Was kommt denn noch alles auf uns zu? So fragen sich viele angesichts von Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Klima-Wandel. Man mag schon gar nicht mehr in die Zeitung schauen.
Ein Blick in die Bibel: Die Offenbarung des Johannes ist ein Trostbuch für Bedrängte und Unterdrückte. Für sie ist es tröstlich zu wissen, dass Opfer und Täter vor Gott nicht eins und gleich gültig sind, dass ihr Leiden von Gott nicht übersehen wird. Sie wissen: Gott hat die Geschicke seiner Welt nicht aus den Händen gegeben. Gott regiert und kommt trotz aller Katastrophen zu seinem Ziel.
Der Bibeltext „Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker“ ist ein himmlisches Loblied von Christen, die von Gott gerettet worden sind. In diesem Loblied ist von Gottes Allmacht die Rede! Allmacht – das ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht unsere Sache. Allmacht ‒ das ist die uns abgewandte, unzugängliche Seite Gottes. Sie schränkt unsere menschlichen Allmachts-Fantasien wohltuend ein. Sie erdet uns. Nein, wir haben das Leben und die Schöpfung trotz aller technischen Möglichkeiten nicht im Griff. Aber wir können uns Gott anvertrauen und mit Worten von Gustav Heinemann trotzig und getrost bekennen: „Lasst uns der Welt antworten, wenn sie uns furchtsam machen will: Eure Herren gehen, unser Herr aber kommt!“
Von Pfarrerin Gabriele Edelmann-Richter am 28.11.2021 in der Stephanuskirche in Gebersdorf – Aktionstag für Brot für die Welt
Liebe Gemeinde,
von Jeremias Traum haben wir vorhin schon erfahren. In seinem Buch im 23. Kapitel schreibt der Prophet noch die Worte, die Grundlage für die heutige Predigt zum ersten Advent sind:
Seht, die Zeit wird kommen, spricht der Herr, dass ich dem Volk Davids einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn anreden wird: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit!
Jeremia 23, 5-6
„Seht, die Zeit wird kommen …“, so beginnt der Text. Auch das ist ein Traum – eine Wunschvorstellung, etwas, das herbeigesehnt wird. Jeremia spricht diese Worte in eine politische Situation hinein, in eine Zeit, in der das Land unterzugehen droht. Die Zerstörung Jerusalems durch den babylonischen Herrscher Nebukadnezar im Jahr 586 vor Christus liefert den historischen Hintergrund für Jeremias Worte. Seine Heimat löste sich gerade auf, viele Menschen gingen ins Exil. – Eine Katastrophe für das damalige Volk Israel!
Die Bilder von Vertreibung und Flucht nach dem Krieg haben auch viele Menschen aus Gebersdorf noch gut vor Augen. Und Bilder von Vertreibung und Flucht flimmern nahezu täglich auf unseren Fernsehern in unsere Wohnzimmer. Leider kennen wir alle auch die Gefühle der Unsicherheit in dieser unruhigen und von der Pandemie begleiteten Zeit nur allzu gut. Genau in so eine Situation hinein erscheint nun die hoffnungsvolle Botschaft:
„Gott lässt einen gerechten Spross wachsen, der umsichtig herrscht und Recht und Gerechtigkeit im Land umsetzt!“
Die Träumenden in unserem Anspiel: Josef, die Schülerin von heute und das Kind aus Bangladesch sehnen sich nach Recht und Gerechtigkeit. Wie soll ich dich Gerechten empfangen? So haben wir alle vorhin gesungen, so fragten sich unsere Träumenden. Angesichts der schwierigen familiären Lage, die sich bei Josef darstellte, oder der klimatischen Bedrohung, die die Schülerin beschrieb oder der existentiellen Sorgen, die das Kind aus Bangladesch bewegte, ist es wirklich eine große Herausforderung, auf einen Retter, einen gerechten Friedefürsten zu hoffen.
Im Gegensatz zu damals, als das Unglück von einem Menschen, einem Herrscher ausging, sind wir in unserer modernen Zeit, zumindest was die Klimaveränderungen angeht, als ganze Gesellschaft mitverantwortlich. Obwohl keiner von uns bewusst an der Schraube der Erderwärmung dreht, kann doch ein jeder für sich seinen eigenen ökologischen Fußabdruck beleuchten. Auch in unserem Land machen sich die Klimaveränderungen schon bemerkbar: Heftigere Regenfälle und Stürme auf der einen Seite und Hitze- und Trockenperioden auf der anderen Seite. Doch noch können wir hier in Deutschland gut leben und dank der Versicherungen auch nach Katastrophen überleben.
Anders ist es in Bangladesch, dem Land östlich von Indien. Große Teile des Landes liegen auf der Höhe des Meeresspiegels. Als es dort in den vergangenen Jahren vermehrt zu Wirbelstürmen und Überschwemmungen ungeheuren Ausmaßes kam, spitzte sich die Lage vor allem für die vielen Kleinbauern desaströs zu. Deshalb wurde auch die Aktion „Brot für die Welt“ auf Bangladesch aufmerksam. Mit einem Teil der Spenden, die ab diesem Sonntag bis zum Ende des Jahres auf dem Spendenkonto eingehen, werden vor allem die Kleinbauern in den Küstenregionen unterstützt. Fachleute geben ihnen spezielles Saatgut, welches auch unter Salzwasserbedingungen eingesetzt werden kann. Von den Hilfsorganisationen werden auch Dämme und Schutzräume für die Familien gebaut, damit sie in ihren Regionen wohnen bleiben können. Da die meisten Familien von der Landwirtschaft leben, sind sie nach Naturkatastrophen auf das geringe Einkommen der Väter angewiesen, die sich als Tagelöhner verdingen müssen.
„Eine Welt. Ein Klima. Eine Zukunft.“
So lautet in diesem Jahr das Motto der 63. Aktion Brot für die Welt. Dieses Motto kann nur mit einer gehörigen Portion Hoffnung verfolgt werden. Aufzugeben kommt da auf keinen Fall in Frage! Jeremia hat damals die Hoffnung auf den Friedefürsten gesetzt, der sein Volk aus der Katastrophe retten sollte. Uns ist aus der Geschichte bekannt, dass schließlich nach 50 Jahren babylonischem Exil der persische König Kyros Jeremias Volk wieder in die Heimat zurückgehen ließ. Bis dann der von Jeremia angekündigte Friedefürst zur Welt kam, dauerte es allerdings noch 500 Jahre.
Doch das judäische Volk blieb auf dem Weg und ließ sich nicht beirren. Genauso wenig dürfen wir uns beirren lassen, wenn wir uns in den kommenden Wochen auf den Weg nach Weihnachten machen. Getragen von der Hoffnung, dass wir einen König erwarten, einen Wunder-Rat, einen Helden, dessen himmlisches Licht unseren Weg auf der Erde ausleuchtet, können auch wir unseren Kindern und Enkeln Mut machen! Wir geben ihnen Hoffnung für die Zukunft, wenn wir unser tägliches Tun und Handeln im Umgang mit der Natur genau beleuchten und nur so lange unsere eigenen Interessen verfolgen, als wir diese mit einem guten Gewissen verantworten können. Das kann unser Einkaufsverhalten betreffen, unser Reiseverhalten, unsere Mobilität im Alltag, unsere Achtsamkeit allen Lebewesen gegenüber.
Gottes Schöpfung gehört uns nicht, sie ist uns nur geliehen!
In der Zeit des 2. Weltkriegs predigte der Theologe Dietrich Bonhoeffer, dass Gott auf verantwortliche Taten wartet und darauf antwortet. Die feministische Theologin Dorothee Sölle lehrte in den 70-er und 80-er Jahren, dass Gott keine Hände hat, nurunsere Hände. Damit wollte sie ausdrücken, dass wir Menschen unsere Hände einsetzen sollen, um uns gegenseitig zum Wohl zudienen und Gott dabei zu loben.
Vor 2000 Jahren hat Gott seinen Sohn geschickt, damit alle Menschen seine Liebe erkennen. Von Palästina aus ging diese Botschaft in wenigen Jahrhunderten um den damals bekannten Erdkreis. Und heute glaubt etwa ein Drittel der Weltbevölkerung an die frohe Botschaft Jesu.
Diese frohe Botschaft gibt uns stets aufs Neue die Kraft, den Widrigkeiten unseres Lebens zu trotzen und mutig für ein verantwortungsvolles Leben auf diesem Planeten Erde einzustehen.
Eine Welt. Ein Klima. Eine Zukunft. So heißt das Motto der 63. Aktion Brot für die Welt im Jahr 2021/2022. Es zeigt sich immer deutlicher: Die Arbeit dafür, dass Menschen den Klimawandel in all seiner Konsequenz begreifen und beginnen zu handeln, kann nur global wirksam sein. Sowohl in der politischen als auch in der Projektarbeit engagiert sich Brot für die Welt für vom Klimawandel betroffene Menschen in den Ländern des Globalen Südens: Gemeinsam mit Partnerorganisationen und Bündnispartnern auf nationaler und internationaler Ebene treten wir für eine ambitionierte und menschenrechtsbasierte Umsetzung des Pariser Klimaabkommens ein. Wir engagieren uns dafür, dass Deutschland und die Europäische Union einen fairen Beitrag zur finanziellen Unterstützung der Entwicklungsländer leisten. Wir treten dafür ein, dass Menschen, die ihre Heimat aufgrund des Klimawandels verlassen müssen, Schutzansprüche einfordern können. Wir helfen Kleinbauernfamilien dabei, sich an die Klimaveränderungen anzupassen und widerstandsfähiger gegenüber Wetterextremen zu werden, zum Beispiel durch den Anbau dürre- oder salzresistenter Getreidesorten, effiziente Bewässerungssysteme sowie das Anlegen von Steinwällen zum Schutz vor Erosion. Wir unterstützen Maßnahmen zur Katastrophenprävention, etwa die Errichtung von Deichen und sturmsicheren Häusern oder den Aufbau von Frühwarnsystemen. Wir fördern Aktivitäten zum Klimaschutz, wie den Bau energiesparender Öfen, die Verwendung von Solar- oder Wasserenergie und das Aufforsten von Wäldern.
Helfen Sie helfen.
Spendenkonto Bank für Kirche und Diakonie IBAN : DE 10 1006 1006 0500 5005 00 BIC : GENODED1KDB
Vieles wird sich in der evangelischen Kirche in den nächsten Jahren deutlich verändern. Das „feste Haus“ kommt ins Wanken. Die Vorstellung vom „leichten Zelt“, mit dem das Volk Gottes unterwegs ist, gehört von Anfang an zur biblischen Tradition. Luther wagte es an den Grundfesten der Institution Kirche zu rütteln und einen neuen, zunächst unsicheren, Weg zu beschreiten. Luther hat Sicherheit aus dem Vertrauen in Gott gewonnen. Was gibt uns Sicherheit im Blick auf die Zukunft der Kirche? Wo werden wir weiterhin ein festes Haus brauchen und wo ein leichtes Zelt aufschlagen können?
Veranstaltungsort
St. Sebald – Sebalduskirche Winklerstr. 26 90403 Nürnberg
Reformationstag, 31. Oktober 2021 Beginn um 19.00 Uhr
Anmeldung bis 18.10.2021 über Stadtakademie: stadtakademie.nuernberg@elkb.de Tel.: 0911 / 214-2121