Herzliche Einladung zum Altjahresabend

Hand mit Wunderkerze und Einladungstext zum Gottesdienst am Altjahresabend in der Stephanuskirche.

Noch einmal innehalten vor dem Jahreswechsel. Zurückschauen auf das vergangene Jahr und Gottes Segen für das kommende Jahr erbitten.

Das wollen wir gemeinsam mit Pfarrer Martin Backhouse in der Stephanuskirche tun. Um 15 Uhr beginnt der Gottesdienst. Aufgrund der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung des Freistaates Bayern ist eine Anmeldung für alle Gottesdienste im Zeitraum von 24.-31. Dezember 2020 notwendig. Eine Anmeldung ist ganz einfach online möglich. Für eine kostenfreie Buchung bitte einfach auf den Link klicken, Sie werden dann zur Reservierungsseite weitergeleitet.

Thomaskirche

Hier findet sich das Angebot in der Thomaskirche – auch dazu sind Sie ganz herzlich eingeladen!

Predigt zum 1. Sonntag n. d. Christfest

Von Pfarrer Dr. Matthias Dreher am 27.12.2020 in der Stephanuskirche in Gebersdorf


Und als die Tage ihrer [Marias] Reinigung nach dem Gesetz des Mose um waren, brachten sie ihn hinauf nach Jerusalem, um ihn [Jesus] dem Herrn darzustellen.

Und siehe, ein Mensch war in Jerusalem mit Namen Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war auf ihm. Und ihm war vom Heiligen Geist geweissagt worden, er sollte den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen. Und er kam vom Geist geführt in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach:

Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.

Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde. Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass viele in Israel fallen und viele aufstehen, und ist bestimmt zu einem Zeichen, dem widersprochen wird – und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden.

Lukas 2, 22.25-35


Liebe Mitchristen hier in Gebersdorf, aus Großreuth und von weiter weg,

Weihnachten ist zum Sterben schön! Das meint jedenfalls der alte Simeon, der heute sicherlich in einer geriatrischen Demenz-Abteilung entmündigt eingesperrt wäre. Vom Heiligen Geist (Vogel zeigen) ist ihm versprochen, er werde erst sterben, wenn er den Trost Israels, den Gesalbten Gottes gesehen hat. – Oje, sagt da der gesunde Menschenverstand, jetzt hat’s auch den erwischt.

Dadurch, dass wir die gesamten Senioren ab 75 mit einem generellen Demenz-Verdacht überziehen, sind wir – scheint mir – kaum noch offen für die hellsichtigen Einsichten unserer Groß- und Urgroßeltern. Nicht dass es nicht auch gewisse Verschrobenheiten und gedankliche Fixierungen gäbe bei bestimmten Senioren, ich sag’s mal vorsichtig, aber solche Simeons, die auch uns heute die Wirklichkeit aufschließen und weiter sehen als die MittVierziger oder –Fünfziger, solche Simeons gibt es auch heute. Und ich persönlich bin froh, dass ich in meinen jüngst vergangenen dunkelsten Wochen solche weisen Senioren an meiner Seite hatte. Viele waren es nicht. Aber diese wenigen sind unverzichtbar.

Zur Ehre des Alters möchte ich Ihnen von einem 76-jährigen Mann erzählen, der im Sommer 1989 folgende Sätze aufschreibt: „Warum?, mit welchem Recht? und aufgrund welcher Erfahrung ausschließen, daß eines Tages [in der jetzigen DDR] … nicht Hunderte, sondern Hunderttausende auf den Beinen sind und ihre staatsbürgerlichen Rechte einfordern? (…) Und Berlin? Und die Mauer? Die Stadt wird leben!, und die Mauer wird fallen.“

Der Mann hieß Willy Brandt. Am 1. September 1989 – die Mauer steht noch immer – sagt er im Bundestag, es gehe jetzt um mehr, als „durch vielerlei kleine Schritte den Zusammenhalt der getrennten Familien und damit der Nation wahren zu helfen“. Für Brandt steht nun die „Selbstbestimmung und Einheit“ der Deutschen auf der Tagesordnung. Dann fällt die Mauer am 9. November. Tags darauf fliegt Brandt nach Berlin und formt sein geflügeltes Wort: Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört. Am 3. Oktober 1990 geht mit der Einheit Deutschlands der gemeinsame Traum der Bundeskanzler Kohl und Brandt in Erfüllung. Mit Tränen in den Augen verfolgt Brandt die Zeremonie auf der Ehrentribüne vor dem Reichstag – dem Tempel der deutschen Demokratie sozusagen. 1992 stirbt er.

Warum erzähle ich das? Die deutsche Einheit war kein Heilsereignis. Aber die Einstellung des alten Willy Brandt kann uns zeigen, dass wir nicht zu trennen brauchen: Hier sind diese seltsam irreal frommen Menschen in der Bibel – und dort sind die echten Menschen unseres Lebens und unserer Welt. Simeon und Brandt haben ja viel gemeinsam: Sie erwarten das Große, das Entscheidende von der Zukunft. Aber nicht am St.-Nimmerleins-Tag, sondern noch vor ihrem Tod. Sie sind keine Nostalgiker, sie leben voll auf die Zukunft zu, obwohl sie wissen, dass sie an dieser besseren Zukunft kaum noch teilhaben werden. Beide wissen: Es geht nicht nur um eine bessere Zukunft für mich und meine Familie. Es wird für alle besser werden. Simeon besingt mit dem Jesuskind auf dem Arm, wie das Kind Juden und Heiden, also alle Nicht-Juden zusammenführt. Und er schließt: Nun kann ich in Frieden abtreten.

Und weniger umfassend, aber doch auf dieser Spur lautet das geflügelte Wort Willy Brandts wörtlich: „Jetzt sind wir in einer Situation, in der wieder zusammenwächst, was zusammengehört. Das gilt für Europa im Ganzen.“ Dieser Nach-Satz wird meist weggelassen. – Also ich will Brandt nicht zum kleinen Mit-Messias machen, ich möchte nur zeigen, dass dieser alte, fromme Simeon durchaus ganz bei Trost war bei seinem auf den ersten Blick verwunderlichen Ausbruch angesichts eines „normalen“ Babys im Tempel.

Gehen wir seinem kurzen Lobgesang nochmal genauer nach: Er kann in Frieden sterben, weil Gott erfüllt hat, was er versprochen hat. Darum hören wir ja an Weihnachten auch die Prophezeiungen aus dem Alten Testament. Denn auch wenn Gott im Neuen Testament mit Jesus Christus einen neuen Bund setzt, so ist Gott doch derselbe und zumindest im Rückblick lässt sich ein Plan erkennen. Gott hatte schon länger einen irgendwie gearteten Heilsbringer „in petto“ – und Simeon darf ihn jetzt sehen. „Requiescat in pace“ – jetzt kann er in Frieden ruhen.

Luthers Worte „Heil“ und „Heiland“ klingen für uns ja so bibeldeutsch, religiös-pathetisch und irgendwie lebensfern. Da müssen wir uns einfach immer klar machen, dass dahinter der Begriff Rettung, Retter steht. Bei Heiland denke ich an die berühmte, millionenfach kopierte Statue Jesu von Berthel Thorvaldsen in Kopenhagen: Der sanftautoritäre, segnende, rein-weiße Gottesmann. Bei „Rettung“ denke ich an die Blaulicht-Retter auf unseren Straßen. Eine ganz andere Welt. Dieses Herausziehen aus prekärer Not, das dachten aber die griechischen Schreiber des Neuen Testaments immer mit. Wenn Simeon vom Heil spricht, ist die Rede davon, dass die Welt im Argen liegt – und dass nicht irgendwann, sondern so schnell wie möglich Abhilfe kommt. Und Simeon weiß, dass der Mensch mit dieser Abhilfe überfordert wäre: Gott selbst muss sie uns bringen, er hat es versprochen und sein Wort nicht gebrochen. Das heißt aber auch, dass diese Rettung nicht mit politischen Mitteln zu erreichen ist; das wäre ja wieder Menschenwerk. Es geht nicht um menschliche Weltverbesserei. Es geht nicht um die Rettung der Welt, sondern um unsere Rettung aus der Welt.

Das weiß das ganze Neue Testament, dass diese Welt eben tickt, wie sie tickt und dass sich das kaum verändern lässt. Das Heil, das uns der Glaube verspricht, ist darum immer eine Ent-weltlichung – auch lange vor dem Tod. Paulus sagt es so:

„Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist“

Röm 12, 2

Die Kraft zu dieser Änderung kommt aus dem Bruch, den Jesus in die Welt brachte: Gottes Sohn ein Kind im Stall, ein Verdammter am Kreuz. Die Welt will andere Helden. Aber Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig. Und sein Sohn verteilt selbst diese Kraft – in bloßen Worten, in einer schwächlichen Hostie und einem
Schluck Wein. Wie klein, ja kümmerlich empfängt er uns an der Krippe im Stall? Und doch – wieviel Kraft und inneres Licht haben Sie, liebe Mitchristen, nicht allein daraus schon empfangen? – Aber was heißt Rettung aus der Welt konkret? Was heißt es jetzt in Corona-Zeiten? Es gibt Christen, die glauben: Der Glaube – oder letztlich Gott – feit uns vor dem Virus. Wer richtig fest glaubt, bleibt ungefährdet. Die psychologische Variante dazu lautet: Die Angst steckt sich an. Wer keine Angst hat, kriegt es auch nicht. – Diese Ignoranz gegenüber medizinischen Einsichten hat mit der Entweltlichung des Glaubens nichts zu tun. Sondern diese meint die innere Beheimatung bei Gott. Und die bewirkt zwei Dinge: Einmal die Hoffnung für diese Welt, – dass wir Menschen getröstet und aufgerichtet werden durch die Kraft Gottes im Angesicht selbst unserer Feinde, zu denen auch das Virus gehört. – Und das zweite, was diese Gottes-Heimat bewirkt, ist die Gelassenheit dem hiesigen Leben gegenüber. – Beide Wirkungen dieser inneren Heimat sehen wir an Simeon: All sein Hoffen und Sehnen ist auf den Trost der Völker dieser Welt gerichtet. Aber er muss sich nicht darein verbeißen, diesen Frieden zu erreichen. Er lässt Gott wirken und tritt selbst ganz gelassen ab.

Beispielhaft auf Corona übertragen würde das heißen:
Hoffen, dass die Welt diese Geißel namens Corona bald los wird – und auch alles Menschen mögliche dafür tun – jeder an seinem Platz – so wie wir es gerade eben hier auch tun. Aber zweitens heißt es: Nicht die Welt retten wollen durch Corona-Maßnahmen. Nicht überspannt in Corona den Hebel sehen, um die Welt zu verbessern oder die Menschen zu erziehen. Sondern entspannt das Mögliche tun und warten, dass mit Gottes Kraft bald das Not-Wendende kommt. Dieses entspannte Warten in Gottvertrauen werden wir sicher noch einige Wochen brauchen.

Für uns nicht entscheidend, aber interessant ist, wie Simeon das Verhältnis zwischen Israel und den übrigen Völkern, also auch uns, bestimmt. Die Rettung ist bereitet vor allen Völkern: Sie ist Licht, das die Nicht-Juden aus der Finsternis führt und Licht-Glanz, Glorie, für Gottes Volk Israel. Die Besonderheit Israels besteht also nicht etwa darin – wie heute oft sogar in Kirche und Theologie gelehrt wird -, dass Israel über den alten Bund zum Heil kommt und Christus gar nicht braucht. Die Sonderstellung Israels wird gerade darin gewahrt, dass der Retter für alle, für Juden wie Nicht-Juden, ein jüdisches Kind ist, beschnitten und im Tempel Gott geweiht. An Simeon sehen wir, dass der Heilige Geist von einem so frommen, wahrhaftig-jüdischen Glauben aus eine Brücke bauen kann, im Jesuskind den Heiland, den Retter, den Messias des Alten Testaments zu erkennen. Und das tun wir ehemalige Heiden zusammen mit dem Juden Simeon.

Nachdem Simeon seinen berühmten Lobpreis gesprochen und die Familie Jesu gesegnet hat, hat er noch Worte extra an die Mutter Maria, die weit weniger bekannt sind:

„Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass viele in Israel fallen und viele aufstehen, und ist bestimmt zu einem Zeichen, dem widersprochen wird – und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden.“

Lukas 2, 34-35

Hier ist es spätestens Schluss mit der Weihnachtsidylle. Der holde Knabe im lockigen Haar wird also nicht nur Frieden, Liebe und Glück bringen, sondern er wird bewirken, dass das innerste der Menschen offenbar wird. Das kleine, „nackerte“ Christkind macht uns alle nackt – sogar unser Herz.

Dreimal kommen „die vielen“ vor: „Viele in Israel fallen und viele stehen auf; aus vielen Herzen wird offenbar, was da drin [Brust klopfen] eigentlich gedacht wird.“ Stünden diese Sätze im Johannesevangelium, wäre die Vorstellung die, dass der kindliche Offenbarer die Menschen rigoros teilt in Gläubige und Ungläubige. Die einen fallen, die anderen stehen auf zum ewigen Leben. – Hier aber, in dieser Rede des alttestamentlich-frommen Juden Simeon, dürfte es jüdischer gemeint sein. Dann nämlich sind „viele“ und „alle“ kaum zu unterscheiden. Er meint also: „Israel als ganzes wird fallen – und wieder aufstehen. Israel als ganzes wird deinem Kind, Maria, widersprechen – von Ausnahmen abgesehen – , sodass der Ungehorsam Israels offenbar wird. Dies wirst du miterleben und es wird dir wie ein Schwert durch die Seele fahren.“ Wie in einer Zeitraffer-Diashow laufen hier die Bilder so mancher Jesus- und Passions-Filme vor meinem inneren Auge ab. Jesu hartes Ringen mit den Schriftgelehrten und Pharisäern – und die Konsequenz am Kreuz.

Auch hier spricht Simeon Jesus nochmals speziell als Offenbarer und Heilsbringer der Juden an. Das heißt nicht, dass uns diese Worte nichts angehen. Auch uns gilt die Botschaft, zumal wir ja nun auch ‘ das schon 2000-jährige Gottesvolk des Neuen Bundes sind: Wenn uns Gott selbst besucht, um hier in dieser Welt zu unserem Heil einzugreifen; – wenn der einzige, wahre Gott sich auf ein Menschenleben auf Erden einlässt, dann bringt uns das kein Heil zum Billig-Tarif, dann bringt er nicht Wohlgefühl mit der Gießkanne. Gerade wenn er sich herabbeugt in ein kleines Windelkind und den höchsten Preis zu zahlen bereit ist, den man in dieser Welt zahlen kann – sein Leben. Gerade dann bleibt Gott auch der Gerechte, der seinem Willen treu bleibt, – und der also auch richtet. Wer Gott begegnet, kann fallen, – und es sind viele, die fallen. Das auf die Juden abzuschieben, war immer schon schäbig. So wie Simeon sein Volk anspricht, so müssen wir es auf uns beziehen. Gott besucht uns aus Gnade. Aber wer verkennt, dass nur ein Richter Gnade walten lassen kann, der macht aus Gnade – Kitsch. Das Paket „Gnade“ bringt immer das Gericht mit – deshalb fallen viele. Die Gnade verhindert auch nicht das Urteil, sondern „nur“ die letzte Konsequenz des ewigen Todes.

Deshalb stehen die Vielen dann auch wieder auf und können versöhnt von und mit und bei Gott weiterleben – in Ewigkeit. So sieht es auch Paulus für das Volk Israel und ist sich mit dem Simeon des Lukas einig: Dies alles wird geschehen im Glauben an Christus (Röm 11). Und genauso gilt es uns. – In diesem ganzen Prozess – das ist hier das richtige Wort – wird deutlich, wo jemand steht, wie jemand denkt, wie wir unsere Prioritäten setzen, wie wir letztlich das Verhältnis bestimmen zwischen unserem Ego – und Gott.

Das mitanzusehen wird die Mutter hart ankommen. Aber all dies ist notwendig, damit Heil, Rettung und Trost sein können, ohne dass etwas unter einen billigen Teppich gekehrt wird. Um Rettung und Trost geht es. Das ist das, was Simeon in Frieden scheiden lässt. Dafür, dazu hat Gott das Kindlein in die Welt geschickt.
[Tonwechsel: leicht] Zja – und schon Willy Brandt hat erzählt, dass der Stellvertreter Christi seinem Chef da in nichts nachsteht: „Auf dem SPD-Parteitag wird angekündigt, dass der Papst seine nächste Reise zur SPD mache. – Warum? – Weil er immer dorthin fährt, wo das Elend am größten ist.“

Und so können auch wir gelassen und heiter einstimmen: Herr, nun lässt du uns, deine Diener in dieser verlorenen Welt, früher oder später in Frieden scheiden. „Welt ging verloren; Christ ist geboren. Freue, freue dich, du Christenheit!“.

Amen.

Dr. Matthias Dreher, Pfarrer

Weihnachtslicht für Zuhause

Nachdem viele von Ihnen dieses Jahr nicht die Möglichkeit hatten, einen Weihnachtsgottesdienst zu besuchen, können Sie sich das Weihnachtslicht mit nach Hause nehmen. Unsere Kirche ist auch die Weihnachtsfeiertage über am Tag für Besucherinnen und Besucher geöffnet und lädt ein, die besondere Stimmung in der Stille wahrzunehmen. Unsere Krippe steht wie immer neben einem festlich geschmückten Gebersdorfer Weihnachtsbaum!

Am Holzaltar und im Eingangsbereich finden Sie kleine Weihnachtslichter, die Sie gerne mit nach Hause nehmen dürfen.

Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg, führ uns zur Krippe hin, zeig wo sie seht. Leuchte du uns voran bis wir dort sind. Stern über Bethlehem, führ uns zum Kind.

Bitte achten Sie bei einem Besuch unserer Kirche auf die notwendigen Abstände zu anderen Personen und versuchen Sie keine Oberflächen zu berühren.

Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten und gesegnete Weihnachtsfeiertage – bleiben Sie gesund!

Abgesagt: Heilig Abend im Max Morlock Stadion

Ökumenischer Gottesdienst für Jung und Alt am 24. Dezember 2020 um 15:30 Uhr

Aufgrund der bedauerlich hohen Corona-Inzidenzzahlen in der Stadt Nürnberg müssen wir den geplanten Ökumenischen Gottesdienst im Max-Morlock-Stadion absagen.

Eine vielzahl von brennenden Kerzen die ganz nahe zusammenstehen (Symbolfoto)

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen

Gerade an Heilig Abend wollen die beiden großen Kirchen jedem Gläubigen einen Weihnachtsgottesdienst ermöglichen. Aus diesem Grund laden das Evangelisch-Lutherische Dekanat Nürnberg, die Junge Kirche LUX und die Katholische Stadtkirche Nürnberg in diesem Jahr an Heilig Abend zu einem ökumenischen Weihnachtsgottesdienst ins Max Morlock Stadion ein. Den Gottesdienst gestalten die beiden Stadtdekane, Andreas Lurz (kath.) und Dr. Jürgen Körnlein (evang.) sowie die LUX.

Mit einem bunten Vorprogramm ab 15 Uhr, Live-Musik, weihnachtlichen Impulsen, ganz besonderen Highlights und natürlich der feierlichen Atmosphäre im Nürnberger Stadion laden wir die Nürnbergerinnen und Nürnberger dazu ein, sich auf einen besinnlichen Heilig Abend einzustimmen. Das musikalische Rahmenprogramm übernehmen der Bezirks-Posaunenchor und die PopUp-Band der Jungen Kirche LUX.

Anmeldung

Für die Teilnahme an dem Gottesdienst ist eine personalisierte Eintrittskarte erforderlich. Diese ist kostenlos. Die Registrierung erfolgt ausschließlich über die offizielle Webseite heiligabend-im-stadion.de, die ab 11. November online gehen wird. Ab dem 01. Dezember können Eintrittskarten Reserviert werden.

Der ökumenische Gottesdienst im Stadion ist eine Ergänzung zu den Weihnachtsgottesdiensten in den Gemeinden, die dieses Jahr in einem „Corona-konformen“ Format selbstverständlich ebenfalls angeboten werden.

Wer zahlt die Zeche?

Der sozialpolitische Buß- und Bettag mit Prof. Peter Bofinger und der Sozialreferentin der Stadt Nürnberg Elisabeth Ries am Mittwoch, den 18.11.2020 um 19 Uhr findet online statt!

Wir bitten um Anmeldung unter www.evangelische-stadtakademie-nuernberg.de

Symbolischer Bierdeckel mit unzähligen Markierungen für bestellte Getränke. Es ergibt sich als Muster das Euro-Zeichen
Bild: Evangelische Stadtakademie Nürnberg

Corona – Wer zahlt die Zeche?

Die Corona-Pandemie wird als eine der teuersten Krisen in die Geschichte eingehen. Um ihre Folgen abzufedern, haben Deutschland und Europa Rettungsschirme in Milliardenhöhe aufgelegt, also Kredite, die zurückbezahlt werden müssen.

Wie aber sollen die Corona-Milliarden finanziert werden? Mit einer Vermögensabgabe für Besserverdienende, mit allgemeinen Steuererhöhungen oder durch staatliche Sparmaßnahmen, die auch schmerzhafte Einschnitte im sozialen Bereich bedeuten würden? Welche Eckpfeiler braucht eine sozial verträgliche Schuldentilgung?

Wer also wird die Zeche zahlen?

Vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Perspektive blicken wir auf Weichenstellungen in Nürnberg und diskutieren über Lösungswege.

Zur Teilnahme benötigen Sie einen Laptop oder PC mit Kamera, Lautsprecher oder ein Smartphone oder Tablet. Bitte loggen Sie sich 15 Minuten vor Beginn ein, um die Technik startklar zu machen. Die Zoom-Lizenz der evangelischen stadtakademie entspricht den Datenschutzverordnungen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie erhalten am Tag der Veranstaltung den Link zum virtuellen Seminarraum sowie eine Kurzanleitung „Livestream mit Zoom“ zum Herunterladen.

Diese Veranstaltung ist eine Kooperation von:
evangelische stadtakademie nürnberg, Evang.-Luth. Dekanat, Katholische Stadtkirche, DGB, Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt, Katholische Betriebsseelsorge, Stadtmission Nürnberg, Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus

Mikroskopisches Virus fordert Glauben heraus

Reformationspredigt von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in der Stadtkirche Bad Windsheim – Religionsfreiheit weltweit bedroht

Ausgerechnet von einem kleinen, „nur unter dem Mikroskop sichtbaren“ Virus werde der christliche Glaube am Reformationstag 2020 herausgefordert, so der bayerische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm heute in seiner Reformationspredigt in Bad Windsheim. Ein Virus, „das uns Angst macht, das uns brutal vor Augen stellt, wie wenig Kontrolle wir über unser Leben haben, das uns mit unserer Endlichkeit konfrontiert“ und eine „ganze Welt im Würgegriff“ halte, so der Landesbischof.

Foto: Michael Lucan, Lizenz: CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Der christliche Glaube gebe Kraft, die Herausforderung durch die Pandemie zu bewältigen: Die Beziehung zu Gott und das Vertrauen auf Christus helfe die „lähmende Angst“ zu überwinden. Denn nichts könne uns trennen von der Liebe Gottes, „nicht das Virus, und nicht einmal der Tod“. Die Erfahrung, trotz eigener Fehler von Gott angenommen zu sein gebe Mut, auch in schwierigen Dilemma-Situationen zu handeln, in der Pandemie, „das relativ Beste“ zu tun, und aus Fehlern zu lernen. Schließlich ermögliche das Vertrauen auf Christus, selbst Liebe weiterzugeben. „Lasst uns gerade jetzt, wo wir so sehr mit uns selbst beschäftigt sind, auch an die anderen denken“ betonte der Landesbischof. „Nicht, weil wir moralische Champions sein müssen, sondern weil wir die Liebe Gottes in uns spüren und sie überfließt zum Nächsten“.

Religionsfreiheit weltweit bedroht

Bekennermut sei von Christen jedoch auch gefordert in Ländern mit Einschränkungen der Religionsfreiheit. Das habe der zweite Bericht der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religionsfreiheit vor wenigen Tagen gezeigt. Insbesondere Christen würden weltweit darunter leiden, hob der Landesbischof hervor. Selbst in Ländern mit garantierter Religionsfreiheit versuchten terroristische Gewalttäter „Angst und Schrecken“ zu verbreiten bei Menschen einer bestimmten Religionsgemeinschaft, wie kürzlich in Nizza oder beim Anschlag auf die Synagoge am Yom-Kippur-Tag in Halle im vergangenen Jahr. „Alle, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden, verdienen unsere Unterstützung, egal welcher Religion sie angehören“, betonte Bedford-Strohm. Denn Christus zu bekennen bedeute im Umgang mit anderen Religionen, „Achtung und Respekt zu zeigen und Christus genau dadurch groß zu machen, dass wir in all unseren Dialogen seinen Geist der Liebe selbst ausstrahlen“, so dass die Religionen zu Kräften des Friedens in der Gesellschaft werden können und „der Intoleranz der Kampf angesagt wird“, so der Landesbischof.

München, den 30. Oktober 2020

Johannes Minkus, Pressesprecher

Predigt zum Reformationsfest

Von Prädikant Wilfried Kohl am 01.11.2020 in der Thomaskirche in Großreuth anlässlich des Brückengottesdienstes

Symbolfoto Jona und der Wal

Vor der Predigt wurde durch das Team ein Spielstück aufgeführt, welches zum besseren Verständnis hier mit aufgenommen wurde.

Spielstück „Jona und Gnade?“

Sprecherin (1): Gnade ist nicht ein Wort, was der Apostel Paulus erfunden hätte. Gnade spielt schon bei Noah und der Sintflut eine Rolle. Auch der Prophet Jona im Alten Testament stellt sich die Frage: „Wie gnädig ist Gott?“ Gott schickt Jona, den Propheten, in die große Stadt Ninive. Jona soll dort predigen gegen die Bosheit der Bewohner.

Jona: Ich will nicht! Ich mag nicht! Ich drücke mich einfach. Ich gehe an Bord eines Schiffes und fliehe nach Tarsis.

Sprecherin (2): Jona geht an Bord des Schiffes und das Schiff legt nach Tarsis ab. Doch Gott lässt einen Sturm aufkommen und das Schiff gerät in Seenot. Die Mannschaft des Schiffes und ihr Kapitän kommen auf den Gedanken, dass mit Jona irgendwas nicht stimmt. Sie stellen ihn zur Rede.

Jona: Nehmt mich und werft mich ins Meer, so wird das Meer still werden und von euch ablassen.

Sprecherin (1): Doch das Meer tobt weiter, obwohl sie Jonas’ Gott anriefen, Jona doch zu verschonen. Als sie Jona doch ins Meer warfen, legte sich der Sturm.

Sprecherin (2): Da ließ Gott einen großen Fisch kommen und Jona wurde von ihm verschlungen. Im Bauch des Fisches betete Jona zu Gott und versprach seinen Auftrag zu erfüllen. Daraufhin wurde er wieder an Land gespült. Jona predigte in Ninive.

Jona: Nur 40 Tage bleiben euch, dann geht Ninive unter.

Sprecherin (1): Aus Angst vorm Untergang glaubten die Menschen von Ninive fortan an Gott und hüllten sich in Sack und Asche. Selbst der König von Ninive legte seinen Purpur ab.

König: Mensch und Vieh soll fasten und heftig zu Gott rufen, dass er uns verschont. Ein jeder von uns kehre in sich und lass ab von bösen Machenschaften.

Sprecherin (2): Und Gott bereute sein bisheriges Vorhaben und verschonte Ninive. Jona aber wurde zornig und sprach zu Gott.

Jona: Ich habe es vorhergesehen, dass du es nicht machst. Daher habe ich mich gedrückt. Du bist einfach zu gnädig – zu barmherzig! Ich möchte jetzt lieber tot sein als leben.

Liebe Gemeinde,

„so nimm nun meine Seele von mir“, so spricht Jona in seinem Verdruss und Zorn über Gott, denn er möchte lieber tot sein als leben.

Jona nimmt plötzlich seine Aufgabe als Unheils Verkünder für Ninive ernst und wirft Gott vor A aber nicht B zu sagen.

Gott ist ihm zu gnädig und zu barmherzig, denn er verschont die Bürger von Ninive.
Was nun? Jona schmollt und beobachtet die Situation um Ninive weiter. Er lässt sich östlich von der Stadt Ninive in einer selbstgebauten Hütte nieder. Und Gott ist sogar noch um Jonas Wohlergehen bemüht, indem er einen großen Rizinus oder auch Wunderbaum genannt, wachsen lässt, der ihm Schatten vor der Sonne spendet. Doch die schattenspendende Wohltat Gottes an Jona hält nur kurze Zeit an, denn der Rizinus verdorrt durch die Zünzlerraupen. Jetzt sticht Jona die Sonne und er ermattet. Nun wünscht sich Jona erneut den Tod. Gott frägt Jona, ob er mit Recht zürnt, da Jona den Rizinus keine Pflege angedeihen ließ. Und Gott zieht den Vergleich mit Ninive, die große Stadt mit 120000 Einwohnern, die ihm nicht jammern sollte – Menschen, die weder rechts noch links wussten? Wohlergehen für sich selbst, lässt sich Jona gerne gefallen – doch für andere kennt Jona keine Gnade – nur Gerechtigkeit.

Fast auf den Tag genau feierten wir hier in der Thomaskirche vor 3 Jahren 500 Jahre Reformation und damit den Geburtstag der evangelischen Kirchen in Deutschland. Martin Luther, der Reformator und Augustinermönch, stand dabei im Mittelpunkt. Doch auch heute passt Luther zu Jona und zu unserem heutigen Predigttext aus dem Epheserbrief.

Zwischen dem Propheten Jona und seinem Umgang mit der Gnade und Martin Luther lassen sich gewisse Übereinstimmungen finden. Ich meine jetzt nicht die Parallele, dass Luther im Augustinerkloster weltabgewandt lebte – ähnlich dem Zustand Jonas im Bauch des großen Fisches. Vielmehr meine ich Luthers Ringen um Gottes Gnade. Martin Luther suchte für sich den gnädigen Gott und fand ihn über Jahre nicht. Die Angst plötzlich vor dem himmlischen Richter gerufen zu werden, setzte Martin Luther derart zu, dass er sich selbst in einem Beichtgespräch, wie er später bekannte, wie eine tote Leiche- also seelisch toter als tot fühlte. Paulus schreibt dazu im Brief an die Epheser:

„Gott hat uns seine ganze Liebe geschenkt und uns zusammen mit Christus lebendig gemacht. Das tat er, obwohl wir doch tot waren aufgrund unserer Übertretungen.“

Epheser 2, 4-5

In seiner Todesangst dachte Luther stets an den Höllenschlund. Dagegen half auch sein Eifer für fromme Übungen, wie stundenlanges Beten, Wachen, Fasten und intensive auch blutige Selbstkasteiungen, sowie Wallfahrten, nichts. Erst durch viel Nachdenken, Sinnieren, Bibellesen, Zuspruch von Freunden, Diskutieren mit ihnen und im Bekanntenkreis gewann Luther im Frühjahr 2018 – also erst nach dem Thesenanschlag, die Erkenntnis, dass wir nicht durch Werke, sondern allein durch den Glauben an Christus gerecht und selig werden. Dazu hat Luther wohl mehrfach den Text des Paulus im Brief an die Römer gelesen, wo es heißt:

Im Evangelium „wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welcher kommt aus Glauben in Glauben.“

Römer 1, Vers 17

Von Jona wissen wir nicht, ob er nach langem Nachdenken zu der Erkenntnis gelangte, die Gnade Gottes für Sünder und auch für sich selbst anzunehmen. Luther kam nach langem Ringen mit sich selbst dazu.

Philipp Melanchthon hat im Augsburger Bekenntnis (abgedruckt in unserem Gesangbuch auf Seite 1564 ff.) festgehalten unter dem Artikel 20: Vom Glauben und guten Werken: „Erstlich, dass unsere Werke uns nicht mit Gott versöhnen und uns nicht Gnade erwerben können, sondern das geschieht allein durch den Glauben – wenn man nämlich glaubt, dass uns um Christi willen die Sünden vergeben werden, der allein der Mittler ist, um den Vater zu versöhnen.“

Ich habe mich gefragt, was ist Gnade für mich und bin anders wie Martin Luther an für mich diesseitig Lebensnotwendigen hängen geblieben. Die Angst vor dem Fegefeuer spielte dabei keine Rolle. Alles gipfelt in der Beantwortung der Frage: „Was ist mir wichtig in meinem Leben?“ Gnade ist für mich: unsere funktionierende Ehe; die Beziehung zu meinen Kindern und zu meinen Enkeln, meine Arbeit und meine Hobbies und Gnade ist auch die Verkündigung des Wortes Gottes und natürlich auch Gesundheit. Gnade finde ich gut beschrieben im 3. Vers des Kirchenliedes Lobet den Herren alle, die ihn ehren:

„Dass unsere Sinnen wir noch brauchen können und Händ und Füße, Zung und Lippen regen, das haben wir zu danken seinem Segen. Lobet den Herren!“

Wenn ich meine 86-Jährige Mutter frage was ihr wichtig ist, dann kommt meist die Antwort, dass mein Hirnkästchen noch funktioniert. Von manch einem der Vätergestalten des Altes Testament heißt es er starb lebenssatt. Auch das kann Gnade sein. Und der Vater im Gleichnis Jesu sagt hinsichtlich seines zurückgekehrten und verlorenen Sohnes im Lukasevangelium:

Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden

Lukas 15, 24

Alles, was wir uns selbst als Gnade vorstellen und dies sagt uns Paulus im Brief an die Epheser mehr als deutlich ist Gottes Geschenk. Ohne Gnade und ohne Gottes Zuwendung sind wir innerlich tot. Mitunter aus Tatortverfilmungen kennen sie einen EKG-Monitor: tot ist da der Ermordete mit lang ertönenden Piep-Ton.

Wie ein verlorener Sohn sind wir, die wir uns zu Christus bekennen jedoch zum Leben gelangt. Wir sind mit einem Bein bereits wiedergeboren und mit Christus auferweckt. Das ist unser Glaube und unsere Hoffnung und Gottes unendlich reiches Geschenk. Wir können also lachen und müssen kein Trübsal blasen – und auch gerade jetzt in den Pandemiezeiten nicht.

Für die letzten beiden Sätze unseres Predigttextes hab ich mir gedacht: Ist es eine gewisse Naivität von Paulus, dass wenn wir an Christus glauben, tatsächlich nur noch Gutes tun? – oder schafft Gott einen Automatismus für uns – wir können nur noch gut handeln? Und kommt durch die Hintertür unseres Predigttextes doch die Werkegerechtigkeit wieder? Ich habe mir dann selbst folgende Antworten gegeben. Glaube braucht tägliche Übung und Praxis – ich muss meine Lebenseinstellungen und Lebensführungen täglich überprüfen: Mag ich mich und liebe ich auch meine Nächsten, mit all meinen und den ausgemachten Fehlern der anderen. Kann ich mir meine Fehler verzeihen und auch denen, denen ich täglich begegne. Kann ich dies alles in ein Gebet kleiden und vor Christus bringen?

Der Evangelist Lukas hat ganz bewusst in die Aufforderung Jesu an seine Jünger – sein Kreuz auf sich zu nehmen und Jesu Weg zu folgen, die beiden Worte „jeden Tag“ eingefügt.

Wir benötigen daher liebe Gemeinde jeden Tag Gottes Geschenk der Gnade, aber auch jeden Tag Übung und Praxis – unser Kreuz – im Glauben zu tragen. Nur so bleiben wir lebendig. Und übrigens, beschenken lassen muss man sich schon und nicht wie Jona schmollen.

Amen

Prädikant Wilfried Kohl

Stellungnahme: Dr. Jürgen Körnlein

„Flüchtlinge ertrinken lassen geht gar nicht. Punkt!“

Diesen Satz aus der Abschlusspredigt des Evangelischen Kirchentags in Dortmund 2019 unterschreiben wir und wollen wir leben.

Vieles kann man diskutieren und darüber wird es unterschiedliche Meinungen geben:

Ob unsere Kirche ein Rettungsschiff unterstützen soll oder nicht.

Wie mit den geflüchteten Menschen umgegangen wird, nachdem sie Europa erreicht haben.

Was Entwicklungshilfe dazu beitragen kann, dass Fluchtursachen bekämpft werden.

All dies darf diskutiert werden!

Bei allem muss aus unserer Sicht jedoch der Minimalkonsens immer lauten: Unter gar keinen Umständen darf man Menschen wissentlich ertrinken lassen! Aus christlicher Sicht ist diese Forderung bedingungslos.

Natürlich ist ein Schiff keine politische Lösung.
Aber bis eine solche gefunden ist, ist es ein Beitrag zu einer menschlichen Lösung aus einer diakonischen Haltung der Liebe heraus.
Schutz und Hilfe für Schwächere ist eine biblische Grundkonstante. Daher können wir Reden und Handeln nicht trennen. Auch das gehört zu unserer Glaubwürdigkeit.

Stadtdekan Dr. Jürgen Körnlein
zusammen mit den Nürnberger Dekaninnen und Dekanen und 76 Pfarrerinnen und Pfarrern.

Predigt zum 19. So. n. Trinitatis

Von Prädikant Wilfried Kohl am 18.10.2020 in der Stephanuskirche in Gebersdorf

Wer von ihnen kennt nicht Lukas Podolski, den Weltfußballer, Star des 1. FC Köln und des FC Bayern München. Er dürfte heute einer der bekanntesten Lukasse sein. Schon weniger bekannt ist Lukas der Lokomotivführer – eine Kinderbuchromanfigur des Michael Ende. 2018 kam der Film „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ in die Kinos und derzeit läuft „Jim Knopf und die wilde 13“. Auch die Augsburger Puppenkiste hat diesen Roman umgesetzt.

Noch weniger bekannt ist wahrscheinlich Lukas Cranach der Ältere – ein Zeitgenosse von Martin Luther, Maler, Grafiker und Buchdrucker, der die Reformation Luthers kräftigt mit Buchdruck und Malerei unterstützte. Lukas ist auch in Deutschland, nach Österreich, ein beliebter Jungen-Name. Der Evangelist Lukas, dessen Gedenktag wir heute begehen, ist vielleicht nur Bibelkennern und dem christlichen Glauben Nahestehenden bekannt.

„Hand auf Herz“, kannten sie die Bauernregeln zum heutigen Festtag:

„Wer an Lukas Roggen streut, es im Jahr darauf nicht bereut – und ist St. Lukas mild und warm, folgt ein Winter, dass Gott erbarm.“

So wenig bekannt, wie diese Ernte- und Wetterregeln sind, so wenig bekannt ist auch über die Evangelisten Lukas selbst.

Neben manchen weiß man jedoch, der Autor des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte, wollte 60 oder 80 nach unserer Zeitrechnung schriftlich festhalten, was Zeitzeugen von Jesus von Nazareth mit ihrem Glauben bezeugten und was Lukas bekannt war von der Urgemeinde und der Ausbreitung des Glaubens an Jesu den Auferstanden bis an die Grenzen der damaligen Welt. Lukas wollte ein Werk schaffen, was alle Zeiten überdauert und den Glauben an den einzigartigen Gott der Juden und seinem Sohn Jesus in die Herzen der Menschen bringt.

Auch der Autor unseres heutigen Predigttextes, Deuterojesaja oder 2. Jesaja genannt, wollte mit diesen für heute ausgesuchten Zeilen Gott als unseren Heiland bezeugen. Hören wir aus dem Buch des Propheten Jesaja im 43 Kapitel die Verse 8-13.

Es soll hervortreten das blinde Volk, das doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben! Alle Völker sind zusammengekommen und die Nationen versammeln sich. Wer ist unter ihnen, der dies verkündigen kann und uns hören lasse, was früher geweissagt wurde? Sie sollen ihre Zeugen aufstellen, dass sie recht bekommen, so wird man´s hören und sagen: Es ist die Wahrheit.

Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr wisst und mir glaubt und erkennt, dass ich´s bin. Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein.

Ich bin der Herr, und außer mir ist kein Heiland. Ich hab´s verkündigt und habe auch geholfen und hab´s euch hören lassen; und es war kein fremder Gott unter euch. Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und ich bin Gott. Auch künftig bin ich derselbe, und niemand ist da, der aus meiner Hand erretten kann. Ich wirke; wer will´s wenden?

Jesaja 43, 8-13

Liebe Gemeinde,

„gibt es den da Oben überhaupt?!“Diese Frage stellen sich Zweifler und auch Gläubige seit Jahrtausenden und auch zu Jesajas Zeit. Insbesondere in einer solchen Ausnahmezeit, wie der babylonischen Gefangenheit, 597 -539 vor Christus. Das Volk Juda durchlebte in dieser Zeit Entbehrungen und Unterdrückung. Religionswissenschaftler machen in dieser Zeit der Bedrängnis durch die Babylonier und vorher durch die Assyrer die Entstehung des Monotheismus fest. Monotheismus heißt, ich glaube ausschließlich an einen Gott.

Jesaja will seinem blinden und tauben Volk mit Gottes Versprechen und Zusage, dass es heimkehren kann, beweisen, dass es ihren Gott Jahwe gibt. Die Götter der anderen Völker dagegen sind nur Hirngespinste, Gestirnen Abbilder und nutzloses Holz, das ohne Sinn angebetet wird.

Gott selbst tritt mit Jesajas Worten, den kosmologischen Beweis an, dass er ewig ist, indem er sagt: „Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein.“ Sie wissen, schon des Längeren stellen unsere Physiker die Frage, „Was war vor dem sogenannten Urknall?“ Eine Antwort darauf wurde bis dato nicht gefunden.

Jesaja erbringt in unserem Text einen weiteren Beweis für Gottes Einzigartigkeit. Unser Gott Jahwe hat sich nicht nur einem einzelnen Menschen offenbart, sondern vielen. Angefangen von Noah, Abraham, Jakob, Saul und David, Elia und vielen anderen Propheten. Der Gott Israels und der Vater Jesu ist kein verborgener Gott und damit einzigartig in der Religionsgeschichte. Ihr seid meine Zeugen, spricht Gott.

Und Jesajas und damit Gottes dritter Beweis ist Gottes Wirken in unserer Welt. Gott selbst sagt „ich bin der Herr und außer mir ist kein Heiland.“

Wir Christen sind aufgerufen, Gottes Wirken in der Welt und auch in unserer eigenen Lebenswelt zu bezeugen. Auch ich kann schon mehrfach den 3. Vers des Liedes „Lobe den Herrn, meine Seele“ singen – „Der mich vom Tode errettet hat“ – als täglicher Radfahrer war ich dem Tod schon mehrfach nahe.

Der Evangelist Lukas, dem wir heute gedenken, bezeugt in der Tradition des Propheten Jesaja stehend, Gottes weiteres Wirken mit dem Evangelium und der Apostelgeschichte. Jesus von Nazareth, Gottes Sohn, steht für Lukas, obwohl er ihn persönlich nie gekannt hat, für das lebenswichtigste weltgeschichtliche Ereignis und die Zeitenwende Gottes.

Die Botschaft Jesu an Güte zu glauben, statt an Gewalt, an Gnade statt an Gerechtigkeit, an Vergebung statt an Vergeltung und an Gottes unsagbare Liebe zu uns Menschen, statt an Angst und Hass. Diese geradezu menschliche und lebensschützende Botschaft Jesu ist auch nach mehr als 2000 Jahren nach Jesu Geburt nicht mal in Ansätzen von uns Menschen umgesetzt. Für Lukas jedenfalls war Jesus, der das Undenkbare nicht nur dachte und verkündigte, sondern auch noch in die Tat umsetzte, indem er Menschen heilte und von Dämonen befreite, der von Gott gesandte Heiland und Messias.

Lukas sah in Jesu freimachender Botschaft auch noch mehr soziale Konsequenzen, als die anderen Evangelisten. Hungernde werden von Gott beschenkt und Reiche gehen leer aus; „verkauft was ihr habt und gebt Almosen,….denn wo euer Schatz ist, wird auch euer Herz sein, lesen wir in Lk.12, 33ff. Und im großen Abendmahl Gottes nehmen am Schluss bei Lukas die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen teil. Nur im Lukasevangelium findet sich die Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus.

Gleich zu Beginn von Jesus Wirken in Galiläa, lässt Lukas Jesus mit den Worten Jesajas sein Programm, seine Mission in seiner Heimatstadt verkündigen:

Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen und den Blinden, dass sie sehen sollen und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.

Lukas 4,18-19

Daher wird Lukas, der eigene Akzente in Jesu Botschaft sah, gerne auch als Sozialist unter den Evangelisten und nicht nur als Befreiungstheologe gesehen. Lukas wollte in seinem Evangelium von Jesus Christus und in der Apostelgeschichte „Heilsgeschichte“ Gottes schreiben, die uns Menschen von Sorgen und Ängsten befreit. Vertrauen zu Gott, dass will er uns mit seinen Glaubensgeschichten vermitteln. So lässt Lukas schon zu Beginn mit der Geburt unseres Heilands durch den Engel Gottes verkünden: „Fürchtet euch nicht!“ Es geht dem Lukas auch in der Apostelgeschichte nicht um eine alleinig historische Darstellung – es geht vielmehr tatsächlich um Predigten die Lukas schrieb.

Eben ratlos bin ich jedoch, wie soll das Evangelium vom Reich Gottes unter uns Wirklichkeit werden? Kaum realistisch erscheint Jesu Botschaft in unserer Welt: Gewaltverzicht um des Friedens willens, freiwillige Armut um Gerechtigkeit zu schaffen, Helfen statt Strafen, Verstehen statt Verurteilen und Aufrichten statt Hinrichten. Wie soll uns das alltäglich als Menschen gelingen?

Ich höre sie schon die religiösen Strategen, die Disziplin, sich am Riemen reißen und Verzicht einfordern. Doch äußerer Zwang und Fremdbestimmung führt zu nichts.

Allein Freiwilligkeit, überzeugende Liebe zu uns selbst, schafft auch Vertrauen zu anderen Menschen und zu Gott. Letztlich ist es wohl Gnade oder die Zuwendung Gottes, die uns den Mut gibt an seinem Reich mitzubauen.

Oder viel besser ausgedrückt und von Konfirmanden oft gewählt als Konfirmationsspruch ist die unserem heutigen Predigttext in Jesaja 43 vorangestellte Zusage Gottes: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du ins Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland.“

Und zum Schluss die Frage an jeden von ihnen: „Gibt es den da oben?“

Ich weiß, dass mein Heiland lebt und ich verkündige gerne seine gute Botschaft. Amen

Prädikant Wilfried Kohl

Bücherbasar im Gemeindehaus

Unser alljähriger Bücherbasar im Gemeindehaus der Stephanuskirche findet dieses Jahr statt am:

Sonntag, den 08.11.2020
von 11:15 Uhr – 15:30 Uhr

Wir laden Sie dazu recht herzlich ein!

Ihre guterhaltenen, gebrauchten Bücher, (z.B. Romane, Kinderbücher usw.), können Sie gerne am Samstag, den 07.11 2020 von 10:00 – 13:00 Uhr im Gemeindehaus abgeben.

Der Bastelkreis ist auch da

Auch der Bastelkreis bietet während des Bücherbasars die „selbstgemachten Sachen“ wie gestrickte Strümpfe, genähte Taschen und viele weitere tolle Produkte an.

Wir freuen uns auf Ihr kommen!