Der Videogruß von Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender
„Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Das ist der Lehrtext der Herrnhuter Losung für den heutigen Tag aus Johannes 6. Mich beschäftigt die Frage, die Petrus hier an Jesus stellt, schon seit langem. Welchen Weg soll ich in meinem Leben gehen?
Es gäbe da durchaus unterschiedliche Möglichkeiten, z.B. den Weg des engagiert aufgeklärten Humanisten, der sagt, wozu so viele religiöse Worte über Gott oder über Jesus machen? Warum nicht einfach nur mithelfen, dass alle Menschen in Würde leben können? Oder der Weg des stillen Genießers, der sagt: „Ist der Kampf gegen das Leid der Welt nicht ein Kampf gegen Windmühlenflügel? Was kann ich als Einzelner schon ändern? Also freue ich mich ganz einfach an meinem eigenen Leben, am guten Essen und Trinken, an meiner Familie. Und vielleicht strahlt mein privates Glück dann auch aus über mich hinaus. Oder der Weg des skeptischen Beobachters, der sagt: „Gibt es überhaupt etwas, an das sich wirklich zu glauben lohnt? Schlagen sich die Leute nicht gerade deswegen die Köpfe ein, weil sie so von einer Sache überzeugt sind, dass ihnen jedes Mittel zu ihrer Durchsetzung recht ist?
Aber wie traurig wäre es, wenn ich an gar nichts mehr glauben würde. Wie begrenzt wäre mein Leben, wenn ich das Leid der Welt einfach verdrängen müsste? Und wie sehr müsste ich verzweifeln, wenn ich glauben würde, dass die Rettung der Welt von mir abhängt? Nein, ich spreche die Worte des Petrus an Jesus aus ganzem Herzen mit: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“
Geht gesegnet und behütet in diesen Tag.
Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm,
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)