Still fasten

„… damit du dich nicht vor den Leuten zeigst, mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.“
Matthäus 6,18

Symbolbild: Kreuzgang

Das Fasten, wie auch andere innige Handlungen, können Zeugnis dafür sein, dass man das Beten auch ernst meint. Wenig zu essen hat grundlegende Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit; übermäßiger Genuss kann träge machen. Und wer wenig isst, hat zudem mehr Zeit. Er schläft auch besser. Was man mit dieser Zeit macht, ist jedem selbst überlassen ‒ aber oft sind die Fastenphasen gekennzeichnet von kreativen Momenten. Die Kirchenväter meinten allerdings, dass man das Fasten nicht so sehr vor sich hertragen solle. Fasten ist eine stille Angelegenheit. Wie auch beim Beten müssen andere nicht unbedingt wissen, dass man fastet. Also locker bleiben, und diese Lockerheit aber nicht mit dem Freibrief zur Inkonsequenz verwechseln. Fasten ist für den Christen keine Praxis, mit dessen Hilfe er anderen seinen eisernen Willen schaustellerisch beweisen kann. Still und beinah unbemerkt ambitioniert zu sein, zur Buße, für Konzentration, Einkehr oder für Gott zu fasten: dies ist sehr viel herausfordernder als „demonstratives Fasten“. Es geht hier gar nicht nur ums Essen. Man kann Verhaltensweisen fasten (Shoppen, Autofahren, Süchte), man kann auf Alkohol oder, ganz klassisch, auf Fleisch verzichten.
Nicht um abzuspecken. Fasten ist keine neue Diät, sondern eine besondere innere Haltung. Sich frei und unabhängig zu machen. Sich öffnen und gleichzeitig die Sinne zu entfalten, um die Stille in sich zu entdecken. Den Blick schärfen auf das Wesentliche, auf IHN. Er, der am Kreuz für uns zum Segen wurde.

Peter Memmert

7 Wochen ohne Verzagtheit

Die Fastenaktion der evangelischen Kirche

22. Februar bis 10. April 2023: Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit. Die Fastenaktion der evangelischen Kirche. Auf dem Foto sitzt eine junge Frau auf dem Rücksitz eines Autos und strahlt in die Kamera


Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: Die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder. Auch wenn umstritten ist, ob der Dichter und Philosoph Dante Alighieri (1265 – 1321) dies wirklich so schrieb: Die Welt ist voller Schönheit. Doch fällt es angesichts der aktuellen Krisen schwer, das zu sehen.

In dunklen Zeiten braucht es Licht, um den Mut nicht zu verlieren. Die Fastenaktion „7 Wochen Ohne“ der evangelischen Kirche steht deshalb in diesem Jahr unter dem Motto „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit“. Wir laden Sie ein, von Aschermittwoch bis Ostern mit uns unterwegs zu sein. „Licht an!“ heißt es in der ersten der sieben Wochen. Wir werden genau hinschauen: auf unsere Ängste (Woche 2) und auf das, was uns trägt und Kraft gibt (Woche 3). In der Mitte der Fastenzeit, der vierten Woche, strahlen und leuchten wir selbst. Von da an rückt Ostern immer näher, und wir gehen gemeinsam (Woche 5) durch die dunkle Nacht (Woche 6) in den hellen Morgen (Woche 7). In den sieben Fastenwochen geht es nicht allein um innere Erleuchtung, sondern auch um die Ausstrahlung auf andere. Werden wir unser Licht auch anderen schenken? Werden wir Helligkeit bringen? Mit unseren Worten, Gesten, unserem Tun?

Die Fastenzeit ist kein Verzicht um des Verzichts willen. Sie führt uns Tag für Tag zu neuen Erfahrungen. Diese Zeit lässt uns mit einem anderen Blick auf die Welt schauen. Schön, dass Sie dabei sind!

Ralf Meister
Landesbischof in Hannover und Botschafter der Aktion „7 Wochen Ohne“

Was ist religiös am Fasten?

Symbolbild: Bibel

Vierzig Tage vor Ostern fasten Christen, nicht immer aus religiösen Gründen. Viele hungern nur den Winterspeck ab. Vorsicht! Um dauerhaft abzunehmen, muss man nach dem Fasten gesünder essen als vorher. Sonst ist der Speck im Nu wieder da.
Andere wollen nach einem Winter mit reichhaltigen Speisen den Körper im Frühjahr entgiften und verzichten deshalb auf Fettes und Süßes. Wer noch konsequenter denkt, setzt vielleicht auf die seelische Entschlackungskur. Ein paar Tage kann man auf feste Nahrung verzichten und lebenswichtige Vitamine und Flüssigkeit über Säfte und Suppen aufnehmen: Wer weniger Energie für die Verdauung braucht, hat mehr Energie für den Geist. Das funktioniert auch ohne Religion.

Dennoch war Fasten in allen Religionen stets wichtig. Schamanen und Propheten bereiteten sich auf Offenbarungen vor, indem sie fasteten. Antike Menschen fasteten aus Buße oder Trauer. Für die Muslime beginnt in diesem Jahr vor dem christlichen Osterfest der Fastenmonat Ramadan. Dann sind alle Gläubigen aufgerufen, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang Hunger und Durst zu zügeln – und auch die Zunge vor übler Nachrede in Zaum zu halten, den Augen Unanständiges zu verbergen und die Ohren vor bösen Worten zu verschließen.

Religionen deuten das Fasten als Akt der Buße, der Bewährung oder der Reinigung. Und sie geben vor, wie Menschen gemeinsam verzichten können. Tun es alle gleichzeitig, fällt die Entbehrung nicht so schwer. Christen fasten nur an Wochen-, nicht aber an Sonntagen. Da jeder Sonntag an Jesu Auferstehung „am ersten Tag der Woche“ (Johannes 20,1) erinnert, feiern Christen auch die vorösterlichen Sonntage als kleine Oster- und Freudenfeste. Die 40 Tage der Fastenzeit verteilen sich auf 36 Wochentage nach den sechs vorösterlichen Sonntagen und auf die vier Wochentage davor. So beginnt die sogenannte Passionszeit stets an einem Mittwoch, dem Aschermittwoch.

Im Mittelalter erwies sich das Fasten vor Ostern als sinnvoll, Wintervorräte wurden knapp. Auch die 40 Tage vor Weihnachten waren als Fastenzeit angedacht. Nach der Zeit des Schlachtens, Räucherns und Einmachens im November konnte sich das adventliche Fasten nicht durchsetzen.

Das Fasten kann man unterschiedlich deuten. Aber der Verzicht soll Menschen nicht schwächen. Die Fastenzeit soll ihre Widerstandskraft gegen Versuchungen stärken, denen nachzugeben sie sonst bereuen. Sie soll Klarheit verschaffen und Menschen flexibler machen in ihren Entscheidungen.

Burkhard Weitz
Aus: „chrismon“, das Monatsmagazin der Evangelischen Kirche. www.chrismon

Ökumenische Alltagsexerzitien – Machen Sie mit!


zwischenRÄUME
Ökumenische Alltagsexerzitien 2021


Gestalten Sie die Fastenzeit ganz bewusst und gönnen Sie sich Zeit für sich und mit Gott!

Die Teilnehmenden nehmen sich täglich (ca. eine halbe Stunde)
Zeit für Gebet und Betrachtung.

Einmal in der Woche treffen wir uns per ZOOM zum Austausch über unsere Erfahrungen.

Unter dem Titel zwischenRÄUME laden die fünf Wochen der Exerzitien ein, sich mit diesem Thema zu beschäftigen:

1. Woche: Gott? Im Raum dazwischen!
2. Woche: Weiter Raum
3. Woche: Zwischen allen Stühlen
4. Woche: Zwischen Gott und mir
5. Woche: Zwischen Himmel und Erde

Leitung: Sabine Rager, Peter Memmert, Siegfried Zuprin

Materialkosten: 10 Euro.

Anmeldung bis zum 12. Februar unter Tel. 0911 – 132 01 92 oder in den Pfarrämtern der Gemeinden. Flyer liegen ebenfalls in beiden Gemeinden aus.

Wir freuen uns auf Sie!