Die Adventszeit ist die Zeit des Wartens auf das Kommen unseres Heilands. Es ist einerseits eine dunkle Zeit, außen und auch immer wieder in uns.
Andererseits leuchten die Lichter nie heller in der Dunkelheit als in der Adventszeit. Überall sehen wir Lichterketten und Weihnachtsbäume – die Sehnsucht der Menschen nach dem Licht ist selten so sichtbar. Es ist eine Zeit des Wartens, dass wir dieses Licht erleben dürfen, spüren dürfen.
Mit dieser Sehnsucht nach Licht sind Sie eingeladen, in die offene Kirche zu kommen und das Advents- und Weihnachtsbild zu betrachten und zu bedenken. Kommen Sie, einfach so, mitten aus dem Alltag, nehmen Sie wahr, was in Ihrem Leben gerade ist und begegnen Sie Jesus, der als Kind in der Krippe zu finden ist. Und nehmen Sie etwas von der Begegnung mit nach Hause.
Ein Begleitblatt leitet Sie an, Sie können auch einen Text und ein Video zum Bodenbild anhören/ansehen (bringen Sie Ihr Smartphone mit), gleich vor Ort oder auch daheim.
Ab dem 15.12.2021 ist das Bild in der Thomaskirche vor den Stufen zum Altar aufgebaut und für Sie bereit.
Von Pfarrerin Gabriele Edelmann-Richter am 12.12.2021 (3. Advent) in der Stephanuskirche in Gebersdorf
Liebe Gemeinde,
heute am 12. Dezember befinden wir uns gerade mitten in der Adventszeit. In den letzten Wochen habe ich vielen Gemeindemitgliedern eine stille Zeit, eine besinnliche Zeit gewünscht. Wahrscheinlich können Sie dasselbe berichten. Denn in uns allen steckt die tiefe Sehnsucht, das Geheimnis von Weihnachten ganz langsam und behutsam zu lüften, nur so können wir am meisten davon haben. Sonntag für Sonntag zünden wir eine Kerze mehr am Adventskranz an, um der Hektik des Alltags bewusst entgegenzusteuern. Doch die Realität, den Alltag mit dem Mysterium, dem Geheimnis von Weihnachten in Einklang zu bringen, verlangt von uns viel Geduld und Kraft.
Vergangene Woche hatten wir in der Sitzung des Kirchenvorstands den neuen Haushaltsplan zu verabschieden. Da ging es in erster Linie um den sachgemäßen und verantwortlichen Umgang mit unseren Finanzen. „Gemeinde an sich“ ist wahrhaftig kein Selbstläufer mehr. Die verantwortliche Verwaltung unseres Kindergartens, unseres Gemeindehauses und natürlich unserer Stephanuskirche, mitsamt den hauptamtlichen, nebenamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen fordert uns jedes Jahr aufs neue heraus. Nach der Vorstellung des Haushaltsplanes durch unseren Kirchenpfleger konnten wir schon den Eindruck gewinnen, dass wir ein mittelständisches Unternehmen sind. Auch wir hier in der Kirchengemeinde sind Ökonominnen und Ökonomen!
Die Bedeutung des guten Haushaltens griff schon Paulus in seinem Brief an die Korinther auf.
So lautet unser heutiger Predigttext zum 3. Advent:
Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter (Ökonomen) über Gottes Geheimnisse. Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden.
1. Korinther 4,1-2
Die Worte des Paulus weisen uns darauf hin, dass die Adventszeit eine Zeit ist, in der wir auch als Christen Bilanz ziehen. Nur, dass Paulus da nicht den finanziellen Haushalt meint, sondern den Umgang und das Haushalten mit den göttlichen Geheimnissen. Nach Paulus sollen die Ökonomen der Gemeinde treu sein, zuverlässig im Handeln, aber auch in dem, was sie erreichen.
„Zielführend“ und „zielorientiert“ wären da die passenden Worte aus unserer modernen Zeit. Der Unterschied zu einem Wirtschaftsunternehmen ist, dass wir in der Gemeinde, neben der ordnungsgemäßen Buchführung, die Geheimnisse Gottes gut verwalten. Wir haben den Auftrag, diese Geheimnisse allen verständlich zu machen und öffentlich davon zu sprechen. Das ganze Leben eines Menschen mit allen seinen Wegen und Umwegen sollen wir mit Gott in Verbindung bringen. Allem Gelingen, aber auch allem Scheitern sollen wir einen Sinn entlocken. Wege zu erfrischenden Quellen aufzeigen und auf Überlebensstrategien hinweisen.
Nach Paulus muss die Adventszeit also so verstanden werden, Bilanz zu ziehen, wo wir momentan stehen, nachzuprüfen, ob wir wirklich bereit sind für das Kommen Gottes auf die Erde.
Dass diese Messlatte für uns Christen sehr hoch hängt, das wusste Paulus auch und so schreibt er weiter an seine Gemeinde:
Mir aber ist’s ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Gericht; auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt;der Herr ist’s aber, der mich richtet.
1. Korinther 4,3-4
Das kennen wir alle: unsere Mitmenschen neigen dazu, sich vor allem über die anderen das Maul zu zerreißen. Und je mehr man im Fokus der Öffentlichkeit steht, desto mehr läuft man Gefahr, regelmäßig mit Kritik überhäuft zu werden. Das gilt nicht nur für die Politiker und die Ökonomen in unserer Gesellschaft, das gilt auch für die Verantwortlichen in unseren Kirchengemeinden. Aus eigenen Befindlichkeiten heraus und das Ganze wahrhaftig nicht wirklich im Blick habend, vielleicht auch, weil man mit dem eigenen Leben nicht zufrieden ist, wird da über andere gemauschelt, gelästert und nicht selten gemobbt.
Paulus hält da mit einem gesunden Selbstvertrauen und mit einem tiefen Gottvertrauen dagegen. Er lässt sich von keinem menschlichen Urteil den Weg vermiesen, sondern er nimmt allein Gottes Urteil ernst!
Danke Paulus! – Das ist wirklich eine befreiende Botschaft in der Adventszeit!
Er schickt sogar noch einen Appell hinterher. Einen Aufruf, der sich an die Geduld seiner Hörerinnen und Hörer wendet:
Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist und das Streben der Herzen offenbar machen wird. Dann wird auch einem jeden von Gott Lob zuteilwerden.
1. Korinther 4,5
Die Adventszeit ist also auch eine Zeit der Umkehr von alltäglichen Verhaltensmustern, eine Zeit des Innehaltens, des Überdenkens: Wie oft habe ich im vergangenen Jahr schon mal allzu schnell ein hartes Urteil über einen Mitmenschen gefällt, ohne wirklich was über sein/ihr Leben zu wissen?
Manche von uns hadern in dieser dunklen Jahreszeit auch mit sich selbst und ihrem Schicksal. In solche Situationen hinein spricht uns Paulus Trost zu:
Am Ende rückt uns kein geringerer als Gott ins Licht!
Unsere Geduld mit anderen und auch mit uns selbst wird belohnt werden mit dem Glanz von Weihnachten.
Wir werden belohnt mit dem Kommen Gottes auf die Erde!
Das himmlische Licht umgibt uns und zeigt uns den Weg durch die größte Finsternis!
Das ist es, was wir in der Adventszeit erwarten: den Heiland, der uns heil macht, den Retter, der uns rettet und den Friedefürsten, der uns mutig macht, in unserem Leben immer wieder neu anzufangen, aufzubrechen und zuversichtlich nach vorne zu gehen.
Genau das ist das Geheimnis des Glaubens, welches wir gut verwalten sollen!
Die Wochen vor Weihnachten möchten uns Zeit und Raum geben, aus dem Alltagstrott herauszutreten, das Geheimnis des Glaubens ganz langsam zu enthüllen.
Alle unsere Sinne werden in diesen Wochen durch unser Handeln angesprochen: Unsere Augen freuen sich über den Lichterglanz, unsere Nasen nehmen den Plätzchenduft auf, unsere Hände rascheln beim Basteln mit dem Stroh oder mit dem Glanzpapier, unsere Ohren lieben die Musik und die Lieder, die uns Beständigkeit und Geborgenheit vermitteln, unsere Spenden öffnen unsere Herzen für andere in Not.
Die Adventszeit ist eine gute Zeit, eineZeit des Haushaltens. Da können wir schon mal üben, wie es ist, wenn es Gott gut mit uns meint, wenn er uns im Stall an der Krippe willkommen heißt und den Lohn des Wartens gibt.
Der Friede des Herrn, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus!
Von Pfarrerin Dr. Judith Lena Böttcher am 05.12.2021 in der Stephanuskirche in Gebersdorf
Liebe Gemeinde,
wieder ist es ein Advent, in dem viele Erwartungen enttäuscht werden. Wieder ist es ein Advent, in dem Veranstaltungen abgesagt werden. In dem wir nicht auf dem Weihnachtsmarkt unbeschwert Glühwein trinken können. Wieder keine betrieblichen Weihnachtsfeiern. Keine dichtgedrängten Kaufhäuser mit süßlicher Weihnachtsmusik, die irgendwie doch an Kindheit erinnert.
Stattdessen werden wir wieder einmal enttäuscht. Und wir leben in Sorge: Wohin soll es gehen? Wie kommen wir raus aus der schier Endlosschleife Pandemie? Wie lange müssen wir das uns, unseren Kindern, unseren Eltern noch zumuten? Wie lange noch währt die Dunkelheit?
„Er kommt, aber anders“ – so las ich auf der Titelseite der Nürnberger Nachrichten Mitte November. Neugierig ging ich näher an den Zeitungsstand. Ich entdeckte, dass es um das Thema Christkindlesmarkt ging. „Er kommt, aber anders“ – diese Zeile ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Wie passend für diesen Advent und wie passend eigentlich für jeden Advent!
Ist es nicht eigentlich so, dass Enttäuschung in jedem Advent mitschwingt? Weil es doch nicht so besinnlich und feierlich zugeht, wie wir uns das eigentlich wünschen würden. Weil sich doch wieder Hektik und Stress breitmacht. Enttäuschte Erwartungen gehören wohl eigentlich zu jedem Advent dazu, vielleicht, weil vorher die Hoffnung so groß war, es möge diesmal anders sein.
„Er kommt, aber anders“ – so singt es auch Maria in ihrem berühmten Lied, nachdem ihr von dem Engel verkündet worden war, dass sie schwanger ist und ein Kind gebären wird, das die Welt entscheidend verändern wird. Es wird alles anders werden – das wird ihr blitzartig klar. Gott hat sich offenbart als der, der Veränderung will. Der die Ordnung dieser Welt auf den Kopf stellt und die Spielregeln des Lebens noch einmal ganz neu auslegt. „Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.“ Ein solcher Gott kommt in die Welt. Er verzichtet selbst auf alle Macht, Herrlichkeit und Herrschaftsinsignien. Er wird als Baby geboren und lässt sich umsorgen und nähren von einer jungen Mutter.
„Er kommt, aber anders“ – das soll uns auch in diesem Jahr Hoffnung schenken. In unserem Predigttext aus dem Alten Testament wird diese Hoffnung nach Nahbarkeit und Menschlichkeit als Klagelied ausgedrückt.
Predigttext
So schau nun vom Himmel und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist nun dein Eifer und deine Macht? Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich. Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht. Du, Herr, bist unser Vater; »Unser Erlöser«, das ist von alters her dein Name. Warum lässt du uns, Herr, abirren von deinen Wegen und unser Herz verstocken, dass wir dich nicht fürchten? Kehr zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbe sind! Kurze Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben, unsre Widersacher haben dein Heiligtum zertreten. Wir sind geworden wie solche, über die du niemals herrschtest, wie Leute, über die dein Name nie genannt wurde. Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen, wie Feuer Reisig entzündet und wie Feuer Wasser sieden macht, dass dein Name kundwürde unter deinen Feinden und die Völker vor dir zittern müssten, wenn du Furchtbares tust, das wir nicht erwarten, und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen! Von alters her hat man es nicht vernommen, kein Ohr hat gehört, kein Auge hat gesehen einen Gott außer dir, der so wohltut denen, die auf ihn harren.
Jesaja 63,15- 64,3
Hier spricht die Sehnsucht, dass Gott machtvoll in unser Leben eingreift. Dahinter steht das Bild eines strengen Vaters, der über allem steht und mit Donnerwort für Recht und Ordnung sorgen kann: „Schau doch vom Himmel herab, wo du in Heiligkeit und Pracht wohnst! Wo sind deine brennende Liebe und deine Macht?“ Und: „Reiß doch den Himmel auf und komm herab, so dass die Berge vor dir beben!“ Zu wenig spürten die Menschen damals von Gott und seinen Taten. Sie wollten sichtbare, machtvolle Zeichen, dass Gott mit ihnen ist und ihnen zur Seite steht.
Was war damals los, im 6. Jahrhundert vor Christus?
Nach vielen Jahren hatte die Besatzungsmacht Israel verlassen. Familien kehrten aus babylonischer Gefangenschaft heim. Doch was fanden sie vor? Viele Häuser waren zerstört. Felder, Jahrzehnte lang nicht gepflegt, brachten nur geringe Erträge. Gerade so viel wurde geerntet, dass man nicht hungern musste. Was besonders schmerzte: Ihren Tempel in Jerusalem hatten die gegnerischen Soldaten entweiht. Ihr Heiligtum war geschändet. Wo sie sich Gott so nahe fühlten, was ihnen über alles heilig war, – ihre Gegner zogen es in den Schmutz und verhöhnen es. So unter die Räder geraten, so durch und durch geschüttelt, täglich um das Allernotwendigste kämpfen müssen – wenn zudem noch verspottet wird, woran das Herz hängt, dann stellen sich bohrende Fragen. Was habe ich selber falsch gemacht? Haben etwa andere daran Schuld? Hat es gar mit Gott selbst zu tun? Wie kann Gott das ganze Elend zulassen? Geht ihm das nicht nahe? Müsste er nicht eingreifen?
Ich finde diese Erwartung verständlich. Wie sehr sehne ich mich, und ich denke wir alle, immer wieder nach einem machtvollen Zeichen, dass Gott im Regiment sitzt und alles herrlich regiert. Dass endlich einer für Recht und Gerechtigkeit sorgt. Besingen wir nicht auch an Weihnachten den Gott-Held, den Wunder-Rat, den Friede-Fürst? Und steckt nicht dahinter genau diese Sehnsucht: Dass endlich einer kraftvoll Ordnung schafft?
Bei Jesaja wird diese Erwartung in ein Wort gebündelt: „‘Unser Befreier‘ – das ist von jeher dein Name.“ Beim Wort Befreier wird die Geschichte mit Gott lebendig. Als Israel in Ägypten versklavt war, war es in höchster Bedrängnis. Doch Gott hat es befreit. Daran erinnert Jesaja. Was damals geschehen ist, kann doch wieder geschehen. Gott gibt die Seinen nicht auf.
„Er kommt, aber anders“: Die Geschichte von Maria, Jesu Mutter, lehrt uns, dass wir unsere eigenen Erwartungen immer wieder in Frage stellen sollten. Er kommt, aber bis es geschah, vergingen noch fünf Jahrhunderte. Als er dann kommt, verzichtet er auf seine unwiderstehliche Macht. Die Berge wanken nicht, und die Völker zittern nicht. Unauffällig kommt er. Er kommt im zarten Gewand eines Kindes, der erst einmal selbst völlig auf Fürsorge und liebevolle Pflege angewiesen ist. Mit dem Kind Jesus beginnt die Befreiung, die Erlösung. In ihm nimmt Gott Wohnung. Er ist nun das neue Heiligtum. Ein kostbarer Tempel, nicht aus toten Steinen erbaut. Er kommt, und mischt sich unter die Ausgegrenzten und Erniedrigten, die Kranken und Verachteten. „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?“, fragen seine Jünger einmal. Und Jesus antwortete: „Geht hin und sagt (…), was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt; und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.“ (Matthäus 11,3-5)
Auch in dieser Adventszeit 2021 müssen liebgewonnene Rituale und vertraute Traditionen wegen der Pandemie zumindest zum Teil wieder ausfallen. Vielleicht sollten wir uns nicht ärgern, sondern die Zeit nutzen, Neues zu erwarten. „Er kommt, aber anders“. Ein Literat und Blogger schreibt:
„Jedes Jahr befällt mich in der Adventszeit aufs Neue ein unbestimmtes Gefühl der Erwartung“. Diese Erwartung „blüht (…) jedes Jahr so zuverlässig in mir auf wie im März die Krokusse. (…) Es ist nicht unbedingt ein Gefühl, als würde nun alles besser werden und als würden sich meine Probleme auf wundersame Weise in Luft auflösen – aber doch die stille Hoffnung, zumindest alles in einem anderen Licht [zu] sehen.“
Erwartung – das ist laut Duden eine vorausschauende Vermutung, eine Annahme oder Hoffnung. Advent ist das Ineinander von Erwartungen, die zuverlässig aufblühen wie Krokusse im März: die Erwartung, dass ich selbst berührt, verändert werde. Und die Erwartung, dass die Welt eine andere wird. Alle Jahre kehrt die Erwartung wieder – und einmal wird sie für immer erfüllt sein. Denn in der Erwartung liegt bereits die Aussicht auf Vollendung. Darum sagt den verzagten Herzen – und hört es selbst: Fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott!
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
An den vier Adventssonntagen sind Altar und Kanzel violett geschmückt. Denn Violett – so lernen es bereits unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden – ist die Farbe der Vorbereitung und der Besinnung, der Buße und der Umkehr.
Keine Frage: Im Horizont der Ewigkeit, wenn man sein Leben vor dem heiligen Gott bedenkt, dann kann man nicht bleiben, wie man ist! Dann muss man umkehren von verkehrten Wegen. Dann muss man zurückkehren von Irrwegen, in die man sich verrannt hat. Dann muss man rechtzeitig kehrt machen, bevor die Straße in die Sackgasse führt.
Noch ist Zeit dazu – besonders im Advent, in der Zeit vor dem großen Fest. Deshalb ruft der Umkehrprediger Johannes der Täufer: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ (Matthäus 3,2) – Zeit umzukehren in dem, was wir tun und lassen, in dem, wie wir reden und schweigen, und nicht zuletzt in dem, wie wir denken und urteilen.
Als Jesus, der Mann aus Nazareth, zum ersten Mal an die Öffentlichkeit tritt, nimmt er diesen Ruf des Täufers auf: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ (Matthäus 4,17). Dieselben Worte, jedoch noch einmal in einer ganz neuen Füllung und Bedeutung: Bei ihm ist es zuerst der Himmel selbst, der „umkehrt“. Nicht wir müssen „in den Himmel kommen“, sondern der Himmel kommt zu uns! Gott selbst macht sich auf den Weg zu uns. Er kommt uns nahe – so nah, dass es nicht mehr näher geht.
Und das ist dabei die große Überraschung: Der Himmel ist nicht nur die bedrohliche Heiligkeit Gottes, sondern auch seine menschenfreundliche, sich verschenkende Liebe. Ganz harmlos und fast zu übersehen kommt der Himmel daher, vor allem so verletzlich und angreifbar: In Person eines Kindes! Und nachher in der Gestalt eines einfachen Wanderpredigers, der hilft und heilt, sich aber selbst nicht helfen kann, als man ihm den Prozess macht. „Kehrt um!“ lautet seine Botschaft an uns, nach wie vor. Ändert euer Denken und eure Gesinnung! Stellt euch darauf ein, dass der Himmel zu euch kommt. Nicht ihr müsst die Welt heller machen, um einen Platz zu bekommen in der herrlichen neuen Welt Gottes, sondern das Licht kommt zu euch. „Kehrt um!“ Das heißt: Lasst euch beschenken! Stellt euch darauf ein! Gebt dem Licht Raum! Und Zeit, dass es unter euch leuchten kann!
Eine gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen Ihr Pfarrer der Thomaskirche, Matthias Jung
Der Evangelische Adventskalender 2021 nimmt Weihnachtsfilme unter die Lupe
Alle Jahre wieder zu Beginn der Winterzeit ist es so weit: Fernsehsender und Streamingdienste überbieten sich gegenseitig mit filmischen Süßigkeiten: Romantik- und Schnulzenklassiker, Animations- und Märchenstreifen, Tannenbaum- und Strickpulligeschichten auf allen Kanälen − kurz: Die Saison für Weihnachtsfilme hat begonnen.
Aber wie viel Weihnachten steckt eigentlich in all den heiß geliebten Filmhighlights zum Jahresende − von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und „Schöne Bescherung“ über „Tatsächlich … Liebe“ und „Der kleine Lord“ bis hin zu „Stirb langsam“ und „Weihnachten bei Hoppenstedts“?
Das Portal evangelisch.de möchte das herausfinden und hat sich dafür Hilfe von einem echten Experten geholt: „Inspektor Gabriel“, seines Zeichens investigativer Playmobilengel, wird jeden Tag im Advent die Kurzzusammenfassung eines Weihnachtsfilmklassikers präsentieren: die „X-Mas Files“. Dabei handelt es sich um kurze, liebe- und humorvolle Verplaymobilisierungen der Filme, die mithilfe des erfolgreichen Youtube-Ensembles von SOMMERS WELTLITERATUR TO GO erstellt werden. Der Youtuber Michael Sommer hatte zuletzt in einem außergewöhnlichen Projekt sämtliche Bücher der Bibel mithilfe von Playmobil für evangelisch.de zusammengefasst.
Obwohl Inspektor Gabriel die Fakten präsentieren und, nach eigener Aussage, „mit der Erfahrung von über 2.000 Weihnachten die Weihnachtsessenz aus den Filmklassikern herauspressen wird“, so bleibt es doch den Menschen überlassen, die beim Evangelischen Adventskalender 2021 mitmachen, das Ganze zu bewerten. Sie nämlich sind eingeladen, jeden Tag mittels X-Mas-O-Meter abzustimmen, welchen X-Mas-Faktor der jeweilige Weihnachtsfilm wirklich hat, und so am Ende für ein Ranking der weihnachtlichsten Weihnachtsfilme zu sorgen. Denn wer könnte das schließlich besser beurteilen als diejenigen, die diese Filme immer wieder schauen und lieben?
Der Evangelische Adventskalender 2021 ist ab 1.12. unter adventskalender.evangelisch.de zu finden. Unter der gleichen Adresse kann das Angebot auch im Vorfeld bereits kostenlos abonniert werden, so dass es täglich in den E-Mail-Posteingang kommt.
evangelisch.de gehört zum Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) gGmbH mit Sitz in Frankfurt am Main. Das GEP ist das zentrale Medienunternehmen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ihrer Gliedkirchen, Werke und Einrichtungen. Neben den Digitalangeboten trägt es die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) sowie die Redaktion des evangelischen Magazins chrismon und organisiert die Rundfunkarbeit der EKD.
Von Pfarrerin Gabriele Edelmann-Richter am 28.11.2021 in der Stephanuskirche in Gebersdorf – Aktionstag für Brot für die Welt
Liebe Gemeinde,
von Jeremias Traum haben wir vorhin schon erfahren. In seinem Buch im 23. Kapitel schreibt der Prophet noch die Worte, die Grundlage für die heutige Predigt zum ersten Advent sind:
Seht, die Zeit wird kommen, spricht der Herr, dass ich dem Volk Davids einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn anreden wird: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit!
Jeremia 23, 5-6
„Seht, die Zeit wird kommen …“, so beginnt der Text. Auch das ist ein Traum – eine Wunschvorstellung, etwas, das herbeigesehnt wird. Jeremia spricht diese Worte in eine politische Situation hinein, in eine Zeit, in der das Land unterzugehen droht. Die Zerstörung Jerusalems durch den babylonischen Herrscher Nebukadnezar im Jahr 586 vor Christus liefert den historischen Hintergrund für Jeremias Worte. Seine Heimat löste sich gerade auf, viele Menschen gingen ins Exil. – Eine Katastrophe für das damalige Volk Israel!
Die Bilder von Vertreibung und Flucht nach dem Krieg haben auch viele Menschen aus Gebersdorf noch gut vor Augen. Und Bilder von Vertreibung und Flucht flimmern nahezu täglich auf unseren Fernsehern in unsere Wohnzimmer. Leider kennen wir alle auch die Gefühle der Unsicherheit in dieser unruhigen und von der Pandemie begleiteten Zeit nur allzu gut. Genau in so eine Situation hinein erscheint nun die hoffnungsvolle Botschaft:
„Gott lässt einen gerechten Spross wachsen, der umsichtig herrscht und Recht und Gerechtigkeit im Land umsetzt!“
Die Träumenden in unserem Anspiel: Josef, die Schülerin von heute und das Kind aus Bangladesch sehnen sich nach Recht und Gerechtigkeit. Wie soll ich dich Gerechten empfangen? So haben wir alle vorhin gesungen, so fragten sich unsere Träumenden. Angesichts der schwierigen familiären Lage, die sich bei Josef darstellte, oder der klimatischen Bedrohung, die die Schülerin beschrieb oder der existentiellen Sorgen, die das Kind aus Bangladesch bewegte, ist es wirklich eine große Herausforderung, auf einen Retter, einen gerechten Friedefürsten zu hoffen.
Im Gegensatz zu damals, als das Unglück von einem Menschen, einem Herrscher ausging, sind wir in unserer modernen Zeit, zumindest was die Klimaveränderungen angeht, als ganze Gesellschaft mitverantwortlich. Obwohl keiner von uns bewusst an der Schraube der Erderwärmung dreht, kann doch ein jeder für sich seinen eigenen ökologischen Fußabdruck beleuchten. Auch in unserem Land machen sich die Klimaveränderungen schon bemerkbar: Heftigere Regenfälle und Stürme auf der einen Seite und Hitze- und Trockenperioden auf der anderen Seite. Doch noch können wir hier in Deutschland gut leben und dank der Versicherungen auch nach Katastrophen überleben.
Anders ist es in Bangladesch, dem Land östlich von Indien. Große Teile des Landes liegen auf der Höhe des Meeresspiegels. Als es dort in den vergangenen Jahren vermehrt zu Wirbelstürmen und Überschwemmungen ungeheuren Ausmaßes kam, spitzte sich die Lage vor allem für die vielen Kleinbauern desaströs zu. Deshalb wurde auch die Aktion „Brot für die Welt“ auf Bangladesch aufmerksam. Mit einem Teil der Spenden, die ab diesem Sonntag bis zum Ende des Jahres auf dem Spendenkonto eingehen, werden vor allem die Kleinbauern in den Küstenregionen unterstützt. Fachleute geben ihnen spezielles Saatgut, welches auch unter Salzwasserbedingungen eingesetzt werden kann. Von den Hilfsorganisationen werden auch Dämme und Schutzräume für die Familien gebaut, damit sie in ihren Regionen wohnen bleiben können. Da die meisten Familien von der Landwirtschaft leben, sind sie nach Naturkatastrophen auf das geringe Einkommen der Väter angewiesen, die sich als Tagelöhner verdingen müssen.
„Eine Welt. Ein Klima. Eine Zukunft.“
So lautet in diesem Jahr das Motto der 63. Aktion Brot für die Welt. Dieses Motto kann nur mit einer gehörigen Portion Hoffnung verfolgt werden. Aufzugeben kommt da auf keinen Fall in Frage! Jeremia hat damals die Hoffnung auf den Friedefürsten gesetzt, der sein Volk aus der Katastrophe retten sollte. Uns ist aus der Geschichte bekannt, dass schließlich nach 50 Jahren babylonischem Exil der persische König Kyros Jeremias Volk wieder in die Heimat zurückgehen ließ. Bis dann der von Jeremia angekündigte Friedefürst zur Welt kam, dauerte es allerdings noch 500 Jahre.
Doch das judäische Volk blieb auf dem Weg und ließ sich nicht beirren. Genauso wenig dürfen wir uns beirren lassen, wenn wir uns in den kommenden Wochen auf den Weg nach Weihnachten machen. Getragen von der Hoffnung, dass wir einen König erwarten, einen Wunder-Rat, einen Helden, dessen himmlisches Licht unseren Weg auf der Erde ausleuchtet, können auch wir unseren Kindern und Enkeln Mut machen! Wir geben ihnen Hoffnung für die Zukunft, wenn wir unser tägliches Tun und Handeln im Umgang mit der Natur genau beleuchten und nur so lange unsere eigenen Interessen verfolgen, als wir diese mit einem guten Gewissen verantworten können. Das kann unser Einkaufsverhalten betreffen, unser Reiseverhalten, unsere Mobilität im Alltag, unsere Achtsamkeit allen Lebewesen gegenüber.
Gottes Schöpfung gehört uns nicht, sie ist uns nur geliehen!
In der Zeit des 2. Weltkriegs predigte der Theologe Dietrich Bonhoeffer, dass Gott auf verantwortliche Taten wartet und darauf antwortet. Die feministische Theologin Dorothee Sölle lehrte in den 70-er und 80-er Jahren, dass Gott keine Hände hat, nurunsere Hände. Damit wollte sie ausdrücken, dass wir Menschen unsere Hände einsetzen sollen, um uns gegenseitig zum Wohl zudienen und Gott dabei zu loben.
Vor 2000 Jahren hat Gott seinen Sohn geschickt, damit alle Menschen seine Liebe erkennen. Von Palästina aus ging diese Botschaft in wenigen Jahrhunderten um den damals bekannten Erdkreis. Und heute glaubt etwa ein Drittel der Weltbevölkerung an die frohe Botschaft Jesu.
Diese frohe Botschaft gibt uns stets aufs Neue die Kraft, den Widrigkeiten unseres Lebens zu trotzen und mutig für ein verantwortungsvolles Leben auf diesem Planeten Erde einzustehen.
In diesem Jahr möchte der Bastelkreis der Stephanuskirche wieder selbst gebundene Advents- und Türkränze zu marktüblichen Preisen anbieten. Der Überschuss wird für einen guten Zweck gespendet. Wir bitten um Vorbestellung bis spätestens Montag, 22. November 2021 im Pfarramt (67 36 70) oder bei Erika Zahn. Wer seinen eigenen Rohling gebunden haben möchte, bitte mit Namen versehen, im Pfarramt abgeben.
Wir bitten die Gartenbesitzer den Herbstschnitt erst im November vorzunehmen und das Schnittgut am Freitag, den 19. November oder am Montag, den 22. November im Pfarramt abzugeben. Wir können alles Immergrüne verwenden, wie z. B. Kiefer, Tanne, Eibe, Thuja, Buchs, Efeu, Ilex, Salbei, Hagebutten und Zapfen aller Art.
Haben Sie Lust, beim Binden der Kränze mitzumachen? Weitere Infos erhalten Sie bei Erika Zahn unter der 25 58 567.