Eingehüllt von Gott

Symbolbild mit Monatsspruch Juli 2021: Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir (Apostelgeschichte 17,27)

Ich liebe es, im Meer zu schwimmen. Die Wellen tragen mich, die Sonne wärmt auch im Wasser meine Haut. Am liebsten bin ich da nackt, so ursprünglich schön ist das. Selbst wenn es regnet und das Meer nicht so sanft ist: Ich mag es. „Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir“ (Apostelgeschichte 17,27). Ich spüre, eingehüllt von Gott zu sein, ganz nah und direkt.

Paulus erzählt in Athen von seinem Gott, er geht dafür zum Areopag, dem Ort, der Weisheit, Ästhetik, Toleranz atmet. Dort hofft er beschreiben zu können, was Gottes Nähe bedeutet, wie sich das anfühlen kann. Der streng wirkende Paulus stellt sich genau auf die Menschen ein, die er erreichen will.

Spüren sie es, wenn sie von etwas ganz umschlossen und begeistert sind? Ein Sommerwald, in dem man die Sonne regelrecht riechen kann, die Ruhe hört und Wind eine Seite in uns zum Klingen bringt. Jede Faser meines Körpers genießt, staunt – Gott wird zu einem Teil von mir. Dann aber gibt es Gewitter und stürmische Fluten, Windbruch und Borkenkäfer, vertrocknete Wälder. Nichts mit Begeisterung, Gott scheint doch recht fern.

Ich weiß aber, wie das Meer ist, wie sich Moosbett anfühlt, wie großartig es ist, Wissen, Erkenntnisse aufzusaugen, Schönheit zu entdecken. Gott ist nicht fern von mir. Ich brauche diese Gewissheit, um Unwetter des Lebens, Stürme des Alltags zu überstehen.

Carmen Jäger

Das Gebot der Nächstenliebe

Symbolbild mit Monatsspruch Juni 2021: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apostelgeschichte 5,29)

Das ist regelrecht Anarchie. Die Apostel lehnen es rundweg ab, geltende Gesetze zu befolgen und berufen sich dabei auf Gott. Dieser Gott (der Juden) ist ihr Herr, ihm allein gehorchen sie, er ist für sie alleinige Autorität – Anarchie gegen Menschengesetze. Anarchie – wirklich? Bis heute berufen sich Menschen darauf, Anordnungen zu missachten, sie gehorchen Menschen nicht, jedenfalls nicht allen, nur denen, die ihrer Meinung sind. Und dabei halten sie sich für Querdenker, meinen, damit Menschen aus ihrer Unterdrückung zu befreien.

Trotz Androhung von Strafen wollten sich die Apostel nicht mundtot machen lassen. Wer denkt, jeglicher Widerstand gegen von Menschen gemachte Gesetze sei damit gerechtfertigt, der ist auf dem Holzweg. Petrus sagt: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Überall dort, wo Gottes Gebote übergangen werden, nicht mit den Taten übereinstimmen, da sollen Christen ihre Stimme erheben.

Wenn wir uns am Gebot der Nächstenliebe orientieren, müssen wir auch handeln. Da passen dann keine Allmachtsfantasien, krude Verschwörungstheorien oder Rücksichtslosigkeit zum Gebot der Nächstenliebe. In vielen Ländern, auch in Deutschland, orientieren sich Gesetze an christlichen Werten. Dass sich dabei auch unchristliche und machtpolitische Ideologien eingeschlichen haben, wissen wir nur zu gut. Deshalb – die Würde des Menschen ist unantastbar. Oder eben: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen, frau übrigens auch.

Carmen Jäger

Wir tragen Verantwortung

Symbolbild mit Monatsspruch: Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen! (Sprüche 31,8)


Es ist Großes, was die Mutter da von ihrem Sohn, König Lemuel, fordert. Bier und Wein sowie den Verkehr mit Frauen hat sie ihm schon verboten – und jetzt auch noch das: Lemuel soll sich um all die Schwachen kümmern, die in Elend und Armut leben. All jenen, die sich nicht selbst helfen können, soll er ihr Recht verschaffen. Lemuel befindet sich in einer machtvollen Position, damit trägt er eine große Verantwortung.

In der heutigen Zeit sind Könige zur Seltenheit geworden. Nicht auf einer Person liegt nunmehr die Verantwortung, sondern auf jedem Einzelnen. Demokratie bedeutet allerdings nicht, dass wir in Deutschland 82 Millionen Königinnen und Könige haben. Demokratie ist mehr, als einmal in vier Jahren seine Stimme abzugeben. Demokratie bedeutet auch, seine Stimme zu erheben: gegen Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Ungleichheit.

Auch als Christinnen und Christen tragen wir Verantwortung. Gegenüber Menschen, die hungern. Gegenüber Menschen, die in Kriegen sterben. Gegenüber Menschen, die auf der Flucht sind, in Flüchtlingslagern ausharren oder im Mittelmeer ertrinken. Denn das Gebot der Nächstenliebe endet nicht an den Grenzen von Ländern, Religionen oder Kulturen. Es gilt universal. Am Ende müssen wir Rechenschaft abgeben für unsere Taten und für das, was wir unterlassen haben. In dieser Verantwortung stehen wir gegenüber uns selbst wie auch gegenüber unseren Mitmenschen. Und am Ende auch gegenüber Gott.

Detlef Schneider

Öffne deinen Mund für die Stummen und das Recht aller Schwachen

Der EKD-Ratsvorsitzende ermuntert und bestärkt mit seinen Videobotschaften die Menschen.

„Öffne deinen Mund für die Stummen, für das Recht aller Schwachen!“ Das ist der Monatsspruch für den jetzt gerade begonnenen Monat Mai. Und es fügt sich, dass diese Worte aus Sprüche 31 genau zu dem Thema soziale Gerechtigkeit passen, das am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, mit guten Gründen im Zentrum stand.

„Öffne deinen Mund für die Stummen, für das Recht aller Schwachen!“ Für mich ist dieser Monatsspruch ein Aufruf dazu, diejenigen wahrzunehmen, die nicht oder kaum an dem Wohlstand teilhaben, den Deutschland insgesamt genießt. 13,2 Millionen Menschen verfügen über weniger als 1074 Euro im Monat. Das ist die Armutsrisiko-Grenze in Deutschland. Alles müssen sie davon bezahlen. Viele von ihnen arbeiten hart, oft in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen, die in schlechten Zeiten einfach wegbrechen – erst recht jetzt in der Coronazeit. Kurzarbeiterinnen, Solo-Selbständige, Kleinunternehmer, auch manchmal Kulturschaffende stehen kurz vor dem Ruin, hangeln sich wirtschaftlich von Woche zu Woche.

„Öffne deinen Mund für die Stummen, für das Recht aller Schwachen!“ Wenn wir das ernst nehmen, dann müssen wir jetzt darauf achten, dass nicht noch mehr Menschen in Armut geraten und denen, die schon jetzt in Not sind, rausgeholfen wird. Alle müssen wir zusammen helfen, wenn die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu bewältigen sein werden. Auf gar keinen Fall darf bei den Schwächsten gespart werden. Denn, so heißt es an anderer Stelle im Buch der Sprüche, „Gerechtigkeit erhöht ein Volk“.

Geht gesegnet und behütet in diesen Tag.

Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm,
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

In Jesus blicken wir zu Gott

Symbolbild mit Monatsspruch: Christus ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. (Kolosser 1,15)

Ein Gott, der unsichtbar ist. Das ist keine besonders befriedigende Vorstellung. Unsichtbar – ein wenig klingt das, als sei Gott gar nicht da. „Du sollst dir kein Bildnis machen“, heißt es in den Zehn Geboten. Das erschwert die Sache zusätzlich. Wollen wir nicht wenigstens ein bisschen wissen, wie er aussieht?

Im Alten Testament findet sich das Motiv der „Unansichtigkeit“ Gottes. Wer ihn ansieht, kann dies nicht überleben. So wie die Frau von Lot im Buch Genesis. Als sie sich umdrehte und zu Gott blickte, erstarrte sie zur Salzsäule.

Auch Paulus weiß um dieses Problem. In seinem Brief an die Kolosser schreibt er: „Christus ist Bild des unsichtbaren Gottes.“ Damit drückt er aus: In seinem Sohn Jesus Christus hat sich Gott den Menschen zu erkennen gegeben. Er ist selbst Mensch geworden. Blicken wir zu Jesus, so blicken wir zu Gott. In den Reden von Jesus und seinen Taten können wir Gott erkennen.

Doch nicht nur Jesus ist das Bild Gottes, auch die Menschen hat Gott zu seinem Ebenbild erschaffen (Genesis 1,27). In der Nachfolge Jesu können wir auf Gottes Reich hinarbeiten. Wir können in Gottes Namen für Frieden und Gerechtigkeit eintreten – um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Wir können dafür sorgen, Gott durch unser Handeln, unser Verhalten und unser Miteinander in der Welt sichtbar zu machen – und damit für die Welt und für unsere Mitmenschen ein Segen zu sein.

Detlef Schneider