungen.

Burkhard Weitz
Aus: „chrismon“, das Monatsmagazin der Evangelischen Kirche. www.chrismon