In der Christmette gab es dieses Jahr für alle Besucherinnen und Besucher ein Friedenslicht zum mitnehmen. Auch wenn Sie keine Gelegenheit hatten, den Gottesdienst zu besuchen, können Sie sich das Friedenslicht aus Bethlehem mit nach Hause nehmen. Unsere Kirche ist natürlich auch über die Weihnachtsfeiertage für Sie geöffnet und lädt ein, die besondere Stimmung in der Stille wahrzunehmen. Unsere Krippe steht wie immer neben einem festlich geschmückten Gebersdorfer Weihnachtsbaum!
Mit dem Friedenslicht aus Bethlehem können Sie die Weihnachtsbotschaft symbolisch auch in Ihren Händen halten. Auf der einen Seite im Lichtschein die Heilige Familie – eingebettet in ein tiefes beruhigendes Blau. Auf der anderen Seite in hellem Weiß das Wort „Friedenslicht“.
Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten und gesegnete Weihnachtsfeiertage – bleiben Sie gesund!
Von Pfarrerin Gabriele Edelmann-Richter am 24.12.2021 in der Stephanuskirche in Gebersdorf
Liebe Gemeinde,
Der Prophet Micha ist zunächst eher unbedeutend gewesen. Meist stand er im Schatten des großen Propheten Jesaja. Aber einige Jahrhunderte nach seinem Tod gewinnt er plötzlich an Bedeutung, denn da entdeckten drei Sternendeuter am orientalischen Nachthimmel einen außergewöhnlichen Stern. Für die Drei war schnell klar, dass diese Himmels-Erscheinung der Hinweis auf die Geburt eines großen Königs sein musste. So machten sich die Astronomen auf einen langen Weg und fragten unter anderem beim König Herodes nach, ob er in seinem Regierungsgebiet von einer besonderen Geburt gehört hätte. Herodes hatte keine Ahnung und wenn er eine gehabt hätte, wäre er den drei Weisen zuvorgekommen und hätte den Nebenbuhler schleunigst ausgeschaltet, was er nach einigen Wochen dann auch versuchte. Doch die Gelehrten forschten weiter nach und fanden in den damals bekannten Heiligen Schriften die Stelle im Prophetenbuch des Micha, die uns heute als Predigttext vorliegt:
„Du Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir kommen der, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“
Micha 5,1
In dem kleinen Dorf Bethlehem also – 20 Kilometer südwestlich von Jerusalem entfernt – Hier ist es geschehen. Die Geburt des Friedenskönigs! Hier wurde Gott Mensch! Was für eine Botschaft!
Die Gelehrten staunten damals nicht schlecht. Auch sie hatten große Ehrfurcht, großen Respekt vor der Nähe Gottes. Die Bibel schreibt, dass es stets Engel waren, die den Menschen die Furcht vor der Größe und Erhabenheit Gottes genommen haben. So sprach der Engel Gabriel zu Maria:
„Fürchte dich nicht, Gott hat Großes mit dir vor!“
Auch sprach der Engel Gabriel zu den Hirten auf dem Feld: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkündige euch große Freude! Euch ist heute der Heiland geboren!“
„Fürchtet euch nicht!“
So werden auch wir heute angesprochen von dem Geschehen in Bethlehem. Wir können darüber nur staunen, dass sich aus einem eher unbedeutenden Geschehen in einem Stall, in einem kleinen Dorf, so Großes entwickelt hat. Genau deshalb ist die Weihnachtsgeschichte wie Balsam für die Schwachen, die Unbedeutenden, die Enttäuschten, für die, die keine Hoffnung mehr haben. Wer sich auf diese Weihnachts-Geschichte einlässt, darf staunen wie ein Kind, von dem wird nichts gefordert.
Die Starken, die Emsigen unter uns werden sich aber fragen: Na, wird das gut gehen? Werden wir da nicht von der Welt belächelt, wenn wir uns gemeinsam mit den einfachen Hirten vor der Krippe niederknien, ganz in Gedanken versunken, die ganze Bedrohlichkeit der Welt hinter uns lassend? Und vielleicht noch singend: „Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu du mein Leben!„
Liebe weihnachtliche Gemeinde,
ich bin der Überzeugung: an Weihnachten dürfen, ja sollen wir an der Krippe innehalten und über die Menschwerdung Gottes staunen.
Martin Luther sagte:
„Willst du gewiss sein und Gott in seinem Wesen recht kennenlernen, so musst du unten anfangen, wie der Prophet es tut, dass du zuerst nach Bethlehem kommst!“
Für den Propheten Micha, der 800 Jahre vor Jesu Geburt gelebt hat, wäre so ein stiller Ort vor den Toren Jerusalems ein Traum gewesen – tobte doch damals im Land ein heftiger Krieg.
Und wie ist das mit dem Frieden bei uns?
Äußerlich gesehen, können wir in Deutschland – Gott sei Dank – von einer Friedenszeit reden, wenngleich die Spannungen in unserer Gesellschaft zurzeit an Fahrt aufnehmen. Mag es daran liegen, dass uns innerer Halt und Zuversicht abhandengekommen sind? Viele von uns werden im Arbeitsalltag oft bis an die Grenzen herausgefordert. Dazu kommt noch die Pandemie mit täglich neuen Verhaltensregeln – das alles bringt Unruhe in unser Leben. Am liebsten würden wir das alles endlich hinter uns lassen! Weil wir momentan am eigenen Leib spüren, dass uns die äußere Sicherheit abhandenkommt, haben wir Sehnsucht nach innerem Halt, nach festen Werten, nach Geborgenheit.
Der Prophet Micha verheißt seinen Lesern ein sicheres Wohnen, ein Dach über dem Kopf, wenn er die Geburt dessen ankündigt, der ein Herrscher der besonderen Art sein wird:
„Der Verheißene aber wird auftreten und wird sie weiden in der Kraft des Herrn, seines Gottes. Und sie werden sicher wohnen; denn er wird zur selben Zeit herrlich und groß werden bis an die Enden der Erde. Und er wird der Friede sein!“
Micha 5,3 – 4a
Mit dem Friedenslicht aus Bethlehem halten Sie diese Weihnachtsbotschaft symbolisch auch in ihren Händen. Auf der einen Seite im Lichtschein die Heilige Familie – eingebettet in ein tiefes beruhigendes Blau.
Auf der anderen Seite in hellem Weiß nur ein Wort: „Friedenslicht“. Nicht mehr, nicht weniger! Das genügt erst einmal, um unsere Sehnsucht zu stillen.
Wer die Geburtskirche in Bethlehem besuchen möchte, der muss sich tief hinunterbeugen, um die Stelle zu sehen, an der die ersten Christen den Standort der Krippe vermuteten. Vor einigen Jahrhunderten schon hat man aus Angst vor Plünderungen das Portal der Geburtskirche zugemauert und nur einen schmalen Gang gelassen. Wer also heute zur Krippe kommen möchte, muss sich klein machen, muss im übertragenen Sinn Demut zeigen vor dem, der den inneren Frieden bringen wird. Stolzes Gehabe hat an der Krippe nichts zu suchen. Ja, wer sich in diesen Tagen auf den Weg zur Krippe macht, dem wird klar, dass sich Gott durch seine Menschwerdung in die tiefsten Abgründe unserer menschlichen Existenz begibt.
Dazu kommt noch, dass Jesus in Bethlehem Efrata geboren wird. Das heißt übersetzt. „Haus des Brotes“.
Wieder ein schönes Bild auch für uns. Jesus gibt uns die Speise, die wir brauchen. Unseren Hunger nach Frieden, Liebe und Geborgenheit kann er stillen, wenn wir uns auf ihn einlassen.
Das kleine Bethlehem wird Großes hervorbringen!
Die drei Weisen haben den Prophezeiungen aus dem Micha Buch vertraut. Zielstrebig sind Sie damals nach Bethlehem gezogen.
Ich wünsche uns allen, dass das Geschehen im kleinen Bethlehem auch für uns das bedeutendste Erlebnis in den kommenden Tagen, ja vielleicht sogar in unserem Leben wird.
Der Friede des Herrn, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus .