Verabschiedung von Pfarrerin Dr. Judith Lena Böttcher

Porträtfoto von Pfarrerin Böttcher

Etwas wehmütig verabschiede ich mich nach noch nicht einmal zwei Jahren von der Thomasgemeinde. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich war sehr gerne Pfarrerin hier und wäre gerne länger geblieben. Mit den Kolleginnen und dem Kollegen konnte man wunderbar im Team arbeiten, der Kirchenvorstand ist engagiert, verantwortungsbewusst und zukunftsorientiert, es gibt viele zupackende und gestaltungswillige Ehrenamtliche. Bei den Menschen hier vor Ort habe ich viel Herzlichkeit gespürt. Ich danke für alles Vertrauen und alles Wohlwollen.

Leider ist aber meine halbe Stelle fast unmittelbar nach meiner Ankunft den Umstruktierungsmaßnahmen im Raum Nürnberg zum Opfer gefallen. Nachdem klar war, dass ich mir auf jeden Fall eine neue Stelle suchen und umziehen muss, habe ich die Krise für mich als Chance genutzt, noch einmal Neuland zu wagen. Es hat sich mir ab Februar 2023 eine Pfarrstelle in der Schweiz angeboten. Auch in familiärer Hinsicht ist das für mich eine gute Perspektive.

Ich wünsche der Kirchengemeinde Gottes Segen beim Bau des neuen Gemeindehauses, bei den neuen Projekten und Veranstaltungen, die Kirchenvorstand und das Pfarrersehepaar mit viel Elan und Frische angegangen sind. Ich wünsche bei allem Schwung und aller Tatkraft auch den Mut, liebgewonnene Traditionen und manches Althergebrachte sein zu lassen. Ein Stellenabbau bedeutet notwendigerweise auch eine Reduzierung der Angebote. Ich hoffe sehr, dass die Kolleginnen und der Kollege dafür die volle Rückendeckung von der Gemeinde erhalten.

Am 15. Januar um 10.15 Uhr werde ich in der Thomaskirche mit einem Gottesdienst verabschiedet, zu dem ich auch Sie herzlich einlade.

Pfarrerin Dr. Judith Lena Böttcher

Abschied von Pfarrerin Dr. Judith Böttcher

Mit Betroffenheit musste der Kirchenvorstand der Thomaskirche zu Kenntnis nehmen, dass auf Grund des neuen Stellenplanes der Landeskirche Pfarrerin Dr. Judith Böttcher unsere Gemeinde wieder verlassen muss. Erst im Mai 2021 begann sie ihren Dienst bei uns. Es war für uns ein erster Lichtblick nach einer langen Zeit ohne eigenen Pfarrer. Sehr einfühlsam ging sie auf die Wünsche und Bedürfnisse der Gemeinde ein. Wir schätzten ihre Art der Verkündigung im Gottesdienst. Mit besonderem Engagement brachte sie sich bei den Senioren ein. Offen und engagiert begleitete sie unsere ökumenischen Aktivitäten. Und dass der Gemeindebrief nun deutlich ansprechender wurde, ist auch mit ihr Werk. Wir sind ihr sehr dankbar für ihr Mitdenken und Tun bei allem, was in der Gemeinde wichtig ist. Sie wird bei uns eine deutliche Lücke hinterlassen.

Am 15. Januar wird Pfarrerin Dr. Judith Böttcher im Gottesdienst in der Thomaskirche verabschiedet werden. Noch einmal eine Gelegenheit ihr ein herzliches Dankeschön zu sagen. Für ihren weiteren Weg und ihr Wirken in neuem Umfeld wünschen wir ihr alles Gute und Gottes reichen Segen.

Ulrike Haas für den Kirchenvorstand der Thomaskirche

Ich gehöre in Gottes Plan

Jahreslosung 2023  Du bist ein Gott, der mich sieht.
Genesis 16,13

Ach, warum musste sie es mal wieder so auf die Spitze treiben? Nun sitzt Hagar verzweifelt in der Wüste. Die temperamentvolle Magd aus Ägypten ist jung, hübsch und schwanger. Und das hat sie ihrer betagten Herrin Sarah, die keine Kinder bekommen kann, wohl zu übermütig gezeigt. Mal über den gewölbten Bauch streicheln, mal signalisieren: „Nein, ich kann jetzt nicht helfen, ich trage ein Kind unter dem Herzen – von deinem Mann.“ Doch Sarah sitzt am längeren Hebel und hat Hagar mit dem Einverständnis von Abraham zur Minna gemacht. Da ist sie auf und davon gelaufen, zutiefst gekränkt: „Ich bin doch nicht für euch fromme Leutchen die Gebärmutter!“ Und jetzt?

Ein Engel Gottes spricht sie an: „Hagar, alles wird wieder gut. Entschuldige dich bei Sarah. Dein Sohn, den du austrägst, wird eine wichtige Rolle spielen.“ Und Hagar erkennt: Gott sieht mich!

Auch ich gehöre in Gottes Plan – nicht nur Sarah und Abraham. So sagt es die Bibel, Gottes Wort: Jeder Mensch wird von Gott freundlich angesehen und wertgeschätzt. Jede und jeder ist Gottes geliebtes Kind, seine Tochter, sein Sohn. Mich lässt das aufatmen, durchatmen und immer wieder neu anfangen. Ach ja, wie oft schon habe ich mich verrannt, weil ich dachte: Keiner nimmt mich richtig wahr! Und doch – Gott sieht mich! In seiner liebevollen Gegenwart komme ich zur Ruhe. Ich tanke neue Kraft und Türen öffnen sich – Dank Gottes Hilfe!

Reinhard Ellsel

Angedacht im Dezember

Liebe Leserinnen und Leser,

das gibt es so doch gar nicht! Ich muss den Monatsspruch mehrmals hintereinander lesen, mir die Augen reiben. Das sind unglaubliche Bilder, die der Prophet Jesaja hier beschreibt.

Monatsspruch Dezember:
„Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein, Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.“

Jesaja 11,6


Jesaja rüttelt mich wach, hält mir vor Augen, wie es sein wird, wenn der himmlische Friedensbringer zu uns Menschen kommt. Damals wie heute sieht es hier auf Erden aber anders aus: Da regiert neben dem Gutem auch das Schlechte, da hat es der Friede schwer, egal ob er auf der kleinen oder auf der großen Bühne gespielt wird. In den Medien jagt eine Katastrophenmeldung die andere. Die Wirtschaft stagniert, die Energiekrise verunsichert uns. Lösungsversuche werden kritisiert anstatt gelobt. Da gönnt der eine dem andern nicht mehr die Butter auf dem Brot. Und auf der großen Bühne können wir seit fast einem Jahr den Krieg in der Ukraine verfolgen, kein Ende in Sicht. Dörfer sind platt gemacht, Menschen getötet, verschleppt oder auf der Flucht. Elend und Krieg sind das Schicksal der Menschheit, sagt der Pessimist.

Doch der Advent erzählt uns eine Geschichte der Hoffnung, der Verwandlung. Jesaja ruft mit lauter Stimme: Kommt heraus aus euren Häusern, der Friede kommt! Die Zeit der Angst, die Zeit des sinnlosen Tötens ist vorbei! Die Gewalt der Mächtigen hat ein Ende, weil Gott selbst nun die Herrschaft übernommen hat! Gott wird Mensch. In einem kleinen Jungen zeigt er sich und lenkt die Geschicke der Welt mit ganz besonderen Mitteln.

Im Adventslied „Macht hoch die Tür“ besingen wir diese besonderen Mittel: „Sanftmütigkeit ist sein Gefährt, sein Königskron‘ ist Heiligkeit, sein Zepter ist Barmherzigkeit, all‘ unsre Not zum End er bringt!“ Wenn uns diese Hoffnungsworte erreichen, machen sie uns zu Friedensboten auf der Erde. Lassen Sie sich mit mir auf diese Verwandlung ein. Jesaja hat es prophezeit: Unglaubliches wird eintreten. Böse Worte werden mit guten Worten erwidert. Diejenigen, die sich gegen Gewalt einsetzen, werden gestärkt. Denjenigen, die von Not und Armut bedroht sind, wird geholfen. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!

Ihre Pfarrerin der Stephanuskirche
Gabriele Edelmann-Richter

Kann man Stille kaufen?

Aber natürlich. Vor etwa zehn Jahren brachte eine englische Kirchengemeinde aus East Sussex eine CD heraus. Darauf zu hören ist nahezu nichts. Die CD trägt den passenden Titel „The Sound of Silence“. Da ist wirklich drin, was draufsteht. Die Verantwortlichen der Kirchengemeinde haben dafür eine halbe Stunde lang den Klang ihres Kirchenraumes aufgenommen. Nur ab und an ist Straßenverkehr zu hören oder Menschen ganz in der Ferne, ansonsten ist es wirklich still.

„Segne mein Schweigen, mein Zuhören,
mein aufmerksames Stillwerden vor dir.“

unbekannt

Ganz neu war die Idee nicht. Hat doch schon der avantgardistische Komponist John Cage Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts ein Musikstück, mit dem Titel „4‘33‘‘ geschrieben, das keinen einzigen Ton ertönen lässt. Trotzdem eine ziemlich originelle Idee, um an Geld für die Kirchenrenovierung zu kommen. Wissen Sie noch, wann Sie das letzte Mal eine halbe Stunde in Stille verbracht haben? Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit, wo wieder Termine dicht an dicht anstehen, soviel erledigt sein will. Wie jedes Jahr von der „staden Zeit“ keine Spur.

Unsere Kirchen sind für Sie geöffnet

Kommen Sie, schenken Sie sich den Moment. Ziehen Sie sich warm an und nehmen Sie Platz. Hören Sie auf das Knarzen der Holzbalken, das Gurren der Tauben auf dem Vordach. Lauschen Sie dem Klang der Stille. Denn nur wenn es um uns herum still wird, können wir wahrnehmen, was uns im Innersten beschäftigt. Nur wenn es in uns still ist, können wir sein Rufen hören: „Ich bin bei dir“.

Peter Memmert

Die letzten Proben…

Am Sonntag ist es soweit und das Chorprojekt „Preis und Anbetung sei Dir“ wird in der Thomaskirche aufgeführt.

Ein einzigartiges Werk von Komponist Klaus Heizmann, welches dazu einlädt, über die Dinge nachzudenken, für die wir Gott dankbar sein können.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Der ThomasChor und StephanusChor unter der Leitung von Petra Braun freuen sich auf Ihren Besuch am 2. Advent!

Im Unterholz von Kirche und Gesellschaft

Zum 100. Geburtstag des Theologen Jörg Zink

Der evangelische Theologe Jörg Zink 2009 beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen.
Der evangelische Theologe Jörg Zink 2009 beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen.
Foto: epd bild/Stefan Arend


Jörg Zink gehört zu den einflussreichsten Theologen unserer Zeit. Er wurde vor 100 Jahren am 22.11.1922 auf dem Habertshof südlich von Fulda geboren. Getauft ist er eigentlich auf den Namen Georg. Seine Eltern sterben sehr früh und er wächst bei seiner neuen Mutter mit drei Brüdern in Ulm auf. Nach seinem Abitur wird er als Bordfunker bei den Jagdfliegern eingesetzt. Wie durch ein Wunder überlebt er einen Abschuss seines Flugzeugs über dem Atlantik. Von den mehreren hundert Männern seines Geschwaders kommen nur drei aus dem Zweiten Weltkrieg zurück. Jörg Zink: „Mir war am Ende wichtig, mich künftig für den Frieden einzusetzen.“
In Tübingen studiert er Philosophie und evangelische Theologie. Zink wird Pfarrer der Evangelischen Kirche von Württemberg, bewahrt sich dabei aber eine innere Unabhängigkeit: „Ich habe mich immer so verstanden, dass ich mir sozusagen als ‚freie Wildsau‘ im Unterholz der Kirche und der Gesellschaft meinen eigenen Weg suche. Mit meiner eigenen Witterung. Und dann jeweils das aufstöbere, was es da zu finden gibt. Das kann die organisierte Kirche nicht.“
Die verständliche Vermittlung des christlichen Glaubens bleibt sein Hauptanliegen. In vielen Bereichen ist er ein ­Pionier der evangelischen Publizistik. Mit Dokumentarfilmen und Diaserien über den Nahen Osten versucht er, seinen Zeitgenossen einen direkten Zugang zur Person Jesu von Nazareth zu erschließen.
Als Gründungsmitglied der Partei Die Grünen verbindet er christliche Mystik mit politischem Engagement. Mit seinen weißen Haaren prägt er bis 2011 den Sound und die Themen des Deutschen Evangelischen Kirchentages, den er als „das Beste“ bezeichnet, „was die Kirche den Menschen heute zu bieten hat.“
Jörg Zink stirbt am 9. September 2016 in Stuttgart im Alter von 93 Jahren.

Reinhard Ellsel