Eindrücke aus der Osternacht in der Stephanuskirche am 09.04.2023
Ostern ist das älteste und höchste Fest der Christenheit. Der Gottesdienst in der Osternacht oder am frühen Ostermorgen ist zugleich Herzstück des Kirchenjahres. Christen erinnern darin weltweit an die Mitte des christlichen Glaubens: die Auferstehung Jesu Christi von den Toten nach seinem Leiden und Sterben am Kreuz. Das Osterfest ist daher Symbol für den Sieg des Lebens über den Tod.
Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Die Wachen aber erbebten aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot. Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat; und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern: Er ist auferstanden von den Toten. Und siehe, er geht vor euch hin nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen. Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werden sie mich sehen.
Matthäus 28.1-10
Wir haben den Ostermorgen zusammen mit Konfirmandinnen und Konfirmanden gestaltet und gemeinsam in der Dunkelheit vor der Kirche am Feuer begonnen. Es erinnert uns aber auch an die Nacht als Jesus im Garten Getsemane mit seinem Vater und sich selbst gerungen hat. Der Karfreitag ist noch präsent – Leid, Krankheit und Tod prägen unser Leben. Doch diese Nacht ist anders als andere Nächte. Sie hat einen anderen Morgen. Einen Morgen, der verkündet. Der Tot hat nicht mehr das letzte Wort. Gott schenkt das Leben, das stärker ist als der Tod.
Der Herr ist auferstanden Er ist wahrhaftig auferstanden!
Gottes bergende Nähe haben wir in unserer Kirche erlebt. Mit dem Licht der Osterkerze wurden nach und nach auch alle anderen Kerzen entzündet und zusammen mit dem neuen Tag wurde es heller und heller.
Predigt von Pfarrerin Gabriele Edelmann-Richter am Ostermontag, 18.04.2022 in der Stephanuskirche in Gebersdorf zu Jona 2, 3-10
Illustration Copyright: Marion Goedelt
Liebe österliche Gemeinde,
auf ihrem Gottesdienstblatt sehen Sie eine Szene abgedruckt, die das ganze Ostergeschehen in typischer Weise beschreibt. Die Sonne geht hinter den Bergen langsam auf. Der Garten der Felsengräber liegt noch im Halbschatten. Die hellgrünen Blätter an den Büschen kündigen den Frühling an. Den Beginn des neuen Lebens. Und da sind natürlich auch die drei Frauen Maria, Salome und Maria Magdalena, die erschrocken, verwundert aber doch schon mit einem Funken Hoffnung in den Augen auf das Grab hinschauen. Noch am Freitagabend hörten sie von den Jüngern, dass die römischen Soldaten einen großen Rollstein vor Jesu Grabeshöhle gerollt hatten, damit ja keiner den Leib des Freundes verschwinden lassen konnte. Und nun … der Stein ist weg, ein heller Lichtschein kommt ihnen entgegen, eine Stimme spricht zu ihnen:
„Wen suchet ihr? Der, den ihr sucht ist nicht hier! Er ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden.“
Die drei Frauen können es kaum fassen. Jesus lebt! – welch‘ eine wunderbare Nachricht! Der Engel spricht weiter zu den Frauen, dass sich Jesus seinen Freunden noch einige Male zeigen wird, ehe er dann zu seinem himmlischen Vater geht. Dass sich das bewahrheitet hat, haben wir vorhin im Evangelium (Lk 24, 13-35) gehört.
Wenn Sie nun das Bild auf ihrem Liedblatt ganz genau ansehen, können Sie feststellen, dass es um die Grabesöffnung herum feine Linien gibt, die darauf hinweisen, dass da ein Grabstein, in Form einer Klappe hätte sein können.
Ich habe hier das Original der Karte … Der große Stein liegt noch vor der Grabesöffnung. Ehe es zu diesem verheißungsvollen Ostergeschehen kommt, herrscht erst einmal Dunkelheit im Grab. Von Karfreitag Abend bis Ostersonntag früh. Viele Stunden Finsternis, Trauer, Schmerz …
Unser heutiger Predigttext greift diese Zeit der absoluten Finsternis, der Schockstarre auf. Es mag den einen oder andern von Ihnen ein wenig verwundern, dass gerade dieser Text für Ostern ausgewählt wurde. Doch dieser Predigttext trifft uns in unserer Schwachheit und Ohnmacht sehr.
Predigttext:
Und Jona betete im Leib des Fisches zu seinem Gott und sprach: „Als ich in Not war, schrie ich laut. Ich rief zum Herrn und er antwortete mir. Aus dem Innern des Totenreichs rief ich um Hilfe. Da hast du mein lautes Schreien gehört. In die Tiefe hattest du mich geworfen, mitten in den Strudel der Meere hinein. Wasserströme umgaben mich. Alle deine Wellen und Wogen – sie schlugen über mir zusammen! Da dachte ich, jetzt bin ich verloren, verstoßen aus deinen Augen.Wie kann ich je wieder aufschauen, um deinen heiligen Tempel zu sehen? Das Wasser stand mir bis zum Hals.Fluten der Urzeit umgaben mich. Seetang schlang sich mir um den Kopf. Zum Grund der Berge bin ich hinabgestiegen, in das Reich hinter den Toren des Todes. Sie sollten für immer hinter mir zugehen. Du aber hast mein Leben aus dem Abgrund gezogen, du Herr, du bist ja mein Gott. Als ich am Ende war, erinnerte ich mich an den Herrn. Mein Gebet drang durch zu dir, bis in deinen heiligen Tempel. Ja, wer sich an Nichtigkeiten klammert, verliert seinen einzigen Halt im Leben. Ich aber will dir mit lauter Stimme danken…“
Kaum hatte Jona nach langen bangen Stunden das gesprochen, wurde er vom Wal an Land gebracht. Wie menschlich doch der Prophet Jona in diesem Gebet rüberkommt. Etwa im 8.Jhd vor Christus hatte er als Prophet den Auftrag, den Menschen Gottes Willen kundzutun. Das war nicht einfach, nicht immer machte er sich damit Freunde. Genau das ahnt er bei seinem nächsten Auftrag: Dieses Mal soll es gar eine Gerichtsrede in der Stadt Ninive sein (Ninive heißt heute Mossul und liegt im Irak). Nein, denkt sich damals Jona, das geht gar nicht. Das kann Gott nicht von ihm verlangen. So eine Bußpredigt wird ihn den Kopf kosten. Denn wer will schon hören, dass Gott auch bestrafen kann und auch wird, wenn es auf der Erde drunter und drüber geht.
Liebe Gemeinde,
Sie alle kennen die Geschichte. Jona flieht hin zum Mittelmeer, anstatt sich auf den Weg nach Osten Richtung Ninive zu machen.
Was erwartet den Nein-Sager auf seiner Flucht vor Gott? Das Schiff, auf das er sich flüchtet, wird nicht seine Rettung, er wird von der Besatzung über Bord geworfen und landet im Bauch eines Walfisches. Also in der totalen Finsternis. Drei Tage, so erzählt es die Bibel, sitzt er nun im schwarzen Loch und kann darüber nachdenken, was da gerade schiefgelaufen war.
Liebe Gemeinde, jetzt wird klar, was diese aufregende Erzählung über den Propheten Jona mit der Ostergeschichte, ja auch mit uns gemein hat. Von Karfreitag bis zum Ostersonntag werden auch wir Christen still, haben Zeit darüber nachzudenken, was im eigenen Leben schiefgelaufen ist, was vermieden werden hätte können, oder was wir leider immer wieder als Kompromiss in Kauf nehmen müssen. Jedem von uns wird dazu etwas einfallen … An den stillen Tagen können wir zur Ruhe kommen. Trotz Ferien und Urlaub keine Ausgelassenheit, kein Remmidemmi … Nur so lässt sich das Geschehen von Ostern nachspüren! Von der Dunkelheit ins Licht, so haben wir gestern früh in der Osternacht gefeiert.
Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!
Gott bringt Licht in die menschliche Dunkelheit, weil er uns was zutraut, weil er weiß, was in uns steckt!
Das galt auch damals für den Propheten Jona, der seine Mission schließlich erfolgreich zu Ende geführt hat. Die Bibel schreibt ehrlicherweise auch darüber, dass Jona unter sengender Sonne seinen Ärger über Gottes Gnade nicht verbergen konnte, obwohl die Menschen von Ninive Jonas Predigt zur Umkehr überraschenderweise ernstgenommen haben. Ihre Ehrfurcht vor Gott wuchs fortan.
Ebenso verhielt es sich mit der Auferstehung Jesu. Der Sieg über den Tod faszinierte Jesu Anhänger auf so überwältigende Art und Weise, dass sie seitdem in alle Welt hinausziehen und allen Menschen von dieser großen Liebe Gottes erzählen. Die Christen nehmen den Tauf-und Missionsbefehl ernst. Gerade das Osterfest ist deshalb seit jeher das Fest im Kirchenjahr, an dem gerne getauft wird.
Wir taufen heute Rebecka, und tragen so den Willen Jesu in die Welt. Ihr Taufspruch aus dem Buch der Sprüche verheißt ihr für ihren Lebensweg aber auch uns, die wir schon unterwegs sind, eine Weisheit, derer wir gewiss sein können, wenn wir uns vom Osterlicht umhüllen lassen.
Der Taufspruch lautet: „Denn Weisheit wird in dein Herz eingehen und Erkenntnis wird deiner Seele lieblich sein, Besonnenheit wird dich bewahren und Einsicht dich behüten!“
Mit der Gewissheit von Ostern, mit der Gewissheit der Auferstehung Christi von den Toten gilt für einen jeden von uns: Unser Leben bleibt nicht in der Finsternis, Gott schafft Licht für alle, die an ihn glauben!
Pate ist man nach evangelischem Verständnis von der Taufe bis zur Konfirmation. Die katholische Kirche kennt zusätzlich zu den Tauf- auch die Firmpaten. Nicht selten sehen sich evangelische Paten auch über die Konfirmation hinaus in dieser Rolle.
Ein Pate, eine Patin ist, wenn es gut läuft, Ansprechpartner, Ideengeberin, Seelentröster, Unterschlupf in Pubertätskrisen, Geschenkgeber, Mentorin. Sie können Vorbilder sein − durch ihren Fleiß, ihre soziale Kompetenz, ihren beruflichen Erfolg, ihre Beliebtheit. Sie können auch Geheimnisse mit ihren Patenkindern besprechen, wenn deren Eltern einmal „nur peinlich“, also keine geeigneten Dialogpartner sind.
Kirchliche Paten sind aber idealerweise noch mehr als das: Sie sollen die jungen Menschen nicht nur beim Erwachsenwerden an die Hand nehmen können, sondern Gesprächspartner bei Glaubensfragen sein und Anregungen für die ethische Bewusstseinsbildung geben: Wie findet man zu einer eigenen Meinung jenseits von politischem Opportunismus? Wie steht man Menschen bei, die ausgegrenzt werden? Ganz persönlich: Kann ich ein Leben auf Kosten anderer und der Umwelt vermeiden − und wenn ja, wie geht das? Wie wichtig ist mir der versöhnliche Umgang mit anderen Menschen, der behutsame Umgang mit eigener und fremder Schuld? Wo ist − evangelisch gesprochen − mein Gespür dafür, dass ich mich nicht selbst immer neu erfinden, beweisen, rechtfertigen muss, sondern „von guten Mächten wunderbar geborgen“ bin − so eine Liedzeile des Theologen Dietrich Bonhoeffer?
Viele Patenschaften brennen auch auf „kleiner Flamme“ und funktionieren dennoch sehr gut. Wenn Paten Kontakt zu ihrem Patenkind halten, ihm Sympathie zeigen und bei Bedarf Hilfe anbieten, überhaupt präsent sind bei besonderen Anlässen und Anteil am Leben des Kindes und Jugendlichen nehmen, dann ist das schon viel.
Eduard Kopp Aus: „chrismon“, das Monatsmagazin der Evangelischen Kirche. www.chrismon.de