Von der Dunkelheit ins Licht

Eindrücke aus der Osternacht in der Stephanuskirche am 09.04.2023

Osternacht in der Stephanuskirche. Der Altar ist durch Kerzenlicht hell erleuchtet, die Bankreihen sind noch im dunkeln.

Ostern ist das älteste und höchste Fest der Christenheit. Der Gottesdienst in der Osternacht oder am frühen Ostermorgen ist zugleich Herzstück des Kirchenjahres. Christen erinnern darin weltweit an die Mitte des christlichen Glaubens: die Auferstehung Jesu Christi von den Toten nach seinem Leiden und Sterben am Kreuz. Das Osterfest ist daher Symbol für den Sieg des Lebens über den Tod.

Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Die Wachen aber erbebten aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot. Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat; und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern: Er ist auferstanden von den Toten. Und siehe, er geht vor euch hin nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen. Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werden sie mich sehen.

Matthäus 28.1-10

Wir haben den Ostermorgen zusammen mit Konfirmandinnen und Konfirmanden gestaltet und gemeinsam in der Dunkelheit vor der Kirche am Feuer begonnen. Es erinnert uns aber auch an die Nacht als Jesus im Garten Getsemane mit seinem Vater und sich selbst gerungen hat. Der Karfreitag ist noch präsent – Leid, Krankheit und Tod prägen unser Leben. Doch diese Nacht ist anders als andere Nächte. Sie hat einen anderen Morgen. Einen Morgen, der verkündet. Der Tot hat nicht mehr das letzte Wort. Gott schenkt das Leben, das stärker ist als der Tod.

Der Herr ist auferstanden
Er ist wahrhaftig auferstanden!

Gottes bergende Nähe haben wir in unserer Kirche erlebt. Mit dem Licht der Osterkerze wurden nach und nach auch alle anderen Kerzen entzündet und zusammen mit dem neuen Tag wurde es heller und heller.

Passion und Ostern

Übersicht über die Gottesdienste von Gründonnerstag bis zum Ostermontag in der Stephanuskirche

Monatsspruch April 2023

Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.

Römer 14,9

Gründonnerstag

Karfreitag

Osternacht

Ostersonntag

Abendmahl mit Kindern feiern

Veranstaltung im Gemeindehaus der Thomaskirche am 15. Oktober von 10:00-12:30 Uhr.

Was erwartet Euch?
- Brot backen wie zur Zeit Jesu
- Gemeinsam Essen und Trinken
- Das Abendmahl erleben

Liebe Eltern,

wenn wir in unserer Kirche Abendmahl feiern, sind immer auch Ihre Kinder eingeladen! Ein Vermerk, wann wir das Abendmahl alkoholfrei feiern (in der Stephanuskirche ist dies immer der Fall), findet sich im Gemeindebrief. Eine Feier „nur mit Brot“ ist aber ebenso voll gültig.

Damit Ihre Kinder sich darauf einlassen können, dieses feierliche Mahl mitzufeiern, möchten wir (zunächst) den Kindern ab 6 Jahren die Gelegenheit geben, mehr darüber zu erfahren.

Wir würden uns freuen, wenn Sie dieses Anliegen unterstützen und Ihr Kind zu unserem Samstagmorgen anmelden.

Melden Sie sich dazu bitte per Telefon oder WhatsApp unter: 0175-2246468.

Vielen Dank und liebe Grüße

Ihr Kirchenvorstand der Thomaskirche

Der HERR ist auferstanden!

Eindrücke aus der Osternacht in der Stephanuskirche am 17.04.2022

Osternacht in der Stephanuskirche. Der Altar ist durch Kerzenlicht hell erleuchtet, die Bankreihen sind noch im dunkeln.

Ostern ist das älteste und höchste Fest der Christenheit. Der Gottesdienst in der Osternacht oder am frühen Ostermorgen ist zugleich Herzstück des Kirchenjahres. Christen erinnern darin weltweit an die Mitte des christlichen Glaubens: die Auferstehung Jesu Christi von den Toten nach seinem Leiden und Sterben am Kreuz. Das Osterfest ist daher Symbol für den Sieg des Lebens über den Tod.

Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Die Wachen aber erbebten aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot. Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat; und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern: Er ist auferstanden von den Toten. Und siehe, er geht vor euch hin nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen. Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werden sie mich sehen.

Matthäus 28.1-10

Wir haben den Ostermorgen zusammen mit Konfirmandinnen und Konfirmanden gestaltet und gemeinsam in der Dunkelheit vor der Kirche am Feuer begonnen. Das brennende Feuer erinnert an den brennenden, aber nicht verbrennenden Dornbusch, in dem sich Gott an Mose gewandt hat. Es erinnert uns aber auch an die Nacht als Jesus im Garten Getsemane mit seinem Vater und sich selbst gerungen hat. Der Karfreitag ist noch präsent – Leid, Krankheit und Tod prägen unser Leben. Doch diese Nacht ist anders als andere Nächte. Sie hat einen anderen Morgen. Einen Morgen, der verkündet. Der Tot hat nicht mehr das letzte Wort. Gott schenkt das Leben, das stärker ist als der Tod.

Der Herr ist auferstanden
Er ist wahrhaftig auferstanden!

Gottes bergende Nähe haben wir in unserer Kirche erlebt. Mit dem Licht der Osterkerze wurden nach und nach auch alle anderen Kerzen entzündet und zusammen mit dem neuen Tag wurde es heller und heller.

Osterfeuer vor der Stephanuskirche, im Hintergrund ist in der Kirche schwach beleuchtet das Kreuz zu sehen.

Das Osterfeuer

Der Feuerschein ist ein Zeichen für den lebenden Jesus Christus. Am Ostermorgen entzünden wir es vor der Kirche. Später wird in die Kirche die neue, große Osterkerze hineingetragen. Es gibt immer nur eine Osterkerze pro Kirche. Sie wird ein Jahr lang in jedem Gottesdienst wieder angezündet. Die Kerze soll ein Zeichen für das Licht des Ostermorgens sein, an dem Jesus Christus auferstand.

Die Gemeinde versammelt sich am Ostermorgen um das Osterfeuer vor der Stephanuskirche

Die neue Osterkerze

Auch dieses Jahr wurde die Osterkerze wieder durch unseren fleißigen Bastelkreis gestaltet. Wir laden Sie ein, die Kerze an Ostern in der Kirche zu entdecken. Dort können Sie sich auch ein Osterlicht für zuhause mitnehmen.

Jesus Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern das Licht des Lebens haben. Das Licht von Ostern will auch unser Leben erhellen.

Das Licht von Ostern erhellt unser Leben, denn Gott wird abwischen alle Tränen und Gott gibt, was wir zum Leben im Lichte von Ostern brauchen. Er schenkt uns: Glaube, Hoffnung und Liebe.

Das Licht von Ostern erhellt unser Leben. Wir können lieben und lassen uns lieben – nehmen und geben, weil wir keine Angst haben müssen zu kurz zu kommen, weil Gott uns unseren Lebenshunger stillt.

Ostern ist zum Fest des Lebens geworden, weil Gottes Liebe stärker ist als der Tod. Ostern ist zum Fest der Freude geworden. Denn er, unser Herr ist auch jetzt in unserer Mitte gegenwärtig.

Die Osterkerze für das Jahr 2022 brennt den ersten Tag am Ostermorgen in der Kirche.

FeierAbendMahl in der Stephanuskirche

Von Pfarrerin Gabriele Edelmann-Richter am 24.09.2021 anlässlich des Mitarbeiterdankfestes in der Stephanuskirche in Gebersdorf

Liebe Mitarbeitende unserer Stephanuskirche,

nach der Idee eines Psychologieprofessors möchte ich mit Ihnen ein kleines Experiment machen:

– Hochhalten eines weißen Papierblatts mit schwarzen Flecken –

So wie der Professor, so fordere ich Sie auf zu beschreiben, was Sie sehen!

Die Antworten folgen prompt:

Schwarze Punkte … 5 Punkte … gleich groß … versetzt …

Haben Sie es gemerkt? Alle Antworten konzentrieren sich auf die schwarzen Punkte. Detailgenau werden diese Punkte beschrieben.
Keiner hat den weißen Raum um die schwarzen Punkte herum beschrieben.
Das ist ganz typisch für unsere menschliche Wahrnehmung!
Ins Auge/ins Bewusstsein fallen die schwarzen Punkte.
Auf die weißen Flächen müssen wir erst hingewiesen werden.

Unser Bibeltext aus dem Markusevangelium berichtet von einer vergleichbaren Situation:
Die Jünger haben die traumatischen Erlebnisse des Karfreitags hinter sich. Ihr ganzes Denken und erstarrtes Handeln ist noch von diesen Erlebnissen geprägt.
Als dann Maria Magdalena und auch zwei Männer aus ihren Reihen von der Auferstehung Jesu erzählen, können die Jünger das nicht glauben.
Denn … sie haben Jesus am Kreuz hängen sehen, sie haben ihn mit eigenen Händen in das Grab des Joseph von Arimathäa gelegt!

Tot ist tot!

Aus — basta!

Das haben sie mit eigenen Augen gesehen!
Weiße Flecken gab es in ihren Erinnerungen nicht.
Was die Jünger von den Zeugen der Auferstehung nun hören, sind doch nur Hirngespinste und bringen nichts.
Für sie ist ganz klar:
Erst einmal den Tod des besten Freundes betrauern, verkraften und dann mal sehen, ob das eigene Leben noch einen Sinn hat…
Ob nach einem Jahr noch irgendjemand von Jesus spricht … mal sehen …

Na ja, so werden Sie sich jetzt denken, ist doch ganz menschlich diese Reaktion!
Wenn wir ehrlich zu uns sind, geht es uns auch immer wieder so:
Auf die Frage „Wie geht es dir?“ antworten wir entweder: „Danke, geht so“, weil wir keine Lust haben, dem Gegenüber unsere ganze Geschichte zu erzählen,
oder wir holen bei einer vertrauten Person gerne aus und schildern intensiv wie schlecht grad wieder alles läuft, in der Arbeit oder daheim mit dem Ehepartner oder mit den Kindern oder mit den Schwiegereltern oder dass uns schon wieder eine körperliche Einschränkung oder gar längerfristige Krankheit überfallen hat.

Leider werden viel zu selten schöne Erlebnisse erzählt, werden die hellen Momente ins Auge gefasst, ohne die wir eigentlich gar nicht leben könnten.
Nicht, dass ich uns einen Hang zur trüben Stimmung unterstelle,
nein, ich treffe Gott sei Dank auch Mitglieder unserer Gemeinde, die eine positive Stimmung ausstrahlen.

Denn – ohne unsere Leuchtfeuer würde hier nichts laufen!

Gerade Sie, die Sie heute zu unserem FeierAbendMahl gekommen sind, machen in der Gemeinde mit, engagieren sich, obwohl Sie zuhause auch viel zu tun hätten, obwohl ihr Leben grad nicht rosig verläuft.

Was sind die Gründe?

Halten wir uns an die Bibel, so nehmen wir mit unserem Engagement den Auftrag des Auferstandenen ernst:
„Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur!“
Soll heißen: Tragt die frohe und helle Botschaft der Auferstehung, des Lebens weiter!
Behaltet diese Erkenntnis nicht für euch im stillen Kämmerlein!
Reißt andere mit!

Damit geht dann einher, dass wir in Gemeinschaft vieles schaffen, was ein Einzelner nicht schaffen kann.
Ich denke grad an unsere Aktion „Kehrd wärd“.
Letzte Woche haben sich 13 gut gelaunte Gemeindemitglieder zu einem Arbeitseinsatz rund um die Kirche eingefunden, die unsere Außenanlagen mit viel Fleiß winterfest gemacht haben.

Bei einer nächsten Aktion dürfen es gerne noch mehr sein.
Denn gemeinsam macht Arbeit richtig Spaß!

Auch für unsere Stephanuskirche gilt: Wir dürfen nicht aufhören, die hellen Momente zu suchen, die unsere Gemeinde liebenswert machen.

Die harten Monate des Lockdowns – der Lähmung – dürfen nicht zum Dauerzustand werden. Deshalb feiern wir auch am 3. Oktober unser Gemeindefest!

Wir brauchen unsere Kirche, unsere Gemeinschaft, um immer wieder innezuhalten, ruhig zu werden im Getriebe des Alltags, um Kraft zu tanken für die Herausforderungen, die täglich auf uns warten.

Ich bin der festen Überzeugung, dass eine positive Einstellung zur christlichen Botschaft auch in unser privates Leben hineinwirkt.
Glückliche Momente und auch Chancen im Leben können sich plötzlich zeigen, wenn wir den Blickwinkel auf unser Lebensblatt verändern, wenn wir die hellen Flächen (siehe Blatt) beschreiben und die dunklen Flecken nicht in den Mittelpunkt stellen.

Dunkles dürfen wir abgeben an den, der unsere Schuld auf sich genommen hat, abgeben an den, der durch den Tod hindurchgegangen ist, abgeben an den, der unser Licht des Lebens sein möchte!   

Amen

Gabriele Edelmann-Richter, Pfarrerin

Für Mitarbeitende unserer Gemeinde

Anstelle unserers Mitarbeiterdankfestes, welches wir hoffentlich im kommenden Jahr wieder feiern können, laden wir alle Mitarbeitenden unserer Kirchengemeinde ein, Gemeinschaft zu erleben und zu spüren bei der Feier des Abendmahls. Gerade weil wir auch in diesem Jahr nur wenige Möglichkeiten hatten, uns zu treffen und uns in den Blick zu nehmen, freuen wir uns auf diese besondere Art der Begegnung und des Miteinanders am Tisch des Herrn.

24. September um 19:00 Uhr in der Stephanuskirche

Falls es die aktuelle Corona-Lage zulässt, könnten wir im Anschluss daran noch bei einem kleinen Getränk beieinanderstehen.

Bitte melden Sie sich im Pfarramt telefonisch oder per E-Mail an.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Predigt „Das große Abendmahl“ zu Wandbildern von Karl Hemmerlein

Von Pfarrer Dr. Matthias Dreher am 04.07.2021 (5. Sonntag nach Trinitatis) in der Stephanuskirche in Gebersdorf

Das große Abendmahl, Wandbild von Karl Hemmerlein zum Lukasevangelium in der Stephanuskirche Nürnberg. Gemalt auf dem Bogen zur Altarnische.
Bilderzyklus in der Stephanuskirche – Alle Fotos: Dr. M. Dreher

Liebe Mitchristen hier in der Stephanuskirche,

Sie haben hier in Ihrer Kirche etwas Außergewöhnliches: Diesen Bilderzyklus, den Karl Hemmerlein etwa 1930 um den Bogen zur Altarnische malte. Er zeigt, wie die meisten von Ihnen sicherlich wissen, Einzelszenen aus Jesu Gleichnis vom Großen Abendmahl, das in der Bildenden Kunst ganz ganz selten nur darstellt ist.

Kurz ein paar Worte zum Maler: Karl Hemmerlein wurde 1896 in Fürth geboren und starb auch dort im Jahr 1970. Er war also noch ein junger Künstler Mitte 30, als er diese Bilder hier schuf, – aber schon auf der Höhe seines Ruhms: 1931 wurde diese Stephanuskirche geweiht und im selben Jahr malte Hemmerlein in der neugebauten Klinikums-Kapelle in Fürth eine riesige Himmelfahrtsszene und prompt verlieh ihm 1932 die Stadt Nürnberg den Albrecht-Dürer-Preis – und das einem Fürther! Das will was heißen. Aber ab 1934 erhielt er Ausstellungsverbot für den Rest der Nazizeit und seine Himmelfahrt in Fürth wurde wenige Jahre nach ihrer Erschaffung als „entartet“ übertüncht. Dabei hat Hemmerlein immer wieder Auftragswerke für Nazis gemalt, etwa ein repräsentatives Hitler-Porträt für den früheren Fürther Oberbürgermeister. Seltsam. Wieder so ein Mensch, der in unsere drei Schubladen „Nazi“, „Widerständler“, „unpolitischer Mitläufer“ nicht reinpasst. – Zurück zu den Bildern und zum Gleichnis. Wir haben hier die Fassung, wie der Evangelist Lukas in Kap. 14 das Gleichnis überliefert. Das möchte ich gleich betonen, weil uns Matthäus dasselbe Gleichnis erzählt, aber in einer Variante, zu der man ganz andere Bilder hätte malen müssen.

Wie sehen wir den Bilderzyklus heute?

Ich stelle mir vor, wie ein normaler Mensch von heute, der das Gleichnis gar nicht kennt, z.B. ein neuer Konfirmand, dieses Bild betrachten würde. Er sieht sieben Szenen, die jeweils ohne Boden und Hintergrund – typisch für Hemmerlein zu der Zeit – um den Bogen gruppiert sind. Jede steht für sich und doch sind alle sieben durch die Farben und v.a. durch die Körperhaltungen aufeinander bezogen. Der Bilderbogen zerfällt nicht und wird zusammengehalten durch die Tischszene in der Mitte oben. Darauf streben die beiden Seiten zu. Die zentrale Figur ist am leichtesten zu erkennen: Das muss Jesus sein, mit Heiligenschein. Wer sich nur ein bisschen auskennt in christlicher Kunst, den erinnert dieser Tisch mit dem gefalteten Tischtuch an unzählige Abendmahls-Bilder. Das „normale“, das „letzte“ Abendmahl kann aber nicht gemeint sein, denn wir sehen keine 12 Jünger, sondern links einen alten und einen jungen Mann; rechts eine alte und eine junge Frau. Auf dem Tisch stehen außer Brot auch zwei Schalen mit etwas wie Äpfeln drin.

Abendmahlszene aus "Das große Abendmahl" in der Stephanuskirche von Karl Hemmerlein

Also die Menschen, jung und alt, essen mit Jesus. Hm. Wo, wann und warum bleibt unklar. – In den je drei Szenen links und rechts erkennt man eine Figur überall wieder: Den Mann im blauen Gewand, der alle auf den Tisch mit Jesus hinweist. Die anderen Menschen streben dreimal von ihm weg, dreimal folgen sie ihm. Aber was sollen die Ochsen und das Kornfeld?

Predigttext

Jetzt wird es Zeit, das Gleichnis zu hören. Jesus ist am Sabbat zu Gast bei einem Ober-Pharisäer in Jerusalem und hat schon Gleichnisse und anderes gelehrt, da gibt ihm ein anderer Gast das Stichwort:

Da aber einer das hörte, der mit zu Tisch saß, sprach er zu Jesus: Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes!

Er aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein. Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist schon bereit!

Da fingen sie alle an, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. Und ein andrer sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. Wieder ein andrer sprach: Ich habe eine Frau geheiratet; darum kann ich nicht kommen. Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn.

Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen und Verkrüppelten und Blinden und Lahmen herein. Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. Denn ich sage euch: Keiner der Männer, die eingeladen waren, wird mein Abendmahl schmecken.

Lukas 14,15-24

Das Gleichnis in der Stephanuskirche

Also: Ein offenbar reicher Mann veranstaltet ein großes Abendessen – und da muss man wissen, dass es damals in Palästina üblich war, zweimal einzuladen. Erst gibt’s eine Voreinladung, dann bereitet der Gastgeber alles zu und wenn’s soweit ist, geht nochmal ein Bote herum und sagt den Gästen: So, es ist soweit, ihr könnt kommen. Der Satz des Knechts: „Kommt herzu, denn es ist alles bereit“, ist in unsere Abendmahls-Liturgie eingegangen. Viele, heißt es, waren eingeladen, jetzt aber finden ALLE Ausreden, um nicht zu kommen. Die drei, von denen im Einzelnen erzählt wird, sind also nur Beispiele. Der erste muss seinen neu gekauften Acker begutachten. Der zweite hat für seine Felder neue Ochsen gekauft und muss schauen, ob sie was taugen. Der dritte hat frisch geheiratet und will von seiner Braut nicht weg. Die drei haben wir eher im unteren Bereich hier dargestellt.

Es sind also Geschäfte und Belange des normalen, weltlichen Lebens, die sie abhalten, die Einladung anzunehmen. Wir alle kennen so etwas auch: „Du, ich habe mir ein neues Auto gekauft und muss es in Wolfsburg abholen. An dem Freitag kann ich leider nicht zu deiner Grill-Party kommen. Sonst gerne, aber grad da, geht es nicht.“ – „Meine Lieben, danke für die Einladung zu Pauls Konfirmation. Aber gerade an dem Sonntag muss ich zur Kommunion meines Patenkindes. Ich hoffe, ihr versteht das.“ Klar, sowas kennen wir. Und es ist auch in der Regel gar nicht böse gemeint. Ja, sagen wir’s ruhig: Diese drei Menschen, die hier absagen, sind keine Bösen.

Trotzdem wird der Hausherr bei Jesus jetzt „zornig“. Einmal sicherlich, weil plötzlich alle absagen und er mit seinem vielen Essen allein dasteht. Zum anderen – und das ist noch viel wichtiger –, weil sich in den an sich nachvollziehbaren Ausreden eine Prioritätensetzung zeigt: „Ja, eigentlich, lieber Gastgeber, würden wir dir schon die Ehre geben, aber unsere eigenen Belange – und sind sie noch so alltäglich – sind uns trotzdem näher und wichtiger.“ Sie verstehen offensichtlich nicht, wie wichtig dem Gastgeber sein Fest, wie wichtig ihm seine Gäste sind und wie wichtig vielleicht er selbst für sie ist.

Ich erzähle Ihnen, wie ich das selbst erlebt habe:

Letztes Jahr wurde ich 50 und wollte ein Fest in einem schlossartigen Saal veranstalten. Also schickte ich ein Jahr zuvor ein „Save-the-date“ wie das Neudeutsch heißt an die Gäste raus. Auch an meinen Onkel und Paten, zu dem ich regelmäßig Kontakt hatte und der mir nahe und wichtig ist. Die meisten sagten da schon zu; er auch. Als das Fest dann näherrückte, sagte er wieder ab, weil er an diesem Wochenende – entweder an seinem Buch weiterschreiben oder mal wieder mit seiner Frau in Urlaub fahren wolle. Pa! Ich konnte mir aussuchen, was von beidem ihm wichtiger wäre als meine Einladung. Da war ich vielleicht sauer – und bin es ehrlich gesagt bis heute. Aber „sauer“ trifft es noch gar nicht. Ich bin natürlich tief enttäuscht, weil ich merke, dass mein Onkel gar nicht der ist, als den ich ihn sehe und dass ihm unsere Beziehung lang nicht soviel wert ist, wie ich dachte. Das schmerzt. Und daher kommt der Zorn. 

Aber jetzt macht der Hausherr, der bei Jesus natürlich für Gott steht, etwas anderes, als ich es getan hätte. Er schickt den Knecht, seinen Einlader noch zweimal los, um seine Fest-Tafel doch noch irgendwie zu füllen. Die erste Runde geht in die Stadt an die Armen, die Krüppel, die Blinden und Lahmen. Die zweite Runde geht nach außerhalb der Stadt an die Wege und Zäune, also an die Landstreicher und Tagelöhner.

Man kann zusammenfassen: Der Hausherr holt sich gesundheitlich oder sozial unreines, ausgestoßenes Gesindel ins Haus. Leute, mit denen angesehene, etablierte Herrschaften der Gesellschaft nichts zu tun haben wollen. Das macht es den Hörern des Gleichnisses – also auch uns – schwer, sich in diese Botschaft einzuklinken. Denn mit welcher Gruppe wollen wir uns identifizieren? Sind wir die Ersteingeladenen, die absagen und nichts von Gott abbekommen? Oder sind wir verachtete Außenseiter? Beides will man nicht sein. Wenn wir überhaupt bereit sind, hier eine Botschaft für uns zu hören – und das sollen wir natürlich – dann geht das nicht ohne Kränkung unseres Egos ab.

Die Gemeinde, für die der Evangelist Lukas schreibt, dürfte das so verstanden haben, dass mit der ersten Runde innerhalb der Stadt die Mission unter Juden, v.a. in Jerusalem gemeint war – so wie sie Lukas in der ersten Hälfte der Apostelgeschichte beschreibt. Die zweite Runde sollte ein Bild für die sog. Heidenmission sein – also unter Nicht-Juden im nordöstlichen Mittelmeer-Gebiet, so wie sie Lukas in der zweiten Hälfte der Apostelgeschichte darstellt. Zu dieser letzten Heiden-Gruppe von den Wegen und Zäunen zählte die Lukas-Gemeinde sich wohl auch selbst und war dankbar, „auf den letzten Drücker“ noch mit rein-genötigt worden zu sein.

Zurück zum Gleichnis

Schauen wir uns nochmal die Hilfsbedürftigen der ersten Ersatzsammlung an: Jesus selbst beschreibt sein Auftreten gegenüber den Jüngern Johannes des Täufers einmal so:

„Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt“

Matthäus 11,5f

Anderswo sagt er zu seinen eigenen Jüngern:

„Geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel“

Matthäus 10,6

Das war die Sendung, mit der Jesus angetreten ist: Natürlich hat er sich auch werbend an die Schriftgelehrten und Pharisäer gewandt. Die sind wohl  im Gleichnis sogar ursprünglich mit den zuerst Eingeladenen, ehrwürdigen Gästen gemeint gewesen. Aber je deutlicher die sich verschließen, desto mehr wirbt Jesus um die Außenseiter, die der barmherzige Gott eben keinesfalls weniger haben will als die Angesehenen. Und wenn sich zeigt, dass den Angesehenen ihr Ansehen wichtiger ist als Gott, dann begnügt sich Gott eben mit den Nicht-Angesehenen. Denn das Ansehen unter Menschen interessiert ihn ohnehin nicht.  Diese Reihe der Hilfsbedürftigen klang und klingt in jüdischen Ohren sehr vertraut, weil alle diese schon beim Propheten Jesaja genannt werden als die, deren sich Gott in der endgültigen Heilszeit erbarmt.i Wenn in unserem Gleichnis der Hausherr also Arme und Krüppel, Blinde und Lahme zum Festmahl einlädt, dann ist nicht gemeint: Die kriegen halt auch mal einen schönen Abend in ihrem verzweifelten Leben – so als Tropfen auf den heißen Stein, sondern: Sie werden durch dieses Fest heil gemacht. Sie bleiben in der heilvollen Beziehung mit ihrem unverhofften Gastgeber.

i „Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden; dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und jubeln wird die Zunge des Stummen." (Jes 35,5.6) „Und an jenem Tag werden die Tauben die Worte des Buches hören, und aus Dunkel und Finsternis hervor werden die Augen der Blinden sehen. Und die Sanftmütigen werden ihre Freude in dem HERRN mehren, und die Armen unter den Menschen werden frohlocken in dem Heiligen Israels" (Jes 29,18.19).

Was hat das mit uns zu tun?

So! So schön und interessant das alles sein mag, – es bleibt die Frage. Was hat das mit uns zu tun? Karl Hemmerlein hat die Frage mit seinen Bildern beantwortet – in ganz spezieller Hinsicht. Er malt ja das Gleichnis um den Bogen zum Altar herum. Und er malt Jesus als Gastgeber des großen Festes in Abendmahls-ähnlicher Art. Soll heißen: Jesus lädt uns, Dich und Dich und Dich immer wieder zum Abendmahl ein und er guckt eifersüchtig, wer dem zustimmt und wer absagt. Wer das Abendmahl verschmäht, wer weltliche Belange vorzieht, hat nicht kapiert, was das Abendmahl wert ist, hat nicht kapiert, dass hier die festliche Gelegenheit ist, unserem Retter und Heiland persönlich zu begegnen. Und wer das eben nicht kapiert, bleibt für immer ausgeschlossen von seinen Heilsgaben, als da wären: Vergebung und ewiges Leben. Und wer sich spontan einladen lässt – und fühlt er oder sie sich noch so unwürdig und fernstehend, – der darf Jesu Gemeinschaft im Hl. Sakrament genießen.

So deutet hier der Maler, wobei er zwischen den Spontan-Gästen aus der der Stadt und von außerhalb kaum unterscheidet. Links sieht man eine Krücke, sonst verschwimmen die zwei Gruppen. – So passt es natürlich auch stimmig als Ausmalung einer Kirche, – aber: Es ist schon eine Verengung des Gleichnisses.

Denn Jesus meint mit dem Hausherrn nicht sich selbst, sondern Gott, seinen Vater und unseren Vater, – und mit dem großen Abendmahl meint er nicht unser Sakrament, sondern überhaupt das heilvolle Zusammensein und Feiern im Reich Gottes. 

Gott lädt uns ein!

Damals wie heute herrscht ja, liebe Mitchristen, ein Gottesbild vor, wonach Gott, wenn er groß ist, auch großzügig sein muss. Drum wird er sich schon noch etwas gedulden, bis wir sein Werben, sein Rufen, seine Einladung annehmen. Sterben sollten wir vielleicht im Frieden mit ihm; aber vorher können wir ihn doch hinhalten und erstmal noch die Dinge verfolgen, die uns wichtig sind. Gottes Reich kommt! Ja, – schön und gut, aber doch nicht heute und nicht morgen bitte.

Mit diesem lahmen Bild von Gott und seinem St.-Nimmerleins-Himmelreich räumt Jesus hier auf: Gott lädt uns ein – und zwar dringlich, weil er alles schon vorbereitet hat, weil alles fertig auf uns wartet, was er uns geben will. Und das ist eigentlich nicht dieses oder jenes, sondern es ist das festliche Zusammensein, die unbeschwerte Beziehung, die erleichterte Festfreude in seiner Gegenwart. Dazu lädt er uns ein – und zwar unaufschiebbar JETZT. Der eifersüchtige Hausherr im Gleichnis soll uns aufrütteln: Es gibt ein Zu-spät. Es gilt: Jetzt oder nie! Du kannst Gott nicht zusätzlich haben, quasi „Gott on top“ – zusätzlich zu allem, womit du dein Leben selbst bereicherst. Sondern Gott verlangt, dass du deine Prioritäten umschichtest und ihn vorziehst! Und bitte: Die Dringlichkeit dieser Entscheidung für Gott wird nicht mit Unheil und Strafe verdeutlicht, sondern mit dem unaufschiebbaren Fest. Das die Ersteingeladenen dann am Schluss für immer ausgeschlossen werden, ist keine angedrohte Strafe, sondern einfach die Konsequenz ihres eigenen Tuns. Aber auch diese Konsequenz gilt.

Die sozialpädagogische Integration aller, egal wie sie sich zu Gott stellen oder gestellt haben; – das unterschiedslose Gießkannen-Heil für alle; die Scheu, irgendjemanden auszuschließen, – all diese Rettungsanker einer postmodernen Rückzugs-Religiosität sind Jesus fremd! Es bleibt ein Drinnen und Draußen, ein Dabeisein und der Ausschluss; es bleiben Heil und Unheil.

Wir können uns auch nicht beruhigen, dass wir schon die sein werden, die einst wie von den Wegen und Zäunen noch genötigt werden, hinzuzukommen. Denn anders als diese und gleich wie die Schriftgelehrten und Pharisäer- damals – wissen wir ja längst von Gott, von seinem Willen, von seiner Offenbarung, die uns ruft. Also sind wir gerufen: Entscheide dich, die Einladung anzunehmen; schließ‘ dich nicht selber aus! Was dir blüht, wird ein Fest sein, gewährt in Liebe und Gnade. Was dir blüht wird Freude und Genuss, Leichtigkeit und Glück sein, was alles du nicht verdient hast, was aber Gott gehört und er mit dir teilen will. Komm herzu, denn es ist alles bereit. Der Herr sehnt sich mit Leidenschaft, dich zu deinem Platz an der Tafel zu führen. 

Amen.  

Dr. Matthias Dreher, Pfarrer