Herzliche Einladung zum Altjahresabend

Hand mit Wunderkerze und Einladungstext zum Gottesdienst am Altjahresabend in der Stephanuskirche.

Noch einmal innehalten vor dem Jahreswechsel. Zurückschauen auf das vergangene Jahr und Gottes Segen für das kommende Jahr erbitten.

Das wollen wir gemeinsam mit Pfarrerin Juliane Jung in der Stephanuskirche tun. Um 16 Uhr beginnt dieses Jahr der Gottesdienst.

Gottesdienst in der Thomaskirche

Uhrzeit unpassend? In der Thomaskirche findet der Gottesdienst erst um 17:15 Uhr statt. Auch dazu sind Sie ganz herzlich eingeladen!

Kirche Kunterbunt im Advent

Kirche Kunterbunt im Advent. Gruppenbild während der Feierzeit mit Weihnachtsstern im Vordergrund.

Wir wollen uns auf Weihnachten einstimmen: Wir warten auf Jesus. Gott will uns in ihm ganz nahekommen und uns seine Liebe zeigen. Er beschenkt uns damit. Wir können etwas von dieser Liebe und diesem Licht weiterschenken.

Videorückblick

Licht verschenken oder Wäscheklammer-Jesus: Wenn Ihr nicht dabei sein konntet gibt es hier einen kurzen Einblick. Wir hatten zusammen einen wundervollen 3. Advent und gemeinsam viel Spaß!

Neugierig geworden?

Weitere Informationen findet Ihr auf unserer Seite. Wir freuen uns, wenn Ihr das nächste mal auch/wieder dabei seid!

Euer Team der Kirche Kunterbunt

Morgen ist Erntedanksonntag!

Gottesdienst mit dem Kindergarten am Sonntag, den 2. Oktober um 10:15 Uhr in der Stephanuskirche

Bild auf den Erntedankaltar in der Stephanuskirche

Anders gesagt: Erntedank

Gott wickelt seinen Segen ein.
Als sei es ein Geschenk für jemanden, der ihm am Herzen liegt.
Sorgsam verpackt er seine Gaben.
Nicht in Papier, sondern in Farben und Duft.
So schmückt er die Schöpfung aus
mit seiner Fantasie.

Apfelblüten zum Beispiel. Zarte Farben an knorrigen Ästen.
Was vor kurzem noch kahl war,
erscheint in einem neuen, festlichen Gewand.
Und wie schön im Spätsommer die Früchte sind.
Von weitem schon leuchten die Äpfel einem entgegen.
Später schmiegt einer sich glatt und glänzend in meine Hand.

Tina Willms

Rückblick Kirche Kunterbunt

Begrüßung aller Besucher der Kirche Kunterbunt im Gemeindehaus der Stephanuskirche zum Thema "Wird alles anders?"

Wir haben uns riesig über viele kleine und große Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefreut, die unsere Kirche Kunterbunt besucht haben! Verschiedene Kreativstationen, die Geschichte vom blinden Bartimäus und mit Euch gemeinsam zu Essen – das war die Kirche Kunterbunt im September. Hier ein paar Einblicke:

Neugierig geworden?

Weitere Informationen findet Ihr auf unserer Seite. Wir freuen uns, wenn Ihr das nächste mal auch/wieder dabei seid!

Euer Team der Kirche Kunterbunt

Anderen helfen! Wem? Wie? Warum? Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter

Von Pfarrerin Gabriele Edelmann-Richter am 13. Sonntag nach Trinitatis 2022 in der Stephanuskirche in Gebersdorf zu Lukas 10,25-37

Liebe Gemeinde,

die Geschichte vom Barmherzigen Samariter, die wir vorhin als Evangeliumslesung gehört haben, ist wohl eine der bekanntesten biblischen Erzählungen.
Unzählige Male habe ich diese Geschichte meinen Schülern erzählt.
Die Jüngeren hatten jedes Mal großes Mitleid mit dem Verletzten. Beim Nachspielen der Geschichte wollten die meisten Kinder den Helfenden, den Samariter spielen. Sie fragten nicht, wer der am Boden Liegende war, welchen Beruf er hatte, ob er arm oder reich war.
Allein das Elend bedauerten die Kinder.

Bei den Konfirmanden sieht es schon anders aus. 
Nicht selten melden sich sofort Freiwillige, die die Räuber spielen möchten, obwohl die ja in der Erzählung nur als Ursache des Leids genannt werden und eigentlich keine Rolle mehr spielen. Die Opferrolle hingegen will keiner übernehmen.

In der Oberstufe ging es dann nicht mehr um Rollenspiele. Oft haben wir heiß darüber diskutiert, wie verlogen doch der Priester und auch der Levit waren, die aufgrund ihres Berufsstandes mit dem Opfer nichts zu tun haben wollten und den Schwerverletzten einfach liegen ließen.

Ursprünglich berichtet der Evangelist Lukas, dass der Erzählung Jesu die Frage eines Schriftgelehrten vorausging, der wissen wollte, was ein frommer Mensch tun solle, um das ewige Leben zu erlangen.
Natürlich wollte der Schriftgelehrten den Wanderprediger Jesus damit auf die Probe stellen. Er wollte sehen, ob sich Jesus mit den heiligen Schriften auskenne.
Jesus durchschaute die Fangfrage und drehte den Spieß um.
„Was steht in den Schriften?“  So stellte er geschickt die Gegenfrage und der Schriftgelehrte antwortete – wie aus der Pistole geschossen – mit dem Doppelgebot der Liebe aus den Büchern Levitikus und Deuteronomium:
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst!“
Darauf sagte Jesus: „Du hast recht geantwortet, tu das, so wirst du leben!“
Der Schriftgelehrte aber ließ nicht locker:
„Wer ist denn mein Nächster?“ wollte er wissen.
Da erzählte ihm Jesus die Geschichte vom Überfallenen.

Für den Zuhörer, den Schriftgelehrten vor 2000 Jahren, war das eine provokante Erzählung.
Denn ausgerechnet ein Samaritaner, ein verachteter, ja religiöser Außenseiter mit eigenen religiösen Bräuchen, Gebeten und Liedern erfüllte mit seinem Handeln jenes Gebot, das in der hebräischen Bibel eine ganz zentrale Stellung einnimmt!
Dieses Doppelgebot der Liebe besagt ja, dass die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Mitmenschen untrennbar zusammengehören!
In den Büchern Mose gibt es keine Einschränkung dazu, ob sich das gute Handeln und Tun nur am eigenen Volk, nur an den Verwandten, Freunden oder auch an Fremden ausrichten solle.

Genau das nimmt Jesus zum Anlass für seine Erzählung.
Und macht damit wieder einen erfolgreichen Schachzug.
Ganz einleuchtend macht Jesus seinen Zuhörern klar, dass der Mensch Anteil am echten Leben hat, wenn er im rechten Augenblick dem Menschen hilft, der seine Hilfe braucht, egal welcher Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Profession der Hilfsbedürftige ist.

Liebe Gemeinde,

vor 2000 Jahren lautete die Frage:
Was soll man als guter Mensch machen, um das ewige Leben zu erhalten.

Wie würden wir heute die Frage formulieren?
Vielleicht so: 
Was ist der Sinn meines Lebens?
Was soll ich aus meinem Leben machen?
Warum hat mich Gott ins Leben gerufen?
Bin ich berufen – und wenn ja wozu?

Es wäre sicher sehr spannend, wenn wir jetzt miteinander ins Gespräch kämen.
Denn jede/r von uns hat seine eigene Geschichte mit Gott.
In unserer Stephanusgemeinde gibt es etliche, die hier eine sinnvolle Aufgabe für sich entdeckt haben.
Mal mehr, mal weniger schenken sie von ihrer Zeit her.
Ich kenne aber auch viele, die sagen: „Mögen tu ich wohl, doch ich weiß nicht, wem und wie und ob ich das auch schaffe…“
Dabei denke ich, dass kaum einer von uns einem Verletzten oder akut Hilfsbedürftigen die spontane Hilfe verweigern würde.

Doch es gibt bei uns auch viele Angebote, sich für andere öfters einzusetzen.
Ich denke da an den Besuchsdienst für unsere Senioren, an die Integration unserer sozial benachteiligten Kinder im Kindergarten, in der Schule, an die Mithilfe bei gemeinsamen Festen, oder überhaupt in Nürnberg an die Obdachlosenhilfe, an die Hospizarbeit, an die Tafeln… 

Liebe Gemeinde,

Jesus legt mit seiner Erzählung alle Aufmerksamkeit auf den Mitmenschen, ohne jegliche Bedingung. 
Damit will er uns auch sagen, dass ein jeder von uns jeden Tag Liebe und Zuwendung empfangen kann, wenn er/sie dazu bereit ist, auch jeden Tag ein wenig vom eigenen Glück an den Nächsten weiterzugeben.

In den nächsten Monaten werden wir es vermehrt wahrnehmen und sehen, dass Menschen in Not geraten. Wer Gott begegnen will, der verschließe seine Augen nicht, ja, der suche die Nähe des bedürftigen Menschen. Denn Gott begegnet uns im bedürftigen Menschen.
Wer an seinem Nächsten vorbeigeht, der geht an Gott vorbei! 

Die Fragen des 2002 verstorbenen Schriftstellers Wilhelm Willms beschreiben diese Nähe zum und das eigene Angewiesensein auf den Nächsten auf eindrückliche Weise:
Willms schreibt:

wussten sie schon
dass die nähe eines menschen
gesund machen
krank machen
tot und lebendig machen kann

wussten sie schon
dass die nähe eines menschen 
gut machen böse machen
traurig und froh machen kann

wussten sie schon
dass das wegbleiben eines menschen
sterben lassen kann
dass das kommen eines menschen
wieder leben lässt

wussten sie schon
dass das zeithaben für einen menschen
mehr ist als geld

wussten sie schon
dass das anhören eines menschen
wunder wirkt
dass das wohlwollen
zinsen trägt
dass ein vorschuss an vertrauen
hundertfach zurückkommt (…)

wussten sie das alles schon

Liebe Gemeinde, 

mit diesem Wissen wünsche ich Ihnen einen guten Start in die neue Woche.
Viel Kraft für die anstehenden Aufgaben und Vertrauen in das Band der Liebe, das uns mit den Mitmenschen verbindet und das uns in schweren Zeiten trägt.  

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.  

Amen.

Gabriele Edelmann-Richter, Pfarrerin

Das Scherflein der Witwe

Predigt von Pfarrerin Gabriele Edelmann-Richter zum 8. Sonntag nach Trinitatis, 07.08.2022 in der Stephanuskirche in Gebersdorf zu Markus 12,41-44

Liebe Gemeinde,
nach jedem Gottesdienst leeren wir die Messingbüchsen oder die Körbchen und die Opferstöcke und freuen uns über die Einlagen, die wir je zur Hälfte an die von der Landeskirche angeordnete Stelle und unserer Gemeindearbeit zuführen.
Manchmal kommt es da auch vor, dass ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen kann.
Denn neben Münzen und Scheinen finden sich da auch Chips für Einkaufswägen, Knöpfe, ausländische Münzen, Heftklammern usw.
Tja, welche Gründe hinter so einer geschmacklosen Einlage stehen, darüber kann ich nur spekulieren. Schließlich macht jeder mit sich selbst aus, wieviel oder was er aus seinem Besitz für wohltätige und gemeinnützige Zwecke spendet.

Es wäre aus unserer heutigen Sicht aber auch unangemessen, die Gottesdienstbesucher beim Spenden zu beobachten.

In unserem heutigen Predigttext aus dem Markusevangelium geht es um eine am Jerusalemer Tempel beobachtete Szene, die uns gerade deshalb aufhorchen lässt:

Und Jesus setzte sich dem Opferkasten gegenüber und sah zu, wie das Volk Geld einlegte in den Opferkasten. Und viele Reiche legten viel ein. Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; das ist ein Heller. Und Jesus rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben. Denn sie haben alle von ihrem Überfluss eingelegt, diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte.“

Mk 12,41-44

Liebe Gemeinde,

wie verhält sich Jesus da am Tempel? Aus unserer Sicht ist es, wie bereits erwähnt, unangebracht, ja ein „No go“, die Leute dabei zu beobachten, wieviel sie in den Opferstock oder in die Körbchen/Büchsen einwerfen.

Doch Jesus geht es nicht um die eigentliche Höhe der Spende.
Jesus hat eine andere Absicht. Sein Blick geht tiefer.
Auch wenn wir vielleicht eine Diskussion darüber angefangen hätten, was denn nun gerade diese zwei kleinen Münzen gebracht haben und ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, dass die Witwe ein Brot für sich gekauft hätte.
Jesus zeigt hier, trotz der merkwürdigen äußeren Umstände, wieder einmal sehr deutlich, dass er einen anderen Blick, dass er andere Maßstäbe hat als wir. Er sieht in das Herz der Witwe.
Was die Witwe in den Gotteskasten gegeben hat, war herzlich wenig – gewiss, aber es ist von Herzen gekommen. Mit großer Selbstverständlichkeit ließ die Witwe ihre Münzen in den Gotteskasten fallen. Mehr hatte sie offensichtlich nicht, aber sie hätte immer noch die beiden Scherflein teilen und eines für sich zurückbehalten können. Sie teilte nicht auf in die Kategorien „Behalten“ und „Geben“.
Sie fasste keinen Gedanken, was sie vielleicht noch brauchen würde. Nein, sie hat alles gegeben und machte von sich und ihrem Tun kein großes Aufheben. 

Jesus zeigt an dem Beispiel der Witwe auf, dass es vor Gottes Auge nicht darauf ankommt, eine große Leistung zu vollbringen und daraus gar einen Anspruch im Ansehen vor Gott abzuleiten. Die Witwe verlässt sich ohne große Worte auf Gott und vertraut darauf, dass er ihr auch weiterhin Möglichkeiten zum Leben lässt.

Diese kleine Erzählung gehört zur Abfolge von entscheidenden Gedanken und Äußerungen, die Jesus nach seinem Einzug in Jerusalem seinen Anhängern noch mit auf den Weg geben möchte, ehe er dann den Weg ans Kreuz geht.
In den Versen, die unserer kleinen Erzählung vorausgehen, spricht er von seiner Vollmacht, vom Neid und der Missgunst der Menschen, von der Steuer, die man dem Kaiser geben soll und was nun eigentlich das höchste Gebot ist, auch davon, was nach dem Tod kommt.
Das sind allesamt Gedanken zur „richtigen“ Nachfolge. Damit bereitet er seine Jünger und seine Anhänger auf die Zeit ohne ihn vor.
Kurz vor dem Ende seines irdischen Weges möchte Jesus seinen Zuhörern etwas ganz Besonderes mitgeben.
Keine ethisch-moralischen Worte mit erhobenem Finger sollen es sein, nein, es sollen Worte sein, die seinen Zuhörern ganz tief ins Herz dringen.
Jesus sieht in der Hingabe der Witwe ein unglaublich großes Vertrauen, das sie ihrem Schöpfer gegenüber hat.
Am Tempel, wo über den Glauben gelehrt wird, will die Frau mit dem, was ihr zur Verfügung steht, ihre Dankbarkeit zeigen. Sie drückt mit ihrer Gabe aus, wie sehr sie ihr Schicksal und ihr Leben in die Hand Gottes legt. 
Sie vertraut darauf, dass ihr Weg behütet bleibt, obgleich sie als Witwe finanziell am Abgrund steht.
Denn zur damaligen Zeit gab es weder eine Witwenversorgung in Form einer Rente, noch konnten sich die Frauen in erlernten Berufen selbst etwas verdienen.
Sie mussten sich auf die Mildtätigkeiten ihrer alten Familie verlassen. 
Und wenn das nicht klappte, waren sie verlassen.

Obwohl wir in einem reichen Land leben mit einer Sozialversorgung, gibt es bei uns immer mehr arme Menschen. Im Alltag sehen wir diese Menschen kaum.
Doch wenn ich an der Ausgabestelle der Tafeln in Stein oder an der Sigmundstraße vorbeifahre, erschrecke ich, wenn ich sehe, dass die Schlangen von Monat zu Monat länger werden.
Viele Menschen schämen sich, weil sie nichts haben, denn Wohlstand gilt als Zeichen der eigenen Tüchtigkeit. 
Wer nichts hat, hält sich möglichst im Hintergrund. Es soll ja keiner merken, wie es ihm geht. Wer nichts hat, kann sich nicht beteiligen am Leben. Hat kein Geld für Urlaub, kein Geld für modische Kleidung, kein Geld für die dritten Zähne. Die Kinder können nicht in einen Sportverein, können nicht mithalten mit den anderen, deren teuren Turnschuhen und neuesten Handys.

Die Witwe, die Jesus beobachtet, ist anders. Sie will trotz Armut beteiligt sein. Sie zeigt mit ihrer Spende: Dieser Tempel ist auch mein Tempel. Nicht bloß der Tempel der Wohlhabenden. Sie hält sich nicht raus. 

Liebe Gemeinde,
was Jesus also meinte, als er seine Jünger auf die Frau aufmerksam machte, war, dass jeder, egal was er hat, was er ist, welchen Platz er in der Gesellschaft einnimmt, darauf vertrauen darf, von Gott gehört zu werden.
Und umgekehrt, dass jeder vertrauen darf in und Zuflucht suchen darf bei Gott.

Von dieser Frau können wir lernen: 
Geben, sich hingeben tut gut!
Das kann auch sein, wenn wir unser Leben Gott übergeben.
Aber für uns moderne Menschen ist das eine echte Herausforderung! 
Denn am liebsten haben die meisten von uns ihr Leben selbst im Griff!
Selbstbestimmen, wo es lang gehen soll. Kalkulieren, überlegen und dann Entscheidungen treffen, die wir dann natürlich auch selbst verantworten müssen.
Ja, das klingt gut, solange wir jung, stark, mutig und selbstbewusst sind.
Trifft uns aber im Laufe unseres Lebens ein Schicksalsschlag, sieht es schon ganz anders aus.
Da werden wir plötzlich lahmgelegt. Da brechen vertraute Beziehungen weg, da tauchen plötzlich existentielle Probleme auf.

Was dann?
Dann wird es entscheidend, dass wir uns auf unsere Fundamente besinnen, darauf, woher wir kommen, 
darauf, worin wir den Sinn unseres Daseins legen. 

Jesu Botschaft für uns lautet heute:
Pflege dein Vertrauensverhältnis zu Gott – auch durch die guten Zeiten hindurch – das gibt dir dann Stärke und Mut in schlechten Zeiten!
Unser Glück finden wir, wenn wir die Hoffnung, dass wir mit Jesus im Licht stehen, nicht aufgeben, wenn uns Visionen nach vorne treiben.

Dass Gott uns dafür belohnt, mit mehr als wir uns vorstellen können, daran möchte ich glauben! 

Amen.

Gabriele Edelmann-Richter, Pfarrerin

Im Gebet geborgen sein

Von Pfarrerin Gabriele Edelmann-Richter am Sonntag Rogate, 22.05.2022 in der Stephanuskirche in Gebersdorf zu Lukas 11, 5-13

Frau hält die Hände zum Gebet gefaltet und blickt dabei nach oben.
Grafik auf Holz.

Liebe Gemeinde,

immer wieder höre ich von Menschen den Satz: Frau Pfarrerin, beten Sie für mich, das ist doch Ihre Aufgabe!
Nun ja, das mach ich gerne. Doch manchmal kommt mir die Aufforderung auch mit einem spöttischen Unterton entgegen. Mag es daran liegen, dass die Menschen in unserer säkularisierten Welt nur noch von den Kirchenvertretern das Beten erwarten oder dass die Menschen keinen Bezug mehr zum Beten haben?
Manchmal erscheint es mir auch so, dass das Sprechen über das Beten ein Tabu ist oder so persönlich, dass es keinen was angeht.

Woran mag es liegen, dass sich im Gegensatz zu den Kindern die Erwachsenen zum „Thema Gebet“ eher nicht äußern?
Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir uns beim Beten verletzlich zeigen.
Denn wenn wir beten, geht es um Gefühle der Freude, der Liebe, aber auch der Enttäuschung, der Angst, der Wut. Diese großen Gefühle tragen wir, weil wir sie keinem Menschen zumuten wollen, vor Gott.

In Augenblicken des Betens entsprechen wir nicht mehr dem Bild, das doch ein jeder von uns haben soll: stark zu sein, optimistisch zu sein, entspannt zu sein. Nein, beim Beten sind wir verletzlich, weil wir da ganz ehrlich sind.
Ein weiterer Grund, weshalb sich Erwachsene nicht übers Beten äußern wollen, liegt darin, dass viele Menschen große Zweifel haben, ob Beten überhaupt was bringt.
Denn das Gegenüber, Gott, an den sich die Gläubigen wenden, kann ja nicht bewiesen werden.
Könnte ja alles nur fromme Einbildung sein.

Wenn wir uns die Katastrophen der letzten Monate ansehen, kann schon auch der Frömmste unter uns Zweifel in Bezug auf die Allmacht Gottes haben:
Wann endlich bereitet er dem Krieg in der Ukraine ein Ende?
Warum lässt er stets neue Corona-Varianten auftauchen?
Und was ist mit dem ganz persönlichen Unglück, wenn trotz intensiven Betens der Partner stirbt, die Kinder sich scheiden lassen, der Erbstreit sich nicht beilegen lässt?

Solche Ereignisse treffen uns ins Herz, das Gebet verliert seine Unschuld und uns drängt sich die Frage auf, was vermag ein Gebet und was nicht?

Unseren heutigen Predigttext haben wir vorhin als Evangeliumslesung schon gehört.
In seiner Rede versucht Jesus seinen Anhängern und Freunden die Augen dafür zu öffnen, was Beten bedeutet.
Dabei ist er nicht zimperlich. Seine Ausführungen sind nicht von sanften Worten geprägt, sondern von drastischen Bildern:
Da klingelt ein Mann mit Vehemenz seinen Freund mitten in der Nacht heraus, weil er für seinen Überraschungsgast bei sich zuhause nichts mehr im Vorratsschrank findet.
Jesus erzählt auch von einem Sohn, der seinen Vater um einen Fisch bittet, den Fisch bekommt, nicht etwa eine Schlange.
Erzählt wird von einem zweiten Sohn, der seinen Vater um ein Ei bittet, das Ei bekommt, nicht etwa einen Skorpion.

Liebe Gemeinde,

wie damals Jesu Zuhörer, so werden auch Sie sagen: Na, das ist doch selbstverständlich, dass wir einem guten Freund aushelfen und dass es ein Vater mit den Söhnen gut meint!
Dennoch wissen alle Eltern, dass man den Kindern nicht alle Wünsche erfüllen darf.
Nur das, was man als Eltern mit gutem Gewissen verantworten kann, kann gewährt werden. Aus der Pädagogik wissen wir: Geben Eltern immer nach und erfüllen jeden Wunsch, wird es das Kind im Leben schwer haben, da es keinen Verzicht gewohnt ist.

Wie verhält es sich nun mit unseren Bitten, die wir an Gott richten? Was erwarten wir da von Gott?
Jesus verspricht in seiner Rede: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt und wer da sucht, der findet und wer da anklopft, dem wird aufgetan!“
Hmm … Eins zu eins auf unser Leben und auf unsere Wünsche umsetzen, lässt sich das sicher nicht.
Denn auf welche Weise wir auch immer an Gott glauben, wir wissen doch, dass Gott keine Maschine ist, die uns per Knopfdruck unseren Wunsch erfüllt.
Entscheidend ist doch, wie wir uns Gott vorstellen.
Wir Christen glauben daran, dass Gott uns begleitet, dass Gott in unser Leben hineinwirkt, dass Gott uns Lasten auferlegt, aber uns auch hilft, sie zu tragen!

Gott ist nicht der Verursacher des Übels, sondern der Tröster und der Begleiter durch das Übel hindurch!
Wie Gott im Einzelnen wirkt, weiß keiner von uns.
Keiner von uns kann die Existenz Gottes beweisen.

Aber was wir können ist, Gott radikal zu vertrauen!
Wir können uns faszinieren lassen von den biblischen Geschichten, die von Gottes Macht erzählen, wie sie sein Volk und auch die ersten Christen erfahren haben.
Wie die Gläubigen aber auch immer wieder auf die Probe gestellt wurden und dem Schöpfer trotz allem bis heute vertrauen.
Durch seine Menschwerdung in Jesus hat sich Gott dem Elend der Welt ausgesetzt.
Gott weiß, wie es uns geht, wenn wir von Sorgen und Angst geplagt werden.
Durch seinen Sohn hat er alles selbst durchgemacht.

Gott kennt unsere Gedanken, ehe wir diese in Worte fassen.
Deshalb ist es für Gott nicht wichtig, wie wir unsere Bitten formulieren, ob wir sie in das Vaterunser hineinlegen oder in einen Psalm oder ob wir frei heraus sprechen, alleine oder in der Gruppe. Selbst ein Satz oder ein Schrei zum Himmel genügen.

Gebete sind für uns wichtig, um uns zu befreien.
Beim Beten geht es um unseren Sinneswandel, d.h. das ewige Kreisen unserer Gedanken hat ein Ende, wir geben unseren Gedanken eine Richtung. Die Richtung hin zu Gott!
Beten bedeutet, alles bei Gott abzuladen, uns zu erleichtern, damit wir wieder nach vorne laufen können.
Und aus der Bitte um Hilfe kann dann die Frage:
„Was kann ich tun?“ werden.

Ich bin sicher, dass viele von uns von so einer Wandlung erzählen können.
Manche mögen das „Schicksal“ oder „Glück“ nennen.
Christen nennen das „Fügung“ oder „Vorsehung“.

Gottes Möglichkeiten auf unser Beten zu reagieren sind dabei unendlich:
Das können schon mal Worte eines Freundes sein oder biblische Worte, die uns zugesprochen werden.
Wir dürfen auf die Kraft des Heiligen Geistes hoffen, der uns im Gebet eine tiefe Freude und eine heitere Gelassenheit schenkt.
So verlieren die Widrigkeiten unseres Lebens ihre Macht, wenn wir unser Leben im Gebet ganz Gott anvertrauen.
Dann geht der Himmel über uns auf.
Heute und in den Zeiten, die vor uns liegen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

Gabriele Edelmann-Richter, Pfarrerin