Frieden – ein Zauberwort?!

4. So. n. Trin 2020 – Predigt zu Röm. 12,17-21 von Pfarrerin Gabriele
Edelmann-Richter

Liebe Gemeinde!

Sie und ich kennen das: Zwei Menschen geraten aneinander. Der eine macht dem andern einen Vorwurf. Der andere kontert. Wut breitet sich aus. Die Stimmen werden lauter, die Gesten wilder. Einem rutscht eine Beleidigung heraus. Der andere keift zurück. Es ist alles dabei: Demütigungen, Verletzungen, Drohungen. Manchmal kommt es gar zu Handgreiflichkeiten. Tiefe Wunden sind das Ergebnis.

Solche Szenen spielen sich auf dem Schulhof ab, im Straßenverkehr, am Arbeitsplatz, nicht selten auch in den Familien.
Es steckt irgendwie in uns, dass wir nach Beleidigungen zurückschlagen, meist mit Worten! 
Wie du mir, so ich dir!

Diese Verhaltensweisen waren auch schon zu Zeiten des Paulus bekannt. So schreibt er an die Gemeinde in Rom folgendes: – Es ist zugleich unser Predigttext –

„Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes. Denn es steht geschrieben: Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr. Vielmehr: Wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!“

Paulus scheint die Gemeinde in Rom gut zu kennen, er weiß, wie schnell die Emotionen hochkochen können.
Er hat die Hitzköpfe vor Augen, die sich nichts gefallen lassen und mit Eifer in die Schlacht ziehen. Paulus kennt aber auch die Gedemütigten, die fast ersticken an ihrem stumm erlittenen Unrecht.

Wir haben in unserer Sprache Sprichwörter, die die Fragen nach Recht und Gerechtigkeit, aber auch nach Rache und Vergeltung aufgreifen.
Wir kennen diese Sprichwörter alle: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem Bösen Nachbarn nicht gefällt!“ oder: „Rache ist süß“ oder: „Auge um Auge, Zahn um Zahn!“

Wir können gut nachvollziehen, wenn jemand aus tiefstem Schmerz, Wut und Verzweiflung Rache üben will an einem Täter, der Unheil über einen geliebten Menschen gebracht hat.

Was aber ist das Böse, was ist das Gute?

 Wo stehe ich selbst? 

Kinder und auch noch Jugendliche haben ein klares Bild von Gut und Böse, Schwarz und Weiß.  Wenn ich mit meinen Schülern diskutiere, fordern sie sehr schnell die Todesstrafe, weil unsere deutsche Rechtsprechung doch zu milde sei und Gewaltverbrecher nie wieder freikommen dürften. 
Manchmal ringe ich in solchen Diskussionen um Argumente und kann ihr Anliegen durchaus nachvollziehen. 

Auch Paulus wusste, wie unendlich schwer es mitunter ist, Böses mit Gutem zu überwinden:
„Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt Frieden mit allen Menschen!“ 

Da klingt ganz deutlich durch, dass es nicht einfach ist, Frieden zu schließen.

In Wahrheit aber haben wir keine bessere Alternative!
Denn wo kämen wir hin, wenn vernünftige Regierungen nicht in mühsamen Verhandlungen und trotz schmerzlicher Rückschritte beharrlich weiter nach friedlichen Lösungen suchen würden.
Wo kämen wir hin ohne die engagierten, mutigen Bürgerinnen und Bürger, die bei Gewalt nicht wegschauen. Wo kämen wir hin ohne die Menschen, die aufeinander zugehen, wieder und wieder dem andern die Hand reichen, um irgendwann im Frieden nebeneinander zu wohnen. 

An unseren Schulen werden sogenannte Streitschlichter ausgebildet. Da lernen die Kinder schon in jungen Jahren, wie man am besten in Krisensituationen vermittelt, wie man Streithähne zu Wort kommen lässt und diese dann  versteht, wie der andere tickt und weshalb der andere so schlecht drauf ist.

Wo kämen wir hin, wenn es sie nicht gäbe, die wahren Helden des Alltags! Sie geben acht auf ihr Umfeld und schreiten mutig ein, benennen das Unrecht, fordern Gespräche ein. Und verhandeln geschickt.
Ich denke dabei auch an die Aktivisten von Amnesty International, die sich weltweit für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzen, ich denke an die Aktivisten, die sich zur Zeit in den USA  verstärkt für die Gleichbehandlung der Afroamerikaner einsetzen, weil es auch  im Jahr 2020 jeden Tag ungerechte Behandlung von Afroamerikanern durch die dortige Polizei gibt.

 Ich denke aber auch an die Engagierten, die sich für einen friedvollen Umgang mit der Schöpfung einsetzen; Menschen, die einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur vorleben.

Genau so wird es in unserem Predigttext gefordert: „Überwinde, ja besiege das Böse mit Gutem!“

Ein kluger Gedanke dazu ist uns auch von dem englischen Philosophen und Staatsmann des 16. Jhds., Sir Francis Bacon, überliefert.
Er meinte: „Wer nach Rache strebt, hält seine eigenen Wunden offen!“
Das ist wahr, wo alte Wunden offenbleiben, da kann kein innerer Frieden einziehen. Da kann die Liebe keinen Raum mehr gewinnen. 

Wenn wir genau hinschauen, sehen wir, dass Rache nur für kurze Momente eine Genugtuung bringt. 
Niemals aber bringt Rache Frieden, Versöhnung, Liebe oder Glück.

Das Böse wird es in dieser Welt immer geben. Immer wieder bricht es in die gute Schöpfung Gottes herein. Obwohl wir durch Kultur, Erziehung, aber auch durch Gesetze versuchen, das Böse einzudämmen, müssen wir doch allezeit mit einem Ausbruch desselbigen rechnen.

Paulus appellierte damals an seine Zuhörer im Namen Jesu Christi, das Böse durch Gutes zu überwinden. Schließlich stehen Christen Jesu gegenüber in der Verantwortung, am Friedensreich Gottes mitzuwirken! 

Liebe Gemeinde,
wir müssen nicht jeden Menschen lieben können oder ihn mögen, aber wir sollen schlicht das Nötige für ihn tun –  mehr wird von uns nicht verlangt.
An dieser Stelle sind wir alle gefordert, immer wieder auch über den eigenen Schatten zu springen. 
Und wenn es manchmal nicht gelingen kann zu vergeben oder sich zu versöhnen, so kann es vielleicht doch gelingen, die Rache Gott zu überlassen. Auch das kann wahre Befreiung sein!

Wichtig ist auch, sich rechtzeitig zu versöhnen. Bei Trauergesprächen höre ich immer wieder, dass es bis zum Schluss zu keiner Versöhnung mit dem Verstorbenen kam. Versöhnung schien zu Lebzeiten unmöglich. 
Aber ohne rechtzeitige Versöhnung kann selbst nach dem Tod des anderen kein Friede ins Leben einkehren. Oftmals werden Angehörige noch lange von Albträumen begleitet. 

Mein Appell lautet deshalb:

Dem durstigen und hungrigen Feind zu trinken und zu essen geben, dann wird er vielleicht bereuen oder gar umkehren!

„Gib deinen Mitmenschen mehr, als sie erwarten und mache es mit Freude, mit einem Lächeln auf dem Gesicht!“
So hat es einmal der Friedensnobelpreisträger, der Dalai Lama, gesagt. 

Nicht immer, aber manchmal liegt es auch an uns selbst und an unserer Einstellung, ob wir Frieden halten und ihn ermöglichen.

AMEN

„Petrus staunt, die Menge raunt“

Predigt zur Gebersdorfer Kärwa von Pfarrerin Gabriele Edelmann-Richter

Liebe Kärwagemeinde,

jetzt wird’s aber Zeit, ihr lieben Leut,
dass wir, wenn schon sonst nicht viel geht,
zumindest an‘ Gottesdienst feiern heut.
Na ja, zuviel Kärwagäst‘ dürfen ja net rein in uns’re Kirch‘
und deshalb, hab ich mir gedacht,
des wär doch wirklich gelacht,
wenn wir kan g’scheiten Gottesdienst zambringa
mit Lach’n, Bet’n und schee Singa.

Kurz und gut, die Gobels wurden angefragt
und haben ganz schnell zugesagt.
So stehn wir heuer hier,
leider ohne die Maß Bier,
aber unterm freien Himmel,
in frischer Luft mit Blick nach oben
und woll’n so den Herrgott loben
für all das Schöne, das er uns gab:
Freundschaften, Liebe, himmlische Speisen,
momentan leider grad keine weiten Reisen,
aber auch das wird wieder besser
und lässt uns hoffen,
der Blick zum Himmel,
der steht uns nämlich immer offen.

So erfreu’n wir uns an der Bandmusik,
wir lassen uns verzaubern von den Klängen
auch auf den hinteren Rängen.

Natürlich gibt’s auch was aus der Bibel,
was Lukas der Evangelist hat g’schrieb’n.
Darum liebe Gemeinde spitz das Ohr,
sowas Gereimtes kommt nicht oft vor.

Ich werde jetzt mal den Text befragen,
den wir vorhin gehöret haben.
Was will uns sagen, das Evangelium,
die frohe Botschaft heut und hier?
Und was hat sie zu tun mit mir und dir?
Denn erst wenn ich dies begriffen hab,
färbt das auf mein Leben ab.
Was damals am See Genezareth geschah ist allen bekannt,
Jesus da vor vielen Leuten stand.
Seinen Worten zuzuhören, war für viele Leut damals ein Muss,
denn was er sagte, hatte Hand und Fuß!
Doch weil sich alles drängen tat,
ging er zum Ufer und er bat
die dort versammelten Fischer, nochmal hinauszufahr’n,
damit er vom Boot aus lehren kann.

Als er geendet, sprach Jesus zu Simon,
der wirklich frustrieret war:
„Fahr nochmal auf den See hinaus
und wirf dein Fischernetz dort aus.“
Doch ehrlich g’sagt, Simon wusste nicht so recht:
Ist das ein Scherz? Meint Jesus das echt?

Wer glaubt, der gewinnt!
Das könnten wir dazu ganz locker sagen,
Petrus aber ist vom Fang so überwältigt,
dass er nur staunt,
das Volk um ihn herum verwirrt nur raunt.

Jesus beruhigt Petrus schnell,
er bräuchte nicht zu bangen,
denn von nun an soll er Menschen fangen.
„Hab keine Angst und folge mir.
Eine gute Botschaft geb ich dir
mit auf deinen neuen Weg:
Jeder soll erfahren, dass Gott die Menschen wirklich liebt
uns Zukunft schenkt
und auch die Schuld vergibt.“

Und so ziehen noch 11 weitere mit Jesus übers Land,
Apostel werden sie genannt.
In Jesu Nähe spüren sie,
ganz deutlich Gottes Energie!

Was sagt uns das, was hier gescheh’n?
Bei Gott kann wirklich alles geh’n!
Nichts gibt es, was unmöglich ist,
wenn du vertraust und offen bist.
Begleiten will dich Gott durch alle Zeit,
drum Mensch gib acht und sei bereit,
wenn er dich in den Dienst beruft.

Denn nichts auf der Welt vermehrt sich schneller,
als seine Lieb, die wird noch heller,
wärmer, größer, wenn wir sie weitergeben
an den, der’s braucht in seinem Leben.

So hab ich doch die letzten Wochen
mit vielen ält’ren Gebersdorfern gsprochen,
die dankbar sind für all die Leut,
die sich gekümmert ham mit Freud,
da wurde Essen gebracht, auch Literatur,
damit keinem langweilig wurd‘ toujour.

Auch bei den Familien sind oft schon die Nerven blank gelegen,
als standen sie im Regen,
vor allem bei denen, die Kinder ham‘,
die den ganzen Tag zuhause war’n.

Endlich kann ich heut verkünden:
Unser Kindergarten macht für alle Kinder wieder auf,
des gibt uns Hoffnung, des gibt Applaus!

„Geduld musst‘ haben“, so sagt der Franke
und „Werd scho‘ wer’n“ – des hör’n wir gern.

Und deshalb sag ich noch einmal,
lasst euch nicht unterkrieg’n und schmiedet Pläne
für des, was kommt nach der ganzen Quarantäne.
Das Leben geht weiter,
des is g’wiess, auch wenn wir denken,
2020 is a B’schieß.
Nix läuft so wie all die Jahr,
selbst unser‘ Kärwa – glaubst des gar –
die is verschwund’n aus’m Kalendar.
Doch lasst euch nochmal sag’n, was war
vor ungefähr 2000 Jahr:

Da wollten die Fischer auch ganz g’frustet geh‘,
obgleich es doch war am See Genezareth ganz schee.
Doch was nützt’s, wenn’s schee is und du hast nix zum Essen,
da is die Freud‘ ganz schnell vergessen.

Des hat der Jesus g’spürt und hat ruck zuck drauf reagiert:
„Verlasst euch ganz auf mich!“ hat er den Fischern damals g’sacht.
Manch einer hat noch drüber g’lacht.
Aber dann, als die Fisch‘ ins Netz sind ganga,
da war klar, das kann nur aner.
Der hat‘ s drauf, dem folg’n mer nach!

Wie des Ganze nausganga is, des wissen wir heut.
Schaut euch nur um ihr Christen Leut.
Vor über 80 Jahr a Haus hab’n die Gebersdorfer baut
für ihre kleine Welt
Genau deshalb feiern wir heut,
ausnahmsweis‘ unter’m Himmelszelt.

Menschenfischer soll’n wir alle werden.
Vom Unglaublichen berichten und erzählen,
dann können die Zuhörer wählen,
ob sie ihren Blick in die Zukunft richten
oder weiter bleiben im Unbelichten.

Dass uns des g’lingt, das wünsch ich uns heut,
allen miteinander ihr Kärwa Leut!

Drum lass‘ uns singa und fein bet’n zu unserm Gott,
der uns ist treu in aller Not!

Des war’s jetzt mit der Kärwapredich.
Ich wünsch an g’segnet’n Sonntag
und euer Glaube bleibe ewig!

Amen!

Einladung zum Kärwagottesdienst

Herzliche Einladung zum Kärwagottesdienst am nächsten Sonntag, den 28.06.2020 um 10:15 Uhr zusammen mit den Gobels!

Leider kann es dieses Jahr keinen Zeltgottesdienst geben. Wir haben aber trotzdem etwas Tolles für Sie vorbereitet.

Logo der Musikgruppe Gobels

Wir feiern diesen „Kärwa“-Gottesdienst bei passendem Wetter vor der Stephanuskirche mit viel abwechslungsreicher Musik mit und von den Gobels.

Sitzplätze sind vorhanden, bitte denken Sie an eine Mund-Nasen-Bedeckung.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Neuigkeiten vom Gottesdienstausschuss

Liebe Gemeindeglieder,

heute Abend hat sich der gemeinsame Gottesdienstausschuss von Stephanuskirche und Thomaskirche getroffen.

Hintergrund für das Treffen sind die von der Landesregierung gelockerten Bestimmungen zur Durchführung von Gottesdiensten während der Corona-Pandemie.

Wichtig ist es für uns gerade hier, zu eruieren, welche empfohlenen bzw. geforderten Maßnahmen praktikabel oder eben auch nicht realisierbar sind.

Nach ausführlichen Beratungen kamen wir zu dem Ergebnis, dass eine Durchführung von Gottesdiensten nach altbewährtem Schema nicht möglich sein wird. Dem entgegen stehen die sehr strengen Hygienevorschriften sowie auch die geforderten Mindestabstandsregelungen.

Wir empfehlen für die kommenden Wochen alternativlos eine stark reduzierte Gottesdienstform, mit der alle gesetzlichen Vorgaben vorbehaltlos erfüllt werden.

Über eine Wiedereinführung von Gottesdiensten in der Stephanuskirche, sowie deren Art und Umfang, beratschlagt und befindet der Kirchenvorstand in seiner Sitzung am 13.05.2020.

Wir werden Sie selbstverständlich über die Entscheidung an dieser Stelle informieren. Bitte bleiben Sie gesund!


Ihr Gottesdienstauschuss der Stephanuskirche