Mache dich auf

Monatsspruch Dezember 2024: Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Jesaja 60,1

„Mache dich auf und werde licht.“ Der Kanon, der aus der Kommunität Gnadenthal in Hessen stammt und ein Bibelwort aus dem Buch Jesaja aufgreift, ist ein beliebtes Lied in der Adventszeit. Mehrstimmig gesungen erklingt er kraftvoll und lässt erahnen, dass mit dem Kommen Gottes in die Welt etwas Großes passiert. „Mache dich auf und werde licht, denn dein Licht kommt.“

Die Weihnachtszeit steckt voller Lichtsymbolik. Jede Woche brennt eine Kerze mehr am Adventskranz, bis schließlich an Heiligabend der Weihnachtsbaum hell erstrahlt. „Mache dich auf und werde licht; denn dein Licht kommt“. Dieser kurze, einprägsame Text enthält zwei Aussagen. Gottes Licht kommt in die Welt. Und: Wir selbst sind aufgefordert, in der Welt licht zu werden. Was beim Singen zunächst nicht auffällt: ‚licht werden‘ wird kleingeschrieben. Es geht um mehr, als einfach eine Kerze anzuzünden.

‚licht werden‘, das bedeutet: aktiv werden. Weihnachtspäckchen für Obdachlose packen, Spenden an die Tafel und „Brot für die Welt“, an Heiligabend die Türen des Gemeindehauses für Menschen öffnen, die alleine sind: Viele Christinnen, Christen und Kirchengemeinden tun in diesen Tagen genau das. Sie machen sich auf und werden licht für die Schwächsten in der Gesellschaft. Für diejenigen, die dieses Licht besonders brauchen. All dies tun sie in der Nachfolge Jesu. Denn es ist genau das, was auch Jesus gemacht hat: Er ist zu uns in die Welt gekommen und für uns licht geworden.

Detlef Schneider

Das Warten gehört zum Leben

Monatsspruch Dezember 2023: Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern. Lukas 2,30-31

Warten – in vielen Situationen des Lebens gehört es dazu. Mal sind es die ganz profanen Dinge, die uns warten lassen. Das Anstehen in der Schlange an der Supermarktkasse oder das Warten auf den verspäteten Bus. Mal sind die Anlässe des Wartens wiederum ganz gewichtig und existenziell: das Warten auf die Rückkehr eines geliebten Menschen, auf die Diagnose einer Krankheit oder auf die Entlassung nach einem Aufenthalt im Krankenhaus.

Einer, der auch wartet, ist der Prophet Simeon im Jerusalemer Tempel. Er wartet auf Trost und auf das Heil für sein Volk Israel in einem von den Römern besetzten Land. Simeon wartet auf Gott. „Meine Augen haben den Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern“, sagt Simeon, als die Eltern Jesus in den Tempel bringen. In Jesus hat Simeon den Messias erkannt, wie es ihm der Heilige Geist vorausgesagt hat. Lange hat er ausgeharrt in seiner Sehnsucht und seiner Hoffnung, nun ist sie in Erfüllung gegangen. Gott hat ihn erhört – so lässt sich auch der Name Simeon übersetzen.

Kummer und Leid sind nicht das Ende – mit dem Kommen von Jesus ist die Welt gerettet. Diese Sehnsucht und Hoffnung auf Erfüllung sind prägend für den christlichen Glauben. Die dänische Schriftstellerin Tania Blixen hat mal geschrieben: „Gott hat gewiss keine Sehnsucht erschaffen, ohne auch die Wirklichkeit zur Hand zu haben, die als Erfüllung dazugehört. Unsere Sehnsucht ist unser Pfad.“

Detlef Schneider

Gottes Gericht wird anbrechen

Monatsspruch Dezember 2022:
Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.
Jesaja 11,6

Ein Wolf, der Schutz beim Lamm findet, die Jungen von Kuh und Bärin, die friedvoll nebeneinander weiden. Ein Löwe, der vom Raubtier zum Pflanzenfresser wird, ein Säugling, für den die Otter keine Gefahr mehr darstellt. Bosheit und Schaden werden verschwunden sein. Es ist schier Unglaubliches, was der Prophet Jesaja seinem Volk verheißt. Eine Vision vom umfassenden Frieden, die man eigentlich kaum glauben kann. So sehr steht sie den Geschehnissen in der gegenwärtigen Welt entgegen, die für unzählige Menschen geprägt ist von Kriegen, Hunger und Leid. Wie kann das sein?

Die Friedensbotschaft von Jesaja ist in einer Zeit der Bedrängnis entstanden. Im 8. Jahrhundert vor Christus stand Israel unter der Belagerung der Assyrer. Verwüstungen und Plünderungen, niedergebrannte Häuser, Tote. All dies Leid hat Jesaja vor Augen. Es ist eine Botschaft der Hoffnung inmitten der Hoffnungslosigkeit.

Es ist kein „billiger Trost“, den Jesaja seinem Volk hier spendet, im Gegenteil. Irgendwann, so beschreibt Jesaja es, wird Gottes Gericht anbrechen. Dort, wo heute Ungerechtigkeit herrscht, wird Gott Recht schaffen. Und dann wird mit Gottes Heilszeit etwas völlig Neues entstehen. Sie wird etwas ganz anderes sein, als wir es bisher kennen oder uns vorstellen können. Aus diesem Wissen nimmt die Botschaft von Jesaja ihre Kraft: Krieg, Leid und Ungerechtigkeit sind nicht das Ende, sondern Gerechtigkeit und Frieden haben das letzte Wort.

Detlef Schneider