Halb voll oder halb leer?

Ein Glas mit Wasser - Halb voll oder halb leer?

Ist das Glas halb voll oder halb leer? Das ist eine Frage der Perspektive und sicher auch häufig eine Frage der persönlichen Einstellung. Oft vergessen wir, dass wir es in der Hand haben, wie wir andere Menschen, Lebenssituationen und uns selbst beurteilen. Niemand schreibt uns vor, dass wir „schwarz-sehen“ müssen ‒ und Gott schon gar nicht. Manchmal schütteln wir so lange den Kopf, bis endlich ein Haar in die Suppe fällt. Man kann sich den ganzen Tag lang ärgern, das ist zwar häufig bequem und einfach, allerdings sind wir nicht dazu verpflichtet. Wir sollten nicht in eine Opferrolle verfallen. Auch der Psalmist ermuntert sich selbst:

„Lobe den Herrn meine Seele, lobe den Herrn und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“

Psalm 103,2

Für ihn ist das Glas halb voll. Sein Fokus liegt ganz klar auf dem, was er von Gott empfangen hat und wofür er dankbar ist. Gott überrascht uns an dieser Stelle sogar. Er ist kein Freund von halben Sachen. Gott meint es sehr gut mit uns. Das wusste auch schon David, im Alten Testament lesen wir:

„Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.“

Psalm 23,5 b

Sehe ich auf meine Begrenztheit und auf das, was mir scheinbar fehlt, oder achte ich auf das, was mir möglich ist und was ich alles geschenkt bekommen habe? Leben heißt gestalten dürfen, nicht erdulden oder erleiden. Nutzen wir jeden Tag dafür. Unser Glas ist vielleicht oftmals voller, als wir meinen.

Markus Koppenmeier

Innehalten – Perspektive

Altes Gebäude mit verzierter Fassade und geschlossener Holztür.

Ich gebe es zu: Wenn ich in einem Dorf oder einer Stadt unterwegs bin, entfacht in mir manchmal die Neugier. Alte Häuser mit imposanten Architekturen finde ich einfach klasse — also keine eintönigen und oftmals langweilige Beton- und Glasbauten, wie sie seit geraumer Zeit überall entstehen.

Was verbirgt sich wohl hinter den Türen, welche Geschichten haben sich womöglich in diesem oder jenem Gebäude abgespielt? Was gäbe es alles zu entdecken? Wer wohnt und lebt hier? Allerdings kommt man ohne Schlüssel nicht hinein — höchstens bei besonderen Gebäuden gegen Eintritt oder beim Tag der offenen Tür. Ich könnte es das nächste Mal mit Anklopfen versuchen, viel Erfolg erhoffe ich mir hier allerdings nicht. Oder würden Sie jeden x-beliebigen einlassen und Ihr Haus zeigen? Mal ehrlich: keiner mag ungebetene Gäste.

Jesus selbst steht auch vor unserer Tür und möchte mit uns in Kontakt kommen. Dabei überlässt er uns die Entscheidung, ob wir ihn in unser Leben lassen.

„Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“

Offenbarung 3,20


Dabei kommt mir der Gedanke: Ich sollte mal wieder aufräumen, es könnte ja Besuch kommen.

Markus Koppenmeier

Perspektive

In der Thomaskirche steht links im Altarraum eine Figur deren Kopf fehlt, ein altes Kunstwerk eben. So dachte ich bis vor Kurzem. Ich war verblüfft, als ich neulich zum ersten Mal die Skulptur bewusst aus der Nähe betrachtet habe. Beim genaueren Betrachten hat sich herausgestellt, dass ich mich getäuscht habe: Die Figur ist vollständig und zeigt Christopherus mit dem Jesuskind.

Wie oft liege ich auch mit meinen Einschätzungen über andere Menschen falsch? Ich bilde mir vorschnell eine Meinung, stecke sie in Schubladen, drücke ihnen einen Stempel auf und meine sie zu kennen. Wenn ich mir Zeit für mein Gegenüber nehme, näher hinsehe, dann werde ich offen für die Begegnung und erlebe dadurch auch immer wieder Überraschungen und spannende Begegnungen. Wenn Sie das nächste Mal jemanden begegnen, nehmen Sie sich Zeit, sehen Sie genauer hin, es lohnt sich bestimmt.

Nachtrag

Die schwarze Christopherus-Figur ist ein Geschenk der evangelischen Gemeinde im heutigen polnischen Bytom, ehemals Beuthen/Oberschlesien. Pfarrer Berger, bis 1991 Pfarrer unserer Gemeinde, hielt dorthin Kontakt. Der ihm nachfolgende Pfarrer Lennert unternahm sogar mit einigen Gemeindegliedern eine Fahrt zu dieser Gemeinde und es erfolgte ein Gegenbesuch bei uns. Die Skulptur ist aus Steinkohle gefertigt, was darauf hinweist, dass in der Gegend um Bytom vor allem Steinkohle abgebaut wurde.

Markus Koppenmeier