Sommer, Sonne, Sonnenschein

Wie toll ist doch diese Jahreszeit! Vielleicht haben Sie gerade Urlaub oder sitzen auf Ihrem Balkon, legen die Füße hoch und genießen ein kühles Getränk. Alles ist gut und man kann „Gott einen guten Mann sein lassen“. Falls Sie die Redewendung nicht kennen: Es beschreibt die Situation, sich um nichts kümmern zu müssen und einmal zu entspannen.

Doch wer ist Gott für Sie? Ist es der gute Mann, welchem man die Lenkung der Welt überlässt und die Beine selbst hochlegen kann? Ist es der Schöpfer aller Dinge und ich bin in seiner Nachfolge aufgerufen, Gutes zu tun? Ist es der Gott, der Gerechtigkeit durch Gewalt schafft? Im Monatsspruch für den September fragt Jesus seine Jünger im Matthäusevangelium: „Wer sagt denn ihr, dass ich sei?“ Als erstes antwortet ihm Simon Petrus auf seine Frage. Er bezeugt voll Vertrauen: „Du bist der Christus, der lebendige Sohn Gottes“.

Für Petrus ist es klar: Jesus ist der angekündigte Messias, der Christus. Eine Erkenntnis, welche ganz aus dem tiefsten Inneren kommt. Da gibt es für ihn nichts daran zu rütteln. Diese innere Wahrheit für Simon Petrus hat aber auch einen Weg hinter sich. Es brauchte Zeit und es war dieser eine Moment, in dem diese Worte für ihn stimmten.

Wenn man ihn vielleicht ein paar Jahre vorher gefragt hätte, wäre es eine andere Antwort gewesen. Gott fragt Sie und mich heute noch: „Wer bin ich für dich?“ Es gibt Zeiten, da kann ich Gott loben, bestätigen, dass es ihn gibt, und möchte Lieder von ihm singen. Voll Vertrauen und tiefem Glauben. Auch gibt es andere Zeiten. Zeiten des Zweifels an der Existenz Gottes beim Blick auf das Leid in der Welt und der Zerrissenheit in mir. Voll Traurigkeit und Enttäuschung.

Gott interessiert sich dafür, was wir von ihm halten. Wir sind ihm nicht egal. Er möchte eine Beziehung zu uns. Hier ist ihm, ähnlich wie bei Petrus, wichtig, dass wir ihm ehrlich begegnen. Es braucht keine Floskeln oder schöne Worte. Aufrichtig und authentisch dürfen wir zu Gott kommen. Egal ob es gerade eine Zeit des Lobes oder Zweifels ist. Er wertet nicht, welches Bild ich gerade von ihm habe und ob ich vielleicht gerade die Beine hochlege und „Gott einen guten Mann sein lasse“.

Ihr Diakon & Jugendreferent der Thomas- und Stephanuskirche
Armin Röder

Herr, wohin sollen wir gehen?

Der Videogruß von Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender

„Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Das ist der Lehrtext der Herrnhuter Losung für den heutigen Tag aus Johannes 6. Mich beschäftigt die Frage, die Petrus hier an Jesus stellt, schon seit langem. Welchen Weg soll ich in meinem Leben gehen?

Es gäbe da durchaus unterschiedliche Möglichkeiten, z.B. den Weg des engagiert aufgeklärten Humanisten, der sagt, wozu so viele religiöse Worte über Gott oder über Jesus machen? Warum nicht einfach nur mithelfen, dass alle Menschen in Würde leben können? Oder der Weg des stillen Genießers, der sagt: „Ist der Kampf gegen das Leid der Welt nicht ein Kampf gegen Windmühlenflügel? Was kann ich als Einzelner schon ändern? Also freue ich mich ganz einfach an meinem eigenen Leben, am guten Essen und Trinken, an meiner Familie. Und vielleicht strahlt mein privates Glück dann auch aus über mich hinaus. Oder der Weg des skeptischen Beobachters, der sagt: „Gibt es überhaupt etwas, an das sich wirklich zu glauben lohnt? Schlagen sich die Leute nicht gerade deswegen die Köpfe ein, weil sie so von einer Sache überzeugt sind, dass ihnen jedes Mittel zu ihrer Durchsetzung recht ist?

Aber wie traurig wäre es, wenn ich an gar nichts mehr glauben würde. Wie begrenzt wäre mein Leben, wenn ich das Leid der Welt einfach verdrängen müsste? Und wie sehr müsste ich verzweifeln, wenn ich glauben würde, dass die Rettung der Welt von mir abhängt? Nein, ich spreche die Worte des Petrus an Jesus aus ganzem Herzen mit: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“

Geht gesegnet und behütet in diesen Tag.

Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm,
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Das Gebot der Nächstenliebe

Symbolbild mit Monatsspruch Juni 2021: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apostelgeschichte 5,29)

Das ist regelrecht Anarchie. Die Apostel lehnen es rundweg ab, geltende Gesetze zu befolgen und berufen sich dabei auf Gott. Dieser Gott (der Juden) ist ihr Herr, ihm allein gehorchen sie, er ist für sie alleinige Autorität – Anarchie gegen Menschengesetze. Anarchie – wirklich? Bis heute berufen sich Menschen darauf, Anordnungen zu missachten, sie gehorchen Menschen nicht, jedenfalls nicht allen, nur denen, die ihrer Meinung sind. Und dabei halten sie sich für Querdenker, meinen, damit Menschen aus ihrer Unterdrückung zu befreien.

Trotz Androhung von Strafen wollten sich die Apostel nicht mundtot machen lassen. Wer denkt, jeglicher Widerstand gegen von Menschen gemachte Gesetze sei damit gerechtfertigt, der ist auf dem Holzweg. Petrus sagt: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Überall dort, wo Gottes Gebote übergangen werden, nicht mit den Taten übereinstimmen, da sollen Christen ihre Stimme erheben.

Wenn wir uns am Gebot der Nächstenliebe orientieren, müssen wir auch handeln. Da passen dann keine Allmachtsfantasien, krude Verschwörungstheorien oder Rücksichtslosigkeit zum Gebot der Nächstenliebe. In vielen Ländern, auch in Deutschland, orientieren sich Gesetze an christlichen Werten. Dass sich dabei auch unchristliche und machtpolitische Ideologien eingeschlichen haben, wissen wir nur zu gut. Deshalb – die Würde des Menschen ist unantastbar. Oder eben: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen, frau übrigens auch.

Carmen Jäger